aufzubringen. Jedenfalls würde aber die spanische Regierung auf ein solches vorgebliches oder wirkliches Anerbieten der kubanischen Insurgenten ebensowenig cingehen, als sie dies gegenüber der seinerzeit bezüglich Cubas erfolgten Kauf, offerte Nordamerikas gethan hat. In jüngster Zeit sind von Spanien neue Verstärkungen nach Cuba abgegangen. Unter ihnen befand sich auch eine Husaren-Eskadron, welche von einem Sohne des früheren Marschalls Bazaine befehligt wird. Ein anderer Sohn Bazaines, welcher in den Reihen der spanischen Truppen auf Cuba als Freiwilliger diente, ist daselbst dem gelben Fieber erlegen
Japan soll jetzt nach russischen Meldungen geneigt sein, die Halbinsel Liaotong gegen eine von China zu erlegende Ergänzungs-Kriegsentschädigung von 30 Millionen Taels zu räumen.
Vermischtes.
Lehrreiche Beobachtungen über den Zusammenhang von Ausholzung der Wälder und Entv ölkerun g eines Landes wurden an der Hand statistischer Nachweise in Frankreich gemacht. Dreißig Departements, in denen ganze Wälder ausgerottet worden sind, haben seit der letzten Volkszählung vom Jahre 1886 nicht weniger als 80000 Einwohner verloren. Es darf fast als ein Naturgesetz gelten: Sollen die Thäler bewohnt sein, müssen die Berge einen ausreichenden Waldbestand aufweisen. Denn wenn der Bergrücken kahl ist, so vollenden Bergströme und wandernde Gletscher ihr Zerstörungswerk, ohne daß ihnen Hindernisse im Wege stehen, vernichten die Kulturen und schwemmen den pflanzentragenden Humus fort. Der Landbebauer, den der unfruchtbar gewordene Boden nicht mehr ernähren kann, lebt im Elend oder wandert aus. Die Ausholzung ist also einer der Hauptgründe der Entvölkerung. Alle Landstriche Afrikas und Asiens, die der Mensch in seiner Thorheit abgeholzt hat, sind Wüsteneien geworden. Zentralasien bevölkert sich wieder, nicht nur, weil die Russen dort eine Eisenbahn gebaut, sondern vor allem, weil sie sich anschicken, dort wieder Waldschonungen anzulegen, wo die turkmenischen Nomadenstämme Steppen geschaffen haben, um für ihre Herden Weideland zu schaffen, Baumschläge verbrannten, das nachwachsende Knieholz vernichteten und den ganzen Boden vollständig abgrasen ließen. In Frankreich hat man berechnet, daß die durch Ueberschwemmungen hervorgerufenen Schäden sich jährlich auf 89 Millionen Franks beziffern. Wenn man also in den Alpen- und Pyrenäen-Departements durch Anpflanzungen neuer Wälder den Ueberschwemm- ungen Halt gebieten könnte, würden die Flurschäden außerordentlich verringert werden, das Land jährlich vielleicht 80 Millionen ersparen, was der Erhaltung von 100 000 Bauernfamilien gleichkäme, die bei dem jetzigen Stande der Dinge wirtschaftlich zu Grunde gehen.
Berlin, 24. Aug. Ein reizendes Ge- schichtchen vom „Veteranen-Zylinder", der ja jetzt bei den vielen Erinnerungsfeierlichkeiten in oft recht fragwürdigen Exemplaren eine hervorragende Rolle spielt, wirs der „Berl. Ztg." von einem Leser mitgeteilt. Am Sonntag morgen kam Herrn S., einem Veteranen von 1870 plötzlich die Pflicht zum Bewußtsein, ebenfalls dem Appell aus dem Tempelhofer Felde beiwohnen zu müssen. Er teilte dies seiner besseren Ehehälfte mit und schloß mit dem Bemerken: „Mutter, nu jieb mir man meinen Zy- linder." lieber diese letzte Wendung des Gesprächs war Frau X keineswegs erbaut. Sie suchte ihrem Mann die Notwendigkeit der schwarzen Glanzröhre auszureden. Da dieser auf seinem Vorhaben bestand, erklärte sie: „Dein Zylinder wird wohl 'n bischen angebeult sein, ich habe nämlich schon Jahre lang meine Wäscheklammern darin." Das Gesicht, das Herr L hiezu machte, war nichts weniger als freudestrahlend, schleunigst ließ er den Hut vom Hängeboden herunterholen. Schön sah der Kopfschmuck nun freilich gerade nicht aus, doch gelang es der
Kunst des „Kopfschusters" bald, ihm einen „Glanz auf Neu" zu geben, so daß dieser Veteranen- Zylinder doch noch immer neben den anderen am Montag auf dem Tempelhofer Felde recht würdig sich ausnahm.
Berlin, 27. August. Eine selbsterlebte Geschichte aus dem Kriege von 1870/71 erzählt ein Leser der „Täglichen Rundschau": Am 17. September 1870 rückte das damalige Königs-Grenadier-Regiment (2. Westpr.) Nr. 7 bei Villeneuve- St. Georges über die Seine. Mitten auf der Ponton-Brücke äußerte ein braver schlesischer Königs-Grenadier im schönsten schlesischen Dialekt: „Nu Jekersch, jezt hcißts freilich nicht mehr „Seine", sondern „Meine".
(Auch eine Jubilarin.) Die Erbswurst wurde 1870 von dem Koch Grünberg erfunden, welcher das Geheimnis der Bereitung dem Staate für 35 000 Thaler überließ. Sie wurde im Feldzug zuerst bei der Armee eingeführt. Eine gewaltige Thätigkeit wurde in der „Fabrik der Erbswürste" entfaltet; täglich waren 200 Schlächter mit 400 Arbeitern bei der Herstellung von früh bisffpät beschäftigt. Hierzu traten noch 30 an 50 Kesseln thätige Köche. Später wurden die Arbeitskräfte noch so vermehrt, daß täglich 100000 Würste fabriziert werden konnten. Die Versendung der letzteren an die Truppen geschah in Blechbüchsen und Därmen. Durch die Ernährung mit der Erbswurst wurden bedeutende Ersparnisse gegen frühere Kriege erzielt.
Waldangelloch (A. Sinsheim), 26. Aug. Pfarrei-Erledigung. Seit dem im Januar d. I. erfolgten, Ableben des Herrn Pfarrers K. Fuhr, welcher seit 13 Jahren unserer Gemeinde als Seelsorger Vorstand, ist die hiesige Pfarrstelle erledigt. Es ist der sehnliche Wunsch der Gemeinde, recht bald einen tüchtigen Geistlichen zu erhalten. Es dürfte vielleicht für die Leser nicht uninteressant sein, zu erfahren, wie zu Anfang dieses Jahrhunderts ein hiesiger Geistlicher an die Kirchengemeinde ein Gesuch in poetischer Form richtete:
„Macht mich doch zum Kirchenpseiler Der Gemeinde Poppenweiler!
Werd' ich's nicht, dann bleib' ich noch Pfarrer in Waldangelloch"
worauf folgende erfreuliche Antwort erfolgt sein soll:
„Du sollst werden Kirchenpseiler Der Gemeinde Poppenweiler;
Dieses setzt für dich in's Werk Herzog Karl von Württemberg.
Hoffentlich lassen sich unsere jüngeren Geistlichen, unter denen ja viele tüchtige Kräfte sein sollen, ermutigen, sich um die hiesige Stelle zu bewerben. (Waldangelloch war bis 1806 zur Hälfte württembergisch, zur Hälfte badisch; die Pfarrstelle wurde von Württemberg besetzt.)
Die Einfuhr von Uhren nach Japan aus Deutschland, hat seit 1893 um 100 Proz. zu-, aus England und Amerika noch viel bedeutender abgenommen, ob der Billigkeit, der Güte oder politischen Freundschaft wegen. sei dahingestellt. Wie wir durch das Intern. Patentbureau von Heimann u. Co. in Oppeln erfahren, sind die deutschen Steh- und Wanduhren, namentlich jedoch die runden billigen Weckuhren, welch letztere 6 bis 8 M. erzielen, sehr gesucht. Der Begehr nach Wanduhren wird jedoch nicht mehr auf Jahrzehnte hieraus steigen, da in Japan bereits selbst ca. ein Dutzend Wanduhrenfabriken ihre Produkte teils im Lande absetzen, hauptsächlich jedoch nach China aussühren. Für die deutsche Taschenuhrenfabrikation bleibt Japan vorläufig noch Absatzgebiet. Leider bestätigt die Statistik, daß der Gesamthandel an Erzeugnissen stark zurückgeht und Englands und Amerikas Handel nach Japan sich bedeutend gehoben hat. (Obengenanntes Patentbureau erteilt den geschätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen gratis.)
Wer einen Brief an einen Bewohner von Sohland in der Oberlausitz schreibt, der
wird Mühe haben, die Adresse genau anzugcben, denn bei diesem unendlichen Dorf unterscheidet man, wie die „Leipz. Ztg." angiebt, nicht weniger als zehn Dorfteile, nämlich Wendischsohland, Nieder-, Mittel- u. Obersohland, ferner Aeußerst- niedersohland, Aeußerstmittelsolland, Neumittel- sohland und Neuobersohland, außerdem noch Sohland Oberdorf und Neudorf Sohland. Es steht zu hoffen, daß sich mit der Zeit noch ein Aeußerstneuobersohland entwickelt. Bei der Adresse eines Sohländers muß man schließlich nicht vergessen hinzuzusügen, daß Sohland an der Spree auch gemeint ist zum Unterschied von dem am Rothstein bei Löbau, oder auch in Ober-, Mittel- und Niedersohland zerfällt. Und wenn man nun noch bedenkt, daß jeder zweite oder dritte Mensch in Sohland den Familiennamen Thomas führt, so kann man sich vor» stellen, was der Postbote von Sohland für einen aufreibenden Beruf hat.
Halt! Halt! Umzug bezahle ich —. lautet die Ueberschrift eines Inserats in einer Zeitung, mittels dessen ein Hausbesitzer in Moabit einen Mieter für seine Wohnung sucht. Die freiwillige Uebernahme der Umzugskosten seitens des Hauswirts ist sicher ein Zeichen dafür, wie schwer ein Mieter gegenwärtig aufzutreiben ist.
(Kindermund.) Hänschen: „Marne, ich habe gleich gewußt, als ich in's Haus kam, daß Besuch da war." — Mama: „Woran hast Du denn das gemerkt, mein Kind?"" — Hänschen: „Du sprachst so liebenswürdig!"
(Reinlichkeit.) Gast: „Herr Wirt, was bringen Sie denn für ein Besteck? Messer und Gabel sind ja ganz sandig?" — Wirt: „Das ist ja bloß Putzpulver, damit sind sie ja gereinigt worden."
Ein Mediziner wurde über Pulver-Verletz- ung examiniert. „Was würden Sie thun," fragte ihn der Examinator, „wenn Jemand durch Pulver in die Luft gesprengt worden wäre?" — „Ich würde warten, bis er herunter käme," war die Antwort.
Auflösung des Pyramideu-Nätsels in Nr. 137.
S
E l i
Doge A k j a b Nomade Franken Ebenholz S a l o n i c h i Toggenburg
Auflösung des Zahlen-Rätsels in Nr. 138.
Sudan.
Elta.
David.
Aline.
Nantes.
Telegramme.
Berlin, 2. Sept. Die Parade über das Gardekorps ist glänzend verlausen. Der Kaiser wurde vom Publikum enthusiastisch begrüßt. » Der Parade wohnten die 4 ältesten kaiserlichen Prinzen, die Könige von Sachsen und Württemberg, die Großherzogin von Baden und andere Fürstlichkeiten bei. Der Kaiser ernannte die Grobherzogin von Baden zum Chef des Augusta-Regiments. Die deutsch-amerikanischen Veteranen wohnen dem heute Abend stattfindenden Zapfenstreich auf der Schloßterasse bei.
Bestellungen
auf den
Gnzthaler
für den Monat September können noch bei allen Postämtern und Postboten gemacht werden. In Neuenbürg abonniert man bei der Expedition. Wir bitten unsere Freunde, sich für immer weitere Verbreitung unseres Blattes gütigst verwenden zu wollen.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.