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Telegramm an den Enzthäler.
Der „Bossischen Ztg." wird aus Brüssel mitqeteilt: Um die Ausfuhr des belgischen Brennmaterials zu fördern, ermäßigte die belgische Staatsbahnverwaltung den Sondertarif für Kohlensendungen nach der holländischen Grenze.
Paris, 4. Januar. Die Blättermeldung, wonach Minister Loubet seine Entlassung gab, wird von unterrichteter Seite für unbegründet erklärt.
Wien, 4. Jan. Seit gestern abend wird anhaltendes starkes Schneegestöber aus Wien und Umgebung gemeldet, ebenso aus Pest, Preß- burg, Oedenburg und Graz heftige Schneestürme. Es fanden mehrfache Verkehrsstörungen statt, darunter auf der Seebahnstrecke Triest-Laibach.
haben, einzig und allein bedauernd, daß es schlechterdings unmöglich war, die Verläumder- innen vor die Klinge oder vor den Lauf der Pistole zu fordern. Er war, wie gesagt, be- rauscht. Seine Blicke hingen an ihren Corallen- lippen, tauchten in die Nacht ihrer tiesschwarzen Augen, umfingen die ganze junonische Gestalt wie mit tausend Armen und sein Herz bebte vor Sehnsucht nach einem Kuß von dem süßen Munde der Herrlichen. — Sie saß neben ihm. Wenn er ihre Hand berührte, durchzuckte es ihn wie ein elektrischer Strom. Der ihrem Spitzen-
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Gewände entströmende Duft betäubte und belebte ihn zugleich. Das weiche Rauschen der Seide ihres Kleides däuchte ihm Musik. Mit einem Wort, er war complet vernarrt. Manchem armen Sterblichen verschließt die Liebe den Mund und macht ihn zaghaft. Felix aber war anders geartet: ihn durchglühte sie wie Champagner und löste wie dieser seine Zunge. Wußte er doch seine Neigung erwidert, sich geliebt von , dem glänzendsten, herrlichsten, anbetungswürdig- sten Geschöpfe auf dem Erdenrund und darüber hinaus. Verstohlen, aber innig hatte sie zu ihm aufgeblickt, während er sprach. Am Schluß seiner Rede erhob sie sich wie die Uebrigen, um ihr Glas an dem seinigen erklingen zu lassen. Tief sahen sie sich in die Augen und seine Hand zitterte. Warum durfte er sie nicht jetzt an sein Herz drücken. Das Ungestüm der Jugend loderte in seiner Brust. Er mußte es dämpfen, mußte es. Aber morgen, nach der Gratulationscour bei dem gestrengen Chef und künftigen Schwiegerpapa wollte er privatim mit ihm reden und dann — haha — hoch! Und „klirr" lag sein Glas in Scherben. Seines Herzens Ungestüm war durch den Arm in die Hand gefahren wie ein elektrischer Strom, der sich im Glase entlud. „Wie schade!" „O mein Gott!" „Um Gotteswillen, was ist denn geschehen?!" so tönten die Schreckensrufe durcheinander und ein dichter Kreis von entsetzten und neugierigen Gesichtern drängte sich um das Paar. Felix war erbleicht und zwar in demselben Maße, wie Clothildens weiße Atlasrobe errötete. Der edle Burgunder hatte das theure Kleid wie mit Blut übergossen und wie mit Blut übergossen war auch Clothildens im ersten Augenblick wachsbleich gewordenes Gesicht. Man war ratlos. Jetzt drängte sich ein Herr mit flachsblondem, schon etwas gelichteten Schnurrbart heran. Er warf sich vor Clothilden auf die Knie und mit dem unwillig ausgestoßenen Ruf: „Wie kann man so ungeschickt sein!" begann er mittelst seines Taschentuches den Fleck auf Clothildens Kleide zu bearbeiten. Die junge Dame entzog sich seinen Bemühungen aber schnell mit einigen Worten des Dankes. „Es thut ja nichts," meinte sie nachlässig, „es ist ja nur ein Kleid. Reden wir doch nicht mehr darüber." Sie hatte ihre volle Fassung wieder gewonnen und wendete sich zu dem Hochblonden: „Ihnen, Herr Baron, bin ich zu besonderem Dank verpflichtet, dem Sie sich hoffentlich nicht entziehen werden". Sie reichte ihm die Hand, die er ehrfurchtsvoll küßte.
„Und nun. bitte, meinen Wagen."
Man versuchte nicht, die Dame zum Bleiben zu bewegen, die Harmonie war gestört.
Es ist merkwürdig, wie ein an sich geringfügiger Umstand eine so auffallende Wirkung Hervorbringen kann. Die Sylvcsterstimmung des kleinen vergnügten Kreises war im höchsten Grade animiert gewesen. Die Heiterkeit stieg bei den zündenden Worten des Assessors auf den Gipfel und fast in demselben Augenblick ein schrilles Klirren, ein halblauter Schrei, unheimliche Stille und allseitige Verlegenheit. Man suchte die weinbegossene Clothilde zu trösten — sie lehnte jeden Trost hoheitsvoll lächelnd ab und rauschte, geführt von dem Baron, zur Thür hinaus. Die liebenswürdige Wirtin, Frau Kommerzienrat Weckerlin flüsterte ihr beim Fortgehen in's Ohr: „Scherben bedeuten Glück," und versuchte dann die alte Heiterkeit wieder herzustellen. Um unsern Assessor hatte sich während dessen niemand gekümmert. In seinem blaß gewordenen Gesichte zuckte es, er kam sich furchtbar blamiert vor. In der That, er hatte sich eine große Ungeschicklichkeit zu Schulden kommen lassen, die er nun mit dem Verlust der Gunst der schönen Clothilde büßen mußte, wie er glaubte. War sie doch mit dem Baron davon gegangen, von ihm ließ sie sich nach Hause geleiten, ohne ihn selbst eines Blickes zu würdigen. Von diesem Menschen hatte er sich schulmeistern, sich gleich einem Schulbuben einen Verweis erteilen lassen müssen. Und was das Schlimmste war, — der Mensch hatte Recht. Das wurmte ihn doppelt. Er hätte ihn fordern mögen. Doch warum? Nun warum denn nicht? Es lag kein Grund vor. Pah, ein solcher ist bald gefunden, wenn
man ernstlich will. Wie leicht ließ sich ein Con- flict provocieren. Das war schon im Club möglich. Felix sann nach und in seinem Innern entwickelte sich folgender Dialog:
„Mein Herr! Sie haben sich gestern Abend in auffallender Weise zum Ritter meiner Dame gemacht. Darf ich fragen mit welchem Recht?"
„Gewiß, das dürfen Sie, gestatten mir aber wohl die Gegenfrage, wasZSie berechtigt, sich darum zu kümmern."
„Was mich dazu berechtigt, ist meine, nicht aber Ihre Sache."
„Ihre Ungeschicklichkeit . . ."
„Ihre Aufdringlichkeit . . ."
„Mein Herr. Sie werden unverschämt."
„Und Sie, mein Herr, sind ein . . ." Nun irgend ein Name mußte sich schon finden.
„Sie werden von mir hören."
„Ich erwarte Ihre Zeugen."
Gegenseitige Verbeugung, — die Sache war abgemacht. (Fortsetzung folgt.)
Straßburg. i. E. 27. Dez. Der „El- säßer" erzählt folgendes drollige Stückchen: Letzte Woche, als ich von M. nach Z. fuhr, war ich mit 4 Herren, von welchen jeder eine Zigarre schmauchte, in ein und demselben Wagenteil. Auf einer Zwischenstation stieg eine Frau ein. Ich, der erste an der Thür, wollte ihr behilflich sein und nahm ihr das Körbchen, das sie trug, ab. „Gewe Se acht," sagte die Frau, „ich Hab sechs Pfund Dynamit im Korb, de mueß i mimm Mann in d'Steingrueb brenga." Wie ein Blitz, also schnell flogen die Zigarren zum Wagenfenster hinaus, und scheu rückte jeder von der Frau ab. Diese aber setzte sich bequem hin und behielt ruhig den Korb auf den Knieen. Und wenn sie, was nicht selten geschah, zu husten anfing, fuhr ich jedesmal ängstlich zusammen, und das zertrümerte „Restaurant Very" aus Paris stand lebhaft vor meiner Seele „Station O.", rief der Schaffner. Die Frau erhob sich Gott sei Dank! murmelten alle. Ich zitterte wie Espenlaub, als ich ihr das Körbchen mit dem gefährlichen Inhalt hinausreichte. „Merci", sagte das verschmitzte Weib, als sie draußen war, „merci, s'esch nit so g'fährli, i ha nur Krumbeeresupp und Käs dodrin. Awer, wil i d'Bruschtsucht so stark Hab uns rauche net vertrage kann, so haw ich i angebunde, ih hätt Dynamit drenne." Sagt's und verschwand, O diese Weiber.
(Reisekosten einer Königin.) Anläßlich der bevorstehenden Reise der Königin von England nach Italien teilt die „World" mit, daß eine solche Reise, wenn sie auch noch so einfach und ohne alles Gepräge stattfindet, doch ein schweres Geld kostet. Im Durchschnitt berechnet man die Kosten einer Kontinentreise, welche die Königin in jedem Frühjahr zu machen pflege, auf rund 11000 Pfund Sterling gleich 220 000 Mark. Diesmal gedenkt die Königin in Florenz Aufenthalt zu nehmen und ein vorausgeschickter Hof- beamrer unterhandelte wegen der Mietung einer großen, komfortabel eingerichteten Villa daselbst. Es wurden jedoch als Mielspreis nicht weniger als 800 Pfund gleich 16000 Mark für die Woche gefordert — ein Preis, der selbst einer Königin von England bedenklich hoch erschien. Darauf erbot sich die Lady Crawford, der Königin ihre Villa Palmieri unentgeltlich zu überlassen, was denn auch acceptierl wurde.
(Aha!) Mann: „Liebe Frau, warum seufzest du?" Frau: „Denk' dir, Mann, wir sind zum Abendtisch dreizehn Personen." Mann: „Aber, Kind, du wirst doch nicht abergläubisch sein?" Frau: „I bewahre! Aber ich Hab' mich nur auf neun Personen eingerichtet."
Auflösung des Scherz-Logogryphs in Nr. 1.
Schlacht — schlecht — schlicht — schlecht — Schlucht —
Lösung haben eingereicht W. Enßlin, Marie Haiz- mann von Neuenbürg.
Wegen des Erscheinungsfestes mutz die Samstagsnummer ausfallen. Die Sonntags- nummer wird am Samstag vormittag aus- gegeben.
Unterhaltender Teil.
Wer Andem eine Grube gräbt.
Eine Neujahrsgeschichte vou Erich zu Schirfeld.
lNachdruck verboten.-
„Sie leben hoch, hoch, hoch!" Jubelnd hallte es hinaus in die dunkle Sylvesternacht. Die Gläser klangen aneinander und die Saiten eines Blüthner'schen Flügels begleiteten die Hochrufe mit rauschenden Accorden, — der Gerichts-Assessor Felix Beermann hatte soeben eine glänzende Rede von Stapel gelassen, in der er der Hoheit der Liebe, preisend ihre Unvergänglichkeit. einen förmlichen Hymnus sang. Wie ein Bcrgbach zur Frühlingszeit schwoll seine Rede stärker und stärker an. bis sie sich nach vielen kunstvollen Windungen mit einem harmonischen Finale in den Strom ergoß, der als begeistertes Hoch die Stille der Nacht durchbrauste. Felix Beermann hatte freilich Grund, sich für die Ewigkeit der Liebe zu begeistern. Saß doch neben ihm die bildschöne Tochter seines hochverehrten Chefs, des Herrn Gerichtspräsidenten Melno, welche ihn berauschte durch ihre Schönheit, ihren Liebreiz, den Zauber ihrer Anmut und durch die Fülle von Geist, der in ihrem schönfrisierten Köpfchen wohnte. Ja, diese Frisur! Keiner ihrer zahlreichen Freundinnen gelang es, das Haar mit solcher Kunst zu ordnen. wie Clothilde Melno. Sie wußte das und es machte ihr Freude. Sie putzte sich nicht aus Eitelkeit, bewahre, sondern aus Prinzip. „Der Körper", sagte sie, „ist das Haus der Seele, das man nicht vernachlässigen soll. Denn wie die Schale, so der Kern." Das Gleichnis paßt ja sehr oft nicht. Clothilde kümmerte sich aber im Ganzen nicht viel um Logik und brachte Grundsätze nur da zum Vorschein, wo sie ihr in den Kram paßten. Im Uebrigen lautete ihr Bekenntnis: „Erlaubt ist, was gefällt" und was ihr gefiel, das that sie eben. Den Herrn Papa kannte man als einen im Dienst verknöcherten Philister, als einen Mann von düsterer Strenge. Seiner Tochter gegenüber war er aber weich wie Wachs und ließ sich von ihr aä libitum kneten. Deshalb waren auch die Freundinnen der Meinung — und sie sprachen dieselbe mit rückhaltsloser Offenheit aus, das heißt, wenn sie unter sich waren — Fräulein Clothilde Melno habe einen ganz abscheulichen Charakter. Sie sei hochfahrend, empfindlich, rechthaberisch und ohne eine Spur wirklichen Gemüts. Davon wußte der arme Felix natürlich nichts, und wenn ihm etwas davon zu Ohren gekommen wäre, so würde er das ganze Gerede auf den blaffen Neid der sogenannten Freundinnen zurückgeführt haben und das ganze Weibergeklatsch in Grund und Boden verwünscht
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.