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Rom. 4. Jan. Die Zeitungen eröffnen Geldsammlungen zugunsten der Hinterbliebenen der Opfer von Aigues-Mortes Es werden Kundgebungen gegen den Wahrspruch von An» goulöme befürchtet. Die Behörde hat Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Rom. 3. Jan. Der „Popolo Romano" ermahnt in einem Artikel über die wirtschaftliche Lage die italienische Geschäftswelt, keine Waren aus Frankreich mehr zu beziehen, und sich völlig unabhängig von diesem Italien feindlich gesinnten Lande zu machen
Rom, 4. Januar. Das Blatt „Esercito italiano" meldet: Infolge einer Ermächtigung des Königs ist die gesamte Klasse der Dispositions-Urlauber der ersten Kategorie von 1869 einberufen worden. Nachdem der Kriegsminister 12 000 zum I. Januar einberufen hat. sind weitere 12 000 auf den 8. Januar einberufen, wodurch die Besatzung Siziliens auf 40 000 Mann verstärkt worden ist.
Die spanische Regierung hat der enormen Kosten wegen weitere Truppen aus Melilla nach der Heimat zurückberufen. Die Expeditionskosten gegen die Kabylen belaufen sich bisher auf 35 Mill., Spanien verlangt aber nur 25 Mill Pesetas von dem Sultan von Marokko als Entschädigung; bisher scheint es jedoch dem spanischen außerordentlichen Abgesandten noch nicht gelungen zu sein, den Sultan von Marokko persönlich zu erreichen.
Telegramme an den Enzthäler.
Berlin, 4. Jan. Prof. Bergmann ist nach Warschau an das Krankenlager Generals Gurko berufen und bereits dahin abgereist.
Berlin , 4. Jan. Nach der Wiederaufnahme der Sitzungen des Reichstags wird wahrscheinlich schon in der ersten Woche die erste Lesung der Wein- und Tabaksteuervorlagen vorgenommen. Für die erste Lesung der Weinstcuer- vorlage ist der 11. Jan. in Aussicht genommen.
Mnterhattender Heit.
In den Höllengrund.
Novelle von Reinhold Ortmann.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung 2.)
Zögernd hob sie die braunen Augen wieder zu ihm empor und ihre Stirn glättete sich ein wenig.
„Ich verstehe das vielleicht nicht!" sagte sie. „Mir ist all' diese Roheit unsäglich widerwärtig. Und ich glaube, es wird Ihnen nicht besser ergehen, wenn Sie nur erst einmal in rechte Berührung mit ihr gekommen sind."
„Ich habe sechs Jahre lang als Anstaltsgeistlicher in einem Zuchthause amtiert. Komtesse!"
„In einem — Zuchthause?!"
Das entsetzte Staunen, welches sie in diese Worte legte, zeigte sie wieder ganz als das liebenswürdige naive Kind, das sie bei ihrem Eintritt gewesen war. Der junge Pastor, den sie bis dahin mit einer Art von herablassender Ueberlegenheit behandelt hatte, erschien ihr mit einem Male in einem ganz anderen Lichte, wenn auch keineswegs vorteilhafter als vorher. Ein Zuchthaus war ihr der Inbegriff alles Schrecklichen, und ein Mensch, der sechs Jahre lang nur mit den Jnsaßen und den Beamten einer solchen Strafanstalt in Berührung gekommen war, mußte nach ihrer Vorstellung notwendig ein gut Teil von der dort herrschenden Verwilderung in sich ausgenommen haben. Nun wurde ihr auch das rücksichtslose und unehrerbietige Benehmen des neuen Pastors gegen die Tochter seines gräflichen Patrons ebenso erklärlich, als seine Freude, in der künftig seiner Obhut anvertrauten Dorfgemeinde diejenigen Elemente wiederzusinden, welche ihm bei seiner vorigen Zuchthausihätigkeit lieb geworden waren! Ader darnach mußte auch sie ihr weiteres Verhalten gegen diesen unheimlichen Menschen einrichten. Sie halte sich ihrer Ucberzeugung nach schon zu viel von ihrer vornehmen Würde vergeben, und nicht zum zweiten Mal wollte sie ihm eine Möglichkeit gewähren, ihr eine so verletzende Zurechtweisung zu erteilen.
Darum änderte sie jenen komisch erschrockenen Ausdruck, der den Pastor wieder lächeln gemocht, sehr rasch in die stolzeste und hochfahrendste Miene, über welche sie verfügte.
„Mein Papa dürste ihre Anwesenheit vergessen haben." sagte sie. „und es wird zweckmäßig sein, ihn an dieselbe zu erinnern."
Ohne ihn anzusehen, ging sie hinaus und sie war bei sich selber nicht im Zweifel, daß ihr kein Mensch so unangenehm, ja geradezu widerwärtig sei, als dieser neue Pastor, dem sie künftig gewiß in einem weiten Bogen aus dem Wege gehen wolle.
Ihre Erinnerung aber mußte doch wohl gefruchtet haben, denn gleich nach ihrer Entfernung trat Graf Recke wieder in das Speisezimmer. Er trug die Reitpeitsche noch immer in der Hand, und es war im Grunde wenig artig, wie er mit derselben auf einen niedrigen Sessel deutete.
„Nehmen Sie Platz, Herr Pastor, und entschuldigen Sie, daß ich Sie warten ließ. Aber, wie gesagt, ich war auf Ihren Besuch noch nicht vorbereitet und ich pflege alles der Reihe nach zu erledigen. Und nun einige offene Worte zur Verständigung! Ich bin ja nach Gesetz und Herkommen der Patron der Pfarrstelle, auf welche Sie jetzt berufen worden sind, aber ich habe an kirchlichen Angelegenheiten im allgemeinen wenig Freude und sehe es gern, wenn ich in möglichst geringem Umfange damit behelligt werde. Ich habe Sie darum auch fast aufs Geratewohl unter den zahlreichen Bewerbern herausgegriffen, und wenn doch noch ein besonderer Umstand für Ihre Person empfehlend ins Gesicht fiel, jo war es Ihre Wirksamkeit als Gefängnisgeistlicher. Sie haben da gerade die am besten geeignete Schule durchgemacht, um sich in die Verhältnisse Ihrer neuen Gemeinde zu finden."
Rohden machte eine kleine Verbeugung.
„Sie wiederholen mir da nur. Herr Graf, was ich bereits soeben aus dem Munde Ihrer jungen Tochter vernehmen durfte."
Der Gutsherr sah ihn erstaunt an.
„Meine Tochter? Hat sich das Mädel mit Ihnen unterhalten?"
„Die Komtesse erwies mir diese Auszeichnung. wenn ich auch fürchten muß, daß sie mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden war."
Graf Recke schien mit einiger Ueberwindung eine Antwort zu unterdrücken, die er bereits auf den Lippen hatte. Nach einer kleinen Pause fuhr er noch hastiger und noch weniger verbindlich als früher fort:
„Ihr Vorgänger hat sich nach jeder Richtung hin vortrefflich in seine Stellung zufindcn gewußt. Er ließ die ihm anvertrauten Schafe möglichst ungeschoren, und begnügte sich damit, Jahr für Jahr vor einer kleinen Zuhörerschaar von Kindern und alten Weibern dieselben Predigten herunterzudonnern. Je ärger ihn mit den Jahren sein Asthma plagte, desto kürzer wurden seine Kanzelreden und desto mehr wuchs infolgedessen auch seine Beliebtheit bei denjenigen die überhaupt noch wußten, wie eine Kirche von innen aussieht. Die rohen und ungefügigen Elemente aber wußte er sich einfach dadurch vom Leibe zu halten, daß er sich nicht um sie bekümmerte. Damit war allen Teilen am besten gedient. Ob Sie es für gut finden werden, seinem leuchtenden Beispiel zu folgen, muß ich natürlich Ihrem eigenen Ermessen überlassen, Herr Pastor!"
„Mein Gewissen und das Bewußtsein meiner Pflicht werden" mich, wie ich hoffe, den rechten Weg finden lassen, Herr Graf."
Die Erwiderung schien dem anderen nicht sonderlich zu gefallen, denn er betrachtete den jungen Mann mit einem keineswegs freundlichen Blick.
„Was nun unsere persönlichen Beziehungen anbetrifft," fuhr er fort, „so werde ich Ihnen gewiß niemals ins Gehege kommen, und es ist selbstverständlich, daß ich ein Gleiches erwarte. Damit sind von vornherein alle Differenzen ausgeschlossen. Mein Haus genießt, wie ich hoffe, einen gewissen Ruf wegen seiner Gastlichkeit und ich verschließe es vor niemanden. Aber
ich bin ein Freund heiterer und offener Unterhaltung. bei der ein Wort nicht auf die Goldwage gelegt zu werden braucht. Ihr Amtsvorgänger war mir immer willkommen, denn er erschien stets als jovialer Gesellschafter, guter Whistspieler und aufrichtiger Freund einer gut besetzten Tafel. Den Geistlichen ließ er bei diesen Besuchen hübsch daheim, und auch damit traf er durchaus das Richtige."
Graf Recke hielt inne. Er erwartete wohl eine Antwort, aber er wartete vergebens. Rohden machte nur eine kleine, kühle Verbeugung, die ebensowohl eine Annahme, als ein für allemal eine Ablehnung der in nicht mißzuverstehender Weise verklausulierten Einladung bedeuten konnte. Die beiden Männer sahen sich für eine kurze Spanne Zeit in die Augen und jeder von ihnen war Menschenkenner genug, um bie Ucberzeugung zu gewinnen, daß er in dem andern eher einen Gegner als einen Freund gefunden habe.
Graf Recke stand auf und schob seinen Stuhl geräuschvoll zurück. Auch Rohden hatte sich erhoben.
„Das Pfarrhaus ist in gutem Zustande und Sie können es in jedem beliebigen Augenblick beziehen. Wünschen Sie irgend welche Veränderungen und Verbesserungen, so setzen Sie sich gefälligst mir meinem Oberinspektor in Verbindung. Er wird das Erforderliche veranlassen. Und eine beiläufige Frage noch: Sind Sie verheiratet?"
„Nein, Herr Graf!
„So könnten Sie vielleicht die alte Wirtschafterin des verstorbenen Reinhardt übernehmen, sie ist eine tüchtige Person."
„Ich bedaure, von diesem gütigen Vorschlag nicht Gebrauch machen zu können. Meine Mutter wird, wie ich hoffe, noch lange im stände sein, mein kleines Hauswesen zu führen."
„Nun, meinetwegen! Das ist ja auch gleichgültig! Ich lege übrigens durchaus kein Gewicht darauf, daß der Pfarre: von Rothenfeld verheiratet sei. Das giebt frühzeitige Sorgen Und wir leben in einer armen Gegend. Der erste Pastor, den ich hier hakte, kam mit seinen sechs Kindern aus den Verlegenheiten gar nicht heraus! Damit wären wir übrigens wohl in der Hauptsache fertig! Sie werden entschuldigen, wenn ich mich an der Ceremonie Ihrer Einführung durch den Superintendenten nicht weiter beteilige. Ich habe nun einmal keinen Sinn für diese Dinge."
(Fortsetzung folgt.)
Ein entsetzlicher Vorfall hat sich in dem Dorfe Zeilhard (Hessen) zugetragen. Das fünfjährige Mädchen eines Taglöhners wurde von seinem Vater zur Wirtschaft geschickt, um etwas zu holen, als das Kind beim Betreten des Hofes von einem wütenden Gänserich an- gefallen, umgeworfen und mit dem Schnabel dermaßen im Gesicht und am Körper zugerichtet wurde, daß es alsbald, nachdem es von dem wütenden Tiere befreit worden war, an den Folgen der schweren Verletzungen verstarb.
Was manche Wirte erfinden, um Gäste herbeizuziehen und ihnen Unterhaltung zu bieten, jagt ein Inserat, in welchem der Schimmelwirt in Windorf (bei Falkenberg) zur Verherrlichung der Kirchweihfeier ein „Preistabakschnupfen" und ein „Preiszigarrenrauchen" ausschrieb.
Unsere Keser
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erste Quartal 1894
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Redaktion u. Wertag des ßnzthäters.
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Beilage
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e) Stempel
2—2,5 m lang,
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.