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zeugt zu sein, daß Pauwels und der falsche Babardy identisch seien, jedoch haben die Nachforschungen in dieser Richtung kein Ergebnis gehabt. Das hiesige Absteigequartier Pauwels' ist der Polizei unbekannt. Heute Vormittag wurden 13 Anarchisten verhaftet. Es wird geglaubt. Pauwels sei der Mitschuldige Henrys bei dem Attentat im Terminushotel gewesen. — Die Blätter rügen scharf die durch das gestrige Attentat bewiesene Ohnmacht und Unzulänglichkeit der getroffenen Maßregeln. Der Figaro meint, die Volksstimmug werde die Regierung früher oder später zwingen, für anarchistische Verbrechen das Kriegsgericht einzuführcn. — Auf dem Bahnhof in Marseille wurde ein Mensch verhaftet, dessen Handtasche mehrere Sprengmaschinen enthielt.
/X Antwerpen, 10. März. Auf der diesjährigen Weltausstellung wird neben so vielem andern auch eine internationale Gartenbau-Ausstellung veranstaltet werden, deren offizielles Programm soeben erschienen ist. Diese Ausstellung soll vom 5. Mai bis 5. November dauern und es werden auf ihr Preise für folgende drei Gruppen zur Verteilung gelangen: l) für Zierpflanzen und Ziersträucher aus dem freien Felde, 2) für Pfanzen, die für Gartenanlagen, Blumenbeete u. dgl. bestimmt sind und 3) für solche Pfanzen aus Treibhäusern, welche vom Mai bis zum Oktober im Freien verbleiben können. Unter den 65 ausgcsetzten Preisen befinden sich vergoldete, silberne und goldene Medaillen, darunter auch eine große von massivem Golde, welche von dem belgischen Königspaare für die schönste Kollektion von 200 verschiedenen hochstämmigen Rosenstöcken ausgesetzt ist. Eine zweite, von der Stadt Antwerpen gestiftete goldene Medaille mit einem reellen Werte von 200 Francs wird der besten Kollektion von Pflanzen und Sträuchern aus freiem Felde zuerkannt werden. Anmeldungen zu dieser Ausstellung, die noch bis zum 20. März angenommen werden, sind zu richten an Herrn Lckxd. äs 6oek, Voormttor clor tuindoutvakäeolmA in ^nt- vorxon, Alontignxstraat 2. — Wie die hiesigen Blätter einstimmig berichten, wird unter den diesjährigen Ausstellern auch der deutsche Kaiser figurieren. Se. Majestät soll nämlich dem deutschen Komite bei der Abteilung für Sportwesen eine prächtige Kollektion von eigenhändig erworbenen Jagdtrophäen zur Ausstellung überlassen haben.
Telegramme an den Enzthäler.
Berlin, 16. März. Der Reichstag hat den russischen Handelsvertrag endgültig in der Gesamt-Abstimmung durch Erheben von den Sitzen mit sehr beträchtlicher Mehrheit angenommen. Frhr. v. Thielemann erklärte, daß der Vertrag bereits am 20. d. M. morgens 8 Uhr in Kraft treten werde.
Berlin, 16. März. Dem heutigen Kaiserdiner beim russischen Botschafter wird deshalb eine hochpolitische Bedeutung beigemessen, weil es heute am Tage der Entscheidung über den russischen Handelsvertrag gegeben wird. Der deutsche Botschafter General Werder, der heute von Petersburg mit einem eigenhäudigen Schreiben des Zaren- anlangte, nimmt ebenfalls an dem Diner teil. — Caprivi ist auch eingeladen.
Berlin, 16. März. Nach der parlamentarischen Osterpause wird sich zunächst die Reichstagskommission, sodann der Reichstag selbst mit der Detailberatung über die Tabakfabrikatsteuer befassen.
Berlin, 15. März. Der Geh. Legationsrat v. Kiderlen-Wächter ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt, um am Montag den Kaiser als Vertreter des Auswärtigen Amtes nach Abbazia zu begleiten.
Schwäb. Hall, 17. März. Gestern abend geriet der Weichenwärter Fuchs beim
Rangieren eines Zuges zu Fall und wäre ohne weiteres zu Tode geführt worden, wenn er sich nicht mit Blitzesschnelle aus dem Geleise geworfen hätte; einen Arm brachte er aber nicht mehr rechtzeitig von den Schienen weg, und dieser wurde ihm abgeführt.
Wien, 16. März. Nach der „N. Fr. Pr." wird die deutsche Kaiserin Auguste Viktoria nach ihrem Aufenthalt in Abbazia auf 3 Tage nach Wien kommen.
Paris, 17. März. Aus Rio de Janeiro wird gemeldet, Admiral Mello ist in Curicyda, um die Landmacht der Aufständischen zu organi- sieren. Wie verlautet, befahl er dem Panzerschiff Aquidaben Rio de Janeiro von Norden her anzugreifen. Das Panzerschiff der Aufständischen „Republica" befindet sich in Reparatur. Es wird versichert, vor bem Eingang in den Hafen von Santos werden Torpedos gelegt.
Vermischtes.
Nom Husten.
ii.
Hustenmittel müssen der Ursache des Leidens angepaßt sein und versuchen, wenn möglich, die Ursache zu beseitigen. Es liegt auf der Hand, daß ein Husten gemildert werden kann, entweder durch Entfernung der Ursache des Reizes, oder durch Verminderung der Reizbarkeit des Nervenapparates, durch welchen er weiter wirkt. Beide Methoden werden gewöhnlich in Anwendung gebracht und die meisten populären Hustenmittel enthalten ein Auswurf beförderndes Hustenmittel (Expectorant) und ein beruhigendes (Sedativum), in eine schleimige oder Zuckersubstanz verteilt. Die sedativen Mittel vermindern die Reizbarkeit der Nervencentren, durch welche der Akt des Hustens hervorgerufen wird Opium in genügender Menge hemmt jeden Husten, aber wenn die Ausscheidungen in den Luftwegen sich anhäufen, muß der Patient husten dürfen, oder er muß ersticken. — Schleimige und Zuckersubstanzen mildern den Reiz. Da es nun häufig der Fall ist, daß der den Husten verursachende Reiz in der Zungenwurzel oder in denjenigen Teilen des Halses vorhanden ist, welche sich durch Bonbons und Plätzchen, die sich langsam im Munde lösen, erreichen lassen, so bringen diese oftmals Linderung, namentlich bei trockenem, hackendem Husten und bei dem Kitzelgefühle im Halse. Aber beim Absaugen der Bonbons beobachte man eine Vorsicht: Die letzten Stückchen der mit Vorliebe gekauften frischen Bonbons nehmen so scharfe Kanten an. daß sie beim Verschlucken Speiseröhre, Magenwand und Magen verwunden können, und das hat seine Gefahren. Magengeschwüre werden ja am häufigsten bei Mädchen und Frauen gefunden, die vorzugsweise gern Bonbons naschen. Solche scharfe Splitter können den Tod herbeisühren und sollten nie verschlugt werden. — Isländisches Moos, Althee und Gummi arabicum sind weitere Linderungsmittel, die wahrscheinlich in der Art wirken, daß sie die entzündete und reizbare Stelle direkt mit einer schleimigen Hülle bekleiden und sie gegen weitere Einflüsse der Luft und sonstige Reize schützen. Jede entzündete Stelle, sei sie außen oder innen, wird durch Reibung schlimmer, folglich wird die entzündete Fläche der Luftwege schon durch den bloßen Akt des Hustens weiter gereizt. Deshalb rät man mit Husten geplagten Personen, diesen zu „verhalten." Alles Husten, soweit es nicht durchaus zur Entleerung der Schleimansammlung nötig ist, sollte vermieden werden, denn es schädigt die leidenden Teile durch Reibung und erschöpft den Kranken. Die durch einen heftigen Hustenanfall in Anspruch genommene Muskelanstrengung ist ganz bedeutend; ein Tag starken Hustens greift wirklich mehr an. als ein Tag harter Arbeit. Die Schwierigkeit in der Auswahl der Hustenmittel liegt darin, daß verschiedene Husten verschiedene Mittel verlangen, und was den einen Husten mildert, den anderen
schlimmer machen kann; ferner ist der allge- meine Gesundheitszustand des Kranken in Betracht zu ziehen, was alles nur von Seiten des Arztes richtig erwogen werden kann.
In einem Hühnerhofe in der Polygonstraße in Straßburg wurde dieser Tage ein Huhn geschlachtet, in dessen Magen sich nicht weniger als 35 Steck« und Nähnadeln befanden. Da- bei war das Tier fett und schwer, wie eine gemästete Gans. Es scheint, daß manche Hühner die krankhafte Sucht haben, glänzende Gegenstände zu verschlucken.
(Ein teurer Kuß.) Das Schöffengericht in Tremessen. Provinz Posen, verurteilte, wie man von dort schreibt, einen Maler aus Gnesen, weil derselbe einer Dame unerlaubter Weise einen Kuß gegeben hatte, zu 300 Geldstrafe oder 60 Tagen Gefängnis und zu den Kosten. Außerdem wird das Urteil auf Kosten des Verurteilten in zwei Zeitungen bekannt gegeben.
Konstantinopel, 13. März. Vor einigen Tagen starb hier der Hoftischler des Sultans, Karl Jenssen, ein persönlicher Freund des Sultans. Jenssen, ein Deutscher, machte bereits die Bekanntschaft Abdul-Hamids, als letzterer noch Prinz war. Jenssen war damals beim Bau eines kaiserlichen Kiosks beschäftigt; öfter kamen die kleinen Prinzen, um den Arbeitern zuzusehen, und der spätere Sultan Abdul Hamid faßte Zuneigung zu dem deutschen Tischler, der ihm allerhand in der Tischlerarbeit zeigte. Der Sultan hat eine merkwürdige Vorliebe für Tischler- und Holzarbeiten und beschäftigte sich in seinen Musenstunden gern mit solchen Arbeiten, soll darin sogar Künstler sein. Jenssen genoß das unbegrenzte Vertrauen des Großherrn. Letzterer nannte ihn immer nur „Karlo"; unter diesem Namen war er im ganzen Serail bekannt. Jenssen hat viele Beweise des großherrlichen Wohlwollens genossen; unter anderem hat ihm der Sultan für jedes seiner 4 Kinder ein Haus geschenkt.
(Suppe von Brunnenkrcsse.j Man sucht die Kresse sorgfältig aus, wascht und hackt sie und kocht sie in Wasser mit Butter und etwas Salz in einer halben Stunde gar, rührt diese Suppe mit einigen Eidottern ab, fügt 2—3 gr. Liebigs Fleischextrakt hinzu und läßt sie nochmals aufkochen. Sehr gut schmecken in derselben auch kleine ausgebratene und zuletzt mitgekochte Würfel von Speck.
Salomon: „Gestern haben wir gelegt den Grundstein zu der neuen Synagoge." — Meyer: „Was habt Ihr hineingethan für Münzen m den Grundstein?" — Salomon: „Münzen? Zu was Münzen?- Ist es nicht schade um die schönen Prozentchen, die bringen könnten die Münzen, so lange Jahre begraben in den Grundstein." — Meyer: „Nu, was habt Ihr gelegt hinein?" — Salomon: „Die Photographien von die Münzen."
(Vereins-Disziplin.) Vorsitzender eines Vereins von Vegetarianern: „Meine Herren, ich beantrage den Ausschluß des Mitgliedes Herrn Kohlfeld aus unserem Verein, weil er sich des Vergehens schuldig gemacht hat. aus dem letzten Maskenball als Gottfried von Bouillon zu erscheinen!" (Allgemeine Zustimmung.)
(Heimgeleuchtet.) Tourist (Geck, an dem Wirtstische sich über einige kleinstädtische Einrichtungen lustig machend): „Hören Sie, mein Lieber, bei Ihnen hier stirbt Wohl die Dummheit nie aus?" —Einheimischer (kurz): „Nein, wir haben ja immer Fremden-Zufluß.
(Ihr Bescheid.) Bewerber: „Theuere Adele, , ich liebe Sie! Sie müssen die Meine werden; ich baue auf Ihr Jawort!" — Fräulein: (Tochter eines Maurermeisters): „Und wenn ich Ihnen nun die Bau-Erlaubnis verweigerte?"
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.