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schwere Verluste zu. Die Schlacht dauerte angeblich 6 Stunden, worauf das japanische Geschwader durch den Verlust von vier Schiffen stark beschädigt abdampfle. Die Chinesen verfolgten es nicht, behaupten aber, die Truppenlandung bewerkstelligt zu haben. Augenblicklich soll die chinesische Flotte nach Wai-Hei-Wai zurückgekehrt sein, doch behauptet man, daß zwei Transportschiffe mit ollen Truppen in die Luft flogen. Jedenfalls beläuft sich der beiderseitige Verlust an Menschenleben auf verschiedene Tausende. In Shangai herrscht der Eindruck, daß die Seeschlacht verhängnisvoller war, als die Chinesen zugeben. Jedenfalls ist durch den Verlust der zwei größten chinesischen Schlachtschiffe das Gleichgewicht zwischen der chinesischen und japanischen Flotte hergestellt.
Unterhaltender Heil.
Der schwarze Lude.
Eine Wilderergeschichte aus dem Rothaargebirge von Chr. Fleischhauer.
(Nach einer wahren Begebenheit.)
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Durch das Gehirn des Mannes fuhr ein Gedanke, vor dem er selbst erschrack, er muß ein häßlicher sein.-
Und doch, mischest du dich so in meine innersten Angelegenheiten, Lude, ist's aus mit der Freundschaft zwischen uus beiden. Aus ist's, es mag biegen oder brechen.-
Ich kenne deine Schlupfwinkel! Hm! Wenn sie ihn fangen — wenn eine Kugel dabei —
-wenn es dann heißt, der Lindenwirt hat
ihn in unsere Hände gegeben — — wer will ihm glauben, wenn er anklagend austritt? Ich bin der Ehrenmann, ich, nicht er, wer sagt anders?
Herr Gott, nicht mal einen vernünftigen Mittagsschlaf lassen die Gedanken mehr zu. diese Gedanken. Und nun wieder auf das Letzte zu kommen. Abwehrend hebt sich die Hand, wie ein Gespenst abzuwehren, das leise, unhörbar herannaht. Aber wer kann ihnen wehren, den Gedanken, die Tag und Nacht einen verfolgen? Am leichtesten und raschesten wächst das Unkraut.
Schlaflos hatte sich der Lindenwirt Nächte lang auf seinem Lager gewälzt..^Der Druck, den Lude, wenn auch zunächst leicht, auf ihn ausgeübt, der ihm anfangs gar nicht so drückend erschien, war ihm. dem stolzen, wohlhabenden Mann unerträglich geworden. Fest war sein Vorsatz geworden, die Macht des Wilderers von
sich zu schütteln und wenn-Und doch
mochte die Macht, die Lude auf den Wirt aus- übte, nicht gering sein. Hatte doch Christoph es nicht gewagt, der Tochter Vorwürfe über ihr Thun zu machen. Aber er ließ sie nicht aus den Augen, eine Begegnung der Liebenden Hintertrieb er auf jede Weise.
Ähnlicher Wilderer die Gedanken, die seinem Freunde schlaflose Nächte bereiteten? Wer weiß es. Doch es schien fast so. Denn oft streifte sein scharfes Auge den unstät flackernden Blick des Wirtes, wenn sie beratend im Hinterstübchen zusammensaßen. Und seine Besuche im Wirtshaus zur Linde wurden seltener, sein Verhalten weniger zutraulich, vorsichtiger.
Doch wenn er allein war und sinnend vor sich hin schaute, sprach entschlossener Sinn aus dem festen Blick. Und wenn das schwarze Auge mißtrauisch den Freund streifte, blitzte in dem Blicke etwas, das Unheilvolles verhieß.
8 .
Mild ist die Sommernacht. Rosel saß am Fenster ihres Stübchens. Bor ihr unten liegt der kleine Garten, vom Mondschein Überflossen, aber vergeblich suchen die Strahlen des Nacht- gcstirns hinein zu tauchen in das Innere der schattigen Laube da unten. Des Mädchens Augen blickten auf das traute Plätzchen, es ist ihm, als ob die Ranken sich teilten und ein liebes Gesicht im Rahmen des grünen Blattwerks. Und bewegen sich nicht in der That die Aeste und Zweige? Greift nicht eine Hand in das Blattwerk und biegt es vorsichtig auseinander? Taucht nicht ein Kopf auf, jetzt die Schulter? Der erste Gedanke der stillen Beobachterin ist der, daß ihr
Haus auf diesem Wege es versucht, zu ihr zu dringen. Ihr Herz klopfte hörbar in stillem Verlangen und doch wieder in verzehrender Angst.
Doch der ist ihr Hans nicht. Der ist der der schwarze Lude, dessen Gestalt durch das Astwerk schlüpft. Ja, er ist's, der schwarze Bart, der breite Hut, es ist keine Täuschung. Aber warum kommt der Mann heute Abend so vorsichtig -sollte drüben-das Gesinde
sprach davon, daß Militär in die Gegend gelegt wurde —-
In wenig Sätzen hatte der Wilderer das Gärtchen durchquert und stand unter dem Fenster, aus dessen Licht das Mädchen unwillkürlich einen Schritt zurückgewichen ist.
Unter ihr befindet sich noch ein Fenster, das direkt auf einen Gang mündet, der längs durch's Haus läuft.
Ein leises Klopfen? Sie hört das Fenster knarren, es wird geöffnet. Sie hört die flüsternde Stimme ihres Vaters. Unwillkürlich beugt das Mädchen sich vor. Sein Antlitz ist fast vergraben in den Blüten und Blättern der Blumen, die er auf dem Fensterbrett pflegt.
„Bist Du's, Lude!" fragte, lauter vielleicht als nötig, der Wirt.
Ja, aber so sprich doch leiser, die Wände haben Ohren!"
„Also ist es war, daß die Soldaten angekommen ?"
„Es ist so. Das Kommando ist heute am frühen Morgen in der Oberförsterei eingetroffen. Die Leute müssen die ganze Nacht marschiert sein!"
„Natürlich," lachte der Wirt, „sie dürfen doch kein Aufsehen erregen und am Hellen Tage
-doch eine Frage, hast Du Furcht,
Lude?„
„Furcht? Warum sollte ich?"
„Ich meine nur so. wäre es nicht vielleicht doch besser, Du gingst über die Grenze?" Der Wildrer warf einen forschenden Blick auf das Antlitz des Wirtes, der immer noch im offenen Fenster stand.
„Nein!" antwortete er dann schroff, „für's erste noch nicht, doch fürchtest Du für Dich, Christoph, ich kann wieder gehen." Er wandte sich zurück, wohl nicht, um seinen Worten die That folgen zu lassen, sondern einen prüfenden Blick über den Garten zu werfen. Fürchtete der vorsichtige Mann etwas?
„Aber Lude!" rief der Wirt, „wie kannst Du nur so denken und sprechen. Was sollte ich fürchten? Führe ich nicht offenes Wirtshaus, kann ich nicht hier verkehren lassen, wen ich will?"
„'s ist gut. Mache Platz!" Er drängt den Wirt zur Seite.
„Bist Du allein, Lude?"
„Nein, die anderen beiden kommen auch, wie wir verabredet."
Er stieg durchs Fenster ins Haus. Den Knebel des Fensters schloß Christoph leise aber fest. — Er fah nicht, wie der blitzende Blick seines Gastes über seine Gestalt niederglitt.
Atemlos hatte das Mädchen im oberen Stocke dem Gespräch der Männer gelauscht. Also doch! Was es lange schon geahnt, es war Wahrheit. Der Vater mußte noch in anderer Verbindung zu dem Wilderer stehen, wie der Wirt zum Gaste steht. Doch was war's, das die beiden verband. War der Vater der Abnehmer des unrechtmäßig erworbenen Gutes? Manche Umstände, deren Rosel bisher nicht geachtet, drängten sich ihr auf und ließen Böses vermuten. Warum hatte der Vater sie so oft abends fortgeschickt? Hatte sie doch noch von ihrer Kammer aus das Geräusch geschäftigter Tritte, das Rollen von Rädern gehört, Wagen kommen hören, die bald wieder abfuhren? Das Mädchen ließ den Kopf in die Hand sinken. Die dicken Flechten hatten sich gelöst und umwallten, einem Schleier gleich, die schlanke Gestalt. Ein Seufzer hob die wogende Brust. Was mochte die Zukunft noch bringen?-
In der niederen Hinterstube des Wirtshauses ging es lustig her. Eine ganze Batterie Flaschen hatte der Wirt auf den Eichentisch gestellt, und unermüdlich schleppte er mehr heran. Neben Lude und Christoph saßen Kaspar und Joseph,
des Wilderers Genossen und vorzüglich der Rote sprach dem Wein fleißig zu. Er schien die abmahnenden Blicke des Führers nicht zu bemerken.
Der Wirt hatte eine Geldkatze herbeigeschleppt und nachdem das darin vorhandene Geld gezählt, ward es in vier Haufen geteilt und Lude schob jedem der Männer seinen Teil zu.
„Ich habe ein wichtiges Wort mit Euch zu reden," begann er dann. „Wir trennen uns auf einige Zeit!"
Die Gesichter seiner Genossen zeigten Ueber- raschung und Mißmut.
„Wir fürchten uns nicht," sagte der rote Kaspar, „und wenn auch noch so viele von der Sorte kämen!" Hastig stürzte er ein Glas Wein hinab.
Lude legte die Hand auf den Arm des Roten.
„Fürchten? Wer wollte das behaupten? Doch Du brauchst Dir nicht unnötig Mut zu trinken, Freund. Die Zeit, der wir entgegen gehen, erfordert von uns große Nüchternheit." Der Ton war ernst. „Also wir trennen uns wie ich sagte, wenn auch nur auf kurze Zeit, das Nähere werden wir später bereden. Nehmt Euer Geld und hebt es vorsichtig aus, Ihr könnt es vielleicht in nächster Zeit gut gebrauchen."
Der Wirt war hinausgegangen. Lude wandte sich an seine Genossen. „Die Augen offen heute Abend, Kameraden, seid Ihr mit Waffen versehen?"
Die Angeredeten blickten erstaunt auf und griffen nach den langen Messern, die sie unter der groben Lodenjoppe trugen.
„Vorsicht geziemt dem Waldgänger stets!" lachte statt der gewünschten Antwort der Anführer,
„das Trinken laßt Ihr mir ganz."-
(For tsetzung fo lgt.)
sGekochtes Obst) wiegt an Nährwert die Kartoffeln auf, wird aber im Magen weniger empfunden als diese, weil es leichter verdaulich ist. Das Obst bildet Blut und Knochen und wirkt anregend auf das Gehirn. Kocht darum Obst und lasset namentlich die Kinder Obst, wenn es reif ist, essen, so viel sie mögen, rohes und gekochtes.
Telegramme.
Ulm, 21. Septbr. Der gefährliche Einbrecher Gottlieb Bensel von Altheim OA. Ulm, welcher mit dem Jakob Renz von Ulm vor einigen Wochen aus dem hiesigen Kriminal- gesängnis entsprungen und der des Diebstahls an Brauereibesitzer Köpf in Weingarten verdächtig ist, wurde heute nacht von München aus hier eingeliefert.
Rom, 21. Septbr. Herzog Philipp von Orleans teilte bekanntlich allen Monarchen und auch dem Papste den Tod seines Vaters mit; anstatt ihm sein Beileid auszudrücken, soll der Papst, wie im Vatikan bestimmt versichert wird, dasselbe an dse Königin Amalie von Portugal mit der Bitte gerichtet haben, es auch den andern Mitgliedern der Familie zukommen zu lassen.
Athen, 21. Sept. Die bekannte Räuberbande Papakyritzopoulo überfiel bei Lainie einen Wagen, in welchem der Generalprokurator, ein Untersuchungsrichter und zwei Gerichtsschreiber eine Dienstreise angetreten hatten. Die Räuber verwundeten denGeneralprokuratorund schleppten sämtliche Insassen des Wagens als Gefangene in die Berge. Drei berittene Gendarmen, welche den Wagen begleiteten, alarmierten eine in der Nähe cxerzierendeTruppenabteilung, welche innerhalb einer Stunde die Bande umzingelte. Die Räuber töteten den Generalprokurator und verwundeten den Untersuchungsrichter schwer, wurden jedoch im Kampfe sämtlich getötet.
London, 20. Sept. Den neuesten Nachrichten zufolge waren an der Seeschlacht am Jalu chinesischerseits 12 Kriegsschiffe und 4 Torpedoboote, japanischerseits 17 Schiffe, darunter einige kleinere Fahrzeuge, beteiligt. Die Chinesen behaupten, die japanischen Kreuzer „Matjusima" und „Aoschima" und den in einen Kreuzer umgewandelten früheren Transport- dampfel „Saikio" in den Grund gebohrt zu haben; aber Privatnachrichten zufolge gingen diese ja' panischen Schiffe nicht unter, sondern zogen sich, freilich arg zugerichtet, zurück.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.