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Präsident Graf Villers, zahlreiche Senatoren und Deputierte gehören dem Ausschüsse an.

General Negrier soll an Stelle des aus dem aktiven Heeresdienste ausgeschiedencn Generals Gallifet zum künftigen Führer des französischen Heeres im Kriegsfälle bestimmt sein.

An Stelle des Zwiebacks will man in Frankreich sogen. Kriegsbrot einführen. ein Gebäck, das aus frischem Weizenmehl, Sauerteig oder Hefe, Wasser und Salz herzustellen ist und von dem man bei großer Haltbarkeit namentlich auch verlangt, daß es sich gut packen läßt, daher quadratisch oder rechteckig sein muß. Das Ge­wicht eines einzelnen Stückes darf 200 Gramm nicht übersteigen, und die älteren Vorräte gedenkt man im Frieden als Suppenbrot praktisch zu verwenden.

Der leidende Zustand des Kaisers Alexander veranlaßt in Petersburger Hof­kreisen große Beunruhigung.

Wien, 24. Sept. Bei dem gestrigen Rennen wurde im Jubiläumspreis Frhr. v. Münchhausens vierjährigeIlse", die diesjährige Siegerin im Badener Jubiläumspreis, dritte (3000 Kronen).

Madrid, 24. Sept. Auf der Station Moncada stießen gestern zwei Personenzüge zusammen, wovon einer dicht mit Pilgern zum Muttergottessest in Barcelona besetzt war. Vier­zig Personen wurden getütet und verwundet.

Vermischtes.

Berlin, 20. Septbr. Die neueste Er­rungenschaft auf kriminalistischem Gebiete bilden Polizei-Agentinnen. Vigilantinnen, die aus Berbrecherkreisen stammen, hat die Polizei schon lange: die Agentinnen nehmen eine höhere Stufe ein. Sie beziehen ein festes Gehalt, während das Vigilantentum von Fall zu Fall, für die geleisteten Dienste bezahlt wird. Die Kriminalpolizei ist zur Errichtung von Agentinnen dadurch gekommen, daß erfahrungsgemäß in vielen Fällen die Ermittlungsthätigkeit von Män­nern auf größere Schwierigkeiten stößt, als die der Frauen. Dies ist namentlich 'dann der Fall, wenn sich die polizeilichen Maßnahmen gegen das weibliche Geschlecht richten.

Berlin, 20. Sept. Ueber das Begräb­nis eines jüdischen Offiziers meldet eine Lokal­korrespondenz: Der Dffizier a. D. und spätere Bäckermeister Jakob in der früheren Papenstraße, jetzigen Kaiser Wilhelmstraße, ist unter allen militärischen Ehren am Sonntag Mittag auf dem Friedhofe der israelitischen Gemeinde in Weißen­see beerdigt worden. I. war einer der wenigen Juden, die es im aktiven Dienst zum Offizier gebracht haben; in der Reaktionsperiode nahm I. seinen Abschied und wurde Bäckermeister. Der 78jährige Krieger, der an Altersschwäche starb, wurde am Sonntag Mittag von dem Trauerhause Kaiser Wilhelmstraße aus unter sehr großer Be­teiligung zu Grabe gebracht.

Solingen, 20. Septbr. Ein lustiges Geigerlein muß es sein, das, wie man in der Kreuzztg." liest, seinem neugeborenen Töchter- chen den NamenBio linde" beilegen will. Wenn diese Namenssitte Eingang finden sollte, so werden sich bald Nachahmungen wieTrom- petrina",Clarinettchen" u. dgl. einstellen. Was aber sagt dazu, so fragt man sich bestürzt, der Standesbeamte von Solingen, der seinerzeit ge­stützt auf eine veraltete, nunmehr allerdings auf­gehobene Verordnung einem Familienvater die Eintragung des nicht grade ungewöhnlichen Na­mensEmma" verweigerte?

(Eine ergötzliche Ovation.) Aus Marien­burg wird berichtet: Als der Kaiser auf dem Wege zum Schlosse an einem kleinen Hause vorüberfuhr, stieg der in dem Hause gerade mit dem Kehren beschäftigte Schornsteinfeger den Zylinderhut auf dem Kopfe, auf den Schorn­stein hinaus und postierte sich dort in luftiger Höhe mit präsentierendem Besen. Se. Majestät, welcher den Schwarzkünstler bemerkte, lachte recht herzlich über diese eigenartige Huldigung.

Das gebackeneKarlsruhe. (Nachträg­lich.)Habt Ihr das gebackene Karlsruhe schon gesehen?" Das war das Losungswort in Stutt- gart, als die große deutsche Bäckerei-Ausstellung tagte, die sich eines enormen Zuspruchs erfreute. Es waren auch sehr interessante Ausstellungsob­jekte vertreten, wobei sich dasjenige der Karls­ruher Bäckergenossenschaft ganz besonders aus­zeichnete. Es bestand aus einem großen dekorativen Aufbau mit einem Portikus in der Mitte, wodurch man den Hauptplatz der Residenz erblickte. Im Hintergrund das Schloß, der Schloßplatz mit Monument, Zirkel. Kaiserstraße, dann Marktplatz mit Pyramide. Alles architektonisch und plastisch von Brot zusammengcstellt und bei azurblauem Himmel mit gut wirkendem Oberlichte beleuchtet. Man sieht sogar gebackenes Publikum aller Art. Gebackene Polytechniker wandern mit ihrem nicht minder gebackenen Hund ins Frankeneck, auf welchem die Frankenfahne weht; gebackene Pferde­bahnen erblickt man, denen ein gebackener Mann nachspringt, gebackene Engländer, die die gebackene Pyramide bewundern, schlafende gebackene Drotsch- kenkutscher und vordem Rathaussogar" gebackene Polizei. Diese mit vielem Geschmack zusammen­gestellte 5 Mir. hohe und 6 Mlr. breite Deko­ration, welche sehr stielvoll gehalten, ist von unserm auf dem originellen Gebiet wohlbekannten Maler Hoz entworfen und aufgebaut und wurde, wie schon bereits mitgeteilt, mit der höchsten Auszeichnung prämiert.

Das Vermögen der Rothschilds soll jetzt 10 Milliarden betragen; es hat sich seit 1878, wo der Pariser Zweig 1 Milliarde besaß, ver­doppelt. Wenn das so fortgeht, und ihr Ver­mögen sich alle 18 Jahre verdoppelt, werden sie im Jahre 1965 300 Milliarden besitzen! Das Vermögen sämtlicher Franzosen wird nur auf 200240 Milliarden berechnet! Ein bemerkenswerter Beitrag zur sozialen Frage!

Wien. EinStorchennest". Auf einer Besitzung des Grafen Potocki in Galizien gab es dieser Tage in einer Familie ein seltenes und merkwürdiges Erreignis: Mutter. Tochter und Enkelin genasen an einem und demselben Tage je eines gesunden kräftigen Knäbleins. Die Mutter steht im 48. Lebensjahre, bei ihr war es das 16. Kind, dem sie das Leben schenkte; ihre Tochter. 33 Jahre alt. hat bereits 8 Kinder und die Enkelin hat im vorigen Jahre, kaum

15 Jahre alt geheiratet. Sie ist mit noch nicht

16 Jahren Mutter. Sowohl ihre Mutter als auch ihre Großmutter waren zur Zeit ihrer ersten Mutterfreuden noch um einige Monate jünger. (Fabelhaft!)

Einsturz einer Brücke. Am 10. ds. ereignete sich in Recco bei Genua ein merk­würdiger Unglückäfall. Auf einer zwei Meter breiten eisernen Brücke über das 30 Mtr. breite Flüßchen Recco standen bei 500 Personen dicht­gedrängt, um eine Prozession vorüberziehen zu sehen, als plötzlich die Brücke, die für eine solche Last zu schwach war, einstürzte. Wunder­barer Weise kam nur ein kleines Mädchen, das zerdrückt wurde, ums Leben, doch haben etwa 150 Personen schwere Verletzungen davonge­tragen.

Mädchenduell. In Oneglia bei Genua spielte sich eine blutige Tragödie ab. Zwei Mädchen, das eine 20, das andere 18 Jahre alt, die denselben Mann liebten, beschlossen, die Sache durch einen Zweikampf mit scharf ge­schliffenen Messern auszutragen. Nach wenigen Sekunden stürzte das ältere in die Brust ge­troffen tot nieder, worauf das jüngere sich den Hals durchschnitt.

(Der elektrischen Straßen-Beleuchtung) scheint eine Umwandung bevorzustehen, da man in London neulich in entscheidenden Kreisen ernst­lich die Frage erwog, ob dieselbe nicht vorteil­hafter durch Glühlampen wie durch Bogenlampen geschehen könne. Wie das Pat.- u. techn. Bureau von R. Lüders in Görlitz schreibt, stand man im Allgemeinen dem Vorschläge sehr sympathisch

gegenüber und war der Ansicht, daß Glühlampen, nach Art der bisherigen Gaskandelaber arrangiert, wohl eine bessere Beleuchtung, wie die einzelnen grellen, viel Schatten werfenden Bogenlampen geben möchten, und daß dadurch, daß letztere durch die Bedienung, Einsetzen der Kohlen rc. auch in der Unterhaltung nicht billig kommen, die Glüh­lampen sich wohl auch nicht theurer stellen würden.

Auch einen Beitrag zur Eisenbahnreform, ganz im Sinne des Süddeutschen Vereins, bringt in derD. W." ein vernünftiger Sachse. Das Eingesendet lautet:

LüoLkarLLrtsu!

lüin Laekse" batte kor kurzem in Ibrem blstts darauk bingewissu, das di giltigbsit der rüekkar- lrarten ksrläuzert werdeo raöebte. >Vars es aber niebt ül kernünktigsr uud eiukaeber, di: üelckarbartea überbaupt ksrsebwiodsu su lassen? Motels Inte­resse Irak die bauverwaltunZ daran, ob icb beute oder morgen oder übsr8 ^ar oder nimals kon einer rsiee surübbers? >Vi wilbürlieb mit der Ziltigbeit der barten uingegangsn wird, seigt sieb )sst wider dsutliob in der seit dersondersüge". Nanelig barten ,,steen" 8 tage, andere 30, anders 45 tage. Vasu bornt die änderbare einsedränbang in der uoterbreobnnx der kart. ltmk maneben sügen ist nnterbrsobung auk der rnkkart bei beliebig Lien Stationen gestattet, auk andern nur bei einer oder einigen. Der reisende bat also sein geld sn be­malen ur ' wus sieb one nnterbreebung den müselig- beiten der kart untersten bei strake des kerlustes der barte! >Varum die ölen sondersügs und sus- namsbestimmungen kirr besonders orte und besonders reiten'? Ist der swsb der eisenban, den kerber ru beben oder sn bemmen? zVarum werden uiobt kür alle süge und alle seiten im jare billige preise eingekürt, damit auob der weniger bemittelte man bers und geist erkwiben bau an dem andlibbs krsmder berge und tüler, walder und ksldvr, sobald es im seine seit und seine börse erlaubt? Di eiu- namen aus den statsbaneu -würden dureb kerbillig. ung der karten bedeutend steigen; das ist soboii okt naokgewisen worden. Vas glänsendste beispil geben die strasenbangeselsebakten, dis bei einem karxreiso kon 10 Vkennig kür ^ede srebbs gerades» risengesodäkts maoben.

dedermann würde der presse su danb verpüiektst sein, wen si sieb der rekorm des eisenbanwessns auks naebdrübliebsts annsbmen wollte, ^.ueb ei» Labss.

(Wer Vieles bringt, wird Jedem Etwas bringen.) In Hengler's Zirkus in Liverpool giebt ein Mr. H- Rowe Abendunterhaltungen mit folgendem Programm: Zuerst hält Mr. Rowe einen Vortrag über Gesundheitspflege, bei dem verschiedene photographisch hergestellte Dar­stellungen der menschlichen Anatomie mit einem Sciopticon auf eine Leinwand projiciert werden. Dann hält er einen Gesangsvortrag. Ein Or- chestrion und ein Solopianist sorgen für Instru­mentalmusik, und um in das Programm Abwechsel­ung zu bringen, werden in den Pausen auf Wunsch Zähne ausgezogen. So gestalten sich Zwischen­akte und Vorstellung zu einem harmonischen Ganzen.

Mit dem 1 . Oktober beginnt ein neues vierteljährliches Abonnement auf den

Gnxthiiler.

Wir bitten unsere geehrten Leser die Be­stellungen bei der bisherigen Bezugsstelle als­bald zu erneuern, wenn keine Unterbrechung im Empfang des Blattes eintreten soll.

Dem aufmerksamen Leser wird die rasche Mitteilung der wichtigsten politischen Ereignisse, welche durch den telegraphischen Nachrichtendienst des Enzthälers wesentlich unterstützt wird, nicht entgangen sein, wie er über die Bestrebungen der Redaktion, den lokalen Teil in unparteiischer Weise zu pflegen und im Unterhaltenden Teil manches Interessante und Nützliche zu bringen, längst sein Urteil gebildet haben wird.

Wir hoffen mit dem Eintritt in das Winter­halbjahr wieder eine erfreuliche Zahl neuer Freunde zu gewinnen.

Für Bekanntmachungen aller Art eignet sich der Enzthäler als meistgelesenstes Blatt im Oberamtsbezirk besonders, es ist den Anzeigen in unserem Blatt erfahrungsgemäß der beste Er­folg gesichert.

HtcksWu ». sttt AuWlM. Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.