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Hlnterhattender Heil.

Aus dem Kriegsjahre 1796.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Wir haben gesehen, daß General St. Cyr den General Taponnier mit 6 Bataillonen und 2 Schwadronen am Morgen des Schlachttages von Gernsbach aus rechts gegen Wildbad ins Enzthal beordnet hatte.

Derselbe war nach Ueberwindung großer Terrain-Schwierigkeiten aus dem Murgthal ins Enzthal gelangt. Seine Avantgarde überfiel die sächsische Feldwache vor Wildbad. Das daselbst befindliche sächsische Detachement trat den Rückzug zur Hauptkolonne an, welche in Neuenbürg halt machre, ohne anzugreifen. General Taponnier blieb in Calmbach stehen und stellte seine Verbindung mit St. Cyr wieder her.

Der Erzherzog Carl war demnach Sieger im Rheinlhal. und beschloß am Abend nach dem Gefechte bei Malsch, am andern Morgen weiter auszurücken und die Franzosen über die Murg zurückzuwerfen. Aber gegen Mitternacht erhielt er Meldung von dem Ausgang des Gefechts bei Rothensol und von dem Rückzug seines linken Flügels unter General Kaim.

Er hielt nun seine linke Flanke für zu sehr bedroht und ließ noch vor Tagesanbruch den Abmarsch nach Pforzheim beginnen.

Hier hat er am 11. Juli alle seine Truppen aus dem Rhein-, Alb- und Enzthal vereinigt. Die weiteren Nachrichten, die er hier vom Nie­derrhein und vom siegreichen Vorrücken der dortigen französischen Armee erhält) bestimmen ihn zu dem Entschluß, den Rückzug in das Innere Deutschlands fortzusetzen. Er marschiert, gefolgt von den Franzosen, gegen Cannstatt und Eßlingen und von da gegen Nördlingen, an den Neckar und an die Donau.

Es erhellt aus dieser Darstellung, welchen beträchtlichen Einfluß der unglückliche Ausgang des Gefechts bei Rothensol auf die strategi­schen Entschließungen des Erzherzogs Carl hatte, in deren Folge der schwäbische Kreis den Fran­zosen preisgegeben werden mußte und dann die entsetzlichsten Kriegsdrangsale zu erdulden hatte.

Von den abscheulichen Erpressungen, welche sich die Franzosen überall erlaubten, soll noch kurz die Rede werden; der Schauplatz des Krieges selbst ist aber unserer nächsten Nachbarschaft nun entrückt und die ferneren Darstellungen des Militär-Kalenders haben kein spezielles Interesse mehr für unseren Leserkreis. Es sei deshalb hier nur noch so viel gesagt, daß der Feldzug 1796 durch das Genie des Erzherzogs Carl doch noch, am Oberrhein und am Nieder­rhein zum Vorteil der deutschen Waffen umschlug. Bis zum Herbst waren die Franzosen wieder über den Rhein zurückgedrängt.

Die Armee des General Moreau insbes., mit der wirs hier zu thun hatten, nachdem sie durch Württemberg und Vorderöstreich bis tief nach Bayern vorgedrungen war, wurde wieder gegen den südlichen Schwarzwald zurück gedrängt, mußte im Angesicht des Feindes durch das Höllenthal retirieren und wurde, nach den für die Oestreicher siegreichen Schlachten bei Em­mendingen und Schlingen gegen Ende des Jahrs bei Rheinfelden und Kehl wieder über den Rhein zurückgcworfen.

Schon am 17. Juli 1796 also 14 Tage nach der Einnahme von Freudenstadt hatte der Herzog von Württemberg eine Privat-Convention mit dem franz. Obergeneral, vorerst in der Form eines Waffenstillstands abgeschlossen, welcher aber der definitive Friedens-Abschluß mit dem Direktorium der französischen Republik schon im August nachfolgte. Auch der Markgraf von Baden folgte bald diesem Beispiel.

Dieser Einstellung der Feindseligkeiten lag die wohlmeinende Absicht zu Grunde, die den Franzosen preisgegebenen Länder zu schonen. Allein der Erzherzog Carl sah die Sache etwas anders an. Er ließ, als auch die übrigen Stände des schwäbischen Kreises diesem Beispiel allmäh­lich folgten, das immer noch 6000 Mann starke Korps des schwäbischen Kreises, das damals in

Biberach stand, von kaiserlichen Truppen um­ringen .und entwaffnen. Sogar die Fahnen wurden demselben abgenommen. Und die Mann­schaften, deren Landesteile von den Franzosen besetzt waren, wurden, um den Uebergang zu denselben zu verhüten, von den kaiserlichen ge- zwangen, ihnen entwaffnet bis nach Augsburg zu folgen.

Welcher Art die Waffenstillstandsbedingungen waren, zu denen sich die Fürsten des schwäbischen Kreises zu bequemen genötigt waren, das erhellt aus dem Beispiel, das unser Militär-Kalender an dem Waffenstillstands-Vertrag des Markgrafen von Baden gibt.

Das kleine Land dieses Fürsten hatte in aller Schnelle 2 Millionen Franks baares Geld, 1000 Pferde, 500 Ochsen, 25 000 Ztr. Frucht, 12 000 Säcke Haber. 25 000 Paar Schuhe rc. rc. zu liefern. Die Markgrafschaft war damals pr. 50 Quadratmeilen groß, also mehr als 5mal kleiner als das jetzige Großherzogtum Baden. Für dessen jetzige Flächengröße die aus dem damaligen Waffenstillstands-Vertrag folgenden Leistungen einen Betrag von mehr als 18 Millionen Gulden erreicht hätten.

Schon im April des darauf folgenden Jahres 1797 war General Moreau mit seiner Armee bei Killstadt, 3'/r Stunden unterhalb Straßburg bereits wieder in Deutschland einge­fallen und die Scenen des Jahres 1796 hätten sich für das arme Land ohne Zweifel wieder­holt, wenn nicht unvorhergesehen und schnell ein allgemeiner Waffenstillstand und diesem folgender Friede, durch die glücklichen Opera­tionen des Obergenerals Bonaparte in Italien veranlaßt dem weitern Vordringen der Fran­zosen, die schon im Kinzigthal standen, ein Ende gemacht hätte.

Iuv Jutternot.

Nachdem in Folge des schlechten Ausfalles der Heu-Ernte als Ersatz verschiedene andere Kraft-Futtermittel eingekauft werden müssen, dürfte es für unsere Landwirte von großem Interesse sein, den Nährstoffgehalt derselben in Form von Geldeswert nach den Aufstellungen des Herrn Professor Wolf in Hohenheim kennen zu lernen.

Nimmt man nun, den gegenwärtigen Ver­hältnissen entsprechend, den Wert eines mittel­guten Wiesenheus auf 6 Pr. Zentner an, so würde sich der Wert der verschiedenen Futter- artikel folgendermaßen stellen:

a. Heu (Dürrfutter):

Luzerne

-^6.64

Rotklee

6.22

Wicken

.. 6.44

Spörgel

» 6.42

Senf

6.17

Stroh

Hafer

^4.62

Gerste

.. 4 23

Dinkel

3.55

Weizen

3.29

b. Grünsutter:

Luzerne

»fL 1.95

Rotklee

1.47

Wicken

.. 1.49

Spörgel

.. 1.50

Senf

,. 1.30

Buchweizen

1.20

Futterroggen

.. 1-84

Pferdezahnmais 1.12

Rüben:

Stupfelrüben »kL 0.98 Angersen 1.36 dto. -blätter 0.81 6. Körnerfrüchte: Dinkel ^ 6.72

Gerste 8.48

Hafer 7.80

Mais 9.62

Ackerbohnen12.02 ä. Brauerei-Abfälle: getr.Biertreber-^L 9.46 Malzkeime 11. 6. Oelkuchen: Erdnußkuchen ^ 10.90 Leinkuchen 12.46 Palmkuchen 12.10 Mohnkuchen 13.22 Repskuchen 11.50

MaschinefürArbeitslose! Die Zeit­schriftConcordia" entnimmt einem englischen Fachblatte nachstehende heitere Mitteilung: Gegenwärtig, va Arbeitslosigkeit und Arbeits­scheu so schwer zu unterscheiden sind, erscheint die neueMaschine für Arbeitslose" nicht un­zeitgemäß. Man kennt die Automaten, die gegen Einwurf eines Zehnpfennigstückes ihren Kunden Süßigkeiten rc. liefern, oder sie wägen und messen; die LondonerElektrizity" weiß von einem neuen Automaten zu erzählen. Bisher lieferten diese gegen Geld ein Wertobjekt; in neu erfundenen wird das Prinzip umgekehrt. Das Publikum soll 10 Pfennig empfangen, statt

sie zu geben, und zwar ist die Idee folgende- Jedem, der eine Kurbel hundertmal umdreln liefert der Automat 10 Pfennig. Die Kurbel ist innen mit einer Dynamomaschine verbunden und die 100 Umdrehungen erzeugen und speichern eine Quantität elektrischer Energie auf die dann von den Besitzern des Automaten r» Leuchlzwecken ausgegeben werden kann. Der Plan scheinteinleuchtend" genug, und hat, wie das Blatt bemerkt,für Arbeitslose" gewiß viel Reize. Niemand braucht zu hungern, der nicht zu faul ist, die Kurbel zu drehen. Und warum sollte nicht jeder Haushalt sich einen solchen Kraftsammler anschaffen? Die Möglichkeit, sich eine Lichtquelle zu schaffen, gäbe gewiß der Zimmergymnastik einen ungeahnten Aus- schwung."

(In vier Tagen von Europa nach Amerika.) Nach und nach scheinen die Entfernungen voll­ständig aufgehoben zu werden. Auf einer eng­lischen Werft wird gegenwärtig im Austrage der White Star Linie einGigantic" getauftes Schiff gebaut, dessen Größenverhältnisse noch weit erstaunlicher sind als. die des gerühmten Great Tastern". Es soll angeblich' 700 Fuß lang und 68 Fuß breit sein und 45000 Pferde­kraft haben. Es würde mithin 8 Fuß länger sein als derGreat Eastern", aber ein wenig schmaler, die Kraft würde aber die desGreat Eastern" weit übertreffen, da ÄH letztgenannte Schiff nur 8000 Pferdekraft hattd. DerGi­gantic" soll eine Schnelligkeit von Z7 Knoten haben, er würde also die Fahrt über den Ozean von Amerika nach Europa (England) in I0Ü Stunden, also in 4 Tagen ausführen.

Ein Mittel gegen Diphtheritis bei Kindern wird demPest. Ll." von einem Leser mitgeteilt, wie folgt:Gewöhnen Sie Ihre Kinder, ohne Rücksicht darauf, ob sie Halsweh haben, oder nicht, täglich dreimal daran, morgens beim Waschen, mittags nach dem Essen, und namentlich abends unmittelbar vor Schlafen­gehen, den Hals mit gewöhnlichem Salzwasser tüchtig zugurgeln. Zu verwenden ist dabei ein kleines Trinkglas, welches bis zum dritten Teile seiner Höhe mit Wasser zu füllen ist. Zwei Messerspitzen mit Kochsalz sind darin aufzulösen und das Gurgeln mit dieser Lösung hat bei meinen Kindern den Erfolg gehabt, daß die­selben seit zehn Monaten auch nicht die leiseste Spur von Hals- und Rachenschmerzen verspürten. Ich rate darum allen Eltern die Befolgung dieses Vorganges an und möchte auch das Gut­achten berufener Mediziner über dieses Haus­provozieren. Wie, wenn es möglich wäre, den fürchterlichen Feind unserer Kinder auf so ein­fache Weise erfolgreich zu bekämpfen?"

(Fachgemäß.) Gatte:Komm' 'mal, Rosa, im Salon ist ein Herr, der um eine unserer Töchter anhält ... ein Weinhändler!" Gattin:Ein Weinhändler? Gott sei Dank! Da wird er Wohl einen älteren Jahrgang wählen!"

(Aus der höheren Töchterschule.Was wissen Sie mir von der alten Geschichte zu sagen?" Daß sie ewig neu bleibt!"

Auflösung des Arithmogryphs in Nr. 111. Breslau Reblaus Erlau Saul Laube Auber Ursel Breslau

Akrostichon.

Amen, Acht, Arten Eber, mir, Ort,

Otto, Unkel, Sokrates.

Aus jedem der neun Wörter bilde m durch Vorsetzen je eines neuen Buchstabens em anderes Wort. Die Anfangsbuchstaben richtig geordneten neuen Wörter nennen Namen eines Badeortes. _

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.