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sei. Bei der nächsten Landtagswahl müsse Stellung zum Programm des Bundes der Land­wirte genommen werden. Auf dem Gebiete der Gewerbepolitik sei eine weise Mischung von Staats- und Selbsthilfe anzustreben und vor allem eine berufsgenossenschaftliche Organisation, wie sie Preußen mit seinem Vorschlag von Handwcrkerkammern plant. Die Einschränkung der Konkurrenz sei ein schlüpfriger Boden, denn hier erheischen auch die Interessen der Kon­sumenten Berücksichtigung. Nur illoyale Kon­kurrenz sei zu verhüten. Auf dem Felde des Submissionswesens bleibe auch manches zu thun.

Die Deutsche Partei wolle gerechte Aus­gleichung aller Interessen. Es gelangte hier­auf eine Resolution zur Annahme, die den Ausführungen Dr. Schall's entsprach und sich aufs engste an die Resolution der Vertrauens- männer-Bersammlung vom 29. Oktober v, I. anschloß.

Ueber die Stellung der Partei zu den politischen und wirtschaftlichen Tagesfragen auf dem Gebiete der La nd es g e setz g e bu n g berichtete Rechtsanwalt Stockmayer wobei er an die Versprechungen der beiden Thronreden von 189t und 10. Jaguar 1893 anknüpfte.

Zum Schluß sprach sich die Versammlung für den von Professor Dr. Knapp vertretenen Antrag Heilbronn aus, der die Zugehörig­keit eines regierenden Fürsten zu einem fremden Staatsverbande, durch die Reichsverfassung unter­sagt wissen möchte. Um 3'/r Uhr Nachmittags erfolgte der offizielle Schluß der Versammlung.

Ausland.

Der Hochverratsprozeß vor dem Prager Gerichtshof gegen den czechischen GeheimbundOmladina" zieht sich mehr und mehr in die Länge. Dies einenteils infolge der großen Zahl der Angeklagten und der Zeugen, andernteils infolge der Haltung der elfteren; denn fast jeder Angeklagten läugnet energisch, selbst in Fällen, in welchen die Schuld dieses oder jenes Beklagten klar zu Tage liegt. Im Uebrigen kann schon jetzt so gut wie erwiesen gelten, daß dieOmladina" in der That die ihr zugeschriebenen hochverräterischen und staats­gefährlichen Bestrebungen versorgt hat. Ja die Fortsetzung des Prozesses vom Donnerstag brachte neue Enthüllungen über die Beteiligung der jungczechischen Partei an dem Treiben der om- ladinistischen Staatsverschwörer. Dies hauptsächlich durch die Aussagen des Angeklagten Cizek, wo­nach sich die jungczechischen Abgeordneten Graf Kaunitz und Kaizl an den Versammlungen der Omladina" in Kladno und Wien beteiligt haben. Auch machte Cizek das Geständnis, daß dieser Geheimbund aus 22 Vereinen bestanden habe. Wiederholt mußte der Präsident im Verlaufe der Sitzung seine Autorität geltend machen, einerseits, um den Staatsanwalt gegen heftige Ausfälle des Verteidigers Cizeks zu schützen, andererseits, um dem Austausch von Zeichen zwischen verschiedenen der Angeklagten ein Ziel zu setzen.

Aus Frankreich, 9.Jan. Am Samstag sind dem Pariser Banquier Athur de Rothschild auf der Reise nach Toulon im Eisenbahnwagen 14000 Franken vom Leibe gestohlen worden. Rothschild trug die Summe in einer wohlver­wahrten Brusttasche und merkte den Verlust erst, als er aus dem Schlafwagen gestiegen war.

Unterhaltender Teil.

In den Höllengrund.

Novelle von Reinhold Ortmann.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung 9.)

Sie bereute das allzu raiche Wort schon, ehe sie es völlig ausgesprochen. Die herbe Zurückweisung mußte ihn doch schmerzlich ge­troffen haben, denn Elfriede glaubte wahrzu­nehmen, daß er seine Farbe ein wenig veränderte; aber dem Klang seiner Worte war nichts von irgend welcher Gereiztheit anzumerken, als er entgegnete:

Auch in meinen geistlichen Angelegenheiten, wie Sie es nennen, Komtesse, würde ich jede

Warnung mit Dank annehmcn, die aus treuem Herzen kommt und die dazu bestimmt ist. mich von einer Verirrung zurückzuhalten! Wollen Sie mir nicht gestatten. Ihr Pferd um einige Schritte zurückzuführen?

Elfriede fühlte sich machtlos gegen diesen milden Ernst, daß ihr die Thränen fast in die Augen stiegen. Aber diese Empfindung war sicherlich am wenigsten geeignet, ihren Trotz zu brechen. Noch ehe Rohden seine Hand nach den Zügeln ausstrecken konnte, warf sie das Tier so heftig herum, daß es um ein Haar mit den Vorderhufen an dem Abhange abgeglitten wäre.

Ich wiederhole Ihnen, daß ich durchaus keines Beistandes bedarf!" rief sie erregt.Es war auch gar nicht meine Absicht, hier stehen zu bleiben, sondern ich bin. wie Sie sehen, im Begriff, dort hinabzureiten."

Wie ihr diese Lüge auf die Lippen gekom­men war, sie selber wußte es nicht, und sie erschrak vor der Ungeheuerlichkeit des Gedankens, den sie da ausgesprochen. In diesem Augenblick aber ertönte aus der dunklen Tiefe der Schlucht herauf ein langgezogener Zuruf und das laute Wiehern eines Rosses. Graf Trotha war also glücklich unten angekommen nnd mit dem Mo­ment, da sie diese Gewißheit erlangt hatte, nahm auch die eben in zorniger Unüberlegtheit hinge­worfene Idee eine feste Gestalt in Elfriedens Köpfchen an. Sie war eine gute Reiterin und warum sollte sie nicht wagen dürfen, was Trotha so rasch und leicht gelungen war! Wie wag­halsig und gefährlich auch immer ihr Beginnen sein mochte, wenn es nur eine gründliche Be­schämung dieses hochfahrenden Geistlichen im Gefolge hatte, so war es immerhin eines Ver­suches wert! Und mit fest zusammengepreßten Lippen trieb sie. nachdem sie Trothas Ruf mit einem lauten Jauchzen beantwortet hatte, ihr Pferd auf den schwindelnden Pfad.

Wie sie es nicht anders erwartet hatte, trat ihr Rohden in den Weg. Erstaunen und Borwurf waren es. die sich in seinen Mienen ausprägten.

Dort hinunter?" wiederholte er, mit aus­gestrecktem Arm in die Tiefe weisend.Welch ein abenteuerlicher Vorsatz, Komtesse! Sehen Sie denn nicht, daß Sie unfehlbar in ihr Ver­derben eilen würden?"

Ueber Elfriede war es gekommen wie ein Rausch. Es würde ihr jetzt gleichgültig gewesen sein, wenn sie zur Erreichung ihres Zweckes mit einem einzigen furchtbaren Satze hätte in die Tiefe springen müssin. Ihre Augen blitzten und ein wildes Triumphgefühl weitete ihre Brust.

Ich stehe nicht unter Ihrer Vormundschaft, Herr Pastor! Geben Sie mir gefälligst den Weg frei! Sie hören wohl, daß man mich unten erwartet!"

Aber er wich nicht von der Stelle

Der Sie unten erwartet, ist der Tod! Wissen Sie nicht, daß es eine Sünde ist, sein Leben aufs Spiel zu setzen um eines törichten Eigensinns, um einer kindischen Laune willen? Glauben Sie, daß Gott ein so frevelhaftes Be­ginnen ungestraft lassen werde? Denken Sie an Ihren Vater. Komtesse! Wer giebt Ihnen das Recht, ihm einen solchen Kummer zu bereiten?"

Jedes seiner Worte war ihr nur ein neuer Sporn, auf ihrem Vorsatz zu beharren. Und es erfaßte sie zudem wie ein toller Uebermut.

Wenn Sie so besorgt sind um mein Leben. Herr Pastor, so führen Sie mein Pferd hinab! Es wird dann um so sicherer gehen!"

Da nahmen Rohdens Augen einen zornigen Ausdruck an, und er erwiderte in männlicher Entrüstung:

Soll ich es als den Endzweck meines Da­seins ansehen, mich für die unsinnigen Launen eines Kindes zu opfern? Nein. Komtesse, ich glaube hienieden Besseres verrichten zu können, als das! Müssen Sie dort hinunter und wollen Sie die Stimme eines Warners nicht hören, so reiten Sie allein!"

Feigling!" stieß sie halblaut zwischen den zusammengepreßten Zähnen hervor, und zugleich versetzte sie ihrem Pferd einen Gertenhieb, daß das edle Tier in die Höhe stieg. Rohden mußte wohl erkennen, daß es ihr ernst sei um ihr Vorhaben, und daß es die Gefahr, in welcher

sie schwebte, nur vermehren konnte, wenn er ihr noch länger den Weg versperrte. Und ohne weiter ein Wort zu sprechen, trat er zur Seite, während sie so dicht an ihm vorüberritt, daß ihn die Schleppe ihres schwarzen Gewandes streifte.

Elfriede vermied es, ihn anzusehen. Sie ^ wußte nicht, ob er ihr nachschaute oder ob er ! seinen Weg fortsetzte; mußte sie doch auch alle I ihre Aufmerksamkeit auf ihren gefährlichen Ritt I verwenden! Und erst, als ihr Pferd die ersten zögernden Schritte auf dem abschüssigen Pfade gethan hatte, erkannte sie die ganze Furchtbar, keit des Wagnisses. Aber da gab es ebensowenig ein Zaudern als ein Zurück. Sie lehnte sich weit nach hinten und hielt das Tier in den Zügeln, so gut sie vermochte. Und es hatte für eine gute Weile den Anschein, als solle auch sie das Reiterstückchen glücklich vollbringen. Vor­sichtig prüfte das Roß bei jedem seiner Schritte den Boden. Hier und da glitt wohl einer seiner Hufe ein wenig hinab, aber immer wieder wußte cs doch noch zur rechten Zeit festen Fuß zu fassen, und langsam verringerte sich der Raum, welcher es noch von der Tiefe der Schluchtsohle trennte. Das Rauschen des Waldbaches, der sich da unten über Gestein und herabgestürzte Baumstämme hinweg seinen Weg bahnte, schlug immer deutlicher an Elfriedens Ohr. Ihre Furcht begann zu schwinden und ihre Sicherheit kehrte ihr mehr und mehr zurück. Wenn der Pastor noch immer dort oben stand und vielleicht auf , den Augenblick wartete, da er ihre kläglichen Hilferufe vernehmen würde, so sollte er wahr- ^ hastig eine beschämende Enttäuschung erfahren. Noch war sie ja bei weitem nicht am Ziel, aber ^ sie konnte dennoch der Versuchung nicht wider­stehen, ihn und seine Warnungen zu verspotten. Das Gesicht nach oben wendend, stieß sie einen ! lauten. jauchzenden Zuruf aus, der wie in ! höhnendem Echo von den Wänden der Schlucht ' widerhallte. Aber der Ruf erstarb ihr in jähem Schrecken auf den Lippen, und ein verzweifelter Aufschrei folgte ihm nach, denn das durch den unerwarteten Laut erschreckte Pferd hatte einen ! hastigen, falschen Tritt gemacht. Seine Vorder- t Hufe kamen ms Gleiten das Erdstück, gegen f welches sie sich stemmten, gab unter dem starken - Druck knirschend und bröckelnd nach, und nun ging es mit rasender Schnelligkeit der düsteren, rauschenden Tiefe entgegen.

Elfriede saß noch immer fest im Sattel, Das Entsetzen hatte sie völlig gelähmt und mit weit aufgerissenen Augen starrte sie vor sich hin, wie wenn sie das furchtbare Gespenst erblicken könnte, das verlangend seine knöchernen Arme nach ihr ausstreckle. Rohdens Worte:Der Sie da unten erwartet, ist der Tod!" klangen ihr im Ohre wieder, als stände er noch immer an ihrer Seite, um sie ihr zuzurufen, und in unsinniger Verzweiflung griff sie in die Mähne des zitternden, schnaufenden Pferdes. Da brach dasselbe in die Knie und die heftige Erschütter­ung schleuderte die Reiterin aus dem Sattel. Elfriede fühlte einen dumpfen Schlag gegen die Stirn und zugleich einen heftigen, stechenden Schmerz im Knöchel des rechten Fußes. Sie sah eine schwere, zappelnde Masse keuchend, prasselnd, sich überschlagend unmittelbar vor ihren Augen in die Schlucht hinabsausen, dann versank alles um sie her in liefe, undurchdringliche Nacht. Das Bewußtsein hatte sie verlassen.

(Fortsetzung solgt.t

(Ein abgekürztes Verfahren.) Aus Söul (Korea), Enge Oktober, berichtet derOstasia- tische Lloyd": Da am 19. des 9. koreanischen Monats die Wahl der Kandidatinnen für den Harem des koreanischen Kronprinzen stattfinden I soll, hat die Regierung bis zu jenem Tage die ^ Heirat von Koreanern im ganzen Königreiche ^ verboten. Jedenfalls ein sehr abgekürztes Ver- s fahren, dem Kronprinzen eine reiche Auswahl f zu verschaffen!

Aus einem Liebesbrief. - 2o müssen wir uns also für immer vergessen, lieber Arthur! Und somit verbleibe ich denn Deine Dich ewig geliebt habende Amanda."

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