der berühmtesten Londoner Firma habe bereits Auftrag erhalten, den fürstlichen Palast im Inneren vollständig neu herzurichten. — Nun, es wäre gewiß nicht weiter fo verwunderlich, wenn der Coburger ernstlich auf Freiersfüßen ginge, es muß ihm doch sehr daran liegen, sich durch Begründung einer Dynastie möglichst populär in Bulgarien zu machen. Sollte aber an den über den Fürsten Ferdinand umlaufenden Berlobungsgerüchten wirklich etwas Wahres sein, so dürfte man einigermaßen gespannt darauf sein, welche europäische Fürstentochter den Mut haben wird, den etwas heißen bulgarischen Thron mit Ferdinand zu teilen.
Der Premierminister der Capkolonie. Sir Cecil Rhoders, scheint ein recht unternehmender Herr zu sein. Er hat die kühne Idee gefaßt, das unter britischer Oberhoheit stehende südafrikanische Land Maschona durch einen Landtelegraphen über Uganda mit Aegypten zu verbinden, zur Betreibung welchen Zweckes Sir Cecil bis jetzt in London weilte. Er scheint hier in den maßgebenden Kreisen das nötige Entgegenkommen für seinen Plan gefunden zu haben, denn der capländische Premier hat sich von London nach Aegypten begeben, um auch die ägyptische Regierung für sein Vorhaben zu interessieren. Gespannt darf man aber jedenfalls darauf sein, wie,sich der Mahdi zu der geplanten direkten telegraphischen Verbindung zwischen Aegypten und Südafrika stellen wird, denn der Mahdi hat als jetziger Herrscher im ehemaligen ägyptischen Sudan ein gewichtiges Wörtchen bei der ganzen Sache mit zu sprechen, da die projektierte Telegraphen-Linie sein Gebiet mit berühren müßte.
Eine kostbare Sendung, die für Rußland bestimmt war, hat dieser Tage Berlin passiert. Sie bestand aus Werten im Betrage von 280 Mill. Fr., welche, in Holzkisten verpackt, in 3 Personenwagen untergebracht waren, die von Paris kamen und von 30 Personen als Bedeckung begleitet waren.
Unterhaltender Heil.
Drei Weihnachtstage.
Erzählung von E. S.
(.Fortsetzung l.l
Der erste Feiertag war kalt und trübe hereingebrochen. Ein grauer Himmel ist wenig geeignet, verzagte Herzen heiterer zu stimmen und so sah auch Gertrud dem werdenden Tage düsteren Gemüts entgegen. Sie stand am Fenster und blickte feuchten Auges hinab auf die Straße. Frau Kleinert saß am gedeckten Kaffeetische und zerrührte mit nervöser Hast den Zucker in der goldgeränderten Tasse. Dabei warf sie von Zeit zu Zeit einen forschenden Blick von unten herauf zu der regungslos am Fenster verharrenden Gertrud. Endlich unterbrach sie das Schweigen.
„Nun. Gertrud," begann sie etwas unsicher, „hast Du mir nichts zu sagen?"
„Nein," erwiderte diese, ohne sich umzuwenden, „Nichts, was ich Dir nicht schon gestern gesagt hätte." Frau Kleinert biß die Lippen zusammen, um nicht heftig aufzufahren. Mit der bisherigen Methode kam sie nicht weiter, das war klar, so beschloß sie, die Taktik zu ändern und sich eines Mittels zu bedienen, welches sich bisher stets als wirkungsvoll erwiesen hatte. Sie führte ihr Taschentuch an die Augen und begann zu weinen.
„Nun so geh'," sagte sie schluchzend, „gründe Dir Deinen eigenen Herrd, ich will deinem Glücke nicht entgegen sein. O nein, gewiß nicht, sei glücklich, wenn Du es kannst mit dem Bewußtsein, Deine Mutter, Deine Schwester im Elend gelassen zu haben, Deinem Bruder die helfende Hand versagt zu haben, die ihm eine Stütze sein sollte aus dem Wege zum Glücke. Ich weiß cs ja recht wohl, was für ein großes, schweres Opfer Du dringen würdest. Ich kann es aber nicht mehr von Dir annehmen, nein, ich fordere es nicht. Eine Mutter kann sich für ihre Kinder opfern, kann für sie entsagen, eine ganzes langes Leben hindurch für sie dulden
und leiden, aber ein Kind opfert seiner Mutter nichts, nichts!"
Gertrud hatte das Haupt auf die Brust sinken lassen. Ihre Lippen zuckten und in ihren Augen glänzten Thränen. Mit einer jähen Bewegung stürzte sie der Mutter zu Füßen und verbarg das Gesicht im Schooße derselben.
„Mutter," rief sie, und ihr Körper bebte vor heftiger Erregung, „ich kann ihn nicht verlassen, ich kann nicht. Fordere mein Leben, fordere Alles von mir, nur dies nicht, dies Eine nicht, ich würde es nicht überleben."
„Gut, mein Kind, cs sei darum, reden wir nicht mehr davon," sagte Frau Kleinert und schob die Knieende mit sanftem Druck von sich „Ob Dein Geliebter solche Treue verdient, — ich weiß es nicht, doch ich will es glauben. Die Sache ist abgelhan, laß mich allein."
Die Glocken begannen zu läuten und ihr hehrer heiliger Klang löste in Gertrud's Seele den Schmerz. Sie erhob das Haupt und sah schimmernden Auges zur Mutter empor.
„Die Glocken rufen zur Kirche," sagte sie, „ich will ihrer Mahnung folgen und für uns beten, für Dich und mich und — ihn. Gott wird mich erleuchten und mir Kraft geben, zu thun, was recht ist. Lebe wohl." — Sie drückte einen heißen Kuß auf der Mutter Hand und ging in ihr Zimmerchen, sich für den Kirchgang vorzubereiten.
Während Gertrud im Hause des Herrn Trost und Hilfe von Gott erflehte, wanderte Frau Kleinert ruhelos in ihrem Zimmer auf und ab. Wie sie sich auch marterte, kein Plan schien ihr ausführbar zur Erreichung ihres Zieles, sie wußte es, in diesem Punkte scheiterten alle ihre Bemühungen an der Standhaftigkeit der Tochter. — Plötzlich blieb sie stehen und lauschte. Draußen hatte es geschellt. Sollte' es die Freundin sein, die gekommen war, sich die Antwort auf ihre gestrige Frage zu holen? Nein, es war nur Stephan. Ersah ernst aus, sollte Gertrud ihm etwa gesagt haben, daß. . . Doch nein, dann würde er gestern Abend nicht so harmlos vergnügt gewesen sein. — Frau Kleinert erwiderte Stephan's Gruß ziemlich kühl und sah ihn fragend an.
„Mama," begann dieser, „ich komme, Sie um Aufklärung zu bitten in einer Sache, die mich die ganze Nacht beunruhigt hat. Gertrud's Wesen war gestern Abend von einer auffallenden Befangenheit und Zurückhaltung. Auf meine Frage nach der Ursache ihrer etwaigen Sorgen, wich sie mir aus. Ich vermute, es handelt sich um eine Sache, die sie mir aus Zartgefühl nicht anvertrauen mag. Sollte meine Vermutung richtig sein, so" — er suchte nach einem passenden Ausdruck und räusperte sich verlegen. „Sie wissen," fuhr er dann fort, „soweit ich kann, helfe ich Ihnen gern. Haben Sie Vertrauen zu mir und verfügen Sie über meine — über mich, wenn sie meiner bedürfen. — In Frau Kleinert's Seele regte sich etwas wie Beschämung. Der Mann hatte ihr öfter als einmal aus der Not geholfen, ohne daß selbst Gertrud auch nur eine Silbe davon erfahren hätte. Jetzt bot er ihr wieder seine rettende Hand und sie stand im Begriff, ihm das Liebste zu nehmen. Diese rührende Hingabe hätte fast ihren Entschluß zum Wanken gebracht, aber sie kämpfte die bessere Regung energisch nieder und während sie nach einer passenden Erwidernng suchte, durchzuckte ein kluger, ein äußerst kluger Gedanke ihre Gehirn.
„Setzen Sie sich, Stephan," sagte sie, „da Sie mich danach fragen, so muß ich Ihnen etwas anvertrauen. — Wie sie wissen, lebten wir einst im Wohlstand, wir waren reich. Lange Jahre hindurch haben wir dann das Brot der Armut essen müssen, ohne daß ich die Hoffnung auf eine bessere Zeit jemals verloren hätte. Jetzt ist diese gekommen, wo sich meine Träume verwirklichen können, — wenn sie wollen. Ja, Stephan, ich weiß es, Sie haben ein großes, edles Herz, Sie haben es oft bewiesen, jetzt sollen sie zeigen, daß sie wirklich der edle Mann sind, für den ich Sie stets gehalten habe. In Ihren Händen liegt das Schicksal einer Familie. Sie würden unser Loos freundlich gestalten,
wenn sie könnten, ich weiß es, aber mit ihren Mitteln ist das nicht gethan, die reichen dazu nicht aus. Opfern Sie ihr Herz, Stephan, Ihre Liebe, und das größte Werk, was je ein Opfer schuf. — das Glück einer unglücklichen Mutter — wird Sie segnen!" —
Stephan hatte die beredte Sprecherin starr, verständnislos angesehen.
„Ich verstehe nicht," brachte er mühsam hervor, „was verlangen Sie von mir? Was soll ich thun?"
(Fortsetzung folgt.)
(Moderner Schwindel.) Das Landwirtsch. Wochenbl. vom 18. d. enthält folgende Warnung. Der Anzeigeteil dieses Blattes enthält in mehreren Nummern eine Empfehlung von Kuh. milchbutter. Bienenhonig, Taselgcflügel, Bettfedern , Daunen u. s. w. Unterzeichnet ist S. Rapp aus Buczacz, Oestreich. Für solche, die etwa im Hinblick auf die nahe Weihnachtszeit zu einem guten Honig und einem fetten Braten kommen und dieserhalb nach Buczacz. das in „Galizien" liegt, sich wenden wollen, sei bemerkt, daß sie bester thun, wenn sie wegbleiben. Einer, der auf den Leim gegangen, hat bittere Erfahrung gemacht. Statt Bienenhonig bekam er eine Brühe, so schandbar, daß einem schon beim Riechen übel wird — cs ist geradezu haarsträubend . solche Lache auch nur anzubieten. Statt 4 Enten oder 3 Poularden ü 5 50 L
bekam der Besteller ein altes Huhn und eine dürre Gans, der die Seiten rechts und links herausgeschnitten waren. Es ist ein Schwindel oder Betrug I. Klasse. Einsender hat Grund anzunehmen, daß Anzeigen desselben Inhalts und mit derselben Versandtsteüe, aber unter veränderten Namen des Absenders, von einer und derselben Quelle herrühren. Es hüte sich daher jedermann, der Geld und Aerger sparen will, sich um Honig oder Tafelgeflügel an die bezeichnet«: Quelle zu wenden. „Er bleibe im Lande und nähre sich redlich.
Vom Lande, 18. Dez., schreibt man dem „Elf." folgenden drolligen Vorfall: „In der Gemeinde B. kam letzhin ein in Frankreich erzogenes Fräulein in eine Metzgerei. Die Frau, die in Abwesenheit ihres Mannes das Geschäft besorgte, war der französischen Sprache ebenso kundig, als das Fräulein der deutschen Sprache Das Fräulein begehrte äu xore sale. Die Frau Metzger öffnete Mund und Ohren, aber verstand die Kundin nicht. Diese letztere sagte dann: äu eociiou. Abermalige Verlegenheit von Seiten der Frau. Das Fräulein erinnerte sich nun des Wortes „Sau" und sagte: äu Sau. Die Frau glaubte, daß das „Du Sau" auf sie gemünzt wäre und verließ zornig die Metzgerei. Spätere Auseinandersetzungen ergaben, daß es nicht „so böse" gemeint war.
(Wie man's nimmt.) Dienstmädchen: „Gnädige Frau, ich muß Ihnen leider zum Quartal kündigen." — Dame: „Warum denn? Wollen Sie sich verbessern?" — Dienstmädchen: „Das gerade nicht, aber ich will mich v erheiraten."
(Auf dem Lande.) Städter: Was ist denn das, was ihr hier gepflanzt habt? — Bauer: Das sind Kartoffeln, gnädiger Herr! — Städter: So? In der That sehr interessant! Aber sagen Sie, sind das Bratkartoffeln oder Pellkartoffeln?
(Alles Mögliche.) Köchin: „Bei meinein Schatz geht alles wie im Fluge — ich komme kaum zur Besinnung! Vorgestern lernten wir uns kennen, gestern haben wir uns verlobt, und heute ist er mir schon — hundert Mark schuldig."
Gedankensplitter.
Auf der Bühne des Lebens ist meist die Eigenliebe Souffleur.
Alt zu werden ist keine Kunst, wenn man nicht dabei versteht, jung zu bleiben.
Alle Männer find geborene Junggesellen.
Nur die Freudenthränen sind immer acht.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.