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Md AyzeigeölaiL für dm Aezirk Kalw. 76. Jatzrgrmg.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die EinrückungSgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Nmaebung g P!g. die Zeile, weiter entfernt iS Pfg.

Dottnersiag, dm 18. April 1901.

Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1. 35.

Amtliche Bekanntmachungen.

Kekarmtrnachnng.

In dcr Amtsvcrsammlung vom 6. Okt. 1900 sind gewählt morden:

1) als Schätzer dcr Pfer-e-Aushebungs- kommistion für die 3 Kalenderjahre 1901, 1902 und 1903:

a) ordentliche Mitglieder:

Oekonom Schneider in Calw, Güterbeförderer Bauer in Calw, Gemeindepflcger Weiß in Althengstett. b) Stellvertreter:

Friedrich Ziegler, Hirschwirt in Gechingcn, Gottlob Moros, Rappenwirt in Calw,

Jakob Keppler, Bauer in Liebelsberg.

2) Als Sachverständige für die Ab­schätzung und Abnahme von Wagen nebst Zubehör und von Geschirren im Mobilmachungsfall werden auf die 6 Kalenderjahre 1901/1906 gewählt:

Haußer. Albert, Sattlermeister in Calw, Frohnmeyer, Karl, z. Kanne in Calw.

als deren Stellvertreter:

Stüber, Friedrich, Wagncrmeister iw Calw, Weiß, Ludwig, Gemciudcpfleger in Gechingen.

Calw, 16. April 1901.

K. Oberamt.

Voelter.

Tagesnenigkeiten.

Stuttgart, 15. April. Dem S. M. nach wurde der Ministerpräsident Freiherr Schott v. S ch o t t e n st ei n, General der Infanterie und StaatSministcr des Kriegswesens, auf sein Ansuchen in Berücksichtigung seines Gesundshcitszustandes unter Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste von seinen Aemtern enthoben und in Genehmigung

seines Abschiedsgesuchs unter Belastung ä la suite des Grenadier-Regiments „Königin Olga" (1. württ.) Nro. 119 mit Pension zur Dis - Position gestellt. — Der Staatsminister der Justiz, Dr. v. Breitling, wurde zum Präsidenten des S t a a ts m i n ist e r i ums, Generalleutnant und Kommandeur der 26. Division, v. Schnürten, zum Staatsminister des Kriegswesens ernannt. — Herzog Albrecht von Württem­berg, Kommandeur der 51. Jnf.-Brigadc, wurde mit Führung der 26. Division und Oberst v. Muss, Kommandeur des Jnf.-Neg. Nr. 126 in Straßburg mit Führung der 51. Infanterie-Brigade beauftragt.

Gerlingen, 15. April. Am letzten Mitt­woch zwischen 8 und 9 Uhr vormittags wurde eine Frauensperson im Staatswald zwischen dem Schwarz­wildpark und Bothnang von einem etwa 23jährigen Grabarbeiter angcfallen, in den Wald geschleppt und unzüchtige Handlungen an ihr verübt. Dem auf der Solitude stationierten Landjäger Alber ge­lang es, den Thäter andern Tags hier fcstzunehmen und an das Amtsgericht Leonberg cinzulicsern.

Kornwesth eim, 14. April. Gestern nach­mittag fand hier eine unvermutete Amtsvisitation des Schultheißen Völmle durch oberamtliche Beamte statt, welche allgemein mit den unliebsamen Vor­kommnissen in jüngster Zeit in Verbindung gebracht wird. Im Verlaufe derselben hat der Schultheiß „aus Gesundheitsrücksichten" einen halbjährlichen Urlaub genommen und ist von dem K. Oberamt Gemeinderat I. Pfeil als Amtsverweser bestellt worden. Ter Gehilfe und der Lehrling des Schult­heißen wurde entlassen.

Reutlingen, 15. April. Ein wertvoller

Fund wurde Samstag nachmittag in dem Gebäude Nr. 33 der Lindenstraße, an dem zur Zeit bauliche Veränderungen vorgenommen werden, gemacht. Im Boden versteckt fand sich ein irdenes Gefäß mit 38 Dukaten. Wie man hört, hat ein hiesiger Sammler dieselben um 320 erworben.

V o n d e r r a u h en A lb, 15. April. Ter heurige März war kein „guter". Staub hat er nicht gebracht. Der April treibt es noch bunter. Schnee und Graupeln, abwechselnd mit Nebeln, Regen und Gewitter sind bis heute seine Begleiter. Der Landmann ist mit dcr Frühjahrssaat sehr hin- gehalten und gegen sonstige Jahre jetzt schon um 14 Tage zurück. Die' Vegetation liegt noch in Windeln. Einzelne Veilchen und wenige Gänse­blümchen präsentieren vorerst den Frühling. Tie Wintersaaten sind meist gut durchgekommen und berechtigen zu schönen Hoffnungen. Die Kleeäcker zeigen viele, allerdings noch schwache Pflänzchen. Obstbäume, vorab Birnbäume haben gut angesetzt, sind aber noch sehr zurück. (Staatsanz.)

Heilbronn, 15. April. Von der hiesigen Strafkammer wurde vorgestern der Schafknecht Joh. Friedr. Höfle von Alfdorf, OA. Welzheim, welcher wie seinerzeit gemeldet, eine ihm von dem Schafhalter Weiß in Hausen bei Leonberg zur Hut anvertraute Schafherde von 165 Stück im Wert von 3 600—4000 ohne Wissen und Willen des

Genannten auf eigene Faust um ca. 3000 ver­kaufte und den Erlös in München verjubelte, wegen dieser Unterschlagung, sowie je eines Vergehens der Privaturkundenfälschung zu 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 4 Wochen Haft und 6 Jahren Ehrver­lust verurteilt.

IsLrrl'lsLorr.

Iack's Brautwerbung.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

„Herr des Himmels! was ist geschehen, Mr. Jack?" keuchte die alte Dame.

„Lehen Sie doch!" schrie ich sie in meiner Aufregung an.

„Ach, Tante, ein Dampfschiff!" jubelte Florence.

„Wird es uns mitnehmen?" kreischte die Angeredete bebend wie im Fieber

„Bitte, blicken Sie da hinauf. Das ist ein Notsignal, und Pflicht jedes Kapitäns ist es, sich nach dessen Bedeutung zu erkundigen. Fürckten Sie nichts, man wird uns mitnehmen, Schilling," wandte ich mich an diesen: „lassen Sie beidrehen und das Gig bereit machen."

Nachdem dieser Befehl ausgeführt war, schickte ich die Mannschaft zum Frühstück.

Eine halbe Stunde nachdem wir den Rauch entdeckt, war der Dampfer eine Handbreit über der Scelinie, und das weiße Wasser an seinem Vordersteven, und die antwortende Flagge am Top seines Großmastes erkennbar. Tie Mann­schaft kam wieder herauf, sammelte sich hinten und sah erwartungsvoll dem Schiff entgegen, das sich Fuß um Fuß näherte. Als es etwa noch hundert Faden entfernt war, stoppte es und zeigte sich als ein starker, eiserner Ozean­dampfer, von cirka zweitausend Tonnen Gehalt.

Von der Brücke schallte ein Anruf herüber, den ich nicht verstand. Unsere Gig lag längsscit; ich schickte zwei Mann hinein, half den Frauen und stieg selbst ein. Schilling hatte ich schon vorher gesagt, daß ich meinem Versprechen gemäß, ohne die Damen zurückkehren würde, wenn nicht unsere ganze Bemannung Aufnahme fände.

Unterwegs bemerkte ich, daß am Dampfer die Fallreepstreppe ausgehängt wurde. Wir legten an derselben an, ich sprang auf die Stufen, half Tanre Damaris und Florence hinauf, befahl dem Boot zu warten und betrat das Deck.

Tie Leute, die da standen, betrachteten uns neugierig. Sie schienen offen­

bar sehr erstaunt, zwei feine Dame aus einem 'o elenden Schiff, wie die ,Sarah Jane' kommen zu sehen, und ich denke, mein eigener Klüver wird ihnen auch nicht so ausgesehen haben, als wenn er zu dem alten Kasten gehören könnte.

„Kann ich den Kapitän sprechen?" fragte ich.

„Gewiß. Ich bin der Kapitän," antwortete ein großer breitschulteriger Mann, welcher etwas schüchtern von mir auf Tante Damaris und Florence blickte.

„Kapitän," redete ich ihn an, „Sie treffen uns in schlimmer Lage. Diese Damen und ich sind Passagiere des Australienfahrers ,Strathmore', welcher bei einem Zusammenstoß in der Nacht des 25. Dezembers —"

„Haben Sie die Güte herunterzukommen, Sir," unterbrach er mich. „Bitte, mir zu folgen, meine Damen," fuhr er mit einer einladenden Handbewegung fort und geleitete uns in eine, wenn auch kleine, doch sehr behagliche und luftige Kajüte, in welcher er uns bat, Platz zu nehmen. Der Kapitän hörte mir auf­merksam zu. Er hatte den ,Strathmore' und auch unfern alten kleinen Thompson gekannt, und war sehr betroffen, als er rernahm, daß nur wir St. Paul erreicht und auf der Amsterdam-Insel niemand gefunden hatten.

„Also, Sir. wie kann ich Ihnen dienen?" fragte er.

„Indem Sie uns alle auf Ihren Dampfer nehmen. Mit der Brigg ist nichts anzufangen; sie gehl absolut nicht windwärts. Wenn wir auf derselben bleiben müssen, treiben wir umher bis wir verhungern, denn nichts als ein halber Sturm von hinten giebt ihr Fahrt." Darauf nannte ich ihm unfern Proviant und erzählte ihm von unserer 'Not in der letzten Woche.

„Wie viele Köpfe zählen Sie?"

Als ich seine Frage beantwortet batte, sagte er: „Gut, ich nehme sie alle gern auf, aber mit der Brigg will ich nichts zu thun haben. Die muß treiben."

„Die ist auch nichts anderes wert," stimmte ich bei: „Meiner Meinung nach sollte sie angebohrt werden, damit nicht irgend ein Kapitän in Versuchung gerät, Mannschaft an Bord zu setzen und diese damit dem Verderben überliefert."

Er lachte, meinte aber, er wollte mit dem Anbohren nichts zu schaffen haben. Tie Brigg schiene noch fest, und wenn ich sie versenkte, würde ich mir Ungelegen­heiten auf den Hals laden.

Hiernach ging er auf Teck und befahl den Leuten in der Gig zurück­zurudern, und die gesamte Mannschaft zu holen. Zugleich schickte er ein Boot