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mäßen Einschreiten der staatlichen Sanitätsbe- Hörden, sowohl des Gr. Bezirksamtes, wie des Gr. Bezirksarzles zuzuschreiben, welches alle Anerkennung verdient. Karlsruhe, den 24. März 1894. Gezeichnet Dr. Battlehner, Dr. Arnsperger.

Pforzheim. 30. März. Seit gestern kamen 8 neue Typhusfälle zur Anzeige, so daß die Gesamtzahl der Erkrankungen 142 beträgt.

Deutsches Aeich.

Die aufgetauchten Gerüchte über eine im Laufe dieses Jahres bevorstehende Begegnung zwischen Kaiser Wilhelm und dem Czaren erhalten sich hartnäckig, nur widersprechen sie sich über Zeit und Ort dieser angeblich geplanten Entrevue. Angesichts dieser Widersprüche ist allen Meldungen in Betreff der signalisierten Zusammenkunft der beiden Herrscher gegenüber selbstverständlich noch die größte Zurückhaltung geboten.

Der Reichstag setzt am nächsten Donners­tag seine durch die parlamentarische Osterpause unterbrochenen Arbeiten fort. Es wird dieser am 5. April anhebende Sessionsabschnitt der letzte der gegenwärtigen Tagung des Reichs­parlamentes sein, wenn sich die Meldung be­stätigen sollte, wonach die Regierung den Reichs­tag noch vor Pfingsten schließen lassen will. Natürlich würde dies nur unter der Voraus­setzung möglich sein, daß man regierungsseitig bis auf Weiteres die Tabak- und die Weinsteuer- Borlage, sowie das Finanzreform-Gesetz fallen läßt, sonst müßte sich die Session allerdings bis in den Sommer hineinerstrecken. Nun haben zwar die Berliner Offiziösen wiederholt ver­sichert, die Reichsregierung besiehe auf der Durchberatung der gesamten Steuer-Vorlagen, diese Versicherung ist indessen wohl schwerlich ernst zu nehmen, man kann sich in Regierungs­kreisen doch schwerlich über den mißlichen ge­schäftlichen wie sachlichen Stand der Steuervor­lagen täuschen. Es wird also vermutlich dabei bleiben, daß die erhöhte Börsen- und die er­höhte Lotterielos-Steuer angenommen, die Check-, Quittungs- und Frachtbrief-Steuer aber defini­tiv abgelehnt werden, indeß die Tabaksteuer- Vorlage u. s. w. in der Kommission ein stilles Begräbnis finden. Nachher kann der Reichstag seine noch übrigen schwebenden Geschäfte bei einigem Fleiß bis Pfingsten ganz gut erledigen.

Berlin, 31. März. DerReichsanz." schreibt: DerKladderadatsch" behauptet, das Auswärtige Amt habe ihn ersuchen lassen, mit seinen Angriffen aufzuhören, das Amt denke nicht an eine Anklage, man habe ja nie daran denken können; es seien leider ganz ungehörige Dinge geschehen, aber das habe sich nicht ver­hüten lassen. DerReichsanzeiger" ist zur Er- kärung ermächtigt, daß seitens des Auswärtigen Amtes niemals eine Mitteilung des erwähnten oder ähnlichen Inhalts an irgend eine Person direkt oder indirekt ergangen, daher die Behaupt­ung desKladderatsch" von Anfang bis Ende erfunden sei.

Darmstadt, 31. März. Der König von Württemberg traf zum Besuche des Großherzogs heule hier ein. Nach dem Empfang auf dem Bahnhof fuhren der König und der Äroßherzog, geleitet von Kavallerie, durch die festlich geschmückte Stadt nach dem Schloß; im Schlosse fand ein Prunkmahl, im Hoftheater abends eine Festvorstellung statt. Die Rückreise des Königs nach Stuttgart erfogt morgen.

Württemberg.

Stuttgart, 31. März. Seine Majestät der König hat sich heute mittag um 12 Uhr 40 Min. in Begleitung der Flügeladjutanten Oberst v. Grävenitz und Rittmeister v. Knörzer nach Darmstadt begeben, um den Besuch Sr. K. Hoh. des Großherzogs von Hessen zu erwidern. Die Rückkehr erfolgt morgen nach­mittag.

Die Beil, des Gew.-Bl. aus Württemberg vom 31. März enthält die Jahresberichte der Gewerbeaufsichtsbeamten im König­

reich Württemberg für 1893 und zwar des k. württ. Gewerbeinspektors Berner, Aufsichts­beamten in dem Neckar- und Jagstkreis, des mit Beaufsichtigung der Fabriken im Donau- und Schwarzwaldkreis betrauten Beamten, k. Gewerbe­inspektors Hochstetter und des Aufsichtsbeamten Mayer für die unter der Aufsicht der Berg­behörden stehenden Anlagen.

Stuttgart: Am Katharinenstift sollen mit Beginn des neuen Schuljahres ziemlich ein­greifende Reformen durcygeführt werden. Das Gouvernantenwesen" soll in Wegfall kommen, ebenso dasFachlehrersystem", an deren Stelle alsdann das Klassenlehrersystem tritt. Die jüngeren Lehrer sollen mit der Zeit soweit als immer möglich durch Lehrerinnen ersetzt werden.

Ulm, 29. März. Heute vormittag 11 Uhr, während einer Sitzung der bürgerlichen Kollegien, fühlte sich das Bürgerausschußmitglied Werkmeister und Ziegeleibesitzer Rosch mann plötzlich unwohl. Nach wenigen Minuten fiel er von einem Herzschlag getroffen tot vom Stuhle.

Großbottwar, 28. März. Heute nach- mittag zwischen '/r2'/r3 Uhr zog über unsere Gegend von Nordwesten nach Ostsüdosten das erste Gewitter unter Blitz und Donner und brachte dasselbe ziemlich starken Regen mit sich. Wie man hört, soll es in der Richtung Klein­aspach etwas Hagel gebracht haben, welcher je­doch in dieser noch frühen Jahreszeit keinen Schaden anrichten konnte.

Ausland.

Der in der abgelaufenen Woche zu Wien abgehaltene Parteitag der österreichischen Sozialdemokratie hat sich u. a. gegen die Wahlreform des Kabinets Windischgrätz erklärt und beschlossen, das allgemeine Wahlrecht event. selbst durch einen Massenstreik der Arbeiterschaft Oesterreichs zu erzwingen. Der fanatische Vor­schlag einiger Hitzköpfe, bei einem etwaigen Massenstreik die Zahlung der Wohnungsmiete zu verweigern, wurde dagegen vom Parteitage mit großer Mehrheit abgelehnt.

Der in Wien tagende sozialdemokrat­ische Parteitag hat beschlossen, die Bereinig­ung aller österreichischen Bruderladen zu einer Reichs-Zentralbruderlade zu empfehlen; den Bruderladen wird die werklhätige Unter­stützung der gesamten Arbeiterschaft zugesichert.

Wien. 30. März. DieN. Fr. Presse" hebt hervor, daß die Verleihung des Stephans­ordens an den Präsidenten Carnot gleichzeitig mit dem Besuch des österreichischen Kaisers in Abbazia veröffentlicht wurde. Mit Ausnahme Mac Mahons sei diese Auszeichnung bisher keinem Präsidenten verliehen worden Die Reise des österreichischen Kaisers nach Frankreich hatte keinen politischen Zweck, aber politische Folgen. Die Franzosen erkennen, daß die An­gehörigkeit zum Dreibunde mit den freundlichsten Gesinnungen für Frankreich verträglich ist, wo­durch der Friede in Europa befestigt wird.

In der Schweiz zieht man jetzt strenge Saiten gegen die anarchistischen Elemente auf, wie die am Donnerstag erfolgte einstimmige Annahme des neuen Anarchistengesetzes seitens des Ständerates beweist. Hoffentlich wird das Gesetz auch seine Wirkungen thun und die an­archistischen Dynamitfreunde auf schweizerischem Boden in Schranken halten.

Santander, 30. März. Bei 3 weiteren Sprengungen an dem Wrack des Dynamit- schifffes Cabo Machichaco wurden durch die Erschütterungen die Telephondrähte in ver­schiedenen Bezirken der Stadt zerrissen.

Telegramme an den Enzthäler. Friedrichsruh, 1. April. Dem Fürsten Bismarck ist der gestrige Abend gut bekommen. Die Gratulationsempfänge fanden heute nur in beschränkter Anzahl statt. Die vom Kaiser ein- gelaufene Depesche war huldvollst gehalten. Dieselbe kündigte die Sendung des Grafen Moltke an, welcher einen Küraß überbringen soll. Um 11 Uhr begann die Jägerkapelle ihr

Ständchen. Der Fürst erschien bald mit Familie und den Gästen auf der Terrasse und wurde von Tausenden stürmisch begrüßt. An den Altonaer Sängerverein richtete der Fürst eine längere Ansprache, worin er bedauerte, daß Altona nicht der Sitz der Provinzial-Regierung geworden sei. Graf Moltke traf mit dem Küraß um 12.40 ein. Eine Deputation der Halber­städter Kürassiere ist angemeldet. Unzählige Ge­schenke sind eingelaufen.

Friedrichsruh, 2. April. Anläßlich des gestrigen Geburtstags des Fürsten Bis­marck sind zahlreiche Gratulationen, Blumen­spenden und Geschenke eingetroffen. Morgens brachte das lauenburgische Jägerbataillon eine Morgenmusik, der Altonaer Sängerverein trug 3 Lieder vor. Der Flügeladjutant des Kaisers, Graf Moltke, überbrachte ein kaiserliches Hand- schreiben, worin der Kaiser herzlichst gratuliert. Um 1 Uhr fand ein Ständchen des Musikkorps des Infanterieregiments Nr. 31 statt. Aus Hamburg und dessen weiterer Umgebung treffen fortdauernd Gratulanten ein. Der Flügel­adjutant überreichte dem Fürsten Bismarck einen prachtvollen Küraß samt Epaulettes und Ban­delier. Der Fürst probte ihn sofort an und freute sich über den guten Sitz. Zu der De­putation der Halberstädter Kürassiere äußerte sich der Fürst, er hoffe demnächst in Halberstadt zu dem Regiment in persönliche Beziehungen treten zu können.

Pest, 2. Apr. Die Beisetzung Kossnths fand gestern bei prächtigem Wetter und gewaltiger Beteiligung der Bevölkerung Ungarns statt. Zahlreiche Deputationen mit Kränzen und Fahnen waren erschienen. Um 10 Uhr vormittags be­gann die Trauerfeier in der Vorhalle des Museums. Anwesend war eine Deputation des Magnatenhauses mit den lutherischen Bischöfen, ferner Vertreter aller Parteien des Abgeordneten­hauses. Nach Absingung der Nationalhymne sprachen der lutherische Bischof Sarkany und der Schriftsteller Maurice Jokai, letzterer namens des Abgeordnetenhauses, der Bürgermeister namens der Stadt. Dem 8spännigen Leichen­wagen fuhren 20 Wagen mit Kränzen vorauf. Um 2 Uhr nachmittags erfolgte die Ankunft auf dem Friedhof, wo namens der Unabhängigkeits- Partei Just und Hermann, sowie Vertreter der 1848er Landwehr und der Universitätsjugend sprachen. Trotz der ungeheuren Menschenmenge war die Ordnung überall musterhaft; kein Zwischenfall ist vorgekommen.

Bremen, 1. April. Von den beiden über­fälligen Lloyddampfern Ems und Roland fehlt bis jetzt jede Nachricht. Alle gegenteiligen Meld­ungen sind unrichtig.

Vermischtes.

(Eine Kirche auf Rädern) In Nord-Dakota, einem weit ausgedehnten und spärlich angedaulen Lande Amerikas, hat sich für die Missionspriester eine große Schwierigkeit ergeben, geeignete Räum­lichkeiten zur Abhaltung des Gottesdienstes zu finden. Diesem Uebelstande wird nun durch die Kirche auf Rädern abgeholfen. Es ist das ein langgestreckter Waggon, der auf vier Räderpaaren ruht und dessen innere Einrichtung dem gottes­dienstlichen Zwecke, dem der Wagen dient, ent­spricht. Sogar ein Harmonium befindet sich darin, zur Begleitung der Gesänge. Dieser Kirchenwaggon verdankt seine Entstehung der Initiative des Bischofs Dr. Walker und wird stets dahin dirigiert, wo eine kirchliche Funktion stattfinden soll.

<Das ändert die Sache) Erster Kommis: Haben Sie schon gehört, unser Kollege X. ist in seinem Chef mit 20000 durchgegangen. Zweiter Kommis: Der Schlauberger! Erster Kommis: Ja, und außerdem hat er Ihren Regenschirm mitgenommen. Zweiter Kommis: So'n infamer Hallunke!

(Abgeblitzt.) Herr: Mein Fräulein, darf ich Ihnen meinen Arm anbieten? Dame: Danke sehr, habe selbst zwei!

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.