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diejenigen sind, die ihren Zweck vollkommen erfüllen und dadurch eine praktische Bedeutung und wirkliche Berechtigung haben. dürfte auch beim heutigen Anlaß wieder aufs Neue klar em- Pfunden worden sein. Der Verein verdient es durch seine praktische Thätigkeit. daß ihm immer weitere Kreise ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Je größer die Zahl seiner Mitglieder, desto in­tensiver kann er auch seinem gemeinnützigen Zwecke dienen. Dies unser Schlußwort.

lH Conweiler, 23. Juli, Heule zwischen 67 Uhr ereignete sich im Kanal der Holzstoff­fabrik von Lemppenau u. Co. bei der Gäns- » brunnenwiese ein sehr bedauerlicher Unglücks­fall. Der 11jährige Sohn des Schultheißen Gann wollte mit seinen Kameraden baden, wobei er, wie es scheint, sofort in die Tiefe ge­rissen wurde. Trotz der sofortigen Hilfe Von­seiten des Fabrikpersonals konnte der ertrunkene Knabe nicht mehr ins Leben zurückgerufen wer­den. Der Schmerz der Eltern ist sehr groß und es dürfte dieser jähe Tod allen Eltern als Mahnwort dienen, daß sie ihren Kindern das unvorsichtige Baden recht einschärfen möchten.

Calw, 24. Juli. In der verflossenen Nacht um 10 Uhr brach in dem Wohn- und Oekono- micgebäude des Kutschers Fr. Moros in der Stuttg. Straße ein Brand aus, der so rasch um sich griff, daß der rasch herbeigeilten Feuerwehr nur die Aufgabe zufallen konnte, die bedrohte Nach­bargebäude zu retten, was auch vollständig ge­lang.

Die Wahl des Gemeinderats Ludw. Majer, Schlosser in Hirsau, zum Schultheiß dieser Ge­meinde wurde von der Regierung bestätigt.

Deutsches Aeich.

Der Kaiser hat, wie dieNordd. Allg. Ztg." erfährt, dem Prinzregenten von Bayern seine Teilnahme wegen der durch einen Wirbel­sturm angerichteten Zerstörungen in Oberbayern ausgesprochen und für die hcimgesuchten Ort­schaften eine Beihilfe von 3000 bewilligt.

Die Verleihung von Fahnen an die neuerrichteten vierten Bataillone der preußischen Jnfanterieregimenter wird, wie verlautet, im Herbst, wahrscheinlich am 18. Oktober, durch den Kaiser persönlich in Berlin oder in Potsdam er­folgen. Es soll eine besondere eindrucksvolle Feier werden, zu der alle deutschen Fürsten Ein­ladungen erhalten.

Berlin. 23. Juli. Nachträglich wird be­kannt, daß bei der Schießprobe mit dem Dowe- schen Panzer in den Schießständen der Gewehr­prüfungskommission zu Ruheleben bei Spandau Major Brinkmann den Panzer mit unserem Jnfanteriegewehr aus einer Entfernung von 600 Meter glatt durchgeschossen hat.

Wie alle Berichte bekunden, hat sich das allgemeine deutsche Turnfest in Breslau, welches viele Tausende Turner aus allen Gauen Deutschlands in Schlesiens Hauptstadt vereinigt, zu einer großen nationalen Feier gestaltet. Am Samstag allend 8 Uhr wurde durch den Ober- präsidenlen v. Seydewitz das VIII. deutsche Turnfest feierlich eröffnet. Zuerst begrüßte Ober­bürgermeister Bender die Turner namens der Feststadt, sodann brachte General v. Lewinski das Hoch auf den Kaiser und Oberpräsident v. Seydewitz das auf dessen treuen Freund und Bundesgenossen Kaiser Franz Joseph von Oester­reich aus, denn es sind österreichische Turner in Breslau. Oberbürgermeister Bender übergab hierauf die Leitung des Festes dem stellvertreten­den Vorsitzenden des Ausschusses, Professor Brethke aus Thorn; dieser dankte namens der Turnerschaft für den herzlichen Empfang. Rechts­anwalt Wetzet aus München übergab sodann das Bundesbanner an die Feststaüt Breslau. Am Sonntag fand in großartiger Weise der glänzende Festzug statt.

Am Sonntag wurde in Schleswig unter überaus reger Beteiligung das zwölfte nieder- sächsische Sängerfest zugleich als 50 jähriges Jubiläum des LiedesSchleswig-Holstein meer­umschlungen" gefeiert. Nachdem Samstag abend ein Festkommers abgehalten worden war, fand Sonntag vormittag ein Festzug, an dem 120 Vereine mit 1600 Sänger teilnahmen, und nach­mittags ein großartiges Festkonzert statt.

Für den Saaten stand in Deutschland Mitte Juli sind nach der Zusammenstellung des kaiserl. statistischen Amts, die für die einzelnen Staaten und Landesteile im Reichsanzeiger ver­öffentlicht wird, die Noten folgende: Nr. 1 be­deutet sehr gut. 2 gut, 3 mittel, 4 gering, 5 sehr gering; die Zwischenstufen sind durch Dezimalen bezeichnet. Winter-Weizen 2,4, Sommer-Weizen 2,4, Winterspelz 1,9, Sommerspelz 1,1, Winter­roggen 2,4, Sommerroggen 2,3, Sommergerste 2.1, Hafer 2,2, Kartoffeln 2,5, Klee (auch Luzerne) 2,8, Wiesen 2,1.

Württemberg.

Stuttgart, 23. Juli. Heute Nachmittag nach 3 Uhr sind 3 mit Remontepferden des Dragonerregiments König Nr. 26 beladene Güterwagen in der Nähe der Viehrampe des Güterbahnhofs entgleist. Einer der Wagen steht quer über die Schienen. Die Bedienungs­mannschaft und die Pferde erlitten keinen Schaden. Die Wiedereinstellung der Wagen erforderte eine mehrstündige Arbeit.

Stuttgart, 23. Juli. Heute früh zwischen

6 und 7 Uhr verließ das Ulanen-Regiment König Karl Nr. 19 sein bisheriges Kasernement, um in seine neue Garnison Ulm überzusiedeln. Um 6 Uhr 15 Min. ritt der Komm, der 26. Div.. Generallt. v. Lindequist. in den Kasernen­hof. und begrüßte die einzelnen Eskadronen. Zum Abschied hatten sich ferner zahlreiche Offi­ziere emgefunden. Kurz vor dem Abmarsch aus der Kaserne rief der Divisionär dem aus dem Verband der 26. Division scheidenden Regiment in kernigen Worten herzliches Lebewohl zu und brachte ein Hoch auf Se. Majestät den König aus. Hierauf setzte sich das Regiment in Bewegung. Der Marsch des Regiments ging unter klingendem Spiel durch das Königsthor nach der Königsstraße, dann schwenkte die Spitze nach der Marstaüstraße und von da nach der Neckarstraße und vor den Wilhelmspalast, wo die begleitenden Offiziere Aufstellung nahmen. Das Regiment nahm hier seine Standarte ent­gegen. Das Regiment marschierte sodann dem Waisenhaus entlang nach der Königsstraße. Auf dem Wege spielte das Trompeterkorps verschiedene MalMuß i denn, muß i denn zum Städtele 'naus!" Punkt 7 Uhr ging das Regiment durch das Königsthor, die Ludwigsburgerstraße hinaus und zum letzten Mal an seiner Kaserne vorüber, den letzten Gruß hinüberwinkend durch die An­lagenstraße und Cannstatterstraße. In verschie­denen Straßen wurden den Ulanen Blumen zugeworfen. Tausende von Menschen gaben dem scheidenden Regimente das Geleite bis weit vor die Stadt hinaus.

Stuttgart, 24. Juli. Gutem Vernehmen nach findet die öffentliche Verhandlung gegen LandgerichtsratPfizer in Ulm vor dem Disziplinar­gerichtshof hier am Dienstag den 18. Sept. statt.

Göppingen, 24. Juli. Gestern Abend

7 Uhr mußte ein Arbeiter bei Bauunternehmer Maung infolge Hitzschlags vomWerkplatze getragen werden. Derselbe kam noch nicht zum Bewußt­sein und wird an seinem Aufkommen gezweifelt. Zwischen 9 u. 10 Uhr kreuzten sich hier das Drag. Reg. König Nro. 26 von Ulm und das Ulanen Regiment Nro. 19 von Stuttgart.

Zuffeuhausen, 24. Juli. Gestern Nacht lO'/i Uhr sprang aus dem Zug 329 ein Passagier aus Stuttgart, der, vom Schlafe erwacht, sich im falschen Zuge befindlich wähnte, so unglück­lich heraus, daß er auf die Schiene zu liegen kam und die nachfolgenden Räder ihm den Körper über der Brust entzwei schnitten.

Nago ld, 21. Juli. Die Amtsversammlung hat der Stadt Altensteig auf ihr Ansuchen hin einen Beitrag von 8000 Mk. zum Eisenbahnbau NagoldAltensteig bewilligt. Schon wieder ist ein Unglück zu verzeichnen, das auf der Strecke Nagold Rohrdorf dem Fuhrmann Bräuning von Oeschelbronn zugestoßen ift. Als am Sams­tag Mittag der Zug von Altensteig kam, wurden die Pferde des Bräuning scheu und er fiel unter seinen mit Reps beladenen Wagen, dessen Räder ihm über die Brust gingen. Außerdem soll er auch Verletzungen am Kopf erlitten haben.

In wenigen Tagen hat die Hitze schon einen tropischen Grad erreicht. Gestern (23.) nach­mittags wurden in Stuttgart 32,4° 6.. in Hohenheim 32,2°, in Mergentheim 33°. in Friedrichshafen 29°, sogar in dem hochgelegenen Freudenstadt 31° 0. abgelesen. Die Zahl der Sommertage beträgt in Stuttgart jetzt 17. Es fehlen also noch 13 solcher Tage zu dem sonst Ende Juli erreichten Mittel (30,2).

Stuttgart. (Landesproduktenbörse. Bericht vom 23. Juli von dem Vorstand Fritz Kreglinger.1 Am Getreideweltmarkte stellten sich die Preise für Brol- früchte in abgelausener Woche zu Gunsten der Käufer. Das Gleiche melden die Berichte der süddeutschen Märkte. Die heutige Börse ist von Käufern wenig besucht, ohne Geschäft. Wir notieren Pr. 100 Kilogr.: Weizen. Manitoba 1s. 17 50 Theodosia Is. 17-4L, La Plata

14 80^, niederbayr. 1s. 16-4L 50^, Landweizen

15-4L, Kernen gewöhnl. 15 «6, Oberländer 16 »4L, 25^ bis 16-4L50^, Dinkel 5»kt 70^, Gerste, neue Ungar. 18 -4L, Hafer, russ. 16 »kt 50 Alb 15 Alb Is. 1k -« bis 16.« 50^. Kohlreps 20 »kt 75^k frei Bietigheim, 21-4L 60^ frei Heilbronn. Mehlpreise pr. lüg Kilogr. inkl. Sack : Mehl Nr. 0: 25-4L 50 bis 28-« 50^, Nr. 1: 23-4L 50^ bis 24^L 50^!, Nr. 2: 22-« bis 22-4L 50^!, Nr. 3. 20-4L bis 20-4L 50^. Nr. 4: 17-« bis 17-4L 50^. Suppengries 26-«. Kleie mit Sack 7-4L. je nach Qualität.

Anstand.

Paris, 23. Juli. In Toulon werden die Untersuchungen über Wühlereien einiger An­archisten eifrig betrieben. Bei vielen in der Industrie und auf den staatlichen Anlagen be­schäftigten Arbeitern, die durch ihren Umgang in Verdacht gekommen, wurden Haussuchungen aluehalten.

Wetterprognose der Meteor. Zentral- Station Hohenheim. 24. Juli. Die Entwick­lung kleiner Gewitterwirbel hat von neuem be­gonnen. Es werden deshalb zunächst zeitweise, insbesondere nachmittags, gewitterdrohende Wolken auftreten. Allein da ein kräftiger Luft­wirbel sich nicht eingestellt hat, so ist eine er­hebliche Störung des bisherigen Witterungs­zustandes nicht zu erwarten. Das heitere, trockene, heiße Wetter wird sich demnach im allgemeinen fortsetzen.

(Früh krümmt sich.) Lehrer: Nun Zipfel, Was ist die Hälfte von einem Viertel? Schüler (Sohn eines Wirtes): Schaum!

Telegramme.

Berlin, 25. Juli. Es verlautet, unsere Heeresverwaltung werde ein Ponton aus Alu­minium bauen lassen, welches während der dies­jährigen Manöver in Westphalen bei Flußüber- gängen angewendet und auf seine Tauglichkeit zu militärischen Zwecken erprobt werden soll, Das Fahrzeug hat den Vorzug, daß es des ge­ringen Gewichts wegen von 3 bis 4 Mann be­quem auf den Schultern getragen werden kann.

München, 24. Juli. Der Prinzregent begiebt sich nächster Tage in die vom Cyklon heimgesuchten Ortschaften.

Ulm, 25. Juli. Landgerichtsrat Pfizer erklärte heute, daß er sämtliche Richter des Oberlandesgerichts als Richter des Disziplinar- hofs wegen Befangenheit ablehne.

Göppingen. 25. Juli. Gestern nach­mittag ereignete sich bei einer Reparatur des 90 Fuß tiefen Schwefelbrunnens in dem benach- benachbarten Bad Voll ein schwerer Unglücks­fall. Die verheirateten Schlossermeister Dietrich und Eichkron hatten in den Brunnen einen Löthofen mitgenommen und ließen denselben, als sie den Brunnen auf kurze Zeit verließen, brennend zurück. Als die Beiden an ihre Ge­schäfte zurückkehren wollten, hatten sich inzwischen so viele Kohlengase angesammelt, daß Beide alsbald umfielen und den Erstickungstod fanden. Nun eilte ihnen der ebenfalls verheiratete Gärtner Erhardt von Voll zu Hilfe, auch er fand den Erstickungstod. Zehn weitere Männer, welche zur Hilfe kamen, fiielen gleichfalls betäubt nieder, konnten aber wieder ins Leben zurückgerufcn werden. ,

London. 24. Juli. Zuverlässigen Nach' richten aus Konstantinopel zufolge sind durch das Erdbeben übce 1000 Menschen umgekoinmcn.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.