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etablierten. Es muß und wird noch ärger kommen in Paris.

Paris, 14. Febr. Der angebliche Breton befindet sich noch in dem Gefängnis. Einem Polizeibeamten bekannte er heute, er heiße Emil Henry und sei bei Barcelona 1872 von franz. Eltern geboren. Er schrieb persönlich diese An­gaben in das Notizbuch des Beamten. Der sofort benachrichtigte Polizeipräfekt verhörte ihn selbst. Henry weigerte sich aber, seine Adresse in Paris anzugeben und verfiel in Schweigen. Seit vem 18. Januar überwachte die Polizei vier Anarchisten, die aus London gekommen waren. Unter ihnen befand sich auch Henry der zuerst bei einem Bildhauer und dann bei einem Schreiner arbeitete. Er behauptet, keinen Mitschuldigen an dem Attentat imTerminus- Hotel" gehabt zu haben. Die Polizei glaubt, er sei im Einverständnis mit den Anarchisten, letzthin offen im KlubAutonomie" die Mittel. Vaillant zu rächen, erörtert haben. Es scheint also eine vollständige Verschwörung zu sein. Der Polizeipräsekt hatte heute mit dem Justiz­minister eine zweistündige Unterredung über diesen Punkt. Wie verlautet, darf man in Kürze zahlreich wichtige Verhaftungen erwarten.

Dank der eisernen Energie Crispi's sind in Italien keine weiteren Ruhestörungen vorge­kommen. Neuerdings verlautet, die Reise des ital. Botschafters in Paris Reßmann nach Rom sei auf den Wunsch Crispi's erfolgt, der mit Frankreich in bessere Beziehungen zu treten suche.

Aus Serbien kommen immer noch recht bedenkliche Nachrichten. Die Radikalen leugnen zwar, etwas gegen die Dynastie unternehmen zu wollen, organisieren aber ersichtlich einen Aufstand, der mit einer allgemeinen Steuerver­weigerung seinen Anfang nehmen soll. Sehr bezeichnend ist, daß die Exkönigin Natalie ihren Sohn Alexander warnt, von seinem Vater Milan, mit dem sie sich dochausgesöhnt" hat, Rat­schläge'anzunehmen.

Die Engländer befinden sich in einer hochgradigen Erbitterung gegen die Franzosen. Sie können den brutalen Angriff der französ. Flotte vor Siam auf ein englisches Kriegsschiff nicht vergessen und nun kommen immer neue Feindseligkeiten der Franzosen gegen England dazu, so in neuester Zeit wiederholte Angriffe einer französischen Expedition in Mittelafrika auf eine englische, bei denen es den Franzosen gar nicht einfällt, auch nur um Entschuldigung zu bitten. Man hält deshalb in England den baldigen Rücktritt Gladstone's, der als bekannter Franzosenfreund jede Demütigung von jener Seite ruhig einsteckt, für sehr wahrscheinlich. Es ist bezeichnend, daß in der englischen Presse bereits die Frage erörtert wird, ob cs nicht Zeit sei, den Franzosen den Krieg zu erklären. Das werden sich die englischen Krämer zwar noch einige Zeit lang überlegen, um schließlich ihren Säbel doch in der Scheide zu behalten.

Aus Newyork. 12. Febr., wird gemeldet: In allen Staaten des Westens wütete gestern ein furchtbarer Schneesturm, wie er seit 10 Jahren nicht vorgekommen sein soll. Der Eisen­bahnverkehr ist gehemmt, eine Menge Vieh zu Grunde gegangen.

In Brasilien wird der Bürgerkrieg im­mer heftiger. Die Aufständigen, welche seither nur mit ihrer Flotte operierten, kämpfen auch jetzt zu Lande gegen die Truppen Peixotos in der Nähe von Rio de Janeiro allerdings mit wechselndem Erfolg. Dagegen haben sie in den südlichen Provinzen Lao Paolo und Rio Grande do Sul eine ganze Reihe von Städten einge­nommen und werben nun immer neue Land­truppen an. Die von Peixoto angekauften Schiffe wagen sich bis jetzt nicht in die Nähe der aufständischen Flotte.

Telegramme an den Enzthäler.

Berlin, 15. Febr. Der Kaiser wird, wie neuerdings gemeldet wird, auf seiner Reise nach Wilhelmshafen am 19. Febr. bei Bismarck das Souper einnehmen.

Berlin, 15. Febr. In der Budgetkom­mission machte der Kriegsminister die Mitteilung, daß der Kaiser heute genehmigt hat. das Jn- fauteriegepäck um 13 bis 14 Pfund zu erleichtern.

Berlin, 15. Febr. In der heutigen Herrenhaussitzung forderte Graf Klinkowström hinsichtlich der Staffeltarife zu einem Protest auf gegen die Einmischung Bayerns in eine preußische Angelegenheit. Minister Thielen gab die Erklärung ab, daß mit Bayern bereits seit vorigem Jahre diesbezügliche Verhandlungen im Gange seien, daß eine Verknüpfung dieser An­gelegenheit mit dem russischen Handelsvertrag nicht stattgefunden habe und daß an eine völlige Aufhebung der Staffeltarife auch die süddeutschen Regierungen nicht dächten.

Berlin, 15. Februar. Der russische Handelsvertrag geht am kommenden Mon­tag dem Reichstage zu.

Bingen, 15. Febr. Heute Morgen stießen zwei Güterzüge zusammen. Ein Heizer wurde verletzt. Mehrere Wagen sind beschädigt.

Karlsruhe, 15. Febr. In der Kammer brachte heute das Zentrum den Antrag ein die Regierung möge die Institution der Amtsver­kündigungspresse aufgeben und öffentliche Ver­kündigungsblätter einführen.

Gmünd, 16. Febr. Bei der gestrigen Stadtschultheißenwahl haben von 1679 Wahlberechtigten 1525 abgestimmt. Gewählt wurde mit mehr als ^/s Mehrheit Gemeinderat Werkm. Möhler, welcher 1025 Stimmen erhielt. Auf Amtmann Fetzer fielen 461 Stimmen, auf Rechtsanwalt Hetze! in Göppingen 37 Stimmen.

Cannstatt, 16. Febr. Gestern Abend wurde der Bahnhofoberaufseher Frank von hier beim Ueberschreiten des Geleises von dem Schnell­zug 204s. aus dem Geleise geworfen, so daß er schwere Verletzungen erhielt.

Untertürkheim. 16. Febr. Weingärtner Haug von hier wollte eine Kuh auf den Cann- statter Biehmarkt führen, dieselbe warf ihn aber so heftig zn Boden, daß er schwerverletzt dar­niederliegt.

Paris, 15. Febr. Gestern Abend fand vor dem Elyseepalast eine Detonation statt, welche in den angrenzenden Häusern große Er­regung hervorrief. Die Untersuchung ergab, daß kein Dynamitattentat vorlag und daß der Knall von einem Gewehrschuß herrührte, den ein Militärposten in selbmörderischer Absicht auf sich abgegeben hatte.

London, 15. Febr. Es bestätigt sich, daß 25 hiesige Anarchisten mit der Aus­führung verschiedener Attentate beauf­tragt sind. In politischen Kreisen hofft man, daß die englische Regierung sich mit der franz. über einen Auslieferungsvertrag in Betreff der Anarchisten verständigen werde.

Helsingfors, 16. Febr. Am Mittwoch Nacht setzte sich das Eis zwischen dem südlichen Teile des finnischen Meerbusens und dem Aland­meere in Bewegung. Ueber das Schicksal von etwa 100 nordischen Fischern ist man in Sorge. Rettungsmaßregeln werden getroffen.

Greenwich, 16. Febr. Gestern nach­mittag hörte der Parkwächter eine heftige Explo­sion und fand in der Nähe des Observatoriums einen durch die Explosion schrecklich entstellten Menschen noch lebend an. Derselbe starb eine halbe Stunde später, nachdem er nur verlangt, ihn nach Hause zu bringen. Neben ihm wur­den Bruchstücke einer Platte gefunden, in seiner Tasche eine Karte mit dem Worte Bourbon; er

scheint ein Ausländer zu sein. Vermutlich zer­brach der Verunglückte beim Falle die mit Blei- stücken gefüllte Büchse, womit er möglicherweise ein Attentat auf das Observatorium beabsichtigte.

Vermischtes.

Ein wirksames Rezept. In Sachsen­berg im Fürstentum Waldeck ging kürzlich ein Knecht auf Veranlassung seines Dienstherrn zum Arzt, um sich von einem nicht bedeutenden Leiden kurieren zu lassen. Der Arzt gab dem Patienten nach Feststellung seiner Krankheit das Rezept mit den Worten:So, mein Sohn, das muß Du einnehmen, dann wird es sicy schon machen." Andern Tags erkundigt sich der Dienstherr nach dem Erfolg der ärztlichen Verordnung und er­fährt, daß sich die Arznei mit dem Papier zwar schlecht habe einnehmen lassen, doch glaube er, daß eine Besserung bereits eingetreten sei. Der Bursche hatte das Rezept verschluckt.

Daß in Deutschland ein recht stattlicher Cedernwald steht, dürfte wenig bekannt sein. Das Franks. Journ. schreibt: Wenn auch das amerikanische Cedernholz hier und dort in Deutsch­land als Zierstrauch oder als Zierbaum einzeln in Parkanlagen seit vielen Jahren existiert, so ist doch der Cedernwald auf der Besitzung des Frhrn. v. Faber auf Schloß Stein (bei Nürn­berg). der über 6 Hektar umfaßt, der erste und einzige seiner Art in ganz Deutschland, ja, auf der ganzen Erde, denn selbst in Florida und Alabama kommt Cedernholz in den Urwaldungen nur sporadisch, aber niemals in reinen Beständen als Cedernwald vor. Der um die Bleistift­industrie in Deutschland hochverdiente Faber unterhält bereits seit vielen Jahren auf seinen Besitzungen in Bayern Cedernholzsaatschulen, wozu er sich Samen aus Florida kommen läßt, um fortgesetzt Cedernholz anzupflanzen, das be­kanntlich eines der feinsten Hölzer ist, sehr teuer bezahlt wird und zur Bleistiftfabrikation unent­behrlich ist. Der genannte Cedernwald steht in voller Frische und verspricht eine erwünschte Zu­kunft.

Paris. Ein sonderbarer Schwärmer ist in Paris aufgetreten. Er findet, daß der Mensch nicht ein Tier sei, sondern ein junger Gott im Stadium der Mannesreife. Um diese Gottähn­lichkeit zu erhalten und zu befördern, schlägt Herr Merle aus Pau möglichste Vereinfachung der Erziehung und Bildung vor. Er will die Geographie vereinfacht, die Geschichte auf wenige Seiten beschränkt wissen. Unsere Sprachen hält er für zu plump und umständlich u.s. w. Herr Merle hat sich sogar an die Regierung gewendet, um diese für seine Reformpläne zu gewinnen.

Paris, 9. Febr. In Genlilly wurden zwei Betrunkene von der Polizei aufgelesen und eingesperrt. Plötzlich ertönt ein furchtbares Ge­heul aus dem Käsig der beiden. Man stürzt hinein. Da liegen die beiden Kerle am Boden und suchen sich gegenseitig aufzufressen. Der eine hatte von dem anderen bereits ein halbes Ohr und die Unterlippe verspeist. Es kostete ' Mühe, die beiden zu trennen.

(Bei der Kälte.) Hotelwirt:Darf ich fragen, wie Sie geschlafen haben? Gast: Recht gut; es war so schlecht geheizt, daß die Wanzen vom Husten befallen wurden und nicht beißen konnten."

(Ungewaschen.) A.:Ich sehe, Du trägst jetzt einen Stehkragen! Schon lange?" B-: Seit vier Wochen!" A.:So sieht er auch aus!"

(Bündig.) Frau A.:Was fehlt denn Ihrem Zimmerherrn, daß er sich schon um acht Uhr abends ins Bett legt?" Frau B>: Geld!"

(Scherzfrage.) Was hat ein Reisender zn thun, der mit seinem Liebchen am Arm spazieren geht und seinem Chef begnet? Antwort: Nichts, denn sonst ginge er ja nicht spazieren.

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