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der Sänger und es zeigte so das Wettsingen ein reges Streben nach Vervollkommnung. Als Preis­richter waren thätig die Herren Musikdirektor Mohr in Pforzheim, Musikoberlehrer Hegele am Semi­nar Nagold und Musiklehrer Haasis am Seminar Maulbronn. Ueber die Mittagspause ging ein kurzer Regenschauer nieder, dem aber zur Freude aller Festteilnehmer auhaltende Aufheiterung folgte. Um '/-3 Uhr bewegte sich der Festzug, an dem sich 20 auswärtige Vereine beteiligten, unter Boran­tritt der hiesigen Kapelle durch die Straßen des Orts zum schönen, schattigen Festplatz. Hier er- öffnete der festgebende VereinFreundschaft Neu­hausen" den eigentlichen Festakt durch einen stim­mungsvollen Begrüßungschor, welchem die Be­grüßungsansprache durch den Bundesvorstand Hrn. Schullehrer Bickel von Stammheim folgte. Ein­leitend überbrachte er die Glückwünsche des Bundes an den Jubilarvcrein und betonte sodann in markigen Worten die große Bedeutung der Sängerfeste und speziell des Liedes für das soziale und nationale Leben. Mit einem warmen Apell an die BundeS- vereine sowie die übrigen Vereine, sich der Pflege des Gesangs und besonders des deutschen Liedes auch in Zukunft mit Eifer und Treue hinzugeben und dieselben zu einem Hoch auf das deutsche Lied auffordernd, schloß er seine nach Form und In­halt gleich gediegene Rede. Derselben folgte unter der meisterhaften Direktion des Bundesdirektors Hrn. Schullehrer Kohlmann von Döffingen der Vortrag des Chors: Das deutsche Lied v. Kalliwoda durch die Bundesvereine. Nun betrat der Dirigent des festgebenden Vereins Hr. Hauptlehrer Löchner die Festtribüne um die eigentliche Festrede zu hal­ten. In eingehender Weise wies er speziell auf den Wert, auf die Macht und begeisternde Macht des deutschen Liedes hin, dieselbe an einigen Vor­gängen aus der deutschen Geschichte erläuternd. Sein Hoch galt dem deutschen Lied und Vaterland. Nun folgte ein Bericht über die Geschichte des fest­gebenden Vereins, an welchen sich die Ilebergabe der Diplome für 25jährige Mitgliedschaft anschloß. Ter nun folgenden Preisverteilung hatten die preisfingenden Vereine mit Spannung entgegen­gesehen. Es erhielten: in Klaffe II einen 1. Preis Liederkranz Stammheim, einen 2. Preis Liederkranz Teckenpfronn, einen 3. Preis Concordia Merklingen, einen 4. Preis Liederkranz Gechingen, in Klasse lll einen 1. Preis Eintracht Neuhengstett. Nunmehr entwickelte sich auf dem Festplatz ein feucht­fröhliches Leben während noch die einzelnen Vereine ihre herrlichen Weisen ertönen ließen und es be­wahrheitete sich auf's neue:Tie Macht des Liedes, der Zauber der Töne, vereint in Liebe Germanias Söhne". Ein Festball im Gasthaus zum Adler endete die schöne Feier. Wir schließen unsern Bericht mit dem Wunsche für fernere ge­deihliche Entwicklung des aufstrebenden westl. Gäu­sängerbundes und des festgebenden Vereins. -ob.

Vom Bodensee, 10. Juni. Ein bei einem Bauern in Lindau in Arbeit stehender Mann wurde, während er schlief, von einer Biene in den Gaumen gestochen und fand nach zweistün­digem Leiden den Erstickungstod.

Berlin, 11. Juni. In den letzten Tagen hat Präsident Krüger, wie dem Lokal-Anzeiger

telegraphiert wird, mehrfach Unterredungen mit Dr. Leyds und den Buren-Deputierten Fischer, Wessel und Wölmaran gehabt, die streng geheim geführt worden seien. Nur soviel steht fest, daß Frau Botha im Aufträge ihres Mannes Krüger gewisse englische Friedens-Vorschläge zu unterbreiten habe und seinen Rat darüber einholen wolle. Tie telegraphische Verständigung zwischen Botha und Krüger sei des­halb unmöglich, weil die Engländer nur Depeschen in ihnen verständlicher Sprache durchlassen.

Prag, 10. Juni. Die hiesigen italie­nischen Arbeiter erhielten die Weisung, sich wäh­rend des Aufenthaltes von Kaiser Franz Josef in Prag fernzuhalten. Tie Gerüchte von einer Verhaftung zweier verdächtiger Franzosen be­stätigt sich nicht.

Paris, 10. Juni. Drei elegant gekleidete Männer beraubten im Expreßzuge bei St. Michel einen amerikanischen Touristen. Als die Diebe auf der folgenden Station den Zug verlassen wollten, schrie der Amerikaner um Hilfe. Die Diebe sprangen, ehe sie festgenommen werden konnten, über die Pallisaden des Bahndammes in den Arcfluß und ertranken.

London, 10. Juni. Nach einer Meldung aus Jokohama ist Graf Waldersee gestern in Kobe eingetroffen, wo er von dem Bürgermeister empfangen wurde. Er begab sich alsbald zum deutschen Konsulat und ist heute nach Kioto ab­gereist, um sich nach Tokio zu begeben.

London, 11. Juni. Aus Yokohama wird gemeldet: Graf Waldersee ist gestern in Tokio eingetroffcn und wird heute vom Kaiser empfangen werden. Kaiserliche Fahrzeuge sind dem Grafen zur Verfügung gestellt worden.

London, 11. Juni. Aus Shanghai wird telegraphiert: Man legt hier noch immer einen großen Skeptizismus über die kaiserlichen Dekrete an den Tag. In Betreff des letzten Dekretes über die Rückkehr des Hofes nach Peking wird versichert, cs handle sich um eine Kriegslist des Hofes zum Zweck der schnelleren Räumung Chinas.

(Eingesandt.)

Am letzten Sonntag wurde in der hiesigen Kirche eine an sämtliche evang. Gemeinden des Landes gerichtete Ansprache der Oberkirchenbehörde verkündigt, worin ein Wort der Warnung und Mahnung enthalten war gegenüber der immer mehr um sich greifenden Sitte, die Hochzeiten am Samstag oder Sonntag zu feiern.

Es wurde auf Grund mannigfacher Erfahr­ungen schon in der letzten Landessynode nachdrück­lich und beweglich darauf hingewiesen, welche üblen Folgen es für das Gemeindeleben hat, wenn der Lärm einer samstäglichen Hochzeit bis in die stillen Morgenstunden des Sonntags hineintönt und viele Gemeindeglieder durch ihre Beteiligung an der Hochzeitsfeier dem Besuch des sonntäglichen Ge­meindegottesdienstes entzogen werden.oder wenn eine Sonntagshochzeit den ganzen Tag des Herrn vom Morgen bis zum Abend mit Lärm und Ge­räusch erfüllt. Es war daran die herzliche Bitte geknüpft, um der guten Ordnung in den Gemeinden willen, die alte Sitte zu wahren und die Hochzeits-

Nun mußte sie alles noch einmal durchleben; denn hier bleiben konnte sie nicht. Und sie war doch so müde, müde!

Eine leise Luftbewegung, welche durchs Zimmer ging, ließ sie vermuten, daß jemand eingetreten war. In demselben Augenblick ertönten außen Stimmen, und Glockengeläut erreichte Jane's Ohr.

Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!"

Ein leiser Ausruf des Erstaunens brach sich Bahn über Jane's Lippen. Weihnachten!"

Dieser Ausruf brachte eine schlanke Gestalt im weißen Klerde an ihr Lager, und ein Paar sanfte, blaue Augen begegneten den ihren.

Jane ist es Ihnen besser! Nein, Sie dürfen noch nicht sprechen. Sie müssen sich ganz ruhig verhalten. Hier, trinken Sir dies," sagte Alice Durham, und Jane that gehorsam, wie ihr geheißen.

Ist es Weihnachten?" fragte sie leise, als Alice ihren Kopf auf die Kiffen zurücklehnte.

Ja, Weihnachts-Heiligabend, bald erster Feiertag. Hörten Sie den Choral singen? Fröhliche Weihnachten, Jane! Ich hoffe, es soll für uns beide ein glückliches Fest sein."

Jane streckte ihr beide Hände entgegen, umschlang Alice, zog deren Gesicht herab, küßte sie fieberhaft und versicherte stammelnd, daß sie sich über Alice's Glück freue, fing aber bald dabei zu weinen an und schlief darüber ein wie ein müdes Kind.

Als sie erwachte, war cs Heller Tag; die Sonne schien freundlich in die Fenster, im Kamin brannte ein lustiges Feuer. Jane fühlte sich ruhig, schmerz­los, beinahe glücklich und als nach einiger Zeit Alice an ihr Bett trat, konnte sie dieselbe herzlich anlächeln. Mrs. Talton brachte Frühstück; von Alice unter­

feiern so zu legen, daß der Sonntagsfriede und die Heiligung des Sonntags durch Predigt und Gottes Wort in ihrem guten Recht nicht verkürzt werden.

(Eingesendet.j

In Nr. 69. d. Bl. vom 11. Juni bedroht ein Verbot des Stadtschultheißenamts das Baden erwachsener Personen in der Nagold außerhalb der Badhäuser innerhalb der Stadt oder in deren nächster Nähe, sowie auch in der Nähe von öffent­lichen Wegen mit Strafe.

Dieses Verbot kann nicht ohne Kritik bleiben, zumal es Gelegenheit bietet, einmal den Finger auf einen sehr wunden Punkt zu legen.

Wo sind denn, so fragen wir, die Badhüuser innerhalb der Stadt und deren nächster Nähe und wo bezw. von wo an darf man außerhalb der Stadt baden, ohne mit der Polizei in Konflikt zu kommend Badhäuser in- und außerhalb der Stadt giebt es unseres Wissens nur eines: das Kirch- herr'sche (die Spöhrer'sche Badanstalt kommt als Privalanstalt hier nicht in Betracht).

Wem es um ein erfrischendes und gesundes Bad zu thun ist und wer den kräftigenden Sport des Schwimmens ausüben will, der wird und darf in obiger Anstalt nicht baden. Er wird nicht, weil eS weder ein Vergnügen, noch gesund ist, in einem Wasser zu baden, das von der Handelsschule an durch die Abwasser aller daranliegenden Wohnungen etc. verunreinigt ist und Sommers ein keineswegs anmutiges Aroma ansströmt. Er darf nicht, weil ihm bei Strafe verboten ist, außerhalb des Bad­hauses zu schwimmen, so daß er sich also auf einem wenige gm umfassenden Raum, den er zudem, andere wollen doch auch baden mit diesen zu teilen hat, beschränken muß. Dazu kommt noch, daß besonders die unteren Schichten der Bevölkerung sich den Luxus von 15 Pfennig für ein Flußbad nicht gestatten wollen und deshalb lieber aufs Baden verzichten. Alle übrigen Plätze aber Nagoldauf- wärts bis Kentheim und abwärts bis Hirsau fallen vorausgesetzt, daß sie überhaupt zugänglich sind unter das Verbot. Welche Möglichkeit zu baden und zu schwimmen bleibt nun noch?

In einem Zeitpunkt, wo das Ministerium des Innern für alle Oberamtsstädte und Orte über 3000 Einw. eine hochwichtige und tiefgreifende Anordnung betr. eine systematische Wohnungsaufsicht nach sozialen, sittlichen und hygienischen Gesichts­punkten trifft, ist es es wenig erbaulich, in Calw eine Erschwerung der Badgelegenheit ohne gleich­zeitige Sorge für eine gesunde, bequeme und billige Möglichkeit durch die Gemeinde erfahren zu müssen.

Neben einer gesunden Wohnungspolitik ge­hört die Pflege der Volksgcsundheit durch Dar­bietung zeitgemäßer Badanstalten mit zu den Auf­gaben einer modernen Sadtverwaltung. Tann erst mag man unserethalben hyperprüden Gemütern Konzessionen machen. Lnblierw.

(Nach den hier.in Betracht kommenden Ver­hältnissen dürfte es schwer halten, ja vielleicht ganz unmöglich sein, den Wünschen des Einsenders zu entsprechen; wir möchten demselben daher raten, sich vorläufig einen vollständigen Badeanzug beizulegen, in welchem er sich auch außerhalb der Badeanstalt zeigen darf. D. Red.)

stützt, saß Jane auf und versuchte etwas zu genießen, trank aber nur etwas Thee. Sie entschuldigte ihre Appetitlosigkeit da schlug eine Uhr zwölfmal, sie zuckte heftig zusammen.

Zwölf Uhr!" rief sie aus.Habe ich die ganze Zeit über geschlafen? O, Miß Durham, warum sind Sie hier bei mir! Es ist ja Weihnachtstag."

Ja, Jane, es ist Weihnachtstag!" lachte Alice;und wir beide nicht in der Kirche, Jane! Aber wir sind nicht dis einzigen Sünder, meine Liebe. Da ist noch ein sehr ungeduldiger junger Mann im Schulzimmer, welcher unruhig auf und ab geht und mit Sehnsucht auf Nachricht von Ihnen wartet.

Bei diesen Worten erbebte Jane in dem sie umschlingenden Arm, sah aber tapfer die Sprecherin an und erwiedcrte:Gehen Sie zu ihm. Miß Durham, er will Sie sehen, ich darf Sie nicht zurüähalten."

Nein," sagte Alice, die Kranke auf ihr Lager zurücklegend.Ich gehe nicht zu ihm, will ihn nicht sehen. Fühlen Sie sich besser, wirklich, Jane?" fuhr sie herzlich fort;können Sie mir ruhig zuhören?"

Alice legte ihren Kopf bei diesen Worten neben den Jane's aufs Kiffen. Leise flüsterte diese einJa" und sah mit wehmütigem Blick auf das lieblich errötende Antlitz; Alice fuhr mit ernster Stimme fort:

Wissen Sie, Jane, daß Sie mir einst viel Schmerzen bereitet haben? Nein, Sie dürfen mich nicht unterbrechen, muffen mich anhören. Ja, es ist die Wahrheit, Sie verursachten mir die größten Eifersuchtsqualen! Ich war auf Sie eifersüchtig; denn ich liebe jemand innig, und dieser Jemand hatte Sie einst sehr geliebt; er liebt Sie sogar noch jetzt; aber nicht nein, nicht so, wie er mich liebt," Es entstand eine kleine Pause, während welcher Jane ihr Gesicht fest in die Kiffen drückte, um ihre Bläffe und ihre zitternden Lippen zu verbergen.

(Fortsetzung folgt.)