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aufqefordert wurde; viele Banden durchziehen die Gegend, welche von Gendarmerie und Truppen bewacht wird. Die Bürgergarde wurde auf 3 Uhr morgens einberufen, um die Einfahrt der nicht streikenden Arbeiter zu beschützen. Vor dem Hause eines Bergarbeiters platzte eine Dhnamitcartouche. welche indessen nur materiellen Schaden verursachte.
Paris, 9. Okt. Das Befinden des vor einigen Tagen erkrankten Marschalls Mac Mahon hat sich verschlimmert.
Paris, 9. Okt. Aus Malaga wird gemeldet. das spanische Kanonenboot „Cuervo" wurde am Samstag beim Cap Tressorbas durch an der Küste versteckte Mauren mit Flintenschüssen angegriffen; ein Matrose wurde verwundet. Das Kanonenboot erwiderte den Angriff mit Mitrailleufenfeuer.
Paris. 9. Okt. Aus Madrid wird gemeldet. der spanische Ministerrat beschloß, das Mittelmeer-Geschwader nach Algechiras, den Kreuzer „Ponte Venadito" nach Manilla abgehen zu lassen. Der Gouverneur von Manilla telegraphierte gestern nachmittag, daß kein Punkt auf spanischem Gebiet von den Mauren besetzt sei.
Unterhaltender Heil. Verloren und Gewonnm.
Novelle von C. Martin.
(Schluß.)
(Nachdruck verboten.)
Als sie mit schweren Gedanken am späten Nachmittage aus dem Walde zurückkehrte, eilte ihr Frau Daniel aufgeregt entgegen.
„Er ist gekommen, Fräulein, er ist da! Aber Sie dürfen nicht fort von uns, Herr Ulrich wohnt schon beim Schulmeister drüben und will auch dort bleiben. — Es ist doch schön, daß ich Sie behalte und ihn auch wiedersehe!"
Mela stand starr und blaß — es war ihr klar, sie mußte abreisen — diese Unterkunft iim Schulhause durfte sie nicht dulden.
„So bald schon?" sprach sie tonlos. „Jch- will morgen gehen, mein Gepäck ist bald fertig. Es sind Herrn Ulrich's Sachen, die oben im Zimmer stehen, er will bei Ihnen, will im Walde leben, nicht bei dem fremden Schulmeister. Nicht wahr, ich darf wiederkommen, wenn er fort ist", flüsterte sie. „Sie haben mich so treu gepflegt — Sie haben mich lieb."
Schluchzend fiel sie der alten Frau um den Hals.
„Mela, Kindchen! seien Sie vernünftig!" bat dieselbe bestürzt. „Ich habe wohl alles ungeschickt gesagt, aber ich war so voller Freude! Kommen Sie auf die Bank ans Fenster, dort wollen wir die Sache ruhig überlegen!"
Mela ließ sich von Frau Daniel fortziehen, ihre Augen standen voll Thränen. Die Bank im Schatten der Linden, die berauschende Düfte aus abertausenden Kelchen hauchten, befand sich dicht am geöffneten Fenster. Doch Mela blickte nicht ins Zimmer hinein, sah nicht, daß ein Herr hinter der schneeweißen Gardine lehnte.
„Sie sollen nicht fort", sprach die Frau wieder. „Sie haben das Stübchen gemietet, dabei bleibt's. Herr Ulrich hat schon vor Wochen geschrieben, daß er nicht darin logieren will.
„Ich darf so viel Rücksicht für mich nicht leiden", wehrte Melanie.
„Sie denken aber doch recht schlecht von Herrn Ulrich", sprach ärgerlich das Mütterlein.
„Es ist mein herzensguter, lieber Junge geblieben und findet sich, da er viel gereist ist, in alle Verhältnisse. — Was thuts ihm, wenn er im Dorfe wohnt? Er hat schlechtere Quartiere gehabt! Wie würde er, der so rücksichtsvoll ist. leiden, daß Sie fortgehen? Auch sein Leben ist reich an Täuschungen, er schont daher bei andern den Kummer. — Was Sie so schwer bedrückt, Herzchen, haben Sie mir zwar nie gesagt, aber —"
„Sie sollen alles wissen. liebe Mutter Daniel, es war nicht Mangel an Vertrauen, was mich schweigen ließ. Vielleicht wollte ich vor Ihnen besser scheinen, als ich bin!
In thörichter Eifersucht habe ich einst als eitles, übermütiges Mädchen den Mann beleidigt, den ich vergötterte — der mein Alles war!
Er ging und ließ mich allein mit meiner Reue, und ich büßte — büßte lange Jahre schon.
Zuerst glaubte ich an ein Wiederfinden, ich konnte es nicht fassen, daß seine Liebe aufhören könne, da doch die meine immer reiner, immer stärker ward. — Um meine Angst zu betäuben, warf ich mich in den Strudel der Welt
— nur kurze Zeit konnte mich ihr Scheinwesen fesseln.
Ich machte mich frei, aber ich fühlte, durch diesen neuen Schmerz, den ich ihm zugefügt, ging er mir verloren — für immer!
So bin ich allein geblieben mit der Sehnsucht im Herzen, mit dem brennenden Verlangen, einmal nur das Wort von seinen Lippen zu hören: „Ich vergebe Dir, was Du an mir gethan!"
Mela schwieg. — Die Alte strich mit sanfter Hand leise über die heiße Stirn des traurigen Mädchens.
„Gott ist die Liebe", sagte sie innig. „Er kann Wunder thun! Cr hat Ihr Kämpfen und Ringen gesehen, er wird Ihnen auch den Sieg geben! — Durch Kampf zum Sieg, durch Nacht zum Licht! — Auch Ihnen kehrt das Glück noch wieder. Sie sind so jung und schön. Sie sind so gut."
„Nein, nein", rief Mela leidenschaftlich, „ich habe es verscherzt auf ewig."
Rasch erhob Mela sich und ging dem Walde zu — sie mußte allein sein.
Als sie dort unter den Ulmen auf ihrem Lieblingsplatze saß, kam es plötzlich wie eine Erleuchtung über sie. Müde, gebrochen und Mt umflorten Augen hatte sie in die Pracht des Sonnenuntergangs geblickt, nun richtete sie sich auf.
„Du strahlendes Gestirn verläßt uns nun für eine kurze Nacht, Du vergißt uns arme Menschenkinder nicht! —
Und Rodach, er, der selten edle Mensch, sollte vergessen können, was er einmal liebte?
Ist er nicht, wie die alten Deutschen, treu, fest und wahr? Auf. Mela! Gehe noch einmal in die Welt, tritt vor ihn hin. wie Du jetzt bist, demütiger, vertrauender als früher! Versuche es. die alte Liebe zu entflammen, suche seine Vergebung!"
Wunderbares Leuchten kam in ihre Augen, sie fühlte die Kraft in sich, den Kampf zu wagen, sich seine Liebe noch einmal zu erringen.
Die Sonne stand nicht mehr als großer, goldiger Ball am Himmelszelt — langsam versank sie. Ein Meer von purpurroten Wölkchen überflutete die Wiese, ihre unzählbaren Blumen und Mela's zarte Gestalt mit rosigem Lichte.
— Geblendet von dem Farbenglanz, in den sie geschaut — schloß Mela die Augen. Nur kurze Zeit — sie fühlte sich von starken Armen umfaßt, sie sah in ein geliebtes, ernstes Antlitz.
„Ulrich", tönte es im höchsten Jubel von ihren Lippen, und an der Brust des Mannes, der sie zärtlich an sich drückte, barg sie das schöne Haupt.
Sie wußte nun. ohne es gehört zu haben, daß nur Graf Rodach Ulrich sein konnte, von dessen Lob hier alle Lippen überfloßen, daß der Raum, in dem sie gelebt, auch seine Träume, seine Arbeit gesehen!
„Mela! meine stark., heldenhafte Mela! Verzeihe mir alle die Prüfungsstunden, die ich Dir bereitet. Mein warst Du doch mit allen Deinen Launen und Fehlen, aber ich wollte Dich siegend sehen, wollte ein Weib haben, zu dem ich bewundernd aufschauen konnte. Vergiebst Du mir. Geliebte, Holde?"
„Ach. Ulrich. Du hättest mich nie vergessen? So war es beschlossen von Anfang an, daß ich doch noch die Deine würde?"
„Ja, Herz. Es war beschlossen, von Anfang an — wie hätte ich sonst bitten können, immer der Worte des Apostels zu gedenken?
„Die Liebe glaubet alles, hoffet alles, duldet alles. Sie läßt sich nicht erbittern, sie trachtet nicht nach Schaden!" Vielleicht war die Strafe zu hart, die ich Dir auferlegte — aber, Mela mein ganzes Leben gehört jetzt Dir allein ^ Laß uns vergessen, was vergangen ist."
„Ulrich! Die Seligkeit, welche ich nun empfinde, wiegt Jahre der Schmerzen auf. Meine Liebe und mein Vertrauen zu Dir ist tausendmal größer als damals, wo ich so unbesonnen mein Glück in Scherben brach."
„Und Frau Daniel hat nicht geplaudert. Nie vom Grafen Rodach gesprochen? So gäbe es doch Frauen, die ein Geheimnis bewahren können?" fragte er schelmisch.
„Nein. nie. Ich hatte diesen Ulrich nicht gerne, von dem sie oft mit Verehrung sprach. Ich dachte stets: Was es auch mit ihm sei? Er ist reich und gütig. Das ist Graf Rodach auch, und dabei stark, treu und edel, wie Niemand sonst!"
Mela erfuhr mit freudigem Staunen, wie Werner's in den letzten Jahren im Bunde mit dem Grafen gewesen, wie er durch sie oft Nachricht von ihr gehabt hatte.
Er war zu ihr geeilt, als sie zusammenbrach ein zum Tode verwundetes Reh — damals hatte er an ihrem Lager gewacht, ihre fiebernde Stirn gekühlt und war dabei selbst wie im Fieber gewesen.
Er trug die Schuld, wenn sie starb! Wie jammervoll würde das Leben sein ohne sie! — Gott hatte Erbarmen, er ließ Mela gesunden — für ihn.
Als er sie an sein Herz nehmen wollte, ihr sagen, daß sie eins seien von nun an. da litt es der Docktor nicht und schickte ihn fort. „Auch ein großes Glück kann töten", meinte er. „Noch ist der Körper zu schwach, es zu ertragen."
„So bin ich mit bedrücktem Sinn fortgegangen, Geliebte, nun aber nehme ich Dich mit mir."
Rodach und Buchenhagen haben sich zum Empfang der Herrin geschmückt, und Werner möchte sein Beichtkind auch in der Myrthenkrone sehen. „Willst Du, Geliebte?" „Jetzt zu sterben wäre schön, Ulrich! Ich fürchte mich vor so viel Seligkeit!" „Wir wollen leben, Mela", sprach Rodach fest. „Glücklich sein und glücklich machen — das sei unser Wahlspruch — Gott ist die Liebe — und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm!"
Ein schlechter Scherz. Als am letzten Sonntag der Erzbischof von Jork in der Gase Kapelle in Jslington (London) predigte. Hörle man plötzlich ein schauerliches Stöhnen bei einem Fenster. Plötzlich öffnete sich das Fenster, ein Totenkopf erschien und verschwand ebensoschnell wieder. Mehrere Damen schrieen entsetzt auf, wurden ohnmächtig und mußten aus der Kirche getragen werden. Der Kirchendiener eilte sofort nach dem die Kirche umgebenden Friedhof. Die Anstifter des Scherzes hatten sich aber schon aus dem Staube gemacht.
(Mißverstanden. „Herr von Finkelstein, ich möchte mir aus der Bibliothek Ihres Herrn Sohnes dieses Buch mit nach Hause nehmen — Werthers Leiden!" — „Wie haißt, werd er's leiden?! Es werd ihm sogar sein e großes Vergnügen!"
(Ein Schwerenöther.) Lieutenant (der in eine Gesellschaft tritt, in welcher ein reicher ein reicher Kranz junger Damen prägt): »Ach, kolossal, wo nehme ich jetzt wieder jo viel Gegenliebe her?
(Sonderbar!) Professor (der in seinem Lehrbuch der Naturgeschichte eine lebende Wanze findet): „Hm, wie kommt die denn unter die Säugethiere!?" —
Unglaublich aber wahr ist es, das) man
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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.