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und Schlangen. Er trainiert die für die Dressur bestimmten Tiere selbst, sobald sie in Europa ankommen. So war er eines Tages nahe daran, durch eine Boa, die er sich um den HM gewickelt hatte, erwürgt zu werden.
Die teuersten Tiere sind sehr große Ele- phanten; so z. B. ward der „Djumbo" genannte, im zoologischen Garten von London mit 80000 Mark bezahlt! ein weibliches Nilpferd von 6 Jahren kostet 12000 Mark; ein Rhinoceros gilt von 8 bis 18000 Mark und ein indischer Tapir 4000 Mark. Die Löwen werden, je nach Alter und Schönheit, mit 800 bis 8000 Mark bezahlt, und zwar sind die in Europa geborenen weit weniger geschätzt, als die eingefangenen, weil sie viel falscher sind und die Tierbändiger sich fürchten, sie zu trainiere»; und wirklich rühren auch beinahe alle Unfälle von Löwen her, die im Käfig geboren sind. Die schönsten Tiger kommen nicht über 4000 Mark zu stehen; der schwarze Panther kostet 2000 Mark, der Leopard 650 Mark, der weiße Bär 1200 und der schwarze 250 Mark. Unter den Antilopen und gehörnten Tieren erreichen die Giraffe, das Zebra, der Bison und der Zebu die höchsten Preise. Endlich kann man» ohne sich zu ruinieren, den Luxus eines Alligators, einer Boa oder einer Brillenschlange sich gestatten. Um weniger als 400 Mark bekommt man einen i/, va langen Alligator, nur um 10 Mark ein 1 bis 3 m langes Krokodil, zwei 7'/» m lange Brillenschlangen kosten 2000 Mark, wohingegen die männliche Schlange, wenn sie nur 2 bis 2^/r m lang ist, die Bagatelle von 100 Mark und eine 2 m lange Boa 40 Mark kostet.
Um sich all diese Tiere zu verschaffen, bezahlt Hagenbeck ein Dutzend Leute, die sich in alle Teile der Welt zerstreuen, oft ganze Jahre lang nichts von sich hören lassen, bis ins Herz von Afrika, bis zu den Grenzen der undurchdringlichen Wälder Brasiliens, nach Asien, dem Stillen Ozean, den Sundainseln, Australien re. gehen, Karawanen organisieren, die von den Eingeborenen gekauften oder selbst gefangenen Tiere nach der Küste bringen und sie mit dem ersten Schiffe, das diese gefährliche Ware übernehmen will, nach Europa expedieren.
Berlin, 26. Juli. Ein Chinese namens Hu-schi-bin hielt am Montag einen Bortrag vor etwa 1500 Personen im Saale der Königsbank. Hu-schi-bin ist seit vier Jahren in Deutschland und wurde von der bischöflichen Metho- distcnkirche in Frankfurt a. M. zum evangel. Missionar ausgebildet. Die gestrige Versammlung war von der Stadtmission einberufen, sie trug einen religiösen Charakter und war mit Gesang und Gebet begonnen worden. Hu-schi-bin trat in seiner chinesischen Kleidung auf, obwohl er sich auch schon an die europäische Kleidung gewöhnt hat. Er besitzt einen fast bis an die Knie reichenden Zopf und erklärte im Laufe des Vortrags, daß in China kein Mann über die Straße gehen könne, ohne sich zu schämen. Des Deutschen ist Hu („Hu" ist der Familien-, „schi-bin" der Rufname) ziemlich mächtig. Der Vortrag begann mit der Erzählung seiner Bekehrungsgeschichte. Durch das Beispiel eines Seeräubers, der nach seiner Taufe ein vollständig veränderter und besserer Mensch geworden war, wurde auch Schi-bin zum Christentum bekehrt und entschloß sich sogar, zu seiner Ausbildung in das ferne Europa zu gehen, nachdem er sein Studium, das ihm die Mandarinenlaufbahn eröffnen sollte, aufgegeben hatte. Von den in China herrschenden Religionen, dem Konfutseanismus, dem unbedeutenden Taoismus und dem weitverbreiteten Buddhismus gab der Redner anschauliche Skizzen und zeigte auch ein kleines, etwa 10 Zoll hohes buddhistisches, zierlich aus Holz geschnitztes, bemaltes und vergoldetes Götzenbild vor, nicht ohne vorher gefragt zu haben, ob es etwa Anstoß erregen könnte. „Es sei nicht lebend", so versicherte er. Die einheitliche Gesetzgebung in China, das größer sei, als ganz Europa, hob er angesichts der vielerlei Gesetze in Deutschland rühmend hervor. Der chinesische Kaiser, jetzt 22 Jahre alt, sei verpflichtet, seinem Volke ein Vorbild
der Tugend zu sein. Sehr betrübt habe ihn die Wahrnehmung, daß es im christlichen Lande so wenig Christen gebe. Die meisten, die sich so nennen, die sich aber um Christentum nicht kümmern, müsse er ohne weiteres zu den Heiden rechnen. Sehr wirkungsvoll stellte Hu-schi-bin die Gegensätze europäischer und chinesischer Sitten und Gebräuche hin. Jene trauern schwarz, diese weiß; jene gehen nebeneinander, diese hintereinander; jene essen viel Kartoffel und Rindfleisch, diese nehmen nur Reis u. Schweinefleisch als Nahrungsmittel. Satt eines Grußes fragen sich die Chinesen bei der Begegnung: „Hast Du viel Reis gegessen?" Der Genuß der Kuhmilch u. s. w. wird als des Menschen unwürdig betrachtet. Was für die Kälber gut sei, könne es doch nicht für den Menschen sein. Der Theegenuß aber werde in China sehr stark betrieben, stärker noch als in Ostsriesland, wo einer wohl 20 bis 30 Tassen trinke. Der in Europa zum Verkauf kommende Thee sei zuweilen in China schon einmal aufgebrüht gewesen. Die Sitte der kleinen Frauenfüße und des Zopftragens rühre von dem Gebot eines vor Jahrtausenden regierenden mongolischen Kaisers her. Nur sechs Könige von den achtzehn widersetzten sich damals dem Befehl, den Frauen die Füße zu verkrüppeln; zur Strafe wurden ihnen die Zungen ausgeschnitten. Aber noch heute haben die Frauen in den betreffenden sechs Provinzen größere Füße als in den anderen. In einer Pause sang ein gemischter Chor religiöse und Volkslieder. Die Versammlung sang zuletzt dem scheidenden Chinesen: „Zieh' in Frieden deine Pfade!" Hu-schi-bin reist heute nach Leipzig ab. Er wird in Sachsen Vorträge halten. Im September schifft er sich mit seinem Landsmann Kai-Schi in Genua nach seiner Heimat ein, um dort als Missionar zu wirken.
(Es ist nichts so fein gesponnen.)
Vor einiger Zeit wurde in Wilhelmshafen ein Geldbrief, der 400 vfL in Kassenscheinen enthalten-. haben sollte, an den Großuhrenhändler B. aufgegeben. Als der Empfänger das mit fünf Siegeln versehene Couvert erbrach, fiel sein Blick statt auf Kassenscheine, auf wertloses braunes Packpapier. Die flüchtige Besichtigung des Briefumschlages ergab, daß derselbe an einer Seite mit dem Messer aufgetrennt und dann mittelst eines eingeschobenen weißen Papierstreifens, der an seiner Längsseite geknickt und auf zwei Seiten gummiert, geschickt wieder, geschlossen war. Amtlich wurde festgestellt, daß der Brief bis zu seiner Bestellung eine Gewichtsabnahme bis zu 3 § erfahren hatte. Diese merkwürdige Erscheinung mußte den Verdacht erregen. daß ein Postbeamter sich des Diebstahls schuldig gemacht habe. Dem Gerichtschemiker Dr. P. Jeserich war es Vorbehalten, den Absender des Briefes als Betrüger zu entlarven. Nachdem im Laufe der vorigen Woche der Briefumschlag nach Berlin gesandt war, stellte Dr. I. zunächst fest, daß die Adresse auf dem Briefe erst noch dem Zukleben mit dem gummierten Papierstreifen geschrieben war; denn die Tinte hatte sich in die durch das Zukleistern entstandenen Falten ergossen. Auf dem im Briefe befindlichen Packpapier ließ sich mit bloßem Auge sowohl, als auch mittelst der Lupe nichts erkennen. I. photographierte nun die Einlage und siehe da, auf dem Photogramme derselben erschien deutlich der Abdruck des Stempels von dem Postamt in Wilhelmshaven, mit welchem die Briefmarken auf dem Couvert entwertet waren. Ferner ergab die Untersuchung des Gerichls- chemikers, daß der Absender des Briefes die Einlage angefeuchtct hatte. Es war dies augenscheinlich geschehen, um nach dem Trocknen des Papiers eine Gewichtsdifferenz der Postsendung herbeizuführen und dadurch den Verdacht des Diebstahls auf einen Postbeamten zu lenken. Eine in voriger Woche abgehaltene Haussuchung bei dem Aufgeber des Briefes förderte auch die Reste des Packpapiers zu Tage.
(Ein merkwürdiger Traum.) Der städtische Förster Hürche zu Sandau an der
Elbe hatte am 21. v. M. von seinem Bora?, setzten Urlaub erhalten, um seinen alten Vater besuchen zu können. In der Nacht vom 25 auf 26. v. M. hatte der Förster folgenden Traum: Er befand sich wiederum in Sandau auf dem sog. Möwenwerder und sah in einem dort befindlichen Wasserloch seinen Sohn Karl — den ältesten von 6 Geschwistern — „lz Leiche schwimmen. Am Morgen darauf fuhr er sofort nach Hause. Während der Rückfahrt wurden seine Gedanken fortgesetzt auf den schrecklichen Traum gelenkt, obwohl er sich alle Mühe gab. ihn zu vergessen. Bei seiner mittags erfolgten Ankunft in Sandau teilte er den Traum sowohl seiner Frau als auch einem bei ihm in Sommerwohnung sich aufhaltenden Oberlehrer aus Hamburg und bei der Meldung dem Bürgermeister mit und freute sich, daß er alle feine Angehörigen gesund angetroffen hatte. Nachmittags gab er seinem Sohn Karl den Auftrag, mit einem jüngeren, fünfjährigen Bruder nach den Kühen zu sehen, ob diese noch angepflöckt seien. Gegen 7 Uhr abends kehrte der kleine Knabe zurück und erzählte weinend, daß Karl trotz des Verbotes in einem Wasserloch auf dem Möwenwerder gebadet und, des Schwimmens unkundig, lautlos versunken sei. Der Vater begab sich sofort dorthin und Holle seinen ertrunkenen Sohn aus dem tückischen Wasser.
(Folgen des Sonntagsruhegesetzes.) Folgendes hübsche Geschichtchen erzählt der „A.St.-A.": „Die Frau Fabrikant T. bekam am Sonntag Besuch von zwei bekannten Damen. Um die Gäste mit irgend etwas zu traktieren, schickt sie ihre beiden Jüngsten nach der A.schen Konditorei,» um von dem so beliebten Kirschkuchen holen zu lassen. Nach einiger Zeit langen Wartens kehren die kleinen Sendboten zurück. Als jedoch die Frau Mama dem Korbe die leckere Speise' entnehmen will, findet sie diesen vollständig leer. Auf ihre erstaunte Frage, ob denn die Kleinen keinen Kirschkuchen gekauft hätten, erfolgte die naive Antwort: „Ja, wir haben für das Geld Kuchen gekauft, aber der Herr Konditor hat gesagt, wegen der Sonntagsruhe dürften wir ihn nicht mit über die Straße nehmen, wir müßten ihn gleich bei ihm aufessen, und das haben wir auch gethan." . . .
(Aloe als Mittel gegen Ungeziefer.) Aloe wirkt namentlich auf Insekten als Gift. 1,s g in 1,14 1 Wasser gelöst, giebt eine passende Flüssigkeit, mit der man Pflanzen abpinseln und Tiere waschen kann, um sie von Schmarotzern zu reinigen. Ebenso kann man die Gartenbeete damit besprengen, und sie von Erdflöhen, Schnecken :c. befreien.
(Ein hörbares Mißverständnis.) Frau Flemming: „Hören Sie, Resi, der Herr Professor, der ein großer Naturforscher ist, meint, der kranke Papagei darf mit nichts anderem gefüttert werden, als mit Mais." - Resi: „Ja, gnä' Frau, wer soll ihm denn die Mäus fangen?"
Auflösung des Logogryphs in Nr. 118.
Athem, Athen.
Dreisilbige Eharade.
Wo ist mein Ursprung, wo mein Ende? Nennst meine Erste Du, hör ich Dich fragen; Mich Hallen nicht viel tausend Hände,
Der jauchzt mir zu, den Andern hör ich klagen.
Ein stiller Liebesbote, dienen Die Zweiten manchem hochbeglückten Paare, Und Seligkeit umstrahlt die Mienen Der Braut, sie folgen ihr zu dem Altäre.
Oas ganze zeigt der Ersten Bahnen,
Vie sie oft wechselt wunderbar die Wege, s)en kühnen Schiffer wird es mahnen, k)aß er die Segel svannt, daß er sie lege. ^
8L" Niemand, der nach PsorjheiM kommt,
icrsäume die bei Ludwig Becker vorm. - >ardt in den Schaufenstern ausgestellten st ff
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh iu Neuenbürg.