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Herrenalb den 28. September 1893.

Todrs-Auzeige.

Verwandten, Freunden und Bekannten machen wir hiedurch die traurige Mitteilung, daß unsere geliebte Mutter, Großmutter und Schwester

Friederike Walther Wttv.

im Alter von 75 Jahren sanft entschlafen ist.

Die liestrauernden KinterötieSenen.

Beerdigung Sonntag nachmittag '/-3 Uhr.

Neuenbürg.

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Geehrtem Publikum Neuenbürgs und Umgegend zeige ich hiermit ergebenst an, daß ich meinen

G " " ;ur Alten Post

am 1 . Oktober wieder eröffnen werde.

Es wird stets mein Bestreben sein, meine werten Gäste gut u. billig zu bedienen.

Hochachtungsvollst

Allgemeine Ucnten-Anstalt

Gegründet 1833. HU Stuttgart. Reorganisiert 1855. Unter Aufsicht der Kgl. Württb. Staatsregierung. Gesamtvermögen Ende 1892: 7V Mill. Mark, darunter außer 34'/, Mill. Mark Prämienreserven noch über 4'/- Mill. Mk. Extrareserven. Versicherungsstand: ca. 40 Tausend Policen über S7 Millionen Mk' versichertes Kapital und über l'/r Mill. Mark versicherte Rente. Aller Gewinn kommt ausschließlich den Mitgliedern der Anstalt zu gut.

Leöensversicherung.

Einfache Todesfall-Versicherungen. Abgekürzte, bei Erreichung eines bestimmten Lebensalters oder im Falle früheren Todes zahlbare Ver> sicherungen, sowie Versicherungen zweier verbundener Personen, zahl­bar nach dem Tode der zuerst sterbenden Person. Anerkannt niedere Prämiensätze.

Dividenden Genuß schon nach 3 Jahren. Dividende zur Zeit 30"/o der Prämie.

Rentenversicherung.

Jährliche oder halbjährliche Leibrenten, zahlbar bis zum Tode des Versicherten oder bis zum Tode des längst Lebenden von zwei ge­meinschaftlich Versicherten, sowie ausgeschobene für späteren Bezug bestimmte Renten. Hohe Rentenbezüge. Alles dividendenberechtigt.

Nähere Auskunft, Prospekte und Antragsformulare kostenfrei bei den Vertretern:

in Neuenbürg: Kart MüXerrstein,

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Neuenbürg.

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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 25. Sept. Die hiesige, an der Westseite des Schloßbergs gelegene Fried­hof-Kapelle wurde in den letzten Tagen einer inneren Renovierung gewürdigt. Die bürgerlichen Kollegien und der Kirchengemeinderat haben dieser ursprünglich sehr alten Kirche ihr Interesse zugewandt und den Beschluß gefaßt, aus angesammelten Mitteln dem Innern derselben wieder ein besseres Aussehen zu geben und zweckmäßiger einzurichlen, da die Kapelle ja bei regnerischer und stürmerischer Witterung zu Trauergottisdiensten dient. Es wurde der ver­

dorbene Boden, soweit ' er aus Holz bestand, wieder erneuert, der steinerne Boden, unter welchem sich ausgemauerte und gewölbte Gräber befinden, durch Steinplatten in den Stand ge­fitzt. Namentlich auch wurden die Kirchenstühle einer Reparatur unterzogen und entlang der­selben an der Wand ein Gang angebracht; auch wurde der Verputz durchweg erneuert. Die Grabdenkmale, welche den Boden bildeten und teilweise durch Kirchensitze bedeckt waren, sind nun an den Seitenwandungen des Chors auf­gestellt; sie sind mit ihren Inschriften und Wappen meist gut erhallen und gehören ali- adelichen Geschlechter: und bedeutenden Familien

an. Als Bestraa zur Lstleratur über Neuenbürg thut ihrer ein Freund unseres Blattes in nach­stehenden klassischen Strophen Erwähnung. So­weit uns bekannt, bestand die Schloßkirche (zum heiligen Georg) urkundlich schon 1332; sie ist in einem gewöhnlichen Styl geändert und den viereckigen, unten massiven, oben aus Holz erbauten Turm deckt ein einfaches Zeltdach; an einem Anbau derselben steht die Jahreszahl 1557. Der hohle Tausstein scheint noch aus der romani­schen Zeit zu stammen, ebenso die Kanzel, welche samt Fuß ganz aus Stein gehauen ist. Das Bauwerk ist noch gut erhalten und bildet bei seiner malerischen Lage eine Zierde der Gegend.

Die Kirchhoskapelle.

Hoch aus ragendem Fels, wer sollte den Ort auch nicht kennen,

Der schon das Enzthal durchwandert mit seinen bewaldeten Berghöhn? Rings bespület vom Bach, der in rauschendem Tosen dahinschäumt,

Steht ein stattliches Schloß: es ist die Perle des Enzthals,

5. Glücklichen Menschen zur Wohnung in sonniger Höhe bereitet.

Rückwärts aber im Tann, ein Zeuge schrecklicher Kriegswut,

Herrlich von Epheu berankt, von strebenden Bäumen im Innern Hoch überdacht, nunmehr des Uhus schwarze Behausung,

Einst eine sichere Burg, liegt in Trümmern die stolze Ruine:

10. Beide Zierden des Bergs, seitdem und so lange sie steh'n, vom Frühstrahl der Sonne freundlich gegrüßt und am Abend geliebkost.

Wer beneidete nicht die glücklichen Höhenbewohner?

Doch noch ein anderer Ort erreget die Sehnsucht der Menschen.

Halb auf ragender Höh', den Blick nach Westen gerichtet,

15. Steht, an den Berg gelehnt, dem müden Wandrer vergleichbar,

Mitten in Gräberreihen ein altes, niedriges Kirchlein,

Müde Seelen schlummern umher und im Innern des Kirchleins;

Sanft zur Ruhe gebettet, auf halbem Wege erlegen:

Keiner der Sterblichen je hat den Gipfel ganz noch erstiegen,

20. Der zum Throne uns führt der alles lenkenden Gottheit.

Lange schon schlummerten sie, die glücklichen Schläfer des Kirchleins,

Aber vom Hammer geschreckt, von dem Lärmen murmelnder Männer Schauen sie schaudernd empor, die frechen Diebe zu schrecken,

Die sie mit frevelnder Hand in ihrer Ruhe gestöret.

25. Ihnen aber begegnen nicht scheue Blicke von Räubern:

Prüfende Ratsherrn umstehn die behutsam geöffneten Grüften,

Einzig darauf bedacht, das Gedächtnis der Toten zu wahren.

Rings im Chore nun stehn die Namen der Edlen gesellet,

Uns und künft'gen Geschlechtern ein rühmlich leuchtendes Vorbild.

30. Links am Altar zunächst mit Recht gebührt ihm die Ehre Führer der Geister zu sein, der 60 Jahre gepredigt

Oaspar Rainer eröffnet die Reih'nach vielen Gefahren Starb er in Christi Gnad' im sechsundachzigsten Jahre."

Ihm zur Seite gestellt ist des Obervogts hehre Gemahlin,

35. Frau Naria von üaugvitL nebst früh verstorbenem Söhnlein.

Lrnst von ^Vollveartb folget sodann von I-anbaob-I-einroäa,

Oaspar Rottner, er starb als Pfarrer im achzigsten Jahre,

Mit Llaria dem Weib in einem Grabe vereinet.

Andre reih'n sich noch an kein Stand, kein Alter sie trennet:

40. ^Veobmars Tochter ^.ngueta; Laclrmeister, die Rechte studiert er; Samuel Sobmiä's, des Burgvogts allhier, unglücklicher Jüngling:

Alle starben die drei in der schönsten Blüte des Lebens.

Reinbarä von Oaisberx und köllnitr, des Forstes sorgsame Meister, Rechts zur Seite im Chor fünf werte, wackere Frauen,

45. Freundinnen wohl im Leben, nun auch im Tode vereinet,

Sebmiälaxens, Llumpreebts und Volwar der Brüder ehrsame Hausfraun, Volmar, der Amtmann, selbst und der Untervogt Niebael Volwar;

Aber den würdigen Reihn aus längst vergangenen Zeiten Schließt vom Sobmalensteine ein Edler im Rittergewande. ^

Seelig ruh'n sie hinfort die Schläfer der Kirchhofkapelle!,