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Polizei explodierte, ohne Schaden anzurichten. Der Absender ist verhaftet.

Paris, 14. Aug. Gestern nachmittag um 2 Uhr gab ein der revolutionären Partei ange- hörendes Individuum 2 Revolverschüsse auf Mini- ster Locroy ab. als dieser in die Sitzung seines Wahlkomites sich begab. Locroy wurde an der linken Brust verwundet, scheinbar nicht erheblich.

Zlnteryaltender Heil.

Eberhard Dorrinü.

Erzählung von F. Hermann.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung)

Der kleine Mann drückte seinem unglück­lichen Bekannten stumm die Hand. Zu einer Antwort war im Augenblick keine Gelegenheit, denn der Wagen hielt eben vor dem Thore des mächtigen, neu erbauten Hotels, in welchem der Kleine abgestiegen war. Wenige Minuten später saßen beide in einem behaglichen Zimmer vor einem mit guten und kräftigen Speisen wohl besetzten Tische. Während Wolter sich dem lang entbehrten Genuß mit dem Eifer eines halbver­hungerten hingab, plauderte der Kleine, der bis­her noch einmal seinen Namen genannt hatte, auch ein wenig von seiner eigenen Person:

Wie freue ich mich, daß ich gerade in dem Augenblick, wo ich mich anschicke, dies für mich so gesegnete Land zu verlassen. Gelegenheit finde, einem bedrängten Landsmanne einen kleinen Dienst zu leisten. Auch ich war ein armer Teufel, als ich vor zwanzig Jahren den amerikanischen Boden zuerst betrat, und es hätte mir leicht genug ebenso schlimm ergehen können, als Ihnen, mein Freund. Ader das Glück stand mir bei. Ich fand wackere Menschen, die sich meiner Unerfahrenheit und Unbeholfenheit hilf­reich annahmen, und es ist mir während dieser beiden Jahrzehnten mit Gottes Beistand auch gelungen, ein ganz hübsches Vermögen zusammen­zubringen. Hätte mich nicht die Liebe zur alten deutschen Heimat doch übermannt und lebte nicht in Hamburg ein Bruder, mit dessen Gesundheit es schlecht bestellt ist und der mich noch einmal zu sehen wünscht, so hätte ich mein Leben hier ganz friedlich und behaglich beschließen können.

Aber ich habe weder Weib noch Kind, und es verlangt mich von ganzem Herzen, meinen Gewinn mit anderen lieben Menschen zu teilen. Da drinnen ist meine ganze Habe, fügte er mit einem Ausdruck beinahe kindlicher Freude hinzu, während er eine anscheinend wohl gefüllte schwarze Ledertasche unter dem Tische hervor­zog, sie ist für meinen Bruder und für meine kleine Nichte bestimmt! Aber ich hoffe, die Beiden werden mir's verzeihen, wenn ich sie zu Gunsten eines armen bedrängten Landsmannes um zwei­hundert Dollars beraube."

Er hatte mit diesen Worten die Tasche ge­öffnet und ihr einige Kassenscheine entnommen, die er mit strahlendem Gesicht seinem neuen Be­kannten einhändigte. In seiner Herzensfreude hatte er nicht bemerkt, wie beim Anblick der in der Tasche enthaltenen Geldsumme für einen Moment ein heißes, begehrliches Feuer in Georg Wolters Auge aufgeleuchtet war, und wie schnell vorübergehend eine dunkle Röte seine Wangen gefärbt hatte.

Davon werden Sie sich zunächst einen neuen Anzug und eine Wohnung verschaffen", plauderte er weiter.Für heute aber ist es zu beidem viel zu spät, und da dies Zimmer glück­licherweise zwei Betten enthält, so werden Sie sich selbstverständlich bis auf Weiteres als meinen Gast betrachten."

Wolter murmelte einige unverständliche Dankesworte und machte eine Bewegung, als ob er seinem Wohlthäter die Hand küssen wollte. Der aber wehrte mit großer Entschiedenheit ab und meinte, daß jeder andere an seiner Stelle genau dasselbe gethan haben würde und drängte seinen, allerdings aufs Aeußerste ermüdeten und abgespannten Schützling, sich zur Ruhe zu be­geben. Er selber folgte dann bald genug diesem Beispiel und lange vor Mitternacht lagen die

beiden Zimmergenossen bereits in tiefem, ruhigen Schlummer.

Gegen zwei Uhr morgens aber wurden sie durch einen wüsten Lärm und durch ein gellen­des Angstgeschrei, das von vielen Stimmen zu- gleich ausgestoßen wurde, jählings emporge­schreckt. Es mußte etwas Entsetzliches geschehen sein, und der SchreckensrufFeuer! Feuer!" welcher durch alle Räume des Hauses hallte, ließ sie nicht lange darüber im Zweifel, welches die Ursache der ungewöhnlichen Aufregung sei. Ein dunkelroter Flammenschein, der durch das Fenster in's Zimmer fiel, verriet mit furcht­barer Deutlichkeit, wie nahe ihnen bereits die Gefahr sei. und nur mit den notdürftigsten Kleidungsstücke angethan, eilten beide zur Thür, um sich zunächst Klarheit über ihre Situation zu verschaffen. Da aber bot sich ihnen ein wüstes Bild der äußersten Aufregung und Ver­wirrung. Das Feuer, das bereits schon stunden­lang unbemerkt in einem der Dachräume ge­wütet, hatte sich infolge einer ungeschickten Heizungsanlage plötzlich mit rasender Schnellig­keit über ganze das obere Stockwerk verbreitet, so daß die dort wohnenden Fremden ebenso wie die sehr zahlreiche Dienerschaft des Hotels nur mit genauer Not das nackte Leben hatten in Sicherheit bringen können. Von den Hausbe- bewohnern dachte schon Niemand mehr daran, dem Zerstörungswerke des wütenden Elements Einhalt zu thun, denn schon züngelten hier und da auch in den Zimmern des zweiten Stocks die Hellen Flammen. Alles lief und schrie in sinn­loser Aufregung durcheinander, nur auf die Rettung der eigenen Habseligkeiten bedacht und die allgemeine Verwirrung damit nur vermehrend. Auch der Kleine, welcher die Sachlage offenbar sehr rasch überschaut hatte, wollte sich eben wieder in sein Zimmer zurückziehen, wahrschein­lich um die inhaltsschwere Ledertasche in Sicher­heit zu bringen, als ihn der Schreckensruf: Oben ist ein Kranker in Gefahr, zu verbrennen!" auf der Schwelle festhielt.

Erst jetzt hatten sich nämlich einige Ange­stellte des Hotels erinnert, daß in einer Kammer des obersten Stockwerks ein farbiger Kellner seit einigen Tagen schwer krank darniederlag, und daß bisher noch keine Anstalten getroffen worden waren, ihn zu retten. In dem allgemeinen Lärm mußten die Hilferufe des Unglücklichen ungehört verhallt sein, wenn er nicht überhaupt durch den erstickenden Qualm bereits getötet worden war. Ein Versuch, ihn jetzt noch in Sicherheit zu bringen, mußte bei der Ausdehn­ung des Brandes für den Retter selbst mit größter Lebensgefahr verbunden sein, und es war denn auch vorerst Niemand da, welcher Miene gemacht hätte, ein so bedenkliches Werk zu unternehmen. Wie aber das kleine, dürre Männchen diese verhängnisvolle Unentschlossen­heit vornahm, da rief es plötzlich mit seiner dünnen Stimme in den allgemeinen Wirrwarr hinein:

Mir nach, wer ein Herz hat! Hundert Dollars für Jeden, der mit mir den armen Schwarzen rettet!"

Und dieser Zuruf hatte eine wunderbare Wirkung. Vier oder fünf starke, unerschrockene Männer folgten dem heldenmütig voraufgeeilten Kleinen über die von dickem Rauch überfüllte und hier und da sogar schon brennende Treppe in den obersten Stock, und nach Verlauf von etwa zehn Minuten, als man unten schon anfing, für das Leben der kühnen Retter ernstlich be­sorgt zu werden, kamen sie mit schwarz gefärbten Gesichtern und versenkten Haaren wieder zum Vorschein, den Körper des bewußtlosen Schwarzen, der fast durch ein Wunder so lange am Leben geblieben war, in ihrer Mitte führend. Der Kleine aber, dessen schwächlicher Körper einer so ungeheuerlichen Anstrengung nicht gewachsen war taumelte und schwankte, wie mit einer schweren Ohnmacht kämpfend. Mühsam tastete er sich an der Wand entlang bis zu der Thür des Zimmers, das sein ganzes Vermögen barg Doch die Flammen hatten sich bereits durch dir Decke dieses Gemaches gefressen und als er eben seinen Fuß über die Schwelle setzen wollte, schlug ihm ein furchtbar beißender, erstickender

Qualm entgegen, daß er zurücktaumelte und»!. einem dumpfen Aufschrei besinnungslos ,,, Boden stürzte.

(Fortsetzung folgt.'.

Wichtig für die Berufswahl, sowie s»r Stellesuchende! '

oclulvzivcigc lewen an lleberM ung, so auch neuerdings die niedere Post-Carr - - infolgedessen das Angebot an Arbeitskräften ^ Nachfrage bedeutend übersteigt. *

Unter die wenigen Stellungen, wo gerade das Umgekehrte der Fall und seit längerer hi ein erheblicher Mangel an geeignetem Persona, vorhanden ist. dürfte die des landwirtschaftlichen Rechnungsführers und Amts-Sekretärs zu zählen sein. Derartige Personen sind stets gejucht und finden schnell Placement, da der Oekonom sich nur ungern mit Bureau-Arbeiten befaßt, insch. des Deklarationszwanges des neuen Einkommen- steuergesetzes jedoch verpflichtet ist. genau Buch zu führen. ^

Wir können deshalb soliden, strebsamen jungen Leuten, die etwas federgewandt sind nur raten, diese Carriere einzuschlagen.

Nach einer Vorbereitungszeit von ca. z Monaten erhalten die jungen Leute gleich Äi>, stellung und bedürfen bei bescheidenen Ansprüchen eines Zuschusses von den Eltern nicht mehr. Besondere Vorkenntnisse, außer denen einer guten Elementar-Schule sind nicht erforderlich.

Der landwirtschaftliche Beamten-Verein, Stettin, Deutschestraße Nr. 12. ist gern berei! dem sich hierfür interessierenden Teile des Publikums Auskunft zu erteilen.

(Kakao aus Kamerun.) Wie eine große Dresdener Schokoladefabrik der dortigen Handels­kammer mitteilte, hat sich die Erwartung be- stätigt, daß die Erzeugung von Kakao in Kamerun sich ausdehmm werde. In Hamburg trafen während des Vorjahrs etwa 1000 Zu. Kakao von deutschen Pflanzungen ein. Diese Ware erfreute sich solcher Beliebtheit, daß sie einen wesentlich höheren Preis als der Kakao aus anderen Ländern erzielte.

Schwindelei. Ein angeblicher Schneider­meister Wilh. Lange in Heilbronn bot in ver­schiedenen Zeitungen Kleiderstoffe aus und sicher!! gegen vorherige Einsendungen des Betrages portofreie Zusendung zu. Der angebliche Lauge, welcher in Heilbronn gar nicht wohnhäst ist, ha! die eingenommenen Gelder bei der Post zu er­heben gewußt, dagegen den Käufern die bestell!! Ware nicht übersandt. Da anzunehmen ist, daß Lange in anderen Orten unter anderen Name» ähnliche Schwindeleien treiben wird, hat die Staatsanwaltschaft eine darauf bezügliche Be­kanntmachung erlassen.

(Ein lustiger Fall ereignete sich in PeterS- thal, wo der Eigentümer eines Pferdes, daS nicht von der Stelle zu bringen war, das Tier einem Kaminfegerlehrling zu schenken versprach, wenn dieser das Pferd nach Oppenau reite» könne. Der Lehrling bestieg das Pferd, riü mit ihm davon und langte zur Enttäuschung des Eigentümers glücklich in Oppenau an.

(Falscher Wortgebrauch.) Engländer (dem das Wortroh" nicht cinsällt):Kellner, brmg Sie mirungebildetes" Beefsteak!"

(Auf der Sekundärbahn.) Handwerksbursche: Jetzt fahrt's amal weiter, sonst gehl mir mein Reisepaß aus!"

Ergänzung.

Wer nicht liebt Wein. Weib und Gesang, Der bleibt ein Narr sein Leben lang. Und wer nicht mag ein gutes Glas - 0 >er, Der kommt mir fast noch dümmer I -

kkL» Niemand, der nach Psorjhe»» , versäume die bei Ludwig Becker vom. -

Hardt in den Schaufenstern ausgestellten mit den unglaublich billigen Preisen Z

Reduktwn, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.