im mittleren Neckarthal mit Spannung erwartet wurde; handelte es sich doch um die Einbrecherbande, welche in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres durch eine große Reihe ebenso verwegener als erfolgreicher Einbruchsdiebstühle die Behörden und die Bevölkerung in Aufregung versetzten, bis sie ihr Thun mit einem Mord zu Pleidelsheim krönten und erwischtwurden. AufdcrAnklagebanksaßen 1)Joh. Viktor Englert, 22 Jahre alt, lediger Glaser von Oedheim, Oberamts Neckarsulm, 2) Jakob Albert Englert, 19 Jahre alt, lediger Schreinergeselle (Orgelbauer) von da, Bruder des Obigen, 3) Emil Rheinen, 21 Jahre alt, lediger Metzger von Spaltrach, Kreis Mühlheim in Preußen, 1) Wilhelm Abt, 25 Jahre alt, verheirateter Fabrikarbeiter von Schwäbisch-. Hall, früher in Cannstatt wohnhaft, 5) Elisabeths Louise Abt, geborene Englert, 24 Jahre alt, Ehefrau des Obigen und Schwester der Angeklagten (Ziffer 1 und 2, 6) Peter Anton Englert, 48 Jahre alt, verheirateter Schuhmacher vonOedheim, 7) Elisabeths Louise Englert, 47 Jahre alt, geb. Klinger von Pleidelsheim, Ehefrau des Obigen (Eltern von Ziffer 1, 2 und 5). Die Angeklagten werden be­schuldigt: Sie haben auf Grund einer zu fortgesetzter Verübung von Diebstählen geschlossenen Verbindung teils durch direkte unmittelbare Ausführungshand­lungen, teils durch Wache halteu und Rückhalt übend zusammenwirkcnd, andern fremde bewegliche Sachen in der Absicht rechtswidriger Zueignung weggenommen und zwar die drei erstgenannten in 14 Fällen, ferner Einbruchdiebsrähle versucht in 5 Fällen; die übrigen sind der Beihilfe und Hehlerei beschuldigt. Die Angeklagten sind im wesentlichen geständig. Die drei Hauptthäter, welche wegen des Mordes auch noch vor das Schwurgericht kommen werden, wollen durch Lesen von Räubergeschichten auf den Gedanken gekommen sein, eine Bande zu bilden, die sich viel­leicht gar mit dem Kneißl in Verbindung setzen könne. Das Urteil lautete wie folgt: Es erhält Viktor Englert wegen 14 vollendeter und 5 versuchter Verbrechen des schweren Diebstahls sowie wegen Widerstands und Bedrohung 15 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust; Albert Englert wegen derselben Delikte 14 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust; Emil Rheinen wegen 13 vollendeter und 4 versuchter schwerer Diebstähle und Vergehen des Diebstahls und der Sachbeschädigung 14 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust; Wilhelm Abt wegen eines Verbrechens des schweren Diebstahls im Rückfall, wegen 3 Verbrechen der Beihilfe hiezu und wegen Verbrechens der gewerbsmäßigen Hehlerei 9 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust; Louise Abt wegen gewerbsmäßiger Hehlerei 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust; Peter Englert wegen Vergehens der Hehlerei 8 Monat Gefängnis, wovon 1 Monat durch die Untersuchungshaft verbüßt ist und Louise Englert wegen Hehlerei 3 Wochen Gefängnis, welche durch die Untersuchungshaft ver­büßt sind.

Balingen, 25. März. Die hiesige Ge­flügelausstellung erfreute sich gestern trotz der ungünstigen Witterung lebhaften Besuchs von hier und auswärts, auch aus dem oberen Bezirk; sämtliche Anwesende äußerten sich bestens befriedigt sowohl über die Reichhaltigkeit des ausgestellten Geflügels, als über die schöne Ausstattung des Ganzen. (Es sind 76 Stämme Hühner, 15 Stämme Enten, 7 Stämme Gänse, ferner 45 Nrn. Tauben, auch Papagaien und Exoten ausgestellt.) Am Samstag besuchten die Ausstellung u. a. über 400 Schulkinder von hier und den umliegenden Orten.

Ravensburg, 21. März. Schwur­gericht. Als 2. Fall kam heute unter großem Andrang des Publikums zur Verhandlung die An­klagesache gegen den 36jähr. ledigen Dienstknecht Schmidhäusler wegen Diebstahls i. R. und Raubs. Der Angekl. ist vielfach und schwer vorbestraft. Bei Begehung der That zog der An­geklagte, um sich für den Fall einer Ueberraschung unkenntlich zu machen, über seinen Anzug ein Weißes Hemd und einen Frauenrock an, auch zog er einen Hut über das Gesicht. So ausgerüstet unternahm er einen Beutezug in den Zimmern des dem Bauern Maier in Hagenbach gehörigen Hauses. Hiebei wurde er von der 64jähr. Agathe Port überrascht. Der Angekl. riß die Port sofort zu Boden, band ihr mit Stricken die Hände auf den Rücken und um den Leib fest mit der Drohung:So Alte jetzt sagst Du mir, wo das Geld ist oder ich mache Dich hin". In ihrer Todesangst zeigte diese den Kassetten­schlüssel, mittelst dessen Sch. 104 entwendete. Die Frau ließ er gebunden zurück und entfernte sich schleunigst. Der Angekl. wurde zu der Zucht­hausstrafe von 7 I. und zum Verlust der bürgerl. Ehrenrechte auf die Dauer von 10 I. verurteilt; auch wurde auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht er- erkannt.

Berlin, 25. März. Am Samstag Nach­mittag wurde im Zweiggeschäft der Berliner Bank in der Königsstraße ein internationaler Einbrecher nach hartem Kampf von einem Criminal-Commiffar fe st genommen. Der Verbrecher hatte mit seinen Complicen in der Nacht von Freitag zu Samstag Wertpapiere im Betrage von 80 000 gestohlen und wollte sie bei der Berliner Bank ver­kaufen.

Berlin, 26. März. Jahrelange Unter­schlagungen und Ha nsdieb stähle sind in zwei hiesigen Warenhäusern entdeckt worden. In einem Hause am Spittelmarkt hat der daselbst an- gestellte Kaufmann Neustadt, der eine Vertrauens­stellung als Vertreter des Chefs mit einem jährlichen Gehalt von 12 000 ^ begleitete, Unterschlagungen im Betrage von 80,000 begangen. In einem andern Warenhause hat sich ein Angestellter fort­gesetzt große Warendiebstähle zu Schulden kommen lassen.

Haag, 26. März. Präsident Krüger legt die letzte Hand an ein Rundschreiben, welches er demnächst an die verschiedenen Regierungen zu ver­senden gedenkt und in welchem er gegen die Absicht der Engländer, die gefangenen Buren nach Indien zu verbannen im Namen der Menschenrechte pro- testirt. In der Umgebung des Präsidenten herrscht die Ansicht, daß die beabsichtigte Maßregel der englischen Behörde nicht zur Ausführung gelangen wird und lediglich den Zweck habe, die Buren, welche jede Reise besonders aber jede Seereise verabscheuen, einzuschüchtern und zum Nachgeben zu bringen.

London, 26. März. Lord Kitchener berichtet ausPretoria: Die Kolonne Paddington traf südwestlich von Wentersdorp 1500 Buren unter Delarey an. Nachdem die Buren zurückgeschlagen waren, setzten unsere Truppen die Verfolgung des Feindes fort. Bei Vaalbank wurde die Arriergarde des Feindes überrascht und geschlagen. Wir erbeu­teten zwei 15-Pfünder, 300 Granaten, 15000 Patro­nen, 53 Wagen und 20 kleine Wagen und machten außerdem 140 Gefangene. Zahlreiche Buren sind getötet worden. Unsere Verluste waren nur sehr gering.

C o nst an tino p el, 26. Mürz. Zuver­lässige Nachrichten aus Samoa bestätigen, daß die Situation dort eine sehr ernste ist und sich die Insel in vollem Aufruhr befindet.

Die Wirken tN GhiK».

Berlin,' 26. März. Wie aus London tele­graphiert wird, entstand am Sonntag Abend nach einer Meldung aus Tientsin dort eine Schlägerei unter Leuten von verschiedenen Contingenten. Dabei wurden zwei Mann von den Wales-Füsilieren und einer von dem Corps aus Victoria, welche Polizei­dienste verrichteten, mit Säbeln und Bajonetten niedergemacht. Die Deutschen, heißt es in der Meldung nach dem Lokal-Anzeiger weiter, waren die Hauptschuldigen.

London, 26. März. Die Blätter melden aus Peking vom 24. März: Sir Robert Hart schlug vor, wie die Forderungen auf Schad­loshaltung zu decken seien. Li-Hung-Tschang erachtet diese Vorschläge als günstig. Hart empfiehlt 1) Einführung einer Stempelsteuer, deren Jahres­ertrag er auf 5 Millionen Taels schätzt; 2) eine Steuer auf inländisches Opium, die 10 Millionen einbringen soll, 3) eine von der Grundsteuer ge­trennte Gebäudesteucr, die 20 bis 80 Millionen einbringen könnte. Hart schlug diese Methode, das erforderliche Geld aufzubringen, vor, weil die eng­lische Regierung gegen eine weitere Zollerhöhung in den Vertragshäfen ist. Hart ist Gegner einer Verstärkung der chinesischen Flotte. Er rät, die vorhandenen Schiffe lediglich zu Uebungszwecken zu benützen, und widerrät der Beibehaltung eines großen Landheers, da 5000 Mann in jeder Provinz ge­nügen. In den Provinzen müßten entsprechende Polizeitruppen geschaffen werden.

Die Ruhe hatte ihnen offenbar sehr wohl gethan; ihre Augen lagen nicht mehr so tief, und ihre Bewegungen waren lebhafter. Sie schienen sehr betroffen als sie hörten, daß weder die Frauen noch ich geschlafen hatten. Ihren Ent­schuldigungen, wegen Benutzung der Hütte, that ich Einhalt, indem ich sagte, daß die Damen gewünscht hätten, sich erst für die Nacht dahin zurückzuziehen. Dann aber, alte Jungens," sprach ich weiter,werdet ihr alle mit mir überein­stimmen, daß wir ihnen die Hütte allein überlasten."

Na, das versteht sich doch von selbst, Air. Seymour," rief der Bootsmann. Die Kajüte ist nur für die Damen. Habe ich recht, Maats, oder nicht?"

Recht," antworteten alle.

Florence lächelte, Tante Damaris aber fuhr auf:Ich denke nicht daran, mit meiner Nichte allein in jener schrecklichen Baracke zu schlafen. Ich werde nur unter der Bedingung darein willigen, daß Mr. Seymour sie mit uns teilt."

Na, dann stimmt es ja," meinte Schilling.

Wird die Wache gehalten werden?" fragte einer.

Macht das, wie ihr wollt," antwortete ich.Da wir keine Nachtsignale haben, hat es keinen rechten Zweck. Es ist schade, Schilling, daß Kapitän Thompson vergessen hat, uns Raketen und blaue Lichter mitzugeben."

Ins Langboot ist ein ganzer Arm voll gepackt worden," bemerkte Jim.

Ja, etwas wird immer in solchen Fällen vergessen, was schwer entbehrt wird, wenn es zu spät ist," brummte der Bootsmann.

Um auf die Wache zurückzukommen," sprach ich,so halte ich einen regelrechten Ausguck, wie gesagt, für unnötig. Hin und wieder wird wohl aber der eine oder der andere aufwachen und der kann dann ja einen Blick ringsum werfen. Ich werde es auch thun."

Ich denke auch, weiter wird nichts nötig sein," nickte Schilling.

Und nun, bitte," wandte ich mich an ihn,lasten Sie die Laterne zurecht

machen und in der Hütte aufhängen. Ihr andern werdet gut thun, das Tages­licht noch auszunützen, euch ein geschütztes Plätzchen für die Nacht zu suchen, und wenn ihr nicht zu müde seid, noch eine kleine Forschungsreise zu unter­nehmen. Vielleicht findet ihr dabei Krabben oder sonst 'was Eßbares. Schilling, nehmen Sie meinen Revolver mit, falls Sie Lust haben sollten, noch einmal nach den Ziegen zu sehen."

39. Kapitel.

Einsamkeit.

Langsam sank die Sonne hinter der Insel herab. Der blasse Schein der Nacht lag schon auf dem Krater-See, als der Himmel über uns noch blau war vom Licht des Tages.

Die Leute kehrten zurück und brachten als Ausbeute der Jagd eine un­geheure Krabbe mit. Sie erzählten, daß es unter den Felsen am nord-westlichen Rande des Sees eine Menge solcher und ähnlicher Tiere gäbe, und daß sie diese eine nur gleichsam als Muster mitgenommen hätten. Wir legten die Ge­fangene in ein Felsenloch und beschlossen morgen den Versuch zu machen, sie in einer der heißen Quellen zu kochen. Bei den Ziegen war ihnen das Glück leider nicht günstig gewesen. Sie hattten diese erst nach langem Suchen, weit im nördlichsten Teil der Insel entdeckt. Schilling meinte, wenn es nicht schon zu spät gewesen wäre, hätten sie sie ganz gut beschleichen können, angesichts der anbrechenden Dunkelheit aber hätte er den Rückweg über die steilen Felsen ge­scheut.Ich zweifle jedoch nicht," schloß er,daß, wenn Sie, Mr. Seymour, sich morgen in einem Versteck aufstellen und wir Ihnen die Tiere zutreiben, wir gewiß eine oder mehrere kriegen werden." Das ließ sich hören. Diese neue Hoffnung und das Auffinden der Krabben war das beste, was uns dieser traurige Tag gebracht hatte. (Forts, folgt.)