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Zolldefrautationen entdeckt. Der Chef der Bande, 25 Zollbeamte, sowie Schmuggler sind verhaftet.
London. 10. Febr. Im Unterhause erklärte der Staatssekretär des Innern Asquith, er habe die Angelegenheit der gefangenen irischen Dynamitarden sorgfältig geprüft. Egan sei frei- gelassen, weil 8'/r Jahre Zuchthaus eine ge-, nügende Strafe sei. Von den übrigen 14 Dynamitarden werde, solange er Minister des sei, nicht einer begnadigt. Es sei lächerlich, dieselben als politische Gefangene zu bezeichnen. Die Männer, die einen solchen Krieg gegen die ,Gesellschaft führten, verdienten weder Rücksicht noch Nachsicht irgend einer britischen Regierung. (Stürmischer Beifall).
Newyork, 8. Febr. Ein Personenzug auf der Cleveland-, Cincinnati- u. Jndianopolis- Eisenbahn entgleiste, während er in Pana. Illinois, über eine zerbrochene Schiene fuhr. Der ganze Zug mit Einschluß von zwei Schlafkoupoes verbrannte. Eine Person kam um, mehrere Personen wurden verletzt.
Newyork, 10. Febr. Die Irrenanstalt in der Nähe von Dover und New Hampshire ist durch eine Feuersbrunst zerstört worden. 44 Insassen sind umgekommen.
Unterhaltender Heil.
Nelly's Verlobung.
Eine nächtliche Geschichte von Reinhold Ortmann.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung 5.1
Die Alte hielt inne. Nelly war totenbleich geworden und verwandte keinen Blick von dem harten, tief durchfurchten Gesicht der Erzählerin.
„Am nächsten Morgen kam der Doktor," fuhr die alte Frau nach einer langen, peinlichen Pause fort. „Als er über die Schwelle getreten war, faßte ihn mein Mann am Arm und führte ihn stillschweigend an das Bettchen. Aber ich . sah, wie es in seinem Gesicht arbeitete und wie alle seine Glieder zitterten; und als sich der Doktor über das tote Kind beugen wollte, da riß er ihn mit einem Mal zurück. „Mörder! — Mörder!" schrie er ihm wie ein Wahnsinniger ins Gesicht, und ehe ich einen Finger rühren konnte, um es zu verhindern, umfa'ßte er ihn mit seinen starken Armen, trug ihn wie ein Kind durch die Stube und setzte ihn draußen vor der Schwelle nieder.
„Wie sehr waren Sie zu bedauern!" sagte Nelly mit inniger Teilnahme und in ihren Augen schimmerte cs feucht.
„Und wenn Sie von dem Doktor Fischer glauben, daß er kein Herz habe, so reden Sie sehr vorschnell und versündigen sich an einem braven Manne! — Möchte er so viel Glück und Freude im Leben finden, als er sich verdient Hai?"
„So hat er Ihnen Gutes gethan? — O, erzählen Sie mir das, Mutter Konrad, bitte, erzählen Sie! — Ich will ihm gern im Stillen mein Unrecht abbilten, wenn — es möglich ist!?
„Vielleicht halten Sic es nicht einmal für etwas Großes, mein Kind, denn man muß eben in unserer Haut stecken, um das empfinden zu können! — Tausendmal hatte sich's mein Mann nach jener Unglücksnacht zugeschworen, daß kein Arzt wieder über seine Schwelle sollte; und ich habe ihm hoch und heilig versprechen müssen, ihn eher hilflos sterben zu lassen, als jemals einen Doktor an sein Krankenbett zu bringen. Er war sonst ein ruhiger und verständiger Mann; aber das war der einzige Gegenstand, über den er niemals mit sich reden ließ, und der ihn gleich in Helle Wut brachte, wenn einmal ein Anderer das Gespräch darauf hinlenken wollte. Viele Jahre lang blieben wir glücklich von Krankheiten verschont; aber zuletzt wurde mein Mann alt und schwächlich, und mit der harten Arbeit wollte es nur noch mühsam fort. Er aß nichts und hustete und warf sich des Nachts ohne Schlaf auf seinem Bette hin und her. Aber wenn ich ihn danach fragte, wollte er's nicht zugeben, daß er krank sei und schleppte sich nach wie vor an sein Tagewerk. Am ver- wichenen Samstag aber wars mit seinen Kräften
zu Ende. Auf dem Nachhausewege brach er zusammen uud konnte sich nicht von der Stelle rühren. Die Leute, die vorübergingen, hielten ihn für einen Betrunkenen, höhnten ihn aus und stießen ihn mit den Füßen bei Seite, weil er ihnen im Wege lag. Nur ein Einziger nahm sich barmherzig seiner an, flößte ihm ein stärkendes Mittel ein und brachte ihn als er sich einigermaßen erholt hatte, nach Hause." „Und das war der Doktor Fischer?" „Ja, das war er! — Er ist des Schulmeisters Sohn aus Schönweide und drüben bei seinem Vater zum Besuch! — Es ist beinahe eine Stunde von hier; aber trotzdem hat er mir das Versprechen ab- genommeu, daß ich ihn holen sollte, sei es nun bei Tage wie bei Nacht, wenn es schlimmer würde mit meinem armen Manne. Heute Nacht habe ich es auch gethan, weil ich glaubte, daß er am Sterben sei, und wenn der Doktor nicht rechtschaffen genug gewesen wäre, mit mir zu kommen, so hätten Sie auch wohl kaum einen Helfer gefunden!"
„Den letzten Nachsatz schien Nelly überhören zu wollen, denn sie fragte hastig:
„Und hat denn Ihr Mann nun seinen Widerwillen gegen die Aerzte abgelegt? Hat er sich darein jetzt ergeben, einen von ihnen in seinem Hause zu sehen?"
„Das ist ja eben das Wackere von dem Doktor, daß er sich ihm gar nicht erst zu erkennen gegeben hat, als er merkte, wie die Sachen standen! Mit der Geduld eines Engels hörte er die Verwünschungen an, die mein Mann ununterbrochen gegen die gelehrten Herren ausflößt. und dabei behandelt er ihn immer mit der nämlichen Freundlichkeit und Güte. Viel schöne Redensarten macht er freilich nicht; aber das Herz hat er wahrlich auf dem rechten Fleck und mit seinen guten Augen sieht er rasch genug wo es fehlt, und Hilfe braucht. Noch ist er nicht ein einzig Mal gekommen, ohne ganz im Stillen irgend etwas zurückzulassen: eine Flasche Wein oder ein Huhn für die Suppe oder auch einen harten Thaler. Und ich meine doch, er gehört selber nicht zu den reichen Leuten!"
Aus dem Krankenzimmer herüber klang das schwache Husten des anscheinend erwachtenMannes, und die Alte ging hinaus, um nach ihm zu sehen. Nelly hatte beide Arme auf den Tisch gestützt, das Gesicht in die Hände gelegt und blieb unbeweglich in dieser Stellung, auch als die alte Frau zurückkam und ihren Platz am Herde wieder einnahm. Mutter Konrad mochte wohl meinen, daß das junge Mädchen ebenso wie die Tante eingeschlafen sei, und sie wendete sich darum ganz überrascht zu ihr hin, als Nelly plötzlich mit weicher, bittender Stimme sagte:
„Würde es Ihnen wohl gar zu viel Mühe machen, Mutter Konrad, wenn Sic mir auch eine Tasse von Ihrem Glühwein bereiteten?"
Nach wenigen Minuten stand das dampfende Getränk vor ihr und wenn es auch so heiß war daß sie sich fast die feinen Lippen daran verbrannte, zwang sich doch Nelly mit heldenmäßiger Tapferkeit, es ganz schnell bis auf den letzen Tropfen auszutrinken. Sie hatte die Tasse eben niedergesetzt als man draußen das Rollen eines Wagens vernahm, der vor dem Häuschen hielt. Mit dunkler Röte übergossen sprang Nelly empor. Sie wußte augenscheinlich nicht, was sie anfangen sollte; denn zaghaft blickte sie bald auf die schlafende Tante, bald auf die gleichmütige alte Frau; endlich machte sie einen Schritt nach dem Ausgange hin, als ob sie Jemandem, den sie erwartete, entgegengehen wollte. Zum Glück aber blieb sie noch auf halbem Wege stehen, denn sonst wäre sie unfehlbar mit dem Doktor Fischer zusammengeprallt der in seinem großen regentriefenden Mantel eben jetzt hastig in die Küche trat. Sie standen einander so nahe gegenüber, daß die kühle, nasse Luft, die er mit hereinbrachte, sie wie meine Wolke einhüllte und sie ein wenig erschauern machte. Sie war vor Befangenheit wie festgebannt und auch ihn ließ die Ueberraschung sekundenlang regungslos stehen bleiben. Die lieber- raschung — nicht nur das unerwartete Gegenüberstehen, sondern vor Allem über das unbeschreiblich reizende Aussehen, das ihr die Verlegenheit
gab. Die schönen, trotzigen Augen waren zu ! Boden gesenkt, das Köpfchen geneigt, wie das eines bittenden Kindes und an den lange,, s Wimpern schimmerte es sogar wie eine Thräne. ^ In diesem Augenblick empfand Hans FjsF ) was er vorhin in seinem Eifer zu Helsen j nicht bemerkt hatte: daß aus dem kleinen über- L mütigen Mädchen eine gar liebliche Jüngste» f geworden war. i
(Fortsetzung folgt.i >
Wien, 8. Febr. Ein Raubmordvcrsuch von einer in der Wiener Verbrecherchronik unerhörten Frechheit ist gestern in Hernals verübt worden. Die Frau eines Käsehändlers Crovato hatte ein Dienstmädchen, Magdalena Kästner welches sie bereits voriges Jahr im Dienst gehabt und dann entlassen hatte, auf vieles Bitten wieder in Dienst genommen, nachdem dasselbe 8 Monate bei ihrem Vater daheim gewesen war. Gestern hatte die Magd den Frühstücksdienst, Semmelholen und dergleichen, ungewöhnlich früh besorgt, sodaß der Hausherr, der Lehrling und Hausknecht sehr bald, gegen 6 Uhr. das Haus verlassen konnten, um ins Geschäft zu gehen,
Als sie fort waren, wurde Frau Crovato von einem Geräusch im Zimmer wach und bemerkte . undeutlich, wie sich eine Gestalt ihrem Bette ^ näherte, hinter der noch eine Gestalt zu sein schien. Sie warf sich auf die andere Seile des Bettes und entging so der Wucht eines Schlages, der mit einer Mörserkeule nach ihrem Kops geführt wurde. Sie geriet mit dem Eindringling ins Handgemenge, in welchem sie sich dank ihrer Entschlossenheit und Kraft behauptete. Dann flüchtete die Frau in ein anderes Zimmer, dessen Thüre aber von dem Kerl gesprengt wurde.
In einem dritten Zimmer schlug die entschlossene Frau ein paar Scheiben ein, stellte sich, wie sie war, auf das Gesims vor dem Fenster und ries gellend um Hilfe. Ihr Gatte, Nachbarn und Polizisten eilten herbei, befreiten sie und finge» den Kerl. Die Frau rief, es sei noch jemand da. Daraufhin wurde die Köchin verhaftet, und als man das Pärchen bei Lichte besah, zeigte es sich, daß es Vater und Tochter waren, Vater Kästner ist ein schon mehrfach bestrafter, gewaltthätiger Mensch. Er ist offenbar von seiner Tochter an das Bett der verlassenen Frau geführt worden. Beide haben noch keine Geständnisse abgelegt.
(Aufs Glatteis geführt!) Ueber eine lustige Wette in Tettnang teilt der Oberschwäbische Anzeiger mit: Ein hiesiger Kaufmann wettete SO Liter Bier mit Mitgliedern des Radfahrervereins, daß die Radler durch gewisse Straßen der Stad! bei dem Glatteis nicht fahren können, ohne umzuwerfen. Er vergaß aber zu bemerken „mit dem Veloziped". Die Radler nahmen die Wette an, durchfuhren auf einem — Leiterwagen sämtliche gewünschte Straßen ohne Unfall und erquickten sich nachher an den 50 I Bier, welche der unvorsichtige Wetter bezahlen mußte.
Düsseldorf. 1. Febr. Wer etwa noch im Zweifel darüber wäre, daß wir im musikalischen Zeitalter leben, müßte sich eines andern belehren lassen durch die Anzeige eines hiesigen Fabrikanten, der in den Zeitungen Spazierstöcke mit Musik zur Anschaffung empfiehlt: „Eleganter Stock mit Metallknopf, worauf jeder sofort die schönsten Melodien spielen kann; herrliche Neuheit, schön für Zimmermusik und Landpartien." Welch wundervolle Aussichten eröffnen sich da! Ein Ehemann, der nach einer angenehmen Zwiesprache mit der Eheliebsten zn Hut und Stock greift, um im Wirtshaus Trost für das Gehörte zu suchen, und, im Begriffe das, Zimmer zu verlassen, durch ein Drücken auf den Knopf die mit Recht so beliebte Melodie erklingen lassen könnte: „In diesen heilige» Hallen kennt man die Rache nicht!" Oder ein schüchterner Liebhaber, der auf dem ländlichen Ausfluge an der Seite der Geliebten gehend die stotternd hervorgebrachten Worte mittels Drückens auf den bewußten Knopf durch Siegmunds Liebeslied aus der „Wallküre" ergänzen könnte. Weitere Ausmalungen seien der Phantasie des Lesers überlassen.
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