Vermischtes.
Die Zusammensetzung unserer Bevölkerung.
Das erste der diesjährigen „Vierteljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs" enthält eine Nachweisung über die Zusammensetzung der Bevölkerung nach Alter, Geschlecht und Familienstand, welche nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dez. 1890 aufgestellt worden ist. Danach befanden sich unter den 49 428 470 Einwohnern des Deutschen Reichs
männliche weibliche Personen
ledige . . 15 058 108 14 591 560
Verheiratete 8 372 486 8 398 607
verwitwete 774 967 2 157 870
geschiedene 25 271 _ 49 601
zusammen 24 230 832 25 179 638
Dem Alter nach gliederte sich die Bevölkerung, wenn man nur einige große Altersklassen unterscheidet, in folgender Weise:
Es standen im Alter von
Personen in Prozent unter 15 Jahren 17 372100 35,i
15—20 „ 19112174 38,7
40—60 „ 8 999 554 18,2
über 60 „ 3 944 542 8,0
zusammen 49 428 470 100,0
Insbesondere wurden 8892 Personen und zwar 3295 Männer und 5597 Frauen gezählt, welche ein Alter von mehr als 90 Jahren erreicht hatten.
(Württemberger in Indien.) Bei der holländischen Armee in Niederländisch Indien stehen die früheren württembergischen Offiziere Ploch- mann, Weitbrecht und Wenz aus Ulm. Weitbrecht ist erster Lieutenant, Plochmann und Wenz find zweite Lieutenants. In dem Kriege gegen Atchin hat Weitbrecht das Ritterkreuz des Militär-Wilhelmsordens bekommen. Plochmann hat sich, wie die Ulmer Schnellpost einem Privatbriefe entnimmt, in einem Gefechte ganz besonders hervorgethan. Sein Kapitän fiel in Feindeshand. Man hatte ihm schon Arme und Beine zerschlagen, als Plochmann ganz allein vorsprang und dazwischenschlug. Darüber kam aber auch er in starke Bedrängnis. Die Feinde hatten ihn schon gepackt, um auch ihn zu massakrieren, als nochmals angegriffen und beide befreit wurden. Wegen dieser tapfern That wurde Plochmann für das Ritterkreuz des Militär-Wilhelmsordens vorgeschlagen. Statt dessen ward er zum Offizier befördert. Man sieht, die „Schwabenstreiche", wie sie Uhland besang, sind noch heule nicht vergessen.
„Was soll ichmeinen Sohnwerden lassen?", fragt sich so mancher Vater mit ängstlicher Sorge. Wenn er zu den Lesern des „Figaro" gehört, so wird ihm die Antwort leicht. Sie lautet ganz kurz und einfach: „Koch!" Dos Pariser Blatt zeichnet die Laufbahn eines „Chefs" in den frohlockendsten Farben. Wir lesen da: Nach wie vor halten die großen Herren in Berlin, in London und Petersburg, in Athen und Stockholm sich für ihre Küche den französischen „Chef". Die meisten Anfragen kommen aus England und Rußland. In England beträgt das Minimalgehalt eines französischen Kochs 400 Francs monatlich, aber es steigt häufig auf K00 dis 700 Francs. Unter Umständen wirft das Amt eines Koches ein höheres Gehalt als das eines Diplomaten ab. So hat unlängst der Chef der Küche des Londoner Rothschild in Paris ein Etablissement mit 500 000 Francs barer Anzahlung erworben. Er gestand, während seiner Thätigkeit bei Rothschild 40 000 bis 50 000 Franks jährlich verdient zu haben. Der Vorgänger dieses Würdigen lebte gar auf so großem Fuße, daß ihn Rothschild zu entlassen für gut befand. Jetzt ist es in großen Häusern in- und außerhalb Frankreichs üblich geworden, die Köche „per Mahlzeit und Couvert" zu bezahlen. Der Koch muß eine bestimmte Anzahl von Schüsseln liefern. Beispielsweise erhält ein französischer Koch in einem großen Wiener Hause sür bürgerliche Verpflegung von 5 Personen 50 Francs, von 10 Dienstboten 40 Francs täglich. Im Falle größerer, geselliger Versammlungen wird der
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Preis sür die Herrschaften verdoppelt oder auch vervierfacht, je noch den Ansprüchen. Der betreffende „Chef" kann sein jährliches Einkommen auf mehr als 40 000 Francs beziffern. Fürstliche Häuser lohnen ihre Köche akkordweise. So erhielt bei der verstorbenen Königin Olga von Württemberg der französische Koch 32 Francs täglich und ebenso viel für das Couvert, wenn hohe Herrschaften an der Tafel speisten.
Ein sensationeller Mordprozeß beschäftigte in den letzten Tagen die Kriminalabteilung des Bezirksgerichts in Warschau, Am 12. Mai v. I. wurde am Hellen Tage in ihrer Wohnung die zurückgezogen lebende Wittwe Josepha Gerlach, eine frühere Tänzerin, von einer den besseren Ständen angehörenden Dame durch Dolchstiche und Hammerschläge ermordet und ihrer Barschaft von gegen 50 000 Rub. beraubt. Die Mörderin wurde gleich nach vollbrachter That ergriffen; es ist dies die 44jährige Bogus- lawa v. Brzezicka, geb. v. Palicka, Gattin eines früheren Oberingenieurs der Warschau-Teres- poler Bahn und Mutter von zwei Kindern. Die Eheleute Brzezicka hatten ein hinreichendes Einkommen und konnten durchaus anständig leben, wenn die Frau v. B. sich einzuschränken verstanden hätte. Das that sie nicht, verwendete vielmehr für ihre Person an Juwelen und Kostbarkeiten recht viel, führte ein großes Haus, hielt viele Dienerschaft, machte — zum Teil ohne Mitwissen des Mannes — große Schulden, versetzte Kostbarkeiten, die sie auf Kredit entnahm und schreckte schließlich vor Wechselfälschungen nicht zurück. Dieses Treiben dauerte Jahre lang. Als sich schließlich die Brzezicka von allen Seiten bedränkt und keinen Ausweg mehr sah, sich auch ihrem Manne nicht entdecken wollte, da mag wohl der Gedanke in ihr entstanden sein, die mit befreundete Gerlach, von der sie wußte, daß sie Geld hatte, zu ermorden, um mit dem geraubten Gelbe die Gläubiger zu befriedigen. Das Gericht verurteilte die Raubmörderin zu zehn Jahren Zwangsarbeit, lebenslänglicher Ansiedelung in Sibirien und Verlust aller Standesrechte.
Berlin. Vom Kronprinzen erzählt C. Krohn allerlei niedliche Anekdoten, von denen folgende hier mitgeteilt seien. Als zwei- und dreijähriges Baby hatte es der Kronprinz nicht verschmäht, auch mit einer Puppe zu spielen und diese sogar jeden Abend mit in sein Bettchen zu nehmen. Eines Abends fragte er seine Wärterin, Frau Heyner, ob die Soldaten auch Puppen hätten? Diese verneinte es und sagte, die Soldaten hätten Gewehre. Da warf das Prinzchen seine arme Puppe aus dem Bett und erklärte: „Von nun an will ich mit einem Gewehr im Arme schlafen!" — In seinem fünften Jahre erhielt der Kronprinz das erste eigene Zimmer und einen Diener. Dies Alles gefiel ihm natürlich sehr, — nur seine Erzieherin schien ihm gar zu wenig von seinen militärischen Exerzitien zu verstehen! So sagte der kleine Rekrut einst voll Entrüstung: „Vorläufig gibt die Gouvernante mir Stunden — aber dann werde ich ihr welche geben, denn vom militärischen Schritt hat sie keine Ahnung!" Ein andermal ward ihm geheißen, den Prinzen von Wales auf englisch zu begrüßen, was er aber unterließ. Als man ihn nun zur Rede stellte, warum er deutsch gesprochen habe, erklärte der Fünfjährige ganz munter: „Mein Papa hat mir gesagt, ich wäre eia Deutscher!" — Als die jungen Prinzen einst von einem Maler porträtiert wurden, geschah es, daß es nach beendigter Sitzung gerade tüchtig regnete. Sofort erkundigte sich Prinz Wilhelm, ob denn der Maler auch einen Schirm habe? — „Ich werde mit einer Droschke nach Hause fahren!" gab dieser seinem hohen, kleinen Freund zur Antwort, worauf der jetzige Kronprinz mit sinnendem Blicke äußerte: „Ja! Da wirst Du gewiß trocken nach Hause kommen! Aber was meinst Du. ist ein Omnibus nicht billiger?"
Die Freigebigkeit, mit welcher Titel verliehen werden, wird durch ein Geschichtchen illustriert, dessen Schauplatz das Bureau eines
Berliner Rechtsanwalts war. Ein behäbig Restaurateur erschien in der Kanzlei, u», j« einer außergerichtlichen Vergleichssache BerhG, lungen anzuknüpfen. Da der- Anwalt abwesend war. wurde er von dessen Substituten, einm jungen Referendar, empfangen. Gewiß in d» Absicht, sich diesen geneigt zu machen, suchte^ Restaurateur nach einem recht klangvollen i für den jungen Rechtsgelehrten. Endlich glaub,, k er ihn gefunden zu haben. „Ich komme in ^! und der Sache, Herr Justizrat. begann er. „und möchte Sie ersuchen ..." — „Bitte, wollen Sie Platz nehmen, Herr Kommisstonsrat,- s<W, der Referendar höflich. — „Aber ich bitte, Hm Justizrat..." — „Nehmen Sie nur ch, ) Umstände Platz, Herr Komissionsrat." — ^
ich bitte, Sie beehren mich da mit einem Titel ^ der mir gar nicht zukommt," wehrte der i staurateur ab. — „Das thut nichts," meinlk ) der Referendar ruhig, „ich bin ja auch nicht Justizrat. Aber eine Ehre ist die andere wen.« j Die Verhandlungen wurden nun ohne jeden ' Aufwand von zeitraubenden Titulaturen z„ Ende geführt.
(Nie verlegen.) Herr: „Ich kause Ihn« nichts mehr ab; der letzte Anzug, den ich von Ihnen hatte, ist ein einziges Mal in den Regen gekommen und sofort dermaßen ein geschrumpft, daß der Rock noch kaum bis an die Hüsten, die Hose aber nur noch bis an die Knie reicht!' — Reisender: „Dann kaufen Se sich zu Ihrem neuen Radfahreranzug auch gleich e' feines Be- loziped bei mir!"
(Militärisches.) Unteroffizier (kommandiert:) ! „Präsentiert's Gewehr! — Einjähriger Cohn, wie stehen Sie denn da, Sie glauben wohl, Sie haben einen Wechsel zu präsentieren?" —
(Stoßseufzer.) Dame: „Und dann kaim wir auf eine blühende Insel, welche noch herrenlos sein soll-" — Backfisch: „Herenlos?
— ach, muß das eine schreckliche Insel sein!'
Gemeinnütziges.
(Das Alter der Eier) kann man durch folgendes Experiment erfahren: Man löst in einem Liter Wasser 120 Gramm Kochsalz auf. DaZ frisch gelegte Ei versinkt und fällt zu Boden. Ein 3 Tage altes Ei schwimmt in der Lösung und zwar in der Schwebe, also ganz in der Flüssigkeit. Ein mehr als 3 Tage altes Ei schwimmt auf der Oberfläche.
(Filzhüte zu waschen.) Man reibe die Filzhüte mit einem Flanellappen rein, der in mit lauwarmem Wasser verdünntem Salmiakgeist getaucht ist. Der Flanellappen muß, sobald er schmutzig ist. erneuert werden. Der Hut muß dann mit einem weichen, leinenen Tuche trocken gerieben werden. Nach der Reinigung bürste man den Hut glatt. Man vermeide den Hut zu naß zu machen, da derselbe sonst die Form verliert.
Wie man gnte Butter macht. Da so viel
schlechte Butter in den Markt kommt, sollte man faß glauben, die Bereitung guter, wohlschmeckender Butter sei eine Kunst. Dies ist jedoch nicht der Fall, es iß dazu nur erforderlich, daß Alles zur richtigen Zeit, mit der nötigen Aufmerksamkeit und der allergenaueste» Reinlichkeit besorgt wird. Man muß sich fortwährend erinnern, daß jeder kleinste Fleck in irgend einem der Geschirre, durch welche die Milch zu gehen hat, an dem Unreinlichkeit oder Säure sich festgesetzt hat, in der frischen warmen Milch wirkt, wie die Hefe im Brotteig, den Keim legend sür einen unangenehmen Beigeschmack, den die Butter nicht haben soll und ihr vielleicht mehr wie den halben Wert benimmt.
Gedankenspäne.
Die kurze Geschichte manchen Guts:
Der Vater vermacht's, der Sohn verthut's.
Es segelt viel Klatsch unter der Flagge: xoxuli!*'
Derselbe Sturm, der die kleinen Feuer auslöscht, sacht die großen an.
Es gibt Fragen, die man besser mit der Achsel, als mit der Zunge beantwortet.
Ein junger Schriftsteller muß vor Allem zwei Dinge besitzen: Biel Geduld und viele Briefmarken.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
Anzeiger
Nr. 41.
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