Unterhaltender Teil.
Nelly's Verlobung.
Eine nächtliche Geschichte von Reinhold Ort mann.
^Nachdruck verboten., (Fortsetzung 4.1
Während die beiden Damen draußen im Dunkeln blieben, machte der Doktor einen Schritt ins Zimmer hinein und Nelly hatte den Eindruck, als sei er in seinen Bewegungen viel geräuschloser und zarter als vorhin. Die alte Frau gewahrte ihn erst, als er unmittelbar vor ihr stand und auf ihrem hageren Gesicht, in welches Kummer und Sorge und harte Arbeit manche tiefe Furche gegraben hatten, zeigte sich weder Ueberraschung noch Schrecken. Sie warf einen flüchtigen Blick auf den schlafenden Mann und fragte dann mit gedämpfter, aber trotzdem rauh klingender, tiefer Stimme:
„Kommen Sie noch einmal zurück, Herr Doktor? Habe ich es nicht gleich gesagt, daß Sie bei dem Unwetter in der Finsternis nicht nach Hause kommen würden? — Drüben ist schon ein Lager für Sie zurecht gemacht, so gut ich's habe, und Sie wissen wohl, daß das nicht viel ist!"
Sie stand auf und griff nach der Lampe. Der Doktor hielt sie zurück.
„Nicht mich hat das Wetter zu Euch hereingejagt," sagte er, „wohl aber zwei Damen, die in der Nähe mit ihrem Wagen Unglück gehabt haben und auf den grundlosen Wegen nicht bis ins Dorf können. Ich denke, Ihr nehmt sie freundlich auf, bis ich ein Fuhrwerk herbeigeschafft habe!"
Sie nickte statt aller Antwort mit dem Kopfe und folgte dem Doktor mit ihrem Lämpchen auf den Vorplatz hinaus, wo sich Tante Dorette bisher vergebens nach einer Gelegenheit niederzusetzen herumgetastel hatte.
„Gott zum Gruß, meine Damen," sagte sie einfach, wär' besser gewesen, Sie hätten bei einem weniger einfachen Hause umgeworfen! Da es aber einmal nicht anders ist. werden Sie auch mit meiner Dürftigkeit vorlieb nehmen müssen! — Treten Sie nur hier ein! — S' ist zwar die Küche; aber drüben liegt mein kranker Mann und da werden Sie wohl nicht hinein wollen!"
Sie hatte eine auf der andern Seite angebrachte Decke aufgehoben und ihre unerwarteten Gäste in den als Küche brzeichneten Raum vorangehen lassen. Es war nicht zu leugnen, daß derselbe trotz seiner weniger als einfachen Ausstattung etwas Behagliches und Anheimelndes hatte. Dazu mochte freilich Wohl vor Allem die angenehme Wärme beitragen, die ihn erfüllte, und die von einem eisernen Ofen ausgieng, der in der Ecke aufgestellt war. Außerdem brannte auf einem von Backsteinen roh aufgerichtelen Herde ein knisterndes Holzfeuer unter einem dampfenden Kessel. Einiges Blechgerät, das im Wiederschein der roten züngelnden Flammen wie Silber glänzte, hing neben mehreren irdenen Geschirren an der Wand oder stand auf einem Gesims über dem Herd. Ein Tisch und eine Bank von rohem Holz machten auch hier die ganze Mobiliareinrichtung aus, daneben aber lag auf dem Fußboden eine Matratze, und die bunte wollene Decke, welche darüber hingebreitet war, bildete in ihrer ungeflickten Neuheit jedenfalls das bedeutsamste und wertvollste Stück der ganzen Ausstattung.
Die Alte stellte ihre Lampe auf den Tisch nieder und trat an den Herd. Tante Dorette sank mit einem tiefen Klagelaut ohne Weiteres auf oie Matratze und nur Nelly blieb zaudernd neben dem Eingang stehen. Als sie mit raschem Auge ihre Umgebung gemustert hatte, glitt ihr Blick zum ersten Mal seit der Katastrophe an ihrer eigenen Gestalt nieder, und sie machte da die Wahrnehmung, daß die Unordnung ihrer vor Kurzem noch so prächtigen Toilette eine mehr komische als gewinnende Erscheinung aus ihr gemacht habe. Ihre Wangen erglühten und sie sah sich scheu nach dem Doktor um, ob sich nicht vielleicht im Gesicht desselben etwas wie Spott oder Schadenfreude auspräge. Der aber hatte gar nicht weiter Notiz von ihr genommen
und war in das dunkle Krankenzimmer hinübergeschlüpft. aus dem er erst nach einigen Minuten zurückkehrte.
„Er schläft ziemlich ruhig, Mutter Conrad," wendete er sich an die Alte, „der Pulsschlag ist gleichmäßiger geworden, das Fieber hat nachgelassen. Vielleicht bringen wir ihn doch noch einmal auf die Beine!"
„Das steht in Gotteshand, Herr Doktor," antwortete sie mit ihrer rauhen, liefen Stimme, „aber was Menschenkraft dabei verrichten kann, das haben Sie gewiß gethan!"
„Ich will jetzt hinunter ins Dorf, einen Wagen zu besorgen, damit wir den Kutscher forlschaffen und die Damen nach Hause bringen können! — Ihr bringt wohl unterdessen ein Glas Glühwein zu Stande, Mutter Gertrud, nicht wahr?"
„Wenn ihn die Damen aus einer Tasse trinken wollen! — Gläser haben wir leider nicht im Besitz! — Das ist wenig zu nützen und wirft sich zu leicht entzwei!"
„Ich denke, Eure Tasse genügt auch," meinte der Doktor, und die Ungeniertheit, mit welcher er so an ihrer Stelle eine Meinung äußerte, ärgerte Nelly dergestalt, daß sie sich nicht enthalten konnte, in ihrem kühlsten Tone hinzuzufügen:
„Nur muß ich für meine Person überhaupt jede Art von Erfrischung dankend ablehnen! — Ich habe in der That keinen andern Wunsch, als den, baldmöglichst nach Hause zu kommen, und ich glaube auch kaum, daß meine Tante in diesem Augenblick ein Verlangen nach Glühwein verspüren wird."
„Ach, Nelly, mein liebes Kind, sage das nicht!" protestierte Tante Dorette in klagenden Tönen, „ich bin so durchnäßt und durchfroren, daß ich selbst aus einem Topf trinken würde, wenn ich nur etwas Warmes haben könnte! — Machen Sie es nur ganz ruhig meine liebe Frau!"
Die alte nickte gleichmütig nnd schaute in den Kessel, ob das Wasser bereits zum Sieden gebracht sei. Nelly hätte weinen können über die Schwachheit der Tante, welche sie immer wieder im Stich ließ, und es verbesserte ihre Stimmung keineswegs, als der Doktor, indem er sich zum Gehen wandte, mit der alten gleichmäßigen Ueberlegenheit sagte:
„Auch das Fräulein wird hoffentlich Euer bescheidenes Getränk nicht verschmähen, Mutter Konrad, und sich nicht seinem Stolz zu Liebe einen Schnupfen oder etwas Aergeres holen wollen. Der Wagen aber wird, soweit es an mir liegt, nicht mehr lange auf sich warten lassen!"
Er war zur Thür hinaus, ehe sie noch eine Antwort geben konnte; aber sie würde vielleicht auch keine gefunden haben, wenn er geblieben wäre. Mit verbissenem Ingrimm ließ sie sich auf die hölzerne Bank nieder und schaute den Hantierungen der Alten zu. welche zwei blitzblanke Tassen vom Gesims nahm, dieselben trotz ihrer Sauberkeit noch einmal mit einem reinen weißen Tuch auswischte und sich bei alledem durch die Vornehmheit ihres Besuchs auch nicht im Mindesten alteriert zeigt. Trotz der Wärme, die in dem kleinen Raum herrschte, wurde Nelly in ihren nassen Kleidern öfter von einem Frösteln gleich einem Fieberschauer geschüttelt, und sie konnte nicht verhehlen, daß auch für sie ein wärmender Glühwein etwas recht Wünschenswertes gewesen wäre! — Aber was konnte das für ein Wein sein, den diese Alte im Hause hatte und ihn nun gar aus einer Tasse trinken!
- — Nein, den Triumph wollte sie dem Doktor unter keinen Umständen gönnen. Er sollte, wenn er zurückkam. sehen, daß sie sich nicht mehr Hofmeistern und sich keine Vorschriften machen ließ, wie ein kleines Mädchen! Er sollte sehen, daß sie beleidigt sei, und daß sie lieber gar keine Hülfeleistuug empfangen hätte, als eine, die mit soviel Unhöflichkcit und Rücksichtslosigkeit verbunden war.
Unterdessen hatte Mutter Konrad wirklich aus einem Winkel eine Flasche Wein hervorgeholt, die viel Vertrauen erweckender aussah, als man es der ganzen Umgebung nach hätte
vermuten sollen. Es war kein Wunder, daß Nelly darüber einigermaßen in Verwunderung geriet.
„Ihr seid ja. wie es scheint, sehr gut vorgesehen, Mutter Konrad!" sagte sie, da sie ein Bedürfnis darnach empfand, diese schweigsame alte Frau zum Reden zu bringen.
„Sie meinen wegen des Weines, Mamsell? — Der ist vom Doktor Fischer und für meinen Mann bestimmt; aber mir ists, als wenn er nimmer lange davon tränke!"
Kein Zug in ihrem faltenreichen Gesicht hatte sich dabei bewegt und ihre Stimme war noch ebenso rauh nnd tief als vorher. In der ganzen Art ihrer Antwort lag wenig Einladendes für die Fortsetzung der Unterhaltung. Nelly fühlte sich ein wenig beschämt, aber ihr stiller Groll gegen den Doktor war dadurch nur noch gewachsen. Jetzt hätte sie um nichts in der Welt von diesem Wein getrunken, der aus seinen Händen gekommen war, und mit dessen Genuß sie zugleich das demütigende Bewußtsein in sich ausgenommen haben würde, von ihm bewirtet worden zu sein! Als darum die Alte Miene machte, etwas von dem roten Rebenblut auch in die zweite Tasse zu gießen, lehnte sie das sehr kategorisch ab und war fest entschlossen, allen weiteren Bitten eine entschiedene Weigerung entgegenzusetzen. Aber Mutter Konrad dachte gar nicht daran, zu bitten, sie stellte die Flasche ruhig in den Winkel zurück und reichte die Schale mit dem fertigen, dampfenden Getränk der Tante Dorette, die sich langsam, und unter vielem Stöhnen von ihrer Matratze in die Höhe richtete und mit deutlich erkennbarem wachsenden Behagen die lieblich duftende Flüssigkeit schlürfte.
(Fortsetzung folgt.1
Am Geburtslage des Kaisers tauschten altem Brauche gemäß auch dieses Jahr wieder Memel, die nördlichste, und Lindau, die südlichste Garnison Deutschlands, Begrüßungstelegramme aus. Von Lindau ist folgende Depesche in Memel eingelaufen:
Bon uns im Süd'
Zu Euch im Norden,
Vom Memel her zum Bodenstrand,
Braust's fort in jubelnden Akkorden.
Dem Kaiser Heil! Heil deutschem Land! Diese Begrüßung wurde nach den „Münch. N. Nachr." alsbald von Memel durch folgende Depesche erwidert:
Bereinigt zu der Kaiserfeier
Bringt heul' der Preuße froh dem Bayer
De» Brudergruß vom Norden dar.
Hell strahle Kaiser Wilhelms Stern!
So rufet nah, so rufet fern Der deutschen Krieger treue Schar!
(Um 25 Pfennige.) Ein General-Konsul aus Hannover und seine Frau wollten am 24. August v. I. mit dem Abendschnellzug in einem Schlafwagen von Frankfurt a. M. nach Hannover uhren. Er ließ am Vormittag zwei Schlaf- wagenbillels erster Klasse lösen. Als er am Abend mit seiner Frau zum Zuge kam, erklärte ihm der Schaffner, daß der Zug keinen Schlafwagen führe. Der Konsul begab sich alsbald zur Kasse und forderte den Preis der beiden Schlafwagenkarlen, 13 »kL, zurück. Er wurde sowohl am Schalter als auch von dem aufsicht- ührenven Beamten mit dem Bemerken, „die Sache gienge sie nichts an", zurückgewicsen. Der Konsul forderte nunmehr von Hannover aus die Franko-Einsendung des Betrages wiederholt, bis sich endlich der Fiskus nach langem Briefwechsel zur Uebcrsendung des Geldes mit Abzug von 20 entschloß. Der Adressat mußte in Hannover außerdem 5^Z Bestellgeld bezahlen. Er forderte aber sein Geld ohne Abzug und verklagte den Fiskus um die 25 In den Verhandlungen plaidierten zwei Anwälte. Das Gericht verurteilte den Fiskus zur Zahlung der 25 Pfennige.
(Immer Geschäftsmann.) „. . . Und wie viel Kinder haben Sie, Herr Maier?" — Kaufmann: Ein '/r Dutzend, sortiert, gnädige Frau."
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
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