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aus New-Iork vom 10. ds.depeschirt: Dem heutigen Ministerrat lag eine Pekinger Meldung Rockhill's vor, derzufolge die Gesandten am Montag der chinesischen Regierung die Entschädigungs­forderungen ihrer Regierungen unter­breitet haben, die sich insgesamt auf 5000 Millionen Dollar beziffern. Nach der Sitzung wurde Rockhill telegraphisch angewiesen, die Forde­rungen gewisser Mächte, insbesondere die Deutsch­lands, welche die höchste sei, nachdrücklich zu be­anstanden. Staatssekretär Hay meint, von China sollten nicht mehr als 200 Millionen Dollar verlangt werden, von welcher Summe die Unionsstaaten 25 Millionen beanspruchten. Jede Macht sollte «unwilligen, dementsprechende Opfer zu bringen. Die amerikanische Milde stützt sich auf die Ueber- zeugung, daß China bereits genug gelitten habe und daß die Mächte im Stande sein würden, sich weiter durch neue Handels-Concessionen zu entschädigen. Tie Kosten Amerikas werden auf 50 Millionen Dollar veranschlagt. Wenn die übrigen Mächt ein­willigen, ihre Entschädigungs-Ansprüche ebenfalls um die Hälfte zu ermäßigen, würde die chinesische Re­gierung unverzüglich in der Lage sein, das erforder­liche Geld mittelst einer Anleihe aufzubringen.

Berlin, 11. April. Der Lokal-Anzeiger meldet aus Peking: Hauptmann Bartsch, Compagnie-Chef des 2. Ostasiatischen Infanterie- Regiments, ist gestern Vormittag in der Nähe des Sommerpalastes tot aufgefunden worden. Ein Schuß in den Rücken hat den Offizier ums Leben gebracht. Sein Reitpferd war verschwunden. Man nimmt an, daß der Hauptmann im Sandsrurm vom Wege abgekommen und von chinesischen Mördern vom Pferde heruntergeschosstn wurde. Der Körper war in keiner Weise verstümmelt. Tie Börse hing zur Tasche heraus und war anscheinend unberührt.

London, 11. April. Aus Durban wird berichtet: 150 Buren haben die Stadt Jngogo überrumpelt. Sie plünderten die Gasthäuser und Läden und zogen sich zurstck, nachdem sie die Stadt in Brand gesteckt hatten.

London, 11. April. Nach einer Meldung aus Johannesburg versuchten 150 Buren am Sonntag einen Teil der Goldgruben von Middel­burg zu zerstören. Sie wurden jedoch durch sofort dorthin entsandte englische Truppen vertrieben.

London, 11. April. Gestern Abend ging mit großer Hartnäckigkeit das Gerücht, daß neue Friedensverhandlungen zwischen Botha und Kitchener seit 24 Stunden eröffnet worden seien. Mehrere Telegramme aus Kapstadt bestätigen diese Meldung, aber im Kriegs- und Kolonialamt beob­achtet man noch vollständiges Stillschweigen über diese Angelegenheit. Heute Morgen veröffentlichen sämtliche Blätter folgendes Reuter-Telegramm aus Kapstadt: Botha habe nach dem letzten Vordringen nach dem Freistaat wieder Unterhandlungen mit Kitchener eröffnet. Ten letzten Berichten zufolge soll Botha bereit sein, im Namen sämtlicher Buren­streitkräfte zu unterhandeln. Bei seiner letzten Zu­

sammenkunft mii Dewet erklärte d.ieser, er sei ent­schlossen, sich zu ergeben, aber seine Haltung soll Borha nicht befriedigt haben und er soll mit der Ansicht zurückgekehrt sein, daß Dewet infolge der Anstrengungen der letzten Zeit geistig nicht mehr zurechnungsfähig sei. Botha habe deshalb beschlossen, die Friedensverhandlungen von Neuem zu beginnen. Sollte sich Botha ergeben, so dürfte die Gefangen­nahme Dewets keine besonderen Schwierigkeiten be­reiten, da seine Streitkräfte bedeutend in der Ab­nahme begriffen seien. Andere Telegramme aus Kapstadt verzeichnen dieselbe Thatsache und heben die angebliche Geistesschwäche Dewets hervor.

Vermischtes.

270 000 Mk. ge stöhlen. Nach einer amtlichen Bekanntmachung aus Bremerhaven sind aus einem eisernen Schrank in der Kontanten- kammer des gestern auf der Weser eingetroffenen Dampfers Kaiser Wilhelm der Große zwei Barren Gold im Werte von 2 70 000 Mark gestohlen worden. Ter Nordd. Lloyd setzt für die Wiederherbeischaffung des Goldes und die Ermittelung der Thäter eine Belohnung von 10000 Mark aus. In Paris ist bereits das Gepäck der 155 Passagiere, die am Tipnstag aus Cherbourg eintrafen, in Gegenwart eines Polizeikommissärs von Zollbeamten genau durchsucht worden, ohne daß ein Resultat erzielt werden konnte. In Cherbourg wurden alle Matrosen und Bediensteten an Land gebracht und sodann alle Teile des Schiffes durchsucht.

Einen sehr energischenKreuz- zug gegen das Spucken" hat, wie ans New - Uork berichtet wird, das dortige Gesund­heitsamt eingeleitet. Vor einem Monat wurden die bis dahin ausgchängten, kurzen und vom Pu­blikum nicht beachteten Plakate in den Straßen­bahnwagen gegen folgende ausgetauscht:Das Speien auf den Boden dieses Wagens ist ein Ver­gehen, das mit Geldstrafe bis zu 500 Dollars oder Gefängnis bis zu einem Jahr oder mit beidem be­straft werden kann. Auf Befehl des Gesundheits­amtes." Einhundertundachtzig Männer, die ganze Macht des Sanitätsstabes, fuhren nun am Diens­tag den ganzen Tag in den Wagen umher, um Leute, die sich dieses Vergehens schuldig machten, auf frischer That zu ertappen. Es wurden dabei nicht weniger als vierzig Verhaftungen vorgenommen! Geschäftsleute, die auf dem Wege zu ihrem Bureau waren, sind zusammen mit Ar­beitern, die ihrer Arbeitsstätte zueilten, verhaftet worden. In der Mehrzahl der Fälle wurden die Verhafteten gegen 100 Dollar Kaution zunächst wieder entlasse». Seit Jahren stand diese Ver­ordnung nur auf dem Papier, was der Gleichgiltig­keit der Straßenbahnschaffner und der Abneigung der Bürger, vor Gericht zu erscheinen, um gegen die Uebertreter des Gesetzes Klage zu führen, zuzu­schreiben ist. Aber der neue Präsident des .Ge­sundheitsamtes, Air. Sexton, hat seinen Entschluß

kundgegeben, den abscheulichen und gefährlichen Brauch mit aller Energie zu bekämpfen. Das größte Erstaunen zeigen gut gekleidete Männer, wenn sie wegen des AuSspeiens verhaftet werden. Sie sind so lange gewohnt, die Anordnung des Ge­sundheitsamtes zu ignorieren, daß sie völlig über­rascht waren, als sie plötzlich in so wenig ange­nehmer Weise belehrt wurden, daß es mit der Durch­führung der Vorschrift Ernst werden soll. Die Missethäter waren bisher im allgemeinen sehr aus­fallend, wenn sie gewarnt wurden; sie ändern ihren Ton aber vor Gericht sehr schnell. Die anständigen Bürger drücken ihre große Befriedigung über die Energie des Gesundheitsamtes aus.

Standesamt Kakw.

Geborene:

28. März Karl Friedrich Bothner, Sohn des Karl Friedrich Bothner, Bremsers hier.

31. Wilhelm Paul Scbmelzlc, Sohn des Moritz

Schmelzte, Masch.-Stricker hier.

1. April Anna Frida Ayasse, Tochter des Daniel Ayasse, Gasheizers hier.

1. Karl Wilhelm Kurz, Sohn des Gottfried

Kurz. Kaufmanns hier.

2. Sofie Charlotte Güntner, Tochter des Karl

Güntner, Briefträgers hier.

5. Anna Vogt, Tochter des Julius Vogt,

Wagenwärters hier.

8. Luise Staudt, Tochter des Wilhelm Staudt,

Bahnmeisters hier.

Getraute:

6. April Othmar Friedrich, Schneider von Hinter­

häuser. Gde. Fifchbach, Baden, mit Regine Girrbach, Dicnstmagd von Calw.

10. Paul Gottlicb Robert Kuom, Hotelier hier

und Bertha Rosa Auguste Spöhrer hier- Gestorbene:

30. März Immanuel Abraham Linkenheil, gewesener Fabriknachtwächter hier, 82 Jahre alt.

8. April Michael Erhardr. gewesener Kutscher hier, 87 Jahre alt.

8. Luise Dittus, Tochter des Jakob Dittus,

Fabrikarbeiters hier, 2 Jahre alt.

10. Karl Hermann, Stiftsprediger a. D. hier,

85 Jahre alt.

Gottesdienste

am Sonntag Hnasimodogeulti, 14. April.

Vom Turm: 245. Kirchenchor: Ich bin dein rc. Nredigtlied: 324, Ich weiß, an wen rc. 9 Uhr: Vorm.- Predigt, Herr Dekan Roos.

Konfirmation.

2'/- Uhr: Unterredung mit den Neukonfirmierten, Herr Stadtpfarrer Schund.

I-reitag, 19. April.

10 Uhr: Vorbereitungspredigt und Beichte, Herr Stadtpsarrcr Schmid.

Hleklameteil.

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Amtliche KekMNtmachmgk«.

Verpachtung von Bahnböschungen.

Ter Futterertrag der Bahnböschungen von Nagold ausschließlich bis Bahnhof Calw einschließlich wird im öffentlichen Aufstreich auf die Dauer von 10 Jahren neu in Pacht gegeben.

Die Verhandlung findet auf der Bahnstrecke statt und zwar: . Samstag, den 13. April, von Nagold bis Calw; Beginn vorm. 8'/' Uhr bei Nagold und nachmittags I V» Uhr bei Wildberg; Ende der Verpachtung auf Bahnhof Calw gegen 4'/» Uhr.

Calw, den 9. April 1901.

K. Eisenbatilllmunchlektion.

Calw.

Coakspreise im Dt. Gaswerk

vom 15. April 1901 ab, je für 1 Zentner zerkleinerten Coaks 1 55 F t . .

unzerkleinerten Coaks 1 50 A / °b Gaswerk.

Bestellungen auf die Lieferung von kleineren und größeren Quantitäten können von jetzt ab bei der Gaswerksverwaltung vorgemerkt werden. Die Lieferung wird der Reihenfolge der Bestellungen entsprechend erfolgen.

Quantitäten bis zu 4 Ztr. sind vor der Abgabe an die Gaswerksver­waltung zu bezahlen.

Stadt. Haswerksverwattnirg.

Schütz.

Aufforderung

zur Kotierung des Kapital-, Kenten- und Aiensteiilkoininens zum Zweck der Kerstenernng pro 1. April 1901.

Unter Beziehung auf die Aufforderung des K. Kameralamts Hirsau in Nro. 42 d. Bl. werden die hiesigen Einkommenssteuerpflichtigen ersucht, ihre Fassionen am

Freitag »«d Samstag, de» 18. und 20. d. Mts, je vormittags von 9IS Uhr und nachmittags von 35 Uhr,

im untern Stock des Rathauses Zimmer Nro. 8 mündlich oder schriftlich abzug»ben. Schriftliche Fassionen können vorher eingesendet werden. Formulare hiezu können daselbst, Zimmer Nro. 1, abgeholt werden. Steuerpflichtige des Vorjahrs, welche kein steuerpflichtiges Einkommen mehr beziehen, haben eine Fehlanzeige zu machen.

Calw, den 12. April 1901.

Ortssteuerko«mis1lon.

Bu-Änud.

Die bei Erbauung von 2 zweistöck­igen Wohnhäusern vorkommende

Grab-, Betonier-, Maurer-, Zimmer-, Gipser-, Schreiner-, Glaser-, Schlosser-, Flaschner-, Anstrich- und Tapezierarbeit

soll in Accord vergeben »«den.

Pläne, Voranschlag und Beding­ungen liegen vom nächsten Montag ab auf dem Stadtbauamt zur Einsicht auf, woselbst auch diesbezügl. Offerte in Prozenten ausgedrückt, bis längstens Freitag, den 19. AprU 1901, nachmittags 5 Uhr, einzureichen sind.

Den 12. April 1901.

Stadtbauamt.

Hohnecker.