nach Deutschland anzunehmen. Die Reise soll einen Monat dauern. Der Unternehmer stellt eine Kaution von 10000 Lire. Maestro Vesella wird die Kapelle dirigieren.
Petersburg, 12. Jan. Dos Verkehrsministerium hat, wie verlautet, 250 Lokomotiven und mehrere Tausend Wagen im Auslande bestellt. Da wegen des Zollkrieges diesmal der sonstige Hauptlieferant Deutschland umgangen wurde, fiel der Löwenanteil an Aufträgen Oesterreich zu. Den Rest erhielt Belgien.
Daß Gladstone tm Unterhause die Aus sichtslosigkeit von Abrüstungsvorschlägen hervorhob. überrascht so ziemlich alle Welt, da man seine Gesinnungen und Bestrebungen in dieser Richtung kennt. Man nimmt an. daß er bereits diplomatische Fühler ausgestreckt und dabei die Erfahrung gemacht hat, daß jetzt niemand etwas von Abrüstung wissen will oder kann. Gladstone wies auf die gleichen Bemühungen des Lords Clarendon hin, der 1868 von Deutschland, soll wohl heißen, von Preußen eine günstige Antwort erhielt. In Deutschland ist man stets geneigt gewesen, die Kosten für die Landesverteidigung einzuschränken, nur hat man die gewiß durch und durch berechtigte Meinung, daß man damit nicht zuerst anzufangen habe, da Deutschland eben mitten zwischen woffen- starrenden Ländern liegt. Wird Frankreich sein Milliardenkriegsbudget durch irgend eine höhere Zahl dividieren, und wird Rußland seine schier endlosen Kriegerscharen von der Grenze weg in ihre Heimat entlassen, dann ist mit einem Federstrich das deutsche Kriegsbudget auf das ge- geringste Maß zurückgeführt. Jetzt aber geht das nicht.
Kapstadt. 13. Jan. Es wird bestätigt, daß Kapitän Wilson nebst der Abteilung, über deren Schicksal Ungewißheit bestand, von den Matabeles niedergemetzelt worden ist; Niemand ist entkommen.
Hawai ist Kalakauas ruhmreicher Dynastie erhalten geblieben. Nachdem die Bereinigten Staaten ablehnten, die Inseln zu annektieren, ist Liliuokalani auf den Thron zurückgekehrt als Königin von Clevelands Gnaden.
Explosionen. An Bord des „Tormen- dado" explodierte nach einem Telegramm aus Rio de Janeiro eine Kanone; 5 Personen wurden getötet. — Eine zweite Explosion fand auf dem Fort Villegaignon statt, bei welcher 15 Personen das Leben eingebüßt haben.
Anterhattender Heil.
In den Höllengrund.
Novelle von Reinhold Ortmann.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung 6.)
Mit jener trotzigen Bewegung, die ihr eigen war, warf Elfriede das Köpfchen zurück.
„Ich bin nicht sein Werkzeug, Papa, sondern ich habe diese Bitte an Dich gerichtet, weil auch ich es für eine Menschenpslicht halte, die arme Familie vor dem äußersten Elend zu bewahren. Und Du wirst meinen Wunsch erfüllen, nicht wahr?"
„Ich denke nicht daran! Es würde hübsch aussehen in der menschlichen Gesellschaft, wenn alle Welt sich statt von bestimmten Grundsätzen von solchen unklaren Gefühlsseligkeiten regieren ließe. Davon verstehst Du nichts. Kind, und es ist gut, daß Du nichts davon verstehst, denn Du wirst niemals Veranlassung haben, Dich mit dieser Misere zu befassen."
„Nun, vielleicht wäre es doch besser, wenn ich etwas davon verstände. Ich würde dann wenigstens davor bewahrt bleiben, ungerecht und thöricht über andere zu urteilen. Aber ich muß trotz Deiner Weigerung meine Bitte wiederholen, Papa! Ich habe Frau Dependahl im Vertrauen auf Deine Zustimmung sagen lassen, daß Du ihrem Manne noch einmal verzeihen und ihm um seiner Familie willen die Freiheit wiedergeben wirst."
Graf Recke richtete sich hoch auf und seine Augen blitzten.
„Was hast Du da gewagt, Mädchen! Was für ein Geist ist in Dich gefahren? Ist das
auch eine Frucht Deiner zufälligen Unterhaltungen mit dem Pastor?"
„Lassen wir doch den Pfarrer aus dem Spiel! Papa! Ich versichere Dich, daß seine Person mir ebenso unangenehm ist als Dir, und er weiß nicht einmal, daß ich mich bei Dir für den Mann verwenden wollte! Wenn Du es über Dich gewinnst, um eines armseligen Rehbocks willen Deine Tochter wortbrüchig zu machen, so habe ich übrigens nichts mehr zu sagen."
Es war offenbar, daß sie sich trotz seines Poltcrns und trotz seiner grimmigen Miene nicht vor ihrem Vater fürchtete, und daß sie zugleich den richtigen Weg eingeschlagen hatte, ihre Absicht zu erreichen. Graf Recke ging ein paar mal mit dröhnenden Schritten in dem Gemache auf und nieder, dichte Dampiwolken von sich blasend und sichtlich mit einem Entschluß kämpfend, der ihm recht sauer wurde. Endlich blieb er hart vor Elfriede stehen.
„Du weißt wohl, daß ich es dahin nicht kommen lasse," sagte er streng. „Ein Wort, welches die Gräfin Recke gegeben hat. muß feststehen wie ein Fels. Aber ich rate Dir, ein ähnliches Experiment nicht zum zweitenmal zu versuchen. Wir könnten da doch in einen argen Zwiespalt geraten."
Sie hielt seinen drohenden Blick aus, ohne mit den Wimpern zu zucken.
„Fürchte nichts. Papa! Du weißt, daß ich mich Deinem Willen niemals widersetze! Dependahl wird also heute noch zu seiner Familie zurückkehren?"
„Sofern der Tagedieb es nicht vorzieht, sich statt dessen ins Wirtshaus zu begeben — ja! Und nun noch ein letztes Wort über den Herrn Pfarrer, Elfriede! Ich müßte diesen anmaßenden und selbstbewußten Herrn sehr falsch beurteilen, wenn ihn dieser erste Erfolg nicht noch viel übermütiger und zuversichtlicher machte, als er sich bisher schon gezeigt. Ich bin nicht gesonnen, das zu dulden, denn auf meinem Grund und Boden soll kein anderer regieren wollen. Ich werde dem Schwarzrock fortan mit aller Entschiedenheit den Herrn zeigen, und ich erwarte, daß auch Du künftighin Deiner Standespflichten und Deiner gesellschaftlichen Stellung besser eingedenk bleibst, als bisher!"
Elfriede war wieder dunkelrot geworden. „Ich glaube nicht, den Vorwurf verdient zu haben, der in Deinen Worten liegt! Ich wiederhole Dir, daß auch ich das Auftreten des Herrn Rohden ungehörig und verletzend finde, daß ich jeder Begegnung mit ihm ausweichen und jedenfalls nichts versäumen werde, was dazu dienen kann, ihn an seine Stellung zu erinnern und seine Anmaßung in die gebührenden Schranken zurückzuweisen."
Mit so viel Nachdruck und Eifer hatte sie gesprochen, daß der Groll des Grasen vollständig verflogen schien. Er lächelte sogar ein wenig und würde seiner Tochter wahrscheinlich ein anerkennendes Wort gesagt haben, wenn ihn nicht das Rollen eines auf der Schloßrampe anfahrenden Wagens und der fröhliche Klang einer Männerstimme, welche ihm nicht unbekannt schien, veranlaßt hätte, an das Fenster zu treten.
„Alle Wetter!" lachte er da. „Das heiße ich einen Geniestreich von dem Jungen! Ich wollte Dich mit seinem Besuch überraschen, und nun überrascht er mich selber. Und wie es scheint, hat er sogar noch jemanden mitgebracht. Nun wir werden um den Platz, ihn zu beherbergen, nicht in Verlegenheit kommen."
Er war urplötzlich in die heiterste Laune versetzt, und auch Elfriede schien den unangenehmen Eindruck der vorherigen Unterhaltung vollständig vergessen zu haben. Sie war hinter ihn getreten und hatte an ihm vorbei neugierig hinausgespäht. Da standen vor dem Portal zwei stattliche junge Offiziere, und einer von ihnen, der eben den Kutscher des Mietwagens abgelohnt hatte, erteilte den Dienern, welche mehrere Gepäckstücke abluden, die erforderlichen Weisungen.
Jetzt schaute er zu den Fenstern empor und als er den Grafen gewahrte, grüßte er mit lachendem Gesicht hinauf. Nun erhob auch der
Andere den Kopf und die obenstehenden erblickten ein schönes, ernstes, leicht gebräuntes Männerantlitz, das mit seinem blonden Vollbart und seinen kraftvollen energischen Zügen einem Bildhauer als Modell für den Kopf des Armi- nius hätte dienen können. Der Offizier salutierte höflich und ohne jede Verlegenheit, die bei einem wildfremden, ungeladen und unerwartet erscheinenden Gaste nur natürlich gewesen wäre. Dann traten beide in das Haus.
„Ich muß ihnen entgegen gehen, sie zu begrüßen," sagte Graf Recke heiter, und als er die lebhaften Farben auf Elfriedens Wangen sah. nahm er für einen Augenblick ihr feines Kinn in seine muskulöse Jägerfaust und meinte lachend:
„Das verspricht wieder eine Reihe von lustigen Tagen, — nicht wahr, Du Wildfang? — Wollen doch sehen, ob der Vetter Hans diesmal glücklicher ist in dem Ringen um die Gunst des Burgfräuleins. Wie ich seinen Kameraden taxiere, wird es ein ergötzliches Kampfspiel werden."
Ohne erst auf eine Antwort zu warten, ging er zur Thür. Fast wäre er auf der Schwelle mit dem Diener, der die Besucher melden wollte, zusammengeprallt. So kam es, daß er seine Gäste erst hier oben willkommen heißen konnte. Der kleinere von ihnen, ein flotter, schlanker Husar mit frischem, heiterem Gesicht und keckem Schnurrbärtchen, der mit dem Hause und seinen Bewohnern offenbar bereits sehr vertraut war, nahm ohne viele Umstände das Wort.
„Eine regelrechte Ueberrumpelung, lieber Onkel, ein Husarenstückchen, das ich trotz aller Bedenken meines Freundes gewagt habe, weil ich besser weiß, als irgend einer, daß man auf Rothenfeld noch eine beinahe mittelalterliche Gastfreundschaft übt. Nun mache meine Zuversicht zu Schanden, wenn Du es über das Herz bringst! Uebrigens — um auch den Forderungen moderner Etikette zu genügen: „Graf Herbert Trotha, Premierlieutenant der *** Ulanen und ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn!"
„Seien Sie mir herzlich willkommen, Herr Graf," sagte der Hausherr, dem Vorgestellten kräftig die Hand schüttelnd. „Es soll mich freuen, wenn Sie während Ihres Aufenthalts zu dem Schluß kommen, daß Ihnen mein Neffe von der Rothenfelder Gastfreundschaft nicht zu viel gesagt hat! — Meine Tochter Elfriede, die uns die leider längst geschiedene Hausfrau ersetzen muß, so gut sie kann!"
(Fortsetzung folgt.)
Der Unteroffizier als Lehrer ist in Ostpreußen bereits zur Wahrheit geworden. Auf der Nordspitze der Kurischen Nehrung liegt der Stadt Memel gegenüber das gleichnamige Fort. Es zählt etwa 10 schulpflichtige Kinder, die von jeder Schule abgeschlossen sind. Der Unterricht der Kinder ist daher dem Aufseher des Forts, dem aktiven Feldwebel Hannemann gegen ein jährliches Gehalt von 540 übertragen worden. Der Unterricht wird an allen Wochentagen vormittags erteilt. Feldwebel Hannemann nimmt auch, wie der „Preuß. Lehrerztg." geschrieben wird, regelmäßig an den Konferenzen der Lehrer des Kirchspiels teil, wozu er stets in Uniform erscheint.
Einer weitverzweigten Falschmünzerbande ist man neuerdings im Boigtlande auf die Spur gekommen. Nachdem bereits früher verschiedene Beteiligte verhaftet worden waren, sind in den letzten Tagen in Reichenbach i. B. abermals zwei Mitglieder der Bande dingfest gemacht worden. Einer der jetzt Verhafteten hatte kürzlich einem Geschäftsmanne 5000 falsches Geld für 600 gutes Geld zum Kauf angeboren. Auch im benachbarten Egerlande hat die raffinierte Verbrecherbande ihr Unwesen getrieben.
(Boshaft.) Dame: „Man sagt, daß Fräulein Laura 200 000 Mk. Mitgift in die Ehe bringt! — Herr: „Sagen Sie doch lieber Entschädigung!"
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.