108
zu waschen und dann mit dicker Chlorkalkmilch reichlich abzuschlämmen, erdige Fußböden sind nach der Entfernung der durchfeuchteten Schicht mit Chlorkalkmilch reichlich zu begießen und dann mit einer neuen Erdschicht zu bedecken. Der Inhalt der Dunglegen und Jauchegruben ist abzuführen und unschädlich zu beseitigen beziehungsweise an Orten unterzupflügen, wo weder Schweine hingelangen noch Schweinefutter gewonnen wird; die leeren Tunglegen und Jauchegruben sind sodann reichlich mit Chlorkalkmilch zu behandeln.
Endlich ist noch besonders zu empfehlen, im Falle des Ausbruchs der Seuche in einem Bestände sofort alle noch gesunden (und nicht etwa die bereits erkrankten) Tiere aus dem verseuchten Stall herauszunehmen und dieselben, wenn irgend möglich, in anderen Räumlichkeiten unterzubringen. Zu bemerken ist hierbei, daß die Saugferkel erfahrungsgemäß durch die Milch der kranken Mutter nicht angesteckt werden und daß überhaupt junge, noch nicht drei Monate alte Tiere viel widerstandsfähiger gegen das Rotlaufgift sind, als die hiefür empfänglichsten 3—12 Monate alten Schweine.
Da, wo die Krankheit einheimisch ist, oder durch öfteres Auftreten dies zu werden droht, empfiehlt sich die Schutzimpfung.
Tagesneuigkeiten.
Calw, 26. Febr. DaS Geburtsfest Se. Maj. des Königs wurde gestern in herkömmlicher Weise gefeiert. In den frühen Morgenstunden erschollen die feierlichen Klänge der Königshymne und donnernde Böllerschüsse verkündeten den Anbruch des hohen Festtages. Um 10 Uhr bewegte sich vom Rathaus ans ein Festzug in die Stadtkirche. Am Kirchgang beteiligten sich die Offiziere und Beamten, die städtischen Kollegien, die Mannschaft des Bezirkskommandos, viele Bedienstete und Mitglieder des Veteranenvereins. Die Festpredigt hielt Hr. Dekan Roos. Die amtlichen und viele Privatgebüude hatten Flaggenschmuck angelegt. Mittags fand im Hotel Waldhorn das Festessen statt, zu dem sich ca. 40 Teilnehmer eingefunden hatten. Das hochfeine Menu lautete: Tortue-Suppe, Filet von Zander, Kalbsrücken, Schwarzwild, Helgoland-Hummer, Welsche Hahnen, Ananas-Bombe, Früchte, Desert. Während der Tafel erhob sich Hr. Regierungsrat Voelter, um den Königstoast auszubringen. Der König habe der hohen Auffassung des Herrscherbcrufes und den Verpflichtungen dem Vaterlande gegenüber während der 10jährigen Regierungszeit durch sein ganzes Verhalten und durch seine Staatshandlungen vollauf entsprochen. Mit Weisheit, Gerechtigkeit und Milde habe er das Scepter geführt und Gewerbe und Landwirtschaft, Handel und Verkehr, Kunst und Wissenschaft unterstützt und gefördert. Er sei auch nicht abgeneigt, wenn es gälte, berechtigten politischen Wünschen seines Volkes entgegenzukommen. In furchtloser Treue stehe er dem kaiserlichen Kriegsheer, das im fernen Osten um Deutschlands Macht und Ehre kämpfe, fest zur Seite. Mit Stolz dürfen sich die Unterthanen an die patriotischen Worte erinnern, die der König zu den württemb. Chinakämpfern vor ihrem Abmarsch gesprochen habe. Dem Wunsche, daß eine gütige
Vorsehung den König noch lange erhalten und der begonnene Krieg bald glücklich beendigt sein möge, sei laut und freudig Ausdruck gegeben in dem Rufe: König Wilhelm II lebe hoch. Die Tafelmusik wurde von der hiesigen Stadtkapelle ausgeführt. Die von festlicher Stimmung belebte und durch die gebotenen leiblichen Genüsse hochbefriedigte Festversammlung verlief aufs schönste. Auf das an den König abgesandte Glückwunschtelegramm lief folgende Erwiderung ein: „Herrn Regierungsrat Voelter! Se. Königl. Majestät haben die von Ihnen Namens der Festversammlung in Calw zu Allerhöchst Ihrem Geburtsfest dargebrachten Glückwünsche wohlwollend entgegenzunehmen geruht und lassen für die hiedurch bethätigte Aufmerksamkeit gnädigst danken."
Calw. Dem Stationsarbeiter Wilhelm Schnaufer in Calw wurde in Anerkennung seiner langjährigen der Eisenbahnverwaltung geleisteten Dienste und seines guten Verhaltens von der K. Generaldirektion eine Belohnung von 50 Mark verwilligt.
Oberreichenbach—Sieh dichfür, 25. Febr. Aus Anlaß des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs wurde heute vom Oberförster des Reviers Hirsau in Anwesenheit der K. Forstwarte und einer Vertretung der Holzhauer dem Johann Adam Lntz, Hauerobmann im Staatswald, das von der Kgl. Forstdirektion ausgefertigte Ehrendiplom für langjährige, treue Dienstleistung und zugleich eine Geldprämie von 50 in feierlicher Weise in seiner Wohnung in Siehdichfür überreicht. Dem achtbaren Mann, der seinerzeit als Soldat zwei Feldzüge mitgemacht hat und seit 42 Jahren im Staatswald arbeitet, der aber neuer- § dings leidend geworden ist, wird die Anszeichnung von allen die ihn kennen, herzlich gegönnt.
Stuttgart, 26. Febr. Die hies. Schneider beschlossen gestern Abend mit allen gegen 8 Stimmen in eine Lohnbewegung einzutreten und an die hies. Geschäfte Forderungen über höhere Bezahlung von Stückpreisen und Vergütung der Extraarbeiten zu stellen. In allen Geschäften, in denen bis nächsten Freitag eine Bewilligung der Forderungen nicht erfolgt, soll Samstag die Kündigung eingereicht und 14 Tage später in den Ausstand eingetreten werden.
6 Pfo rzh eim, 26. Febr. Unser Konsum - V e r e i n hat im verflossenen Jahr, nach dem soeben an die Mitglieder ausgegebenen Rechenschaftsbericht flotte Geschäfte gemacht. Es kommen an die Mitglieder 15 °/° Dividende zur Verteilung. Der Gesamt-(Jahres)-Umsatz beträgt rund 573800 Mark. Tie Gesamtunkosten betragen 39208 Der Mitgliederstand hat sich von 1756 auf 1916 gesteigert. 15 °/° ist bis jetzt seit 1867 die höchsterzielte Dividende.
Frankfurt a. M., 25. Febr. Heute früh 8'/, Uhr kam der englische Botschafter Sir Lacelles und der hiesige Generalkonsul Lord Francis Oppenheimer zur Begrüßung des Königs Eduard auf den hiesigen Bahnhof und wurden von dem Könige im Salonwagen empfangen. Einige Minuten darauf verließ der König, welcher Zivilkleidung trug und sehr wohl aussah in Begleitung dieser beiden Herrn und seines Adjutanten den Salonwagen und
misch werden. Stehendefaulige Gewässerundsumpfiger morastiger Boden sind seiner Ankeimung ebenfalls günstig. Große Hitze und Gewitterluft scheint die Entwicklung des Ansteckungsstoffs besonders zu fördern, weshalb auch die meisten Erkrankungen in den Sommermonaten Vorkommen, obwohl die Krankheit vereinzelt auch im Winter auftritt. Feuchte, dumpfe, morastige Stallungen, sowie Verabreichung verdorbenen schlechten Futters scheinen den Ausbruch qer Krankheit ebenfalls zu unterstützen. Soviel steht aber fest, daß der Rotlaufbacillus allein die direkte veranlassende Ursache bildet und daß dieser nirgends von selbst entsteht, sondern daß er, wo er sich findet, dort erst auSgesäet worden sein muß.
Aus Vorstehendem ergibt sich für die Verhütung des Schweinerotlaufs zunächst, daß cs, wo immer durchführbar, angezeigt ist, neu angekaufte Schweine mindestens acht Tage lang getrennt zu halten, ehe sie in größere Bestände oder wertvolle Zuchten eingestellt werden. Des Weiteren ist für möglichste Trockenlegung, Reinhaltung und Lüftung der Schweinestallungen zu sorgen und auf Fernhaltung von Ratten und Mäusen aus den Stallungen thunlichst hinzuwirken. Sodann ist den Schweinen, namentlich in den Sommermonaten, nur durchaus gesundes Futter zu reichen und besonders streng darauf zu achten, daß weder das Abwaschwasser des Fleisches rotlaufkranker Tiere, noch die sonstigen von diesem Fleisch herrührenden Speise- und Kücheabfälle in die Nahrung der Schweine oder an Oertlichkeiten gelangen, wo eine Ansiedelung des Ansteckungsstoffes möglich ist. Alle Abgänge der kranken Tiere (Kot, Streu u. s. w.) und alle Abfälle der geschlachteten Tiere (Blut,
Eingeweide, Wasch- und Spülwasser rc.) müssen sorgfältigst gesammelt und wie die ganzen Kadaver der gefallenen Tiere in mindestens 1'/» m tiefe Gruben gebracht und verscharrt oder in anderer geeigneter Weise unschädlich beseitigt werden, wie überhaupt jede Verstrcuung von Trägern des An- fteckungsstoffs mit peinlichster Sorgfalt zu verhüten ist. Ferner ist eS unerläßlich, alle mit kranken, geschlachteten oder gefallenen Tieren in Berührung gekommenen und von solchen oder ihren Abgängen und Abfällen besudelten Gegenstände, sowie alle mit Trägern des Ansteckungsstoffs beschmutzten Oertlich- keiren (Ställe, Dunglegen, Jauchegruben, Schlachtstätten rc.) zu desinfizieren. Zu diesem Zwecke werden alle Gerätschaften zunächst mit heißer Lauge gründlich gereinigt, eiserne Gegenstände sodann ausgeglüht und hölzerne mit dicker Chlorkalkmilch an- gesirichen. Wandungen, Tröge und Fußböden der Ställe müssen zuerst sauber abgekratzt, erdige Fußböden, so weit sie feucht sind, ausgehoben nnd die hiebei erhaltenen Abfälle, wie der Dung vergraben werden. Hölzerne Wandungen und die.Tröge (hölzerne, steinerne und eiserne) werden alsdann, soweit die Holzteile rissig sind, nach vorheriger Glättung, mit heißer Lauge gründlich abgewaschen; hierauf sind dieselben wie auch massive Wände mit dicker Chlortalkmilch anzustreichen. Morsche und zerfressene Holzteile sind ganz zu entfernen und durch neue zu ersetzen. Hölzerne Fußböden sind in der Regel zu entfernen, wenn sie noch neu und nicht stark durchfeuchtet sind, können sie wie hölzerne Wände behandelt werden; steinerne und ähnliche Böden sind nach dem Abkratzen mit heißer Lauge
in einem Winkel von fünfzig Grad. Florence war durch das schreckliche Ueber- holen des Schiffes auf meinen Arm geworfen worden. Mit zusammengebissenen Zähnen hielt ich mich, halb betäubt, am Tische fest.
Ich suchte Daniel mit meinen Blicken; — er war verschwunden. Dagegen sah ich auf der Diele Kapitän Jackson seine ohnmächtige Frau stützen und Mr. Joice sich nach der Thüre hin arbeiten, hinter welcher seine Kinder schliefen. Mrs. Grant kauerte unter einer Menge vom Tisch herabgestürzter Gegenstände an der Leewand und schrie nach ihrer Tochter. Diese aber, wie alle andern, die sich an der Luvseite des längsschiffs stehenden Tisches befanden, war durch die starke Neigung des Schiffes derart an den Tisch gepreßt, daß sie sich nicht zu rühren vermochte. Die furchtbare Verwirrung dieses Augenblicks können keine Worte beschreiben. Es war ein Moment, wie ihn nur der zu fassen vermag, der ihn mit durchlebt. Ueber uns das Donnern der Leinwand, das Heulen des Windes, das Getöse der gegen die Luvseite des Rumpfes schlagenden Wogen, das eilige Hin- und Herrennen, das Gebrüll der Mannschaft, das Jammergeschrei der Zwischendeckpaffagiere, und wir hier unten — völlig hilflos, wie festgenagelt. Ich hatte keine Gewalt über meine Beine und durfte daher den Tisch nicht los- laffen. Gott sei Dank aber, nach wenigen Augenblicken begann das Schiff sich allmählich wieder aufzurichten. Da faßte ich Florence, nahm sie auf meine Arme, und die Kraft von zehn Männern in mir fühlend, trug ich sie wie eine Puppe nach der Treppe. Noch hatte ich die erste Stufe nicht betreten, als Tante Damaris mit schrillem Angstgeschrei mir nachstürzte und sich mit eisernem Griff an meinen linken Arm klammerte.
Nach der Bewegung des Rumpfes zu urteilen mußte ich glauben, daß der ,Strathmore' unterging, und jeder Seemann an meiner Stelle hätte das geglaubt, denn das träge Erheben des Schiffes glich auf ein Haar dem allmählichen Geraderichten, welches dem Sinken vorausgeht. Ich hatte deshalb nur den einen Gedanken, Florence auf Deck zu bringen und an ihrer Seite unser Schicksal zu erwarten, doch Tante Damaris hemmte meine Bewegungen und war nicht abzuschütteln. Ihre Finger hielten wie stählerne Haken meinen Arm fest. Ich mußte meine halb ohnmächtige Braut auf den rechten Arm nehmen, und mit dem linken die Tante wie einen Sack hinter mir Herschleppen.
Wenn ich nicht im stände war, auch nur annähernd eine Vorstellung von dem Durcheinander zu geben, welches unten statthatte, was soll ich sagen, um die Scene zu schildern, welche das Deck darbot. Das Schiff hatte sich mit der Spitze nach Norden gedreht; es war so dunkel wie in einem Wolfsrachen, nur hie und da sah man auf dem schwarzen Wasser die unheimliche Glut der schäumenden Wogen, die sich an den Wänden des Schiffes donnernd brachen. Das aber war nicht das Entsetzen Erregende, sondern der Höllenlärm, der hier
oben herrschte war es, der auch den Beherztesten zittern machen konnte. Die
den Wind übertönenden schon heiseren Stimmen Thompsons und der Maats, das Gebrüll und die wilden Flüche der da- und dorthin eilenden Mannschaften vermischten sich mit den lauten Stoßgebeten, dem Jammergeheul und dem gellenden Auflachen der halb wahnsinnig gewordenen, zum Teil auf dem schiefen Deck sich wälzenden Zwischendeckpaffagiere. Zerrissene Taue peitschten die Luft und schlugen dröhnend auf Segel und Spieren. Es war, als ob die ganze Hölle losgelaffen wäre, um unfern Schrecken zu vermehren.
Mit Florence an dem einen und Tante Damaris an dem andern Arm stand ich, und suchte mit meinen Blicken die Ursache des Unheils zu entdecken.
War es ein Eisberg, auf den wir gestoßen waren, oder ein Felsen, oder ein
Schiff? Nichts zeigte sich meinen Augen, lein Licht, kein tieferer Schatten, nirgends war irgend etwas zu erkennen, was verraten hätte, daß außer uns noch ein anderer Gegenstand auf der wogenden Tiefe vorhanden war. Ich hatte die beiden Frauen unter das eine der beiden Quarterboote gezogen. Der ,Strath- more' führte deren zwei auf jeder Seite, außerdem über dem Stern eine Gig und dann noch das große Langboot, welches hinter der Küche aufgestaut war. Während ich so stand, bemüht die Finsternis zu durchdringen, ehe ich etwas that, rannten eine Menge Gestalten wie toll an uns vorüber und stürzten sich in die Boote. An ihren Bewegungen vermochte ich zu erkennen, daß sich kein Seemann unter ihnen befand, es konnten also nur Zwischendeckpassagiere sein. Was aber verstanden diese Unglückseligen von einem zu Wasserführen der Boote? von der Behandlung der Takel und Falle? Sie selbst und die Boote mußten zu Grunde gehen. Hier that ein schnelles, kräftiges Einschreiten not. Rücksichtslos und mit aller Gewalt suchte ich mich von Tante Damaris zu befreien. (Forts, folgt.)