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Die Kukis (an der Ostgrenze Bengalens) haben das Dorf Ralmi Naga in der Nähe von Manipur erobert und 300 Einwohnern die Köpfe abgeschnitten.
Telegramm an den Enzthäler.
Berlin, 17. Mai. Die Nordd. Allg. Ztg. thut durch detaillierte Angaben dar, daß Preußen mehr für Unterrichtszwccke aufwendet, als irgend ein anderes Land, Preußen wendet pro Kopf der Bevölkerung auf 6,54 francs, Frankreich 4,43. auch sind die dauernden Ausgaben des Kultusetots pro 1879/80 bis 1893/94 in einem viel größeren Verhältnis ^gestiegen, als die dauernden Ausgaben des Militäretats von 1879/80 bis 1893/94.
Unterhaltender Heit.
C l e m e n t i n e.
Eine Pfingst-Erzählung von Erich zu Schirfeld.
(Nachdruck verboten.)
Du lieber Gott! Das ist nun ein Pfingst- wetter! Der Regen strömt herab wie zur Zeit der Sintflut. Die Straßen sind so blank, wie ausgewaschen und bachartig rieselt das Wasser die Rinnsteine herab, um sich rauschend in die Einfaülöcher der Kanäle zu stürzen. Ab und zu fährt eine triefende Droschke vorüber. Junge Mädchen, die sich im blütenweißen, bänder- und blumengeschmückten Festkostüm zur Feier des Tages das Vergnügen eines Pfingstausfluges am frühen Morgen geleistet hatten, kehren müden Schrittes zur Stadt zurück. Elle hat jetzt gar keinen Zweck mehr, sie sind ja doch bis auf die Haut durchnäßt. Daß sie das Kleid über den mit dem neuen, blumengarnierten Strohhut geputzten Kopf gezogen halten, ist ein rein mechani- scher Vorgang. Die meisten Unterröcke sind mit einem schwarzgrauen Rand behaftet, der fast bis an's Knie reicht, und die bösen Buben, die wohlgeborgen aber gelangweilt hinter den geschlossenen Fenstern sitzen, machen sich lustig über die tragikomischen Erscheinungen der „eingeseiften" Ausflügler. Alle Pfingstprojekte zerstörte der schonungslose Regen. ' der Jeden in's Zimmer bannte, der nicht absolut hinaus mußte. Auch der Regierungs-Baumeister Hellmuth Sar- row mit Frau und Kind saß mißmutig daheim und sah hinauf in den graubedeckten Himmel, der sich nicht aufklären wollte. Am frühen Morgen waren auch sie, wie viele tausend Andere, in die herrliche, lachende Welt hinausgezogen. Von einer weit draußen vor dem Thore wohnenden Familie eingeladen, hatten sie den Morgenkaffee und das reichhaltige Frühstück unter den blühenden Bäumen des ausgedehnten waldartigen Parkes eingenommen, und waren, als der Himmel begann eine drohende Färbung anzunehmen, zur rechten Zeit wieder heimgekehrt. Gleich darauf war das Unwetter losgebrochen, und wenn Blitz und Donner auch vorüber waren, so hielt doch der Regen an und wollte kein Ende nehmen. Sonst befanden sie sich während der Pfingstseiertage bei dem Schwiegervater Sarrow's, dem Amtmann Berkwitz auf Grünau, der diesmal einer größeren Geschäftsreise wegen leider nicht daheim war. Was nun anfangen? Hellmuth hatte die Zeitung von A bis Z durch- studiert und sie gelangweilt fortgeworfen. Frau Clementine klappte das Klavier, das bis jetzt die Zeit vertrieben hatte, zu, nur Philipp, der achtjährige Sohn des Sarrow's beschäftigte sich mit seinem Steinbaukasten still und unverdrossen weiter, was sonst nicht seine Sache war, weil er bei irgend annehmbarer Witterung ziemlich wild in den Straßen herumtobte. Man hätte können Freunde einladen oder besuchen, — wenn sie nicht alle verreist oder sonst wie in Anspruch genommen wären, so aber war man ganz auf sich angewiesen. Da erinnerte sich der Baumeister einer alten Flöte, auf der er in der Jugendzeit seine ersten musikalischen Studien gemacht hatte. „Ob das alte Ding wohl noch einen Ton von sich giebt," sagte er und begann Koffer und Schränke auszukramen, um sie zu
suchen. Frau Clementine lächelte. Jetzt hatte doch der Mann eine Beschäftigung, die seine Stimmung erheitern würde. Endlich war die Flöte gefunden und — wunderbar! — sie war noch in passabelem Zustande, sprach auch recht gut an, nur etwas Oel mußte sie haben.
„Was für einen schönen Ton doch das vergessene Instrument hat." sagte er nach einiger Zeit zu seiner Frau. „Weißt Du, es wäre doch eigentlich recht hübsch, wenn wir Beide zusammen musizieren könnten. Ich möchte wohl meine Studien wieder aufnehmen. Was meinst Du dazu?" Clementine meinte, immer noch lächelnd, daß dies ein reizender Gedanke sei. Dabei sagte sie sich: „Morgen hat er es vergessen. Sein Beruf nimmt ihn derartig in Anspruch, daß für die Musik gar keine Zeit übrig bleibt, selbst wenn die gesellschaftlichen Pflichten, die Politik und sonstige Nebendinge nicht vorhanden wären." — Aber schon nach acht Tagen lächelte sie nicht mehr. Der Mann ergab sich dem Flötenspiel mit einer wahren Leidenschaft und lernte und übte Morgens, Mittags und Abends. Die Zeitung sah er nicht mehr an. die Politik war für ihn nicht mehr vorhanden und die gesellschaftlichen Pflichten wurden vernachlässigt. Bald ward es der Frau vom Hause zu viel. Die oft recht schrillen Töne des Instruments verursachten ihr Kopfweh und machten sie nervös. Er ging in ein entfernteres Zimmer.
Sie schmeichelte, bat. machte ihm Vorwürfe und brachte es schließlich dahin, daß er seine Uebungen wenigstens beschränkte. Dafür aber zeigte er sich verstimmt und verdrießlich und als zum Ueberfluß Philipp's Lehrer erschien und sich über die schlechtere Qualität der Schularbeiten des Knaben und feinen nachlassenden Fleiß beklagte, da kam es zwischen den Eheleuten zu einer ordentlichen kleinen Scene. Es war auch unerhört! Daß sich der Mann nur noch sehr wenig für seine Frau interessierte — wie sie glaubte, — daß er die Flöte, seine Geliebte, ihr vorzog, das mochte noch hingehen. Daß er aber pflichtvergessen genug war, den Knaben sich selbst zu überlassen, das war empörend. Dagegen konnte nun Hellmuth sagen was er wollte, es half ihm nichts, und das einst so glückliche Familienleben war im höchsten Grade bedroht durch das unglückselige Flötenspiel. — Bis hierher hatte die Sache noch immer einen humoristischen Anstrich, aber bald sollte sie eine sehr tragische Wendung nehmen.
Fast ein Jahr war vergangen und das Pfingstfest stand wieder vor der Thür. Sarrow's hatten beschlossen, die Feiertage wie in früheren Jahren auf Grünau bei dem Großvater Berkwitz zu verleben. Hellmuth sollte mit dem Knaben voran reisen, während Clementine erst noch einen Abstecher zu einer wenige Meilen von Grünau verheirateten Freundin zu machen ge- dachte.
„Nimm mir aber das Kind in Acht." sagte die um ihren Liebling besorgte Mutter am Tage der Trennung zum Gatten, „ich fordere ihn von Dir, wenn ihm etwas passiert."
„Ei, was soll ihm denn in Grünau pas- äeren," lachte Hellmuth, „sei doch nicht so ängstlich."
„Siehst Du," fuhr die kleine Frau auf. „das sieht Dir wieder ähnlich. Immer sorglos, bis es einmal zu spät ist." Und dann legte sie sich auf's Bitten. „Hellmuth," schmeichelte sie, „nicht wahr. Du thust es mir zu Liebe und achtest auf das Kind. Oder ob ich lieber mit Euch direkt nach Grünau fahre? Ja, ja. ich glaube, das wird das Beste sein."
Sarrow war halb belustigt, halb verstimmt. „Nun laß es aber gut sein," meinte er. „der Junge ist doch alt genug, um sich allmählich auf seine eigenen Füße zu stellen. Einen neunjährigen Knaben führt man nicht mehr am Gängelbande. Im Uebrigen kannst Du Dich beruhigen, ich werde schon danach sehen, daß ihm nichts Böses widerfährt." Frau Clementine war anscheinend beruhigt und fuhr davon, die Freundin zu besuchen.
(Fortsetzung solgt.1
Herrenalb, 8./9. Mai. (EingesendeN
Nacht.
Wie nachtschwer liegt es doch auf dem Wald, Dem jungen Förster dort aber malt Nach Weib und Kind verlangende Lust Ein lichtes Bild in die treue Brust.
Warum doch, wie er i'ns Haus nun herein Seine Gattin jetzt wie ein Bild von Stein?
Die 4 Kinder so stumm? Man hat gebracht Einen Schläfer, der nicht mehr erwacht.
In frischem Tannenreisig versteckt,
Mit blendendem Linnen zugedeckt,
Der Blick erloschen, 'sGesicht so blaß:
So kam er; wem wurde das Auge nicht naß? ^
Ein Fall — ein Schuß! Wie schnell vorbei Mit seinen Freuden und Blüten der Mai!
Eine Schauer zieht durch die Herzen kalt:
Wie nachtschwer wieder liegt's auf dem Wald!
München, 11. Mai. Der Ernst der Zeiten hat den Münchener den fröhlichen Durst nicht geraubt. In acht Tagen haben sie den Hoj- bräuhausbock (50000 Liter) vertilgt. Es geniert sie dabei nicht, daß im Hofbräuhaus auf die Bedürfnisse des Publikums wenig Rücksicht genommen wird. Obwohl man dort weiß, welche Massen von Trinkern täglich kommen, sind die vielbegehrten Bock- und Weißwürste um 10 Uhr regelmäßig schon vergriffen, und man fühlt sich nicht bemüßigt, das nächstemal mehr in Vorrat zu halten. Eingeschenkt wurde der Bock, nament- lich im Hofbräuhauskeller, so schlecht, daß von der Eiche des Halbliters häufig ein halber Schoppen fehlte.
Das große Loos der Preuß. Klassen- lotterie im Betrage von 600000 ist in die Kollekte des Kaufmanns Müller in Saarbrücken gefallen. In den Gewinn mit je einem Viertel teilen sich 2 dortige Einwohner, die ohnehin schon mit Glücksgütern gesegnet sind; die übrige Hälfte wurde von einer Spielgesellschaft von 17 Personen, durchweg kleinere Leute, teils in Saarbrücken, teils in St. Johann wohnhaft, gespielt.
Wer der glückliche Besitzer einer Thaler- sammlung ist, sorge dafür, daß nach dem l. Juni keine solchen österreichischen Gepräges mehr sind; denn mit diesem Tag werden dieselben außer Kurs gesetzt.
(Selbsterkenntnis.) Dichterling (die Antwort einer Redakion lesend): „Was, Alles angenommen — Herrgott, was muß das für ein Blatt sein!"
(Inserat.) Zu einer großartigen Erfindung wird ein reicher Kompagnon baldigst zur gründ- lichen Ausbeutung gesucht.
Auflösung des Silben-Rätsels in Nr. 74. Weißenfels Zndigo Einsiedelei Dalayrac Utah
Mansfeld
Zsolani
Rüdiger
Wie Du mir, so ich Dir.
Rätsel.
Klos, prei, tllauu, uaus, sei, um, krieä, grs, >s, bee, äeu, trau, e, rietrs, t'en, ä>, plw, re, no, da, stra, uat, pa, däu, eu, uo, ser, äa, sou, s .
Aus vorstehenden 30 Silben sind 9 Wörter zu bilden wie folgt: I. Eine nützliche Frucht 2. Stadt am Bodensee. 3. Stadt in Perl - 4. Berühmter Astrologe. 5. Schmucksteine. > Griechischer Tragiker. 7. Oper Richard Wagners. 8. Berühmter Erfinder der Neuzeit. 9. Wände des Volk.
Die Anfangsbuchstaben von oben nach un e ergeben den Namen eines Festes.
(Nachdruck verboten^
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.