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schwarzen Seidenkleide von längst vergessenem Schnitt neben all diesen modernen glänzenden Toiletten wohl etwas fremdartig und altmodisch aus, aber der Ehrwürdigkeil und gewinnenden Freundlichkeit ihrer Erscheinung konnte dieser äußerliche Umstand nicht im mindesten Eintrag thun. Graf Recke, welcher Damen gegenüber nie die gebührenden Rücksichten außer Augen ließ, am wenigsten, wenn sie zu seinen Gästen gehörten, begrüßte die verwitwete Pastorin höf­lich und sagte ihr einige verbindliche Worte des Dankes für die Hülfe, welche sie seiner Tochter nach ihrem Unfall geleistet. Seine Bewillkomm­nung ihres Sohnes war indessen von der kühl­sten und gemessensten Art. Auch der Platz, welcher ihm an der Tafel angewiesen wurde, gab Zeugnis dafür, daß der Pastor nicht allzu hoch stand in der Wertschätzung seines Patrons. Sein Sitz war fast ganz unten am Ende des Tisches und seine Dome war die behäbige Gattin eines Domänenpächters, die von allen anderen ein wenig über die Achsel angesehen wurde, weil sie die Tochter eines reich gewordenen Bäckers war und ihre Herkunft in Redeweise und Manieren durchaus nicht zu verleugnen vermochte. Sie war indessen trotz dieser kleinen Fehler eine herzensgute Person, deren Wohlthätigkeitssinn in der ganzen Gegend bekannt war, wenn auch ihre guten Handlungen fast das Einzige waren, womit sie nicht zu prunken liebte. Sie über­schüttete den jungen Geistlichen, welcher ihr er­sichtlich recht wohl gefiel, alsbald mit einem Schwall von Worten, und aus dem freundlichen Eifer, mit welchem er ihr antwortete, schien hervorzugehen, daß er mit seinem bescheidenen Platze und mit seiner Nachbarschaft ganz wohl zufrieden war.

Unter den Trinksprüchen, an denen während des reichen Mahles kein Mangel war, fand keiner eine gleiche begeisterte Aufnahme, als der­jenige des Grasen Trotha auf die Tochter des Hauses, die Komtesse Elfriede. Er feierte sie in schwungvollen, schön gewählten Worten und mit einer sehr verräterischen Wärme, welche viel­leicht nicht ohne Absicht so offenkundig an den Tag gelegt wurde, als die würdige Enkelin großer Ahnen, als die heldenmütige Tochter eines ruhmreichen, ritterlichen Geschlechts. Er verglich sie mit jenen hochgepriesenen Edelfrauen einer entschwundenen Zeit, die auf feurigen Rossen, mit dem Falken auf der Faust zur Jagd auszogen, und die ebensosehr der ernsten Pflichten als der heiligen, unantastbaren Vorrechte ihres bevorzugten Standes eingedenk zu sein pflegten. Und indem er bei diesen Vorrechten und Pflichten verweilte, sprach Graf Trotha noch mancherlei von der gegenwärtigen, verweichlichten und von allerlei falschOi Humanitätsideen angekränkelten Zeit, sowie von der beneidenswerten Größe und Lebensweise eines Adelsgeschlechts, dessen Tochter sich im Bewußtsein ihres stolzen Namens an Tapferkeit und Mut nicht einmal von einem Manne übertreffen lassen wollte..

Vielleicht war die Art, in welcher der junge Offizier dem von ihm geliebten Mädchen öffent­lich seine Huldigung darbrachte, nicht gerade taktvoll zu nennen, und Elfriede selbst schien von einer derartigen Empfindung erfüllt zu sein, denn sie war während Trothas Rede in sicht­licher Verlegenheit und die Farbe ging und kam in raschem Wechsel auf ihrem Gesicht. Als nun aber auf allen Seiten eine jubelnde, fast stür­mische Zustimmung laut wurde, als die Gläser aneinander klangen und als ihr der feurige Redner selbst mit blitzenden Augen seinen mit perlendem Wein gefüllten Pokal entgegenhielt, da fiel ihr Blick, der fast unwillkürlich dem seinigen auszuweichen suchte, auf das Antlitz des Pfarrers, welcher unverwandt, aber mit einem ernsten, fast wehmütigen Ausdruck zu ihr hinüber sah. Er hatte sich nicht erhoben, und sein Glas stand unberührt vor ihm. Er wollte also nicht einstimmen in das Hoch, welches der Tochter des Gastgebers, der Tochter seines Patrons, ausgebracht wurde, und dies war von allen Beleidigungen, welche er ihr ihrer Mein­ung nach bisher zugefügt hatte, sicherlich die kränkendste und schwerste. Sie kehrte sich wieder gegen den Grafen Trotha, um zum zweiten Mal

mit ihm anzustoßen, und es war kein Wunder, wenn sich der junge Offizier das Blitzen ihrer Augen zu seinen Gunsten deutete.

(Fortsetzung folgte

Ein Hoch der Kaiserin!

Zu Kaisers Geburtstagsfeier verfaßt und vorgetragen von Stadtvikar Mader in Neuenbürg.

Was Gott geeint, soll man nicht trennen!" Wenn sich der Blick zum Thron erhob Und wir den Kaiser preisend nennen,

Erschalle auch der Kais'rin Lob!

Uns künden schon die alten Mären Bon unsrer Väter edlem Sinn:

Die deutschen Frauen hoch zu ehren,

Das war ihr Ruhm und ihr Gewinn.

Und kühn, wie ihrer Wälder Eiche,

Wuchs ihre Kraft an solchem Halt:

Es splitterten die morschen Reiche Bor ihrer Streiche Allgewalt.

Noch heute sind es Deutschlands Frauen, An Tugend stark, an Ehren reich,

Die, uns veredelnd, weiterbauen Im alten Glanz das neue Reich.

Drum lassen wir den Weg uns weisen,

Den uns der edle Kaiser lehrt,

Und dankend wollen wir es preisen,

Wie hoch Er Seine Gattin ehrt!

Mit Recht erstrahlt im Ehrenkranze Dies edle deutsche Frauenbild,

Verklärt im Kaiserlichen Glanze Und doch so weiblich, schlicht und mild.

Ein Vorbild allen deutschen Frauen,

Deutsch durch und durch, so steht Sie da:

O möchten alle aus Sie schauen,

Die deutschen Frauen fern und nah!

Muß dir das Herz nicht höher schlagen,

Mein deutsches Volk, schaust du dahin?

Wohl dir, daß du in diesen Tagen Dein eigen nennst die Kaiserin!

Das Elend schreiet auf zum Throne Und zeigt die Wunden unverhüllt:

Mit Bitterkeit und Haß und Hohne Sind Hunderttausende erfüllt;

Sie aber neigt sich zu den Armen,

Tritt in des Elends Hütten ein:

Solch liebevoll und mild Erbarmen Kann nimmermehr vergeblich sein!

Und, wie Sie um das Volk sich mühet,

Sorgt Sie sür's ganze Vaterland,

Und manches edle Werk erblühet,

Gepflegt von Ihrer treuen Hand.

Auch vieles wirket Sie im Stillen,

Davon die Welt nicht Großes weiß,

Beredlend Ihres Gatten Willen Im traulichen Familienkreis.

Und wenn sich oft Sein Sinn gewandelt Und sich dem Bessern zugekehrt,

Wer weiß, ob Er nicht edler handelt,

Weil Er das Wort der Gattin ehrt?

Gott schenkte einen reichen Segen Durch Sie dem deutschen Vaterland;

Drum schlägt Ihr jedes Herz entgegen,

Das noch für Deutschlands Heil entbrannt.

Blickt auf zum Hohenzollernstamme,

Wie herrlich er gedeiht und blüht:

Ob das mit Freuden nicht entflamme Ein jeglich deutsch und treu Gemüt?

Ein lieblich Bild ist's, das wir schauen,

Und haben unsre Freude dran:

So leuchtet Sie den deutschen Frauen Als deutsche Mutter auch voran!

Drum, wenn die Gläser hell erklingen,

Und sich's kein Deutscher nehmen läßt,

Dem edlen Kaiser darzubringen Ein Hoch zu seinem Wiegenfest,

Soll auch ein zweites Hoch nicht fehlen,

Und soll in echtem, deutschem Sinn Mit jenem ersten sich vermählen:

Ein Hoch auf unsre Kaiserin!

Folgende Hexengeschichte erzählen die Münch. N. N. aus dem bayrischen Dorfe Groß­ostheim: Ein Landwirt hatte von einem Vieh­händler eine Kuh gekauft, die in den ersten Tagen ergiebiges Quantum Milch lieferte. Auf einmal hörte die Kuh auf. Milch zu geben. Da man keine Ursache hierüber anzugeben ver­mochte, so war cs das Einfachste, die Kuh für

behext zu erklären. Man ließ nun ein altes Weib kommen, die die Kuh durch allerlei Gebete von dem Hexenzauber befreien wollte. Dabei äußerte sie, daß derjenige die Kuh behext habe, der am andern Morgen zuerst im Haus des Landwirts vorsprechen werde. Der Zufall wollte es, daß dies gerade der Viehhändler war. Was er zu hören bekam, läßt sich leicht denken. EinHexenmeister" in Wolfach, bad. Schwarz, wald, einer jener Leute, die auf die Dummheit ihrer Nebenmenschen spekulieren und dieselben möglichst ausnützen, hat dieser Tage einen Denk- zettel bekommen. Wie bekannt wird, ist Johann Georg Walz, von Baiersbronn, welcher in Ober- wolfach, Zinken und Frommenbach, zwei Stall­ungen dadurch vor Hexen zu sichern vorgab, daß er über der Stallthüre mittelst eines Bohrers ein Loch bohrte, in dieses ein mit Kreuzen ver- fehenes Blatt legte und das Loch mit einem Holznagel verschloß, für diese Gaugeleien in eine Haflstrafe von 10 Tagen verurteilt worden.

A uch eine Wette. Ein Bauer von Altingen verkaufte seinem Schwager, einem hies. Metzger, ein Stück Vieh auf dem Entringer Markt um 230 mit I vlL Trinkgeld. Einige Tage nach- her kam der Bauer nach Bondorf und traf da mit einem Viehhändler aus Baisingen zusammen, welcher ihm sofort den Vorhalt machte, daß er; seinem Schwager das Stück Vieh zu teuer ver­kauft habe, und der Mann dabei nicht bestehen könne. Der Bauer erklärte, das Stück wiege mindestens 420 Pfd., während der Viehhändler nur 380 Pfd. zugab. Nach langem Hin- und Heireden machte der Viehhändler den Vorschlag, er zahle dem Bauern, wenn das Stück mehr als 400 Pfd. wiegt, für jedes weitere Pfund 100 vkL Der Bauer ließ sich den Wagschein kommen, welcher auf 420 Pfd. lautete, und hätte somit der Viehhändler dem Bauern 2000 vlL - zu bezahlen.

Allen Dienstboten zurNachachtung" teilt dieNeue Züricher Zeitung" mit. daß zu Münster im schweizerischen Münsterthal, Kanlon Graubünden, kürzlich eine 83 Jahre alte Magd gestorben ist, welche siebzig Jahre lang in der nämlichen Familie gedient hatte.

(Gebirgsdeutsch.) (Fremder zum Hirten­buben):Junge, gicb hier Obacht! Wenn du eine Gesellschaft von Damen den Berg herauf- kommen siehst, so sagst du mir's gleich; ich bin im Wirtshaus." Bube (nach einer Weile in das Wirtshaus hereinspringend):Jiaza kimmens

sieben Mann, lauter Weibsbilder."

(Ein Menschenkenner.) Auf Mrrabeaus Gesuch um ein Darlehen von 12 000 Franken anwortete Beaumarchais:Da ich am Verfall­tage Ihres Schuldscheines^ mich ohnedies mi! Überwerfen würde, so ist mir lieber, daß cs heute schon geschieht: ich spar dabei 12 000 Fr.

Patent-Liste, aufgestellt vom Berliner Patent- Bureau Gersouu. Sachse.

M. 8221. Verfahren zur Darstellung von Anti- monfluorür-Alkalisulfat-Doppelsalzen. Theod. Mayer in Feuerbach bei Stuttgart. 1

T. 3826. Französische Rundwirkmaschine zur t Erzeugung von Plüschware. C. Terrot in Cannstatt. ,

St. 3631. Verfahren zum Brennen von Cement. "

Stuttgarter Cement-Fabrik Blaubeure« in Ehingen a. D.

T. 3868. Französischer Rundwirkstuhl für zwei­farbige Ringelware. C. Terrot in Cannstatt.

B. 15 283. Tiegelosen mit Korbrost. A. Bobrzyk in Reutlingen.

L. 7836. Bettfedern-Sortiermafchine. L. H. Lorch in Cannstatt.

H. 12 883. Anwendung von Diamidodioxybenzol als Entwickler in der Photographie. I. Hauff Feuerbach.

E. 3868. Korset. Franz Otto Estermann in Rottweil.

G. 8584. Vorrichtung zum Einführen von Wickeln in die Materialbehälter von Färbeapparaten. Ed. Getzler in Metzingen.

B. 15 888. Lösbarer Handgriff für Bügeleisen.

Heinrich Bott in Wild bad.

H. 12 518. Verfahren zum Entwickeln Photo- graphischer Bilder mittels Diamidokresol; Zusatz zum Patente 71 277 I. Hauff in Feuerbach.

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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.

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