boren. die allerdings vorerst noch für das Publi­kum unsichtbar sind, später aber demselben mit ihren lustigen Sprüngen viel Vergnügen bereiten dürften.

Backnang, 20. Dez. In einem benach­bartem Orte trat dieser Tage bei einer Beerdig­ung eine seltsame Störung ein. Als der Leichenzug vor dem Kirchhof angelangt war. fand man die Thüre desselben verschlossen; der Totengräber war nicht zur Stelle, und die Leid­tragenden mußten warten, bis der Schlüssel aus dessen Hause beigebracht war. Doch dieselben sollten noch eine schwerere Geduldsprobe bestehen. Der Totengräber hatte nämlich auch versäumt, ein Grab zu machen, und das ganze Leichen­gefolge mußte auf dem Kirchhof ausharren, bis ein solches hergestellt war.

Von de» Geld- und Warenbörsen

Stuttgart, 21. Dez. Wie immer vor mehreren Feiertagen pflegen die sogen. Coulissiers an den Geld­börsen ihre Spekulationsgeschäfte abzuwickeln und so geschah es auch der abgelaufenen Berichtswoche, weshalb die Kurse der meisten Spekulationspapiere leichte Ab- schwachungen erfuhren. Nur Eisen- und Kohlenwerte konnten sich teils gut behaupten teils sogar noch kleine Kursbesserungen erzielen, weil der Kohlenmarkt sich ziemlich günstig gestaltet. Bahnaktien konnten sich durch­weg ihren vorwöchrgen Kurs sesthalten. Die Ge­treidemärkte zeigten in der letzten Woche eine ent­schieden bessere Haltung als seit längerer Zeit, und die Preise haben fast durchweg eine nennenswerte Erhöh­ung erfahren. Weizen Pr. Dez. stieg in Berlin von 142.20 auf 144, per Mai von 149 auf 151.20, Roggen per Dez. von 125.50 auf 127.50, Pr. Mai von 129 auf 132.70, Hafer Pr. Dez. von 152.50 auf 156.50, pr. Mai von 139.70 auf 142.70. Die Mehlpreise blieben unverändert. Mais pr. MaiJuni fiel in Wien von 5 fl. 38 auf 5 fl. 37. Ans den Baumwollmärkten setzte sich die lustlose Haltung der letzten Wochen aber­mals fort. Trotz ziemlich lebhaften Umsätzen haben die Preise weiter nachgegeben, und amerikanische Ter­mine sind gegen die um 4 Points niedriger. Auch auf den Garn- und Tüchermärken ist eine Besserung selbstredend nicht zu verzeichnen. Da die meisten Kontrakte der Spinner und Weber demnächst ablaufen, so müssen sie für neue Engagements wesentliche Konzessionen machen. Nach der vorwöchigen Ermattung ist aus den Zucker­märkten wenigstens für nahe Termine eine kleine Besser­ung eingetreten, während sich die späteren Termine gut behaupten konnten. Auf den Kaffeemärkten hiel die ruhige Stimmung der Vorwoche an, doch konnten sich die Preise gut behaupten. 6oocI averaxs 8antos blieb in Havre pr. Dez. auf ION/, und stieg pr. März von 100V« auf 100-/r-

Ausland.

Paris', 21. Dez. Die Schritte zur Er­mittlung des Absenders der Ende Nov. an den deutschen Kaiser und den Reichskanzler in Orleans aufgegebenen Briefe mit explosivem Inhalt sind erfolglos geblieben. Auch eine bei den Anarchisten Moutinier und Colas gestern dort vorgenommene Haussuchung blieb ergebnis­los. Doch wurden die Anarchisten verhaftet und ihre Vorgefundenen Papiere beschlagnahmt.

Paris, 22. Dezbr. Das Schwurgericht verurteilte den Kutscher More, welcher am 13. August während des Wahlfeldzugs auf Lockroy schoß, zu 6 Jahren Zwangsarbeit.

Paris, 18. Dez. Die Staatsanwaltschaft und die Polizeipräfektur werden gegenwärtig mit Drohbriefen überschwemmt. Am vorgestrigen Tage erhielt der Polizeipräsekt allein deren 58, größtenteils anonym, und von den übrigen ist nicht anzunehmen, daß die Schreiber ihren wahren Namen daruntersetzten. Gestern saß der Pariser Abgeordnete Georges Berger des Sonntags froh in seinem Arbcitskabinet, als das Telefonsignal ertönte.Sie sind es, Bürger Berger?" wurde angefragt, und auf die bejahende Antwort des Generalkommissärs der letzten Weltausstellung fuhr der Sprecher fort:So? Sie haben also den Vorsitz des Ausschusses für die Sprengstoffe geführt? Sie sind ein gemeiner Kerl und Ihre Sprengstoffe werden Ihnen noch in der Schnauze explodieren!" Woher dieser feine Gruß kam, konnte der Pariser Abgeordnete nicht ermitteln.

Palermo. 22. Dez. Der Bürgermeister und 12 Gemeindevertreter von Montreal prote­stierten gegen die Absetzung des elfteren. Die Auflösung des Gemeinderats hat die Bewegung auf mehrere Nachbarorte verbreitet. In der letzten Nacht wurde zwischen Montreal und Palermo ein Schilderhaus in Brand gesteckt.

Venedig. 19. Dez. Von einem entdeckten Millionendieb berichtet dasN. W. Tagbl.": Hier bildet eine Verhaftung das allgemeine Tagesgespräch. Der hies. Notar Angeli, welcher vor zwei Jahren nach Betrügereien und Depots­unterschlagungen im Betrage von einer Million Lire angeblich nach Amerika geflohen war. wurde hier durch einen Zufall entdeckt und verhaftet Derselbe scheint Venedig gar nicht verlassen, sondern dort die ganze Zeit in einem Zimmer verborgen gelebt zu haben.

Das englische Parlament soll nach dem Willen Gladstone's nur 4 Tage Weihnachts­ferien haben, und die Opposition muß sich, wenn auch murrend fügen. Gladstone hat es offenbar sehr eilig, seine verschiedenen Gesetzesvorschläge für England und Schottland unter Dach und Fach zu bringen, um bald möglichst wieder die Homerulefrage in Angriff zu nehmen. Einst­weilen läßt er den Radikalen Labouchöre als Plänkler gegen das Oberhaus Vorgehen; letzterer verlangt nichts weniger als die völlige Abschaff­ung des Oberhauses.

Telegramme an den Enzthäler.

Berlin, 23. Dez. Blättermeldung aus Prag: In Nepomuk wurde nachts in das Fenster zweier hies. Kaufleute geschossen; wegen des Dynamitattcntats in Rakonitz wurden bisher 9 Verhaftungen vorgenommen.

Warschau, 23. Dezbr. Die Proviant- Magazine der Warschauer Militär-Intendantur sind niedergebrannt. Der Schaden ist enorm. Brandstiftung wird vermutet.

Rom, 23. Dezbr. In der Schlacht bei Agordat bei Maffauah verloren die Italiener 3 Offiziere, 1 Unteroffizier und gegen 100 Soldaten, worunter die meisten Eingeborene sind. Die Streitkräfte der Italiener, welche am Kampfe teilnahmen, werden auf 1500 geschätzt, während die Anzahl der Derwische gegen 10 000 betrug.

Vermischtes.

Berlin. 19. Dez.Blinder Eifer schadet nur." Bor kurzem ging die Nachricht durch die Presse, der Hauptgewinn der Roten-Kreuz- Lotlerie 100 000sei nicht erhoben worden. Das bestätigt sich, und der Sache liegt folgen­der. für die Betroffene recht unliebsamer That- bestand zugrunde. Die unglücklichglückliche" Spielerin des Loses ist nämlich das Dienstmädchen eines hiesigen Generaldirektors einer Berufsge­noffenschaft. Das Mädchen hatte bisher im Lotteriespiel kein Glück gehabt. Vor einiger Zeit bekam sie ein Trinkgeld und beschloß, mit diesem Nebcneinkommen noch einmal ihr Glück in der Roten-Kreuz-Lotterie zu versuchen. Sie kaufte sich ein Los und schrieb, mehr aus aber­gläubischer Frömmigkeit, als aus Vorsicht, die Nummer ihres Loses in ihr Gesangbuch, welches sie schon in früheren Jahren zu der­artigen profanen Notizen zu benutzen pflegte. Die Ziehung kam und das Mädchen sah, wie die Herrschaft bemerkte, wiederholt in der Zeitung die Liste der Gewinne nach. Als nun vor einigen Tagen die Notiz durch die Blätter ging, daß der Hauptgewinn noch nicht abgeholt sei, machte die Hausfrau ihrem Mädchen Mitteilung davon und fragte, ob sie denn etwas gewonnen habe. Das Mädchen gestand, daß sie, nachdem sie mehrere Male vergeblich in den Gewinn­listen nachgesehen aus Aerger! das Los in den Mülleimer geworfen habe. Als man nun die Zeitungsnotiz mit der Einzeichnung in dem Gesangbuch verglich, stieß das Mädchen einen Schreckensschrei aus: die aufgebotene Nummer des Hauptgewinns war die ihrige! Was war nun zu thun? Eine Mitteilung an die Lotteriedirektion erwies sich natürlich als zwecklos, da dieselbe den Gewinn einzig gegen Herausgabe des Loses auszahlen kann und nur verpflichtet ist, das Geld 90 Tage nach vollen­deter Ziehung aufzuheben; später Verfälle es für die Zwecke der Lotterie. Das Los aus dem

Kehricht wiederzufinden ist aber ein ebenso aus- sichtsloses Beginnen, wenn man bedenkt, daß ganze Wagen von Müll aus Hunderten von Häusern zu gleicher Zeit fortgeführt werden. So hat sich denn das Mädchen mit einem Ge­such an die Kaiserin, die Protektorin der Roten- Kreuz-Lotterie, gewendet, in der Hoffnung, da­durch zu dem Gewinn zu kommen.

Der bekannte Pädagoge Gutsmuts nennt das Schlittschuhlaufen eine Bewegung, die alles übertrifft, was Bewegung heißt Leider kann nur ein kleiner Teil unterer großstädtischen Jugend sich diesem Körper und Geist kräftigen- den Vergnügen hingegeben. Vielen Familien fehlen die Mittel, den Kindern Schlittschuhen anzuschaffen und das Eintrittsgeld zu den Eis­bahnen zu erschwingen. DerVerein für ge­sundheitsgemäße Erziehung der Jugend" be­trachtet es als eine seiner nächsten Aufgaben, möglichst vielen Knaben und Mädchen das Schlittschuhlaufen zu ermöglichen. Er bittet deshalb Familien. die Kinderschlittschuhe übrig haben, diese armen Kindern zukommen zu lassen.

(Auf Umwegen.) Mann:Du weinst, mein Schatz! . . . Warum denn?"Weil meine Freundin, Frau Möller, einen kostbaren Schmuck von ihrem Manne geschenkt bekommen hat!" Und deshalb weinst Du?"Ach. es thut mir eben leid, daß Du jetzt auch so viel Geld ausgeben mußt!"

(Unüberlegt.) Arzt: . . . . Derartige Nervenübel kommen in der Regel von geistiger Ueberanstrengung!" Frau:Ich sag's ja immer: mein Mann kommt zu allem ganz unschuldig!"

(Neugierig.) Vater (zur kleinen Elsa): Willst Du nicht Dein kleines Schwesterlein sehen, das der Storch gebracht hat? Elsa: Nein, aber den Storch.

Rätsel.

Aus nachstehenden 29 Silben sind 10 Worte zu bilden, deren Anfangsbuchstaben den Namen eines hohen Festes angeben. Die Worte sind: 1) Stadt in England, 2) Mädchenname, 3) Strom in Asien, 4) römischer Kaiser, 5) Sing­vogel, 6) geschichtlich berühmte Stadt Frankreichs, 7) schwedische Königin, 8) französischer Feldherr des 30jährigen Krieges, 9) Wunderland, 10) Königreich.

äo, Aon, sor, so, ka, nach, vig, eiiri, ns, äo, rvs, äri, in, tu, Zull, ns, non, nor, li, rsn, rvinä, 6, äu8, an, sl, ti, n, 8ti, ra.

Der Weiynachtsöaum.

(Eingesendet.)

Herein, herein Zum Weihnachtsschein,

Ihr lieben Angesichter!

Das Jesuskind

Hat angezünd't

Die gold'nen Himmelslichter.

Sieh' her, steh' her!

Hans, ein Gewehr,

Mit Erbsen scharf geladen!

Für dich ein Tuch,

Für mich ein Buch

Und schöne Weihnachtsfladen!

O, Kinderzeit.

Voll Seligkeit

Voll Jauchzen und voll Frieden!

Dein Morgen ist,

Herr Jesu Christ.

Auch dir und mir beschieden.

Kür unsere werten Leser legen wir heute wieder «nseren Wandkalender für das kommende Jahr bei.

Wegen der Weihnachtsfeiertage erscheint das nächste Blatt am Mittwoch den 27. d. M. vormittags. Inserate für diese Nummer wollen bis Dienstag (Stephanns) den 26. vor­mittags übergebe« werden.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.