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Erscheint Dienstags, Donnerstags und S Die EinrückungSqrbühr beträgt im Bezirk und riwöebung S Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg.
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Samstag, den 22. Juni 1901.
Vierteljährlicher AbonnementspreiS in der Stabt Mk. 1.10 § ins Haus gebracht, Mk. 1 . 15 durch die Post bezogen im Bezirk; ^ außer Bezirk Mk. 1» 35.
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Calw. (Die Entgegnung der „Tagwacht.) Auf deu überaus heftigen Angriff des Reichstagsqbgcordneteu Schrcmpf gegen den Redakteur der „Schwäbischen Tagwacht", Landtags- abgeordneten Täuscher, schreibt das sozialdemokratische Organ:
Wir lehnen es ab, Herrn Schremps auf dieses Gebiet der persönlichen Beleidigung zu folgen. Zur Sache selbst das folgende- Wir sind nicht gewillt, den .Vorwärts" in Folge der Anrempclung des Herrn Schremps zu einer vorzeitiaen Veröffentlichung der Namen der subventionierten Abgeordneten der Rechten zu veranlassen, um uns gegen die massiven Beleidigungen Schrempfs zu schützen. Der „Vorwärts" wird zu dem Zeitpunkt, wo es das öffentliche Interesse erheischt, den Schleier lüsten. Bis dahin nehmen wir loyaler Weise von Schrempfs Veröffentlichung Notiz und erklären, daß Herr Schremps nach seiner Aussage als „Reise- Prediger' des Bundes der Landwirte keine Subvention bezieht.
Das ist ein sehr schwächlicher Rückzug. Wir meinen — so schreibt der „Beob." hiezu — es würde sowohl im öffentlichen Interesse als in dem persönlichen des angegriffenen Abgeordneten von Cannstatt gelegen sein, wenn der Genosse Tauscher nicht auf eine unabsehbare- Zukunft vertröstet, sondern seine Kollegen vom „Vorwärts" wenigstens im „Fall Schremps" veranlaßt hätte, deu Schleier jetzt schon zu lüften, falls der „Vorwärts" das überhaupt kann. Ueber die übrigen Subventionierten könnte ja immerhin der Schleier noch weiter gedeckt bleiben, bis auch hier das „öffentliche Interesse" dieselbe Prozedur erheischt.
Stuttgart, 19. Juni. Für Auswanderer, seien cs Ackerbauer, Weiugärtner oder Industrielle, erweist sich kein Land geeigneter, eine sichere freie Existenz zu gründen, als die Republik Chile in Südamerika. Es ist ein lang
gestrecktes, am stillen Ozean gelegenes Land mit einem herrlichen gemäßigten Klima; in seinem mittleren Teil gedeihen selbst tropische Gewächse, in Gärten, Magnolien , Oliven, Feigen u. s. w.; Gewitter und Schnecsälle sind äußerst selten; die Hitze im heißesten Sommer steigt nicht über 28 ° L. Fieber und andere derartige Krankheiten sind in ganz Chile unbekannt. Bürgerkriege gab es nur einen in den letzten 40 Jahren, welche leider in den meisten südamerikanischcn Republiken an der Tagesordnung sind. Chile ist größer als das deutsche Reich und hat nur 3'/, Millionen Einwohner, darunter keinen einzigen Neger. Die ca. 10 000 Deutschen, welche im Land leben, meist im Süden, fanden beinahe alle ihr gutes, teilweise glänzendes Auskommen. Sie allein sind die Gründer der noch kleinen Industrie in Chile. Mindestens weitere 10 Millionen Einwanderer, welche arbeiten mögen, würden ihren Lebensunterhalt durch Ackerbau, Viehzucht, Industrie und bessere Ausbeutung der Bergwerke und Wälder finden, zumal als sie von der Regierung bestens unterstützt werden. Plan wende stch. au. die Generalegcutur Chiles für Auswanderung in Paris <8c,uars In Lroz-srs Xr. 2) Eine neue Broschüre „Beschreibung von Chile" ist von dem chilenischen Konsulat in Stuttgart gratis zu erhalten, welche jedem die genaueste Beschreibung des Landes bietet. (Schw. B.)
Stuttgart, 19. Juni. Die Abgeordnetenkammer nahm heute mit 58 gegen 14 Stimmen einen Antrag an, durch welchen die Regierung auf- gcfordert wird, für jeden der vier Kreise eine landwirtschaftliche Kammer zu errichten. Ein Antrag der deutschen Partei, welcher sich für eine Centralkammer aussprach, wurde mit 39 gegen 32 Stimmen abgelehnt.
Stuttgart, 20. Juni. Die Kammer der Abgeordneten beschäftigte heute die Interpellation Schumacher und Gen. über den Stand der
Saaten und F u t t er g e w ä ch s e. Der Interpellant kennzcichnete die Anfrage als einen rechtzeitigen Warnungsruf gegen eine Wiederkehr der Fehler von 1893. Staatsminister des Innern Dr. v. Pischek stellte auf Grund der Berichte des Statist. Landesamts fest, daß eine Futternot in größerem Umfang nicht in Aussicht zu nehmen, jedenfalls eine staatliche Aktion z. Z. nicht an
gezeigt ist. Wohl aber sei ein erheblicher Streumangel zu gewärtigen, wogegen die Regierung bereits Vorkehrungen eingeleitet habe (die der Herr Minister im Einzelnen aufführte). Sollte je wider Erwarten eine wirkliche Futternot cintreten, so
werde die Regierung nichts versäumen, um einer Verschleuderung des Viehs vorzubeugen. Staatsminister der Finanzen v. Zeyer gab Kenntnis von den zur Abgabe von Gras und Streu aus den Waldungen, zur Verbreitung von Torfstreu ec. erlassenen Verfügungen. Es sprachen sodann eine Reihe ländlicher Abgeordneter über die Wahrnehmungen in ihrem Bezirk. Während der Abg. Rath den Beamten ansann, auf die Gehaltsordnung zu Gunsten der Landwirte zu verzichten, stimmten weitaus die meisten Redner darin überein, daß von einem Vergleich mit 1893 nicht entfernt die Rede
sein kann, und daß vorerst nur der Ltreumaugel
sich als Kalamität darstellt. Mehrere Redner warnten vor llcbertreibungen, die nur den Händlern Vorwand zur Steigerung der Preise für Kraftfuttermittel oder zur Herabdrückung der Viehpreise geben. Tie Erörterung nahm mehrfach den Charakter einer Laubstreudebatte an. Abg. K. Haußmann polemisierte gegen die Aeußerungen des Grafen Neipperg in der 1. Kammer betr. die Abgabe von Laubstreu, Graf Uxkull nahm die Forstleute in Schutz und wendete sich seinerseits gegen Abgeordnete, die das Notstandsgeschrei ausbeulen, worauf wiederum K. Haußmann entgegnete. Angenommen wurde nach Zustimmung vom Rcgierungstisch ein
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ll. Nachdruck verboten.
Dem Leben zurückgegeben.
Roman von B. Ern st.
(Fortsetzung.)
Von da an, fuhr Herbert fort, ging es mit Riesenschritten bergab. Meine arme Mutter hat den großen Irrtum ihres Lebens schwer gebüßt. Der ruhelosen Zeit folgten Jahre voll der traurigsten Entbehrungen. Sie, die von Kindheit an nur glückliche, bequeme Verhältnisse gekannt hatte, mußte allmählich auf alles verzichten lernen, was ihr nolwendig und eine Gewohnheit gewesen war. Ich und meine Schwester waren ihr einziger Halt und ihr einziger Trost. Als ich zwölf Jahre alt war, starb sie — ich kann wohl sagen an Gram — und mein unbeschreiblicher Jammer um ihren Verlust wird dir vielleicht noch in Erinnerung sein. Mit der Einsicht in die Ursache desselben wuchs in mir ein unbezwinglicher Groll gegen meinen Vater auf."
„Ich weiß aber," sagte Kuno, „daß auch dein Vater damals sehr betrübt war, und daß ich meine Eltern oft sagen hörte, er sei ganz gebrochen."
„Gebrochen war er vielleicht," antwortete Herbert bitter, „aber nicht gebessert. Jener großen Schuld gegen seine Gattin fügte er eine zweite gegen seinen Sohn hinzu Wie du weißt, wollte ich Jura studieren. Aber da: geschah nicht, weil mein Vater behauptete, daß ich, als einziger Sohn verpflichte: sei, das Erbgut meiner Väter zu übernehmen. Dies Erbgut, von dem ihm fast nichts mehr gehörte! Onkel Franz, der zu jener Zeit um meinetwillen die heftigsten Scencn mit meinem Vater hatte, hatte es am.liebsten gesehen, wenn ich gegen sein Verbot mich der beabsichtigten Laufbahn gewidmet hätte; er selber wollte mir die Mittel zum Studium geben. Ich Härte allerdings seiner Ansicht folgen sollen, aber ich konnte mich nicht dazu entschließen, weil ich damit zugleich meine arme kleine Schwester aufgegeben hätte. Es wurde mir schwer, diese Selbstverleugnung zu üben. Aber ich hoffte damals doch, durch ausdauernden Fleiß noch die nötigen Mittel für ein; bescheidene Existenz der Familie retten zu können. Nach Jahren
erst wurde mir klar, daß dies eine vollständige Unmöglichkeit sei, denn mehr als einmal tauchten Wechsel auf, die mein Vater ausgestellt hatte, und mehr als die Arbeit eines ganzen Jahres wurde auf solche Weise verschlungen. Du wirst mir's nicht zum Vorwurf machen können, daß dies mich vollends g'gen meinen Vater empörte. Er hatte mich von einem erfolgversprechenden Streben abgehaltcn, um mich an diese versumpften Verhältnisse zu fesseln, und er besaß nicht einmal den Mut, seine alten Laster abzustreifen. Mit Onkel Franz zerfiel er gänzlich, als dieser ihm einmal sagte, er werde mich zu demselben Taugenichts machen, der er sei. Trotzdem hat mein Vater die Hilfe des Onkels noch oft in Anspruch genommen. Als Onkel heiratete, setzte er meinem Vater eine kleine Rente aus und sagte: „Sonst keinen Pfennig." Daß Onkel gegen mich sehr großmütig ist und mir oft bedeutende Geldgeschenke macht, die größtenteils in meines Vaters Tasche wandern, söhnt Papa nicht mit ihm aus. In seinen Augen ist es ein unverzeihliches Vergehen, daß Onkel Franz sich verheiratet und mich — da er nun eigene Kinder besitzt — um die Erbschaft gebracht hat. Onkel ist jetzt sehr leidend und bat mich aufgefordert, vor der Hand zu ihm zu kommen, um in Ruhe meine Zukunft mit ihm zu besprechen. Diese Aufforderung könnte ein Hoqnungs- strahl für mich sein, wenn nicht — Papa entschlossen wäre, mich zu begleiten."
Eine lange Pause trat ein. Dann fragte Kuno? „Wie geht es deiner Schwester?"
„Ich hoffe, sie ist gesund," war die kurze Antwort. Wieder eine Pause.
„Ich habe seit Jahren nichts mehr von ihr gehört," sagte Kuno, „und weiß — außer der Thatsache, daß sie Gräfin Nowsky geworden ist — nicht das mindeste von ihr. Lebt sie glücklich mit ihrem Manne?"
Herbert sprang auf.
„Siehst du," rief er, „dies ist die schwerste Sünde meines Vaters, und wenn ich ihm alles verzeihen könnte — diese verzeihe ich ihm nie."
Kuno starrte seinen Freund erschreckt an. „Es geht Carola nicht gut?" fragte er angstvoll. „Sage mir alles!"
„Es ist schwer, alles zu sagen," antwortete Herbert, „und auch schwer, es zu hören."
(Fortsetzung folgt.)