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Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.
Wildbad, 7. Febr. Der Schw. Merk, von heute bringt folgendes „Eingesandt": Der Tag ist endlich angebrochen, da der Mietvertrag zwischen der kgl. Postverwaltung und dem Hotel „zur Post" dahier erlischt und erstere in die Möglichkeit versetzt wird, ein der Bedeutung des hiesigen Postverkehrs entsprechendes Postge- bäude an die Stelle des bisherigen Notbehelfs zu setzen. Allein die Entwicklung, welche die Angelegenheit jetzt zu nehmen droht, kann Einheimische wie Fremde gleich wenig befriedigen. Das Postamt, verbunden mit Telegraph und Telephon, soll nun aus einmal nicht inmitten der Stadt errichtet werden; nicht das Hotel „de Russie" soll zu diesem Zweck angekauft werden, das doch hiefür (wie dies früher in Ihrem Blatte dargcthan worden) sich am allerbesten eignet, sondern die Behörde beabsichtigt, das Hauptpostgebäude in der Nähe des Bahnhofs zu errichten und in der Stadt nur ein Annahmebureau für die Dauer der Saison offen zu halten. Also ein Stadtpostbureau mit beschränkter Annahme für einen Badeplatz ersten Ranges! Aber wie paßt das zu den sonstigen großartigen und großstädtischen Maßnahmen, die der Staat trifft, um das Wildbad zu heben? Und doch sollte der Staat als Inhaber der Post hinter dem Staat als Inhaber des „König Karl-Bads" nicht zurückstehen. Er sollte wenigstens in der einen Eigenschaft nicht dasjenige wieder in Schatten stellen, was er in der andern so Löbliches leistet! Hoffen wir deshalb, daß die für Stadt und Bad gleich wichtige Angelegenheit zu guter letzt noch in das einzig richtige Fahrwasser einlaufe und die etwas verstimmten Gemüter der Wildbader bald durch die Nachricht erfreut werden, daß die Postver- waltung sich entschieden habe, den Neubau da zu errichten, wohin er gehört: in die Mitte der Stadt! — Der hiesige Gewerbeverein wird Schritte thun in dieser Richtung.
** Wildbad, 6. Febr. Die schon seit 2 Jahren erledigte Stelle des hiesigen Stadtbaumeisters, welche durch Herrn Werkmeister Krauß interimistisch versehen wurde, ist nun durch einhelligen Beschluß des Gcmeinderats definitiv Wieder besetzt worden in der Person des langjährigen Technikers bei dem K. Bezirksbauamt Calw, Hrn. Werkmeister Wilh. Weyhenmeyer.
** Neuenbürg, 6. Febr. Der von H. Burghard z. Bären am letzten Samstag veranstaltete I. Bürger ball verlief in überaus gelungener und gemütlicher Weise. Zwar hätte die Beteiligung gerade seitens-der Bürger stärker sein können, was dem Veranstalter und Gastgeber wohl zu gönnen gewesen wäre; allein die Tänzer und Tänzerinnen hatten nichts dagegen einzuwenden, da sie auf diese Weise weder in der Anmut ihrer Bewegungen noch in der Be- thätigung ihrer Tanzlust irgendwie beeinträchtigt wurden. Die einzelnen Nummern der Tanzkarle wurden darum auch mit einer seltenen Schneidig- keit und einer Ausdauer, die alle Anerkennung verdient, ausgeführt, besonders die fehler—losen Franyaises, bei denen zwischen den einzelnen Touren über die mutmaßliche Entwicklung des schwierigen Falles lebhaft parlamentiert und überhaupt ein hohes Maß formvollendeter Grazie und Gewandtheit entwickelt wurde, machten viel Vergnügen und erregten allseilige Heiterkeit. Den Höhepunkt des Tanzvergnügens bildete der sorgsam vorbereitete und umsichtig geleitete Colillon mit seinen heiteren Fastnachtsscenen und den bekannten liebenswürdigen Ueberraschungen. Ein einziger Blick auf die frohe und gemütliche Gesellschaft des I. Bürgerballs zu Neuenbürg konnte auch dem Unkundigen zeigen, wie angemessen ab und zu eine solche Veranstaltung ist, um die Bewohner einer und derselben menschlichen Ansiedlung äußerlich und innerlich einander näher zu bringen. Auch unseren sonst so häuslichen Weiblein und Mägdelein ist eine Gelegenheit von Herzen zu gönnen, wo sie mit den Reizen ihres sanften Geistes andere erfreuen und selbst ihr Vergnügen finden können. Am Sonntag wurde ein vom besten Wetter begünstigter Ausflug nach Schwann unternommen, wo eine stattliche Anzahl von Ballgästen noch einige
gemütliche Stunden bei froher Unterhaltung, bei Gesang. Spiel und Tanz beisammen war.
Die gegen die Zulassung der Jesuiten in Pforzheim in Umlaut gesetzte Petition an den Reichstag hat gegen 6000 Unterschriften erhalte».
Neuenbürg, 8. Febr. (Viehmarkt.) Zufuhr von Kühen und Kalbeln weniger stark; Handel ebenso; l Kalbel 165 Dagegen Zufuhr und Verkauf von Läufer- und Milchschweinen lebhaft. Preise der Läufer. 40. 65, 101 —130 Mark, der Milschwcine 27—31 ^ pr. Paar.
Pforzheim, 7. Febr. Auf den gestrigen Monatsviehmarkt waren zugebracht: 240 Pferde und 2 Fohlen, hievon wurden ver kaaft 32 Pferde (Durchschnittspreis 400 Schlachtpferde 40—80 -M). Von Grötzingen, Amts Durlach, waren mehrere schöne und gutgenährte Pferde zugebracht, hievon wurde das Stück zu 800—000 ^ verkauft. Ferner waren zugebracht 574 St. Großvieh und zwar 160 Ochsen. 215 Kühe, 24 Kalbinnen, 175 St. Jungvieh, sowie 24 Kälber. Verkauft wurden davon zu Durchschnittspreisen 340 Ochsen pr. Zlr. lebend Gewicht 38 vkL, 42 Kühe ä 200 vlL, 8 Kalbinnen a 180 o/L, 44 St. Jungvieh u, 120 Mark, 15 Kälber L 38 ^ Der Handel hätte bei der großen Zufuhr und den vielen Kauflustigen etwas lebhafter sein dürfen. Die Preise hielten sich bei sämtlichen Viehgatlungen auf der gleichen Höhe, wie bei den letzten Märkten.
Deutsches Weich.
Der kommandierende General des 8. Armeekorps, Freiherr v. Loö. ist in Berlin eingetroffen und daselbst im Monopol- Hotel abgestiegen. Vermutlich handelt eS sich um Erteilung der letzten Instruktionen an den General, welcher bekanntlich als Spezialgejandter des Kaisers anläßlich des Bischofsjubiläums des Papstes nach Rom geht.
Berlin, 6. Febr. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht den Gesetzentwurf, betreffend die Bekämpfung der gemeingefährlichen Krankheiten, nebst Begründung. Der Entwurf umfaßt 46 Paragraphen über Anzeigepflicht, Krankheitser- mittlung, Schutzmaßregeln, Entschädigungen, allgemeine Vorschriften und Strafvorschriften.
Die mehrtägigen Reichstagsverhandlungen überden sozialdemokratischen Zu- lunftsstaat haben wieder einmal gezeigt, wie wenig selbst die parlamentarischen Führer der Sozialdemokratie im Stande sind, ein Bild von der Gestaltung der Dinge in dem von ihnen erträumten Staalswesen der Zukunft zu geben. Die hierbei zum Worte gekommenen sozialistischen Redner hatten allen „Anzapfungen" gegenüber nichts als einen Schwall von Phrasen zur Erwiderung, welche über das Unhaltbare der Stellung der Herren in diesem interessanten Redekampfe nicht hinwegzutäuschen vermochten. Sehr drastisch wußte von Seiten der Gegner namentlich der Abgeordnete Richter an einer Reihe von Beispielen darzuthun, wie lächerlich sich die sozialdemokratischen Lehren im Lichte der Praxis ausnehmen , zu welch haltlosen Zuständen sie bei einem Versuche ihrer Umsetzung ins Praktische führen würben. Trotz «elledem steht indessen nicht zu erwarten, daß die jüngsten Reichskagsdebatten über Theorie und Praxis in dem sozialdemokratischen Programm dem Ansehen und dem Einflüsse der „roten Partei" besonderen Abbruch thun werden. Das Gros der „Genossen" ist längst gewöhnt, blindlings auf die Verheißungen und Versprechungen der Führer zu schwören, uno cs mag darum wohl sein, daß die ausgesprochene zuversichtliche Behauptung des Herrn Bebel, die nächsten Reichstagswahlen würden eine weitere Vermehrung der Zahl der sozialistischen Abgeordneten dringen, in Erfüllung geht!
Der Bericht der Budgetkommission des Reichstages über die Ergebnisse der Vorberatung des Marineetats ist soeben erjchien.en Aus ihm erhellt, daß an diesem wichtigen Spezialetat seitens der Commission erhebliche Abstriche gemacht worden sind, welche vorzugsweise die einmaligen Ausgaben betreffen. Es wurden die ersten Raten für ein Panzerschiff, für eine Kreuzerkorvette, für zwei Panzerfahrzeuge, für einen Kreuzer und für einen Aviso, sowie für
I die Armierung dieser Schiffe abgelehnt. Der 1 Kommissionsbericht weist in der Begründung dieser namhaften Absetzungen darauf hin, daß einerseits die wachsenden Ausgaben für das Laudheer eine möglichste Beschränkung in den Neuanschaffungen für die Marine erheischten, und daß anderseits in Hinblick auf die ge- ! wolligen, noch immer nicht abgeschlossenen Ver- l üuderungen in der Schiffsbaulechnik ein lang- sameres Tempo in der Herstellung unserer ^ Kriegsschiffe geboten erscheine. Weiler wird auch betont, daß die bereits in früheren Sessionen vom Reichstage bewilligten umfangreichen Credit? für Schlffsbauzwecke noch gar nicht aufgebrauchl seien. Diesen Erwägungen dürfte sich das Plenum schwerlich entziehen und vermutlich wird : es daher die von der Kommission gemachten Abstriche beim Marine-Etat bestätigen.
Karlsruhe, 3. Febr. Die Regierung hat den Beschluß des Bürgerausschusses von Heidelberg, zur Freilegung des alten Schlosses die Häuser am Schloßberg anzukaufen und nieber- zulegen, genehmigt. Die Mittel zur Ausführung des Plans hat der Bürgerausschuß bereits bewilligt.
Mannheim, 6. Febr. Dem „M. T." zu Folge soll in den nächsten Tagen in New- Jork ein geb. Mannheimer, der seine Frau i ermordet hat, durch Elektrizität hin ge richtet werden.
Württemberg.
Stuttgart. 7. Febr. Heute Nachmittag begaben sich höchster Einladung gemäß Stadt- schultheiß Rümelin und Bürgerausschußobmann K. Schott zu Sr. K. H. dem Herzog Albrechl und I. Kais. H. der Herzogin Margaretha und übergaben denselben eine Abresse mit den Glückwünschen und dem Willkommengruß der Stadt Stuttgart.
Stuttgart, 6. Febr. Die Deutsche Partei Stuttgarts hatte auf heute abend 8 Uhr ihre Mitglieder und Freunde zu einem Dis- kussionsabend in den Stadlgarten eingeladen, Herr Landgerichtsrat a. D. Dr, Gaupp von Tübingen sprach über die Württv. Verfassung und die zeitgemäße Revision derselben. Einleitend bemerkte der Redner, der Worte seien genug gesprochen, es handle sich nunmehr bei der Frage der Verfassungsrevision um Thaten, Es könnte sich allerdings die Frage aufwerfen, ob bei der Bedeutung eines Landtages iin deutschen Reich, da die wichtigsten Angelegenheiten der Reichsgesetzgebung unterliegen, so sehr notwendig sei. Redner bejaht dies und be- zeichnete die Verfassungs Revision als die allerdringendste Aufgabe der nächsten Zeit und als wesentliches Mittel den Einzelstaat lebenskräftig zu erhalten. Der Redner führte aus: Die ! Kammer der Standesherrn ist ein abgestorbenes Institut, wenn dieselbe früher als konservatives Element und zum Schutz gegen revolutionäre Umtriebe notwendig war, so ist dies heule nicht mehr der Fall. Schon König Friedrich ist m Jahr 1815 in seinem Verfassungsentwurf beim Einkammersystem angekommen und nur unter dem Druck des Wiener Kongresses kam er davor ab. Die Kammer der Standesherrn besteht zum Teil aus dem Lande gänzlich fernen Faktoren, welche ihr Stimmrecht ohne Kenntnis der Vorlagen und Debatten übertragen. Die lebenslänglich ernannten Mitglieder sind nur dir Arbeitsbienen, welche für die Standesherrn die Arbeit verrichten, es sind nur die staatlich angestelllen Faktoren zur Besorgung der Geschäfte, Die Beseitigung der Kammer der Standesherrn ist daher zu fordern. Für eine Versetzung der sogenannten privilegierten Abgeordneten der II, Kammer in die I. Kammer ist Redner nicht,
Es handelt sich nunmehr darum, wie bekommt man eine möglich selbstständige und intelligente Kammer. Trotz dem allgemeinen Stimmrecht fehlt es z. B. in unserer II. Kammer an Arbeiter-Vertretern. Die thatjächlichen Verhältnisse ( sind stärker als die Theorien. Das allgemeine Wahlrecht führt zum Cäsärismus oder zur Wahn ( korruption. Die Hoffnung der Demokraten durch das allgemeine Wahlrecht die Majorität in der Kammer zu erlangen ist eitel Täuschung Redner kommt zu dem Schluffe: es bleibt nichts anderes
übrig, als den aus l
hergcgangcnen Abg fügen, durch welche Geltung kommen. T soll bestehen aus: de (gewählt wie seithe bürgerlichen Kollegie über 10 000 Einwolp Wegfall der Abgeo „guten Städte", wol sonders berücksichtic Weiteren könnten d Abgeordnete, als Ve: den Handels- und Mitglieder, je 1 Ver und des ev. Kirche Domkapitular, sowie im Lande wohnen, Kunst und Wissensch Redner bedauert den den Arbeiter-Organi welche dann ihrerseil tag zu wählen hätte daß durch eine en Wahlbezirke in Slut gesorgt werden kön aber die Frage, wie der Standesherrn en das ziemlich einfach sassungs-Urkunde des Hälfte der Mitglied sind, dieselbe als ei der.andern Kammer nun die lebenslänc der ersten Kammer gierung der betreffen und weitere Mitglied so könnte es sich r dies thatsächlich jcho neten-Kammer allen Gesetz macht. Vorau daß es der Regier: Revision Ernst ist. noch daraus hin. da bestehenden Rechte o den Diskussion beteil anwalt Schott, L-toä Zemann und Dr. S klärten sie sich mit > tragenden einverstan tonte, daß man die nur deshalb zunäch ausgenommen habe, schien, dies auf eine: Bedenken aber Dr. ( habe.
Untertü rkhe schöne Sonntag locki Menschen nicht nur und Eßlingen, sond« orten aus der Umg per Bahn, teils zu s Eismasscn an beide namentlich aus dem selbst gemacht hatte, aus zahlreichen und r user noch hoch auf 35—50 mm Dicke > zu 2—3 m geben n des grauenhaften Ei einen Fuß vom Boi I'l' Fuß je zur § abgeschälte obere Bau lassen zu können, so nicht eingehen müsse allerdings zahlreich setzt werden. Der 3 weilig so groß, daß über die Brücke nach konnte. Sämtliche § heim waren übersül entweder zurückkehre weiterfahren, um sich anjchaffen zu können Untertürkheim begrei schweren Fehler, der dadurch begangen w: andere Neckargemeiw Eis auftauen oder ff mit den Staatsbehöi