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London. 6. Sept. Im Oberhaus bean­tragte gestern Lord Spencer die zweite Lesung der Homerule-Bill. Da alle bisherigen Mittel, Irland zu befriedigen. erfolglos blieben, be­schwöre er das Oberhaus, die Vorlage nicht ab­zulehnen. Jetzt sei die Gelegenheit gegeben, ein grobes Zugeständnis freiwillig zu machen. Friede herrsche überall, auch Irland sei ruhig. Das irische Volk lebe jetzt in der Hoffnung an­statt in der Verzweiflung. Diese Hoffnung ist entstanden infolge der letzten allgemeinen Wahlen und der vom Unterhaus angenommenen Maß­nahmen. Zerstören Sie diese Hoffnung nicht! Indem Sie das Zugeständnis zu der Bill ver­werfen, wird das irische Volk wieder der Ver­zweiflung anheimgegeben. Die Verantwortlich­keit wäre eine schwere. Der Herzog von Devons- shire motivierte hierauf in zweistündiger Rede den Ablehnungsantrag. Dieser Antrag basiere nicht nur auf den Einwänden gegen die Haupt- bcstimmungen der Bill, sondern auch darauf, daß die vorgeschlagene Veränderung zu unge­heuer wichtig sei, um ohne die Gewißheit der Billigung seitens der Mehrheit des Volkes an- genommen werden zu können. Er beschwöre das Oberhaus, die Bill abzulehnen.

London, 31. Aug. Wie fest sich die deutsche Industrie im Auslande eingebürgert hat und selbst die einheimischen Erzeugnisse ver­drängt, beweist U. A. wieder ein Brief, den ein Leser derWestm. Gazette" an dieses Blatt richtet und in welcher er dasNaäo ln 6er- manx" folgendermaßen beschreibt: Ich wollte von den Plätzen, die ich auf meiner Ferienreise besucht hatte, meiner Familie einige Andenken mitbringen. Ich war nicht liebsam überrascht, als ich auf allen den kleinen Sächelchen den Vermerk fand:Naäe in Oermanzr". Auf chinesischen Tassen, Büchsen, Stadtansichten, auf jeder Kleinigkeit waren die Worte zu finden: Nucke in Kermun^". (In Deutschland her­gestellt.)

Monte Carlo. Der in Nizza erscheinende Pensiers" bringt die Nachricht, daß eine Schott- länderin. Miß Leal Lodge, die Roulette in Monte Carlo gesprengt, indem sie in einer Stunde 1'/» Millionen Franken gewann.

Telegramme an den Enzthäler.

Metz, 8. Sept. Der Prinz von Neapel folgte auch gestern den Manövern mit -dem größten Interesse,, und verweilte speziell bei den bayerischen Divisionen; von dem Kaiser wird er bei jeder Gelegenheit ausgezeichnet; er bewohnt im Bezirkspräsidium die für den Kaiser her­gerichteten Zimmer. Auf dem Gebäude weht auf speziellen Wunsch des Kaisers die Kaiser­standarte. Für heute Freitag ist der Prinz von dem Kaiser nach dem Manöver nach Urville zum Frühstück eingeladen. Den Armen der italien. Kolonie spendete der Kronprinz eine größere Summe; er erpfängt täglich hochstehende Personen in Audienz.

Mainz, 7. Sept. Das Kreisamt macht bekannt, daß das Rheinwaffer als verseucht zu betrachten ist und die Badeanstalten geschlossen werden. Das Straßenbegießen mit Rheinwaffer wurde eingestellt, und die Waschbrücken werden entfernt.

Saßnitz, 7. Septbr. Infolge Kenterns eines Bootes vom TorpedoschulschiffBlücher" sind drei Matrosen ertrunken. (Blücher" daüipfte mit den Leichen nach Kiel.

Helscknqörs. Die norwegische Barke Titania" stieß mit dem deutschen Kriegsschiff Olga" zusammen und wurde schwer beschädigt von derOlga" hierher geschleppt.

Paris, 7. Sept. Die Marinepräfektur hat beschlossen, der russischen Flotte das aktive Mittelmeergeschwader entgegen zu schicken, um sie einzuholen. In einer heute abgehaltenen Versammlung der Hauptredakteure der hiesigen

Blätter wird ein Ausschuß von 28 Mitgliedern zur Beratung der russischen Festlichkeiten in Paris ernannt.

London. Oberhaus. In der gestrigen Debatte über die Homerule-Bill bemerkte Rosebery, dem Oberhaus stehen 2 Wege offen, entweder die Bill von sich zu weisen, oder sie im Prinzip anzunehmen und die Vorlage umzu­arbeiten. Falls die zweite Alternative adoptiert würde, so würde das Ministerium etwaige Vor­schläge sehr willkommen heißen. Das Oberhaus sei für einen Konflikt mit dem Unterhaus nicht ausgerüstet, aber es sei Herr der Situation und stelle die Frage. Durch ein Einvernehmen müssen beide politischen Parteien lösen. Er selbst sei auch nicht enthusiastisch für das Homerule und glaube, daß die Union Irlands mit England eine Notwendigkeit sei; die Bill sei ein Experi­ment, aber ein großer Schritt auf dem Wege der Versöhnung beider Nationen.

Neapel. In den letzten 24 Stunden sind hier 4 Todesfälle an Cholera, in Palermo 7 Erkrankungen und 5 Todesfälle, in der Pro­vinz Salerno 4 Erkrankungen und 2 Todes­fälle. im Casino 8 Erkrankungen und 2 Todes­fälle vorgekommen.

Newcastle. An Bord eines von Rotter­dam gekommenen Dampfers ist eine verdächtige Erkrankung vorgekommen.

Chicago. Zwei Personenzüge stießen bei Colchour in der Nähe von Chicago zusammen. Die Waggons wurden über einander getürmt, 25 Reisende verletzt, 10 getötet.

Aermischtes.

Aus Barcelona in Spanien wird ge­schrieben: Die Hitze, die z. Z. hier verspürt wird, ist geradezu unerträglich. Das Thermo­meter giebt im Schatten 34 und in der Sonne 58 Grad an. Seit vielen Jahren ist hier ein solcher Sommer nicht erlebt worden. Den Weinbergen scheint die trockene Witterung in Katalonien ganz besonders günstig gewesen zu sein. Denn die Reben sind bereits überall zur vollen Reife gelangt und binnen wenigen Tagen wird die Lese beginnen können. Seit Menschen­gedenken ist nie eine Weinlese im August vorge­nommen worden. Das heurige Wachstum ver­spricht in jeder Hinsicht ein vorzügliches zu werden. Darob herrschen aber nicht, wie sonst, in Winzerkreisen freudige Aussichten, vielmehr' ist unter ihnen die Stimmung eine sehr gedrückte, denn die Weinflut staut sich immer höher an und scheint zur wirklichen Sintflut anschwellen zu wollen. Seitdem infolge der von Frankreich in Kraft gesetzten Sperrzölle auf ausländische Weine die Ausfuhr nach jenem Lande unter­bleibt, ist die Lage der spanischen Weinbauer recht traurig. In gewissen Jahren bringt Spanien nicht weniger als 40 000 000 Hektol. Weine verschiedener Gattung hervor; wenn man nun in Erwägung zieht, daß auf Grund der angeborenen Mäßigkeit der Bevölkerung der Lokalverbrauch ein verhältnismäßig unbedeutender ist, so kann man sich eine Idee machen von der Härte des Schlages, den die hiesigen Weinbauer von seiten der französischen Sperrzöllner em­pfangen haben. Die auf Lager gebliebenen Weinbestände sind ungeheuer, und für die neue Ernte, die jetzt eingeheimst werden muß. weiß der Winzer nicht, woher er die nötigen Fässer und Bottiche nehmen soll. So kommt es. daß die Weine zu wahren Spottpreisen an den Mann gebracht werden. In gewissen Gegenden kauft man jetzt die Cäntara (16 Liter) zu 25 Centi- mos (20^), das macht also 1'/»^ für den Liter in der That unglaubliche Zustände! . . Diese Preise gelten für die Weine besserer Qualität, denn die schlechteren Sorten werden einfach auf die Straße geschüttet (!), um die Fässer im Hinblick auf die nächste Lese zur Verfügung zu haben. Unter solchen Umständen

ist es unbegreiflich, daß die spanischen Mw. die sich so sehr zu Verschnittweinen eignen so wenig den Weg nach Deutschland qefM?» haben. Die italienischen Weine, welche von den deutschen Händlern gekauft werden, sind weniger gehaltreich und viel teurer als die svaiMen Viele italienische Exportgeschäfte kaufen ihre für Deutschland bestimmten Weine hier; im hiesig Hafen sind noch im letztverfloffenen Monat ^uli nicht weniger als 250 000 Liter Wein nach Italien verschifft worden. Wollten einige leist- ungsfähige deutsche Häuser einen Versuch an­stellen und ihren Weinhandel direkt hier beziehen es würde sich ohne Zweifel der Mühe verlohnen' Sie könnten dadurch größere Gewinne, als bis-' her. erzielen. Der Wein, der hier so spottbillig verkauft wird, oder sogar ohne jeden Nutzen in die Rinne gegossen werden muß. könnte in Deutschland zu 16 oder 20 L Per Liter massen­haft abgesetzt werden. Hierdurch würde ein gesundes, stärkendes Getränke den ärmeren Klassen zugänglich gemacht werden und neben­bei wäre damit ein Heilmittel gegen das leidige Schnapstrinken gefunden.

Mit einem Wasserkochapparat von Werner v. Siemens sind im Hygienischen In- stitut zu Berlin Versuche angestellt worden, über welche der Direktor Prof. Rubner u. Marine­stabsarzt Dr. Davids soeben in der Berl, Klin. Wochenschr. berichten. Nach dem Urteil der beiden Hygieniker ist der Apparat sicher ge­eignet, in Zeiten von Epidemien, in denen das Trink- und Gebrauchswasser als Träger der Krankheitskeime eine Rolle spielen kann, die Ge­sundheit zu schützen.

(Sehr doppelsinnig.)Lieber Freund, heut' ist der Erste des Monats, leihe mir 20 Mark am End' bekommst Du sie wieder. (Ver­stärktes Unglück.) Professorsgattin:Um des Himmels Willen, so hat Dich der böse Hund zugerichtet! hat er Dich auch verwundet? . . So rede doch!. O Gott, mein Mann wird doch nicht vor Schrecken seine neuen Sprachen verloren haben?!"

(Belohnung.) Unteroffizier:Weil heute Morjen alles so jut jeklappt hat, wollen wir jetzt die Freiübungen mit der Front nach der Wurstfabrik machen!" (Neue Bezeichnung.) A.:Den Bassisten Brummer, der in Ihrem Hause wohnt, sieht man doch in allen Gesell­schaften." B.:Jawohl der reinste Lass- xar-tout."

Auflösung des Silben-Versteckrätsels in Nr. 136.

Jeder hält sein Kupfer für Gold.

Silven-Rätsel.

, äs, bul, bau, bsrt, blau, es, edel, ckar, äe, cke, äi, cki, e, 6, 6, ei, ep, A8, Ze, i, i, is, ju, lunä, lau, luv, U, linlc, pe, gui, ras, re, reu, ri, 88. sedaok, sedi, stib, sus, tau, t, ux, vi.

Aus vorstehenden 43 Silben sind 17 Wörter zu bilden, der Anfangs und Endbuch­staben, von oben nach unten gelesen, ein be­kanntes Sprichwort ergeben. Die Wörter be­zeichnen: 1. Vorrichtung zum Trocknen; 2. Sohn Abrahams; 3. berühmten Kupferstecher; 4. Stadt in Massachusetts; 5. Seestadt in Si­zilien; 6. Frucht eines Baumes; 7. französischer Nationalökonom; 8. mythische Person; 9. Stadt in Rumelien; 10. Stadt in Persien; II. be­rühmter Komponist; 12. Stadt in Frankreich; 13. hebräischen Prophet; 14. Dichter m Mecklen­burg; 15. italienischen General; 16. Stadt in Preußen; 17. Landschaft in Schweden

Mindestens Mk. SO

und noch mehr, spart Jedermann, der bei Bedarf einer Aussteuer die Bettfedern, Bettbarchent. Lein­wand, Kölsch, Tischtücher, Handtücher, Klewer- und Hemdenstoffe u.s.w. bei Ludwig Becker vorm. Chr. Erhardt in Pforzheim kauft.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.