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Zur Gemeinderats-Wahl.

Der Einsender nachfolgender Zeilen möchte zugleich im Sinne einer Anzahl Mitbürger auch einen Wahlvorschlag machen. Sie möchten dazu nur bemerken, daß auch sie für eine gedeihliche Entwickelung des Gemeindelebens, für eine weise, uneigennützige Verwaltung des Gemeindehaus­halles und für gerechte, unparteiische Verteilung der Lasten besorgt sind und darum auch die Politik vollständig aus dem Wege lassen, ganz wie es im Enzthäler Nr. l93 gemeint ist. Die Einsender dieses können aber darum nicht zu­geben, daß dem seitherigen Gemeinderat die oben bezeichneten Eigenschaften gefehlt haben, und wollen daher auch ein älteres Mitglied des­selben, welches sich um die Stadt seither wohl­verdient gemacht hat, beibehalten wissen. Dies wäre Herr Ch. Hagmayer. Außerdem möchten sie den Wählern einen weiteren, und zwar Herrn Stadtpfleger Ol pp, welcher schon im Interesse seines Amtes in den Gemeinderat gehört, dem­selben auch gewiß wohl anstehen wird, auj's Wärmste empsehlen. Im übrigen sind sie mit dem Einsender des vorigen Artikels ganz einverstanden und würde also unser Wahlvorschlag wie folgt lauten: Chrn. Metzger, seitheriger Gemeinderat;

W. Enßlin, seith. Gemeinderat; Ehr. Hag- mayer, seith. Gemeinderat; Ehr. Olpp, Stadtpfleger; Aug. Essig, Bierbrauer. Auch wir richten die Bitte an die Bürgerscha't, für die Wahl keine andern Gesichtspunkte, als das Wohl der Gemeinde gelten zu lassen.

Schwann, 10. Dez. Der hies. Orts­verein des Evang. Bundes hielt heute nach­mittag eine gutbesuchte Versammlung im Gast' Hof zur Sonne. Herr Pfarrverweser Dietrich besprach zunächst einleitend die Entscheidung des Reichstags in der Jesuitenfrage und hielt sodann einen überaus interessanten Vortrag über die Verfolgung des Protestantismus in. Rußland, besonders in den sogenannten deutschen Ostiee- prvvinzen Kurland. Livland und Esthland. Das Christentum wurde schon früh durch Orenische Mönche in jene Gegend.n gebracht, wo sich dank dem Handelsverkehr der Hansa, zu der auch Riga gehörte, und infolge dersegensreichenThätig keit des Deutschritteroidens gar bald ein blühen­des deutsch-christliches Kulturleben entwickelte. Durch die Einfälle russisch-tarlarischer Horden unter dem Zar Iwan dem Schrecklichen wurden diese Niederlassungen, wo eben die Reformation eine glänzende Aufnahme gefunden hatte, schreck lich verwüstet und dem Untergange nahe gebracht; doch erholten sie sich bald wieder, als sie unter polnischer und zuletzt schwedischer Herrschaft

standen. Ihre Verfassung und insbesondere die Religionsfreiheit war ihnen von beiden Staaten urkundlich verbrieft worden. Selbst als die Provinzen nach den unglücklichen Kriegen Karls XU. von Schweden an Rußland abge­treten werden mußten, hat Peter d. Große diese Rechte nicht blos für ewige Zeiten bestätigt, sondern in Würdigung der kulturellen Bedeutung des Deutschtums neue Vergünstigungen hinzu- gcfügt; dasselbe that Katharina II., die ja eine deutsche Prinzessin war. Vom Jahre 1844 an, als eben eine große Hungersnot die Bewohner dieser Länder in große Bedrängnis gebracht hatte, begann die Rujsifizierung und die Be­kämpfung des Protestantismus, zuerst durch Ueberredung und Versprechungen, dann durch List und Betrug, bis endlich die brutalste Ge­walt angewendet wurde. Zwar trat unter dem humanen Alexander II, aut deutschen Einfluß hin, eine Milderung der empörenden Zwangs­maßregeln ein, allein seit dem Regierungsantritt Alexander III. wird unter Leitung des bekannten

OberproknratorsPobesdomescew Protestantismus

und Deutschtum in solch barbarischer Weise ver­folgt, daß es für ein christliches Volk am Ende des XIX. Jahrhunderts eine Schande ist. Dem trefflichen Vortrag folgte reicher Beifall.

Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.