in Moskau am 12. August 2 Personen an der Cholera.
Nashville, 15. Aug. Eine Reutermeld- nng aus Tenessee besagt: Erbittert über die Verwendung der Sträflinge in den Bergwerken von Tracy City entzündeten die Bergarbeiter gestern früh das Gebäude, worin die Sträflinge unter» gebracht waren, setzten 350 Sträflinge in Freiheit, brachten dieselben in einem Eisenbahnzug unter, und zwangen die Eisenbahnbcdiensteten durch Drohungen mit den Revolvern, die Sträflinge außerhalb der Stadt zu befördern. Mehrere Meilen von Tracy-Cily entfernt, teilten die Sträflinge den Zug und versuchten zu entfliehen; hiebei wurden Revolverschüsfe gewechselt, wobei ein Mann getötet und ein Mann verwundet wurde. Näheres hierüber fehlt, da die telegraphische Verbindung durch die Bergarbeiter durchschnitten wurde.
Hlnterhattender Heil.
Eine Woche.
Kriminal-Roman von M . . . . lSchluß.l 20. Kapitel.
Der siebente Tag, die siebente Nacht. Langsam wie Schnecken waren die Stunden dahingekrochen. Ich habe viel zu thun gehabt, und doch ist die Zeit mir so entsetzlich lang geworden. Mir ist unruhig, nervös zu Mute. Meine Stirn wie Feuer. Ich befinde mich in derselben Lage wie der Jäger, der das Wild in Schußweite vor sich sieht. Nur noch wenige Augen- und er drückt die Flinte ab. Aber diese Augenblicke werden für ihn zu Stunden. Ich bin meinem Wild schon nahe gerückt. Ich brauche nur noch die Hand auszustrecken.
Es ist neun Uhr Abends; ich stehe auf dem Trottoir vor Barker und Hood's Marmorpalast Das riesenhafte Gebäude liegt schwarz und schweigend im Schatten des Abends da. Nur ein einsames Licht scheint dort oben. Es brennt in Percy Barker's Privatcomptoir.
Dort sitzt er noch über seine Bücher gebeugt, nachdem alle seine Gehilfen und Untergebenen sich längst entfernt haben. Er muß ungewöhnlich fleißig und — ungewöhnlich geldgierig sein. Die unermeßlichen Schätze, die einstmals seiner ausgestreckten Hand entglitten sind, will er um jeden Preis wiedererringen.
Ich gehe vor dem Hause auf und nieder. Ja, da kommt der, aus den ich gewartet habe.
Es ist Morrison. Ich habe ihm alles mitgeteilt, und der Prachtbursche hat mich ohne ZögernzumeincmErfolgbeglückwünscht. Morgen wird er Nellh alles erzählen. — —
Wir gelangen durch eine Hinterthür in's Haus. Wir schleichen die Treppe hinauf und stehen vor Percy Barker's Zimmer. Diesmal hoffe ich ungestört mit ihm reden können, — Morrison verbirgt sich. Es ist unmöglich, ihn im Dunkeln zu entdecken.
Ich klopfte an die Thür. Feste Schritte ertönen drinnen. Im nächsten Augenblick wird die Thür aufgerissen.
„Wer ist da? Sind Sie es, John?"
Ich konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. John war ohne Zweifel ein alter Buchhalter oder ein Freund Percy Barker's, der wußte, daß er um diese Zeit hier zu sein pflegte.
„Ja es ist John — John Moore!"
Ich trete ein. Mr. Barker läßt seine blitzenden Augen über mein bleiches Antlitz gleiten. Wie stets im entscheidenden Augenblick fühle ich mich ruhig und sicher.
Mr. Moore!" Die tiefe Stimme hatte einen eigentümlichen Klang. „Sie hier? Suchen Sie mich?"
„Wen sollte ich sonst wohl suchen, Mr. Barker? Es ist eine ungewöhnliche Zeit, das gebe ich zu. und Sie haben allen Grund, verwundert zu sein. Doch ich will Ihnen die Sache mit wenigen Worten ausklären."
Er deutete mit der Hand auf's Sopha und sagte mit ernstem Tone: „Nehmen Sie Platz."
Ich rückte einen Stuhl an den Schreibtisch heran und setzte mich. Er selber ging im Zimmer auf und nieder. Schließlich stand er vor mir still und sagte in fragendem Ton: „Nun, Mr. Moore?"
„Mr. Barker, Sie erhielten doch meinen Brief?"
„Freilich; und ich danke Ihnen, oaß Sie Wort hielten."
„Wie gesagt, Mr. Barker, nun ist die Sache klar, völlig klar."
Er strich mit der Hand über seinen langen, grauen Bart. Er schien sich zu besinnen. Endlich sagte er:
„Mr. Moore, heute Nachmittag erfuhr ich eine Neuigkeit! Man sagt — natürlich kann Niemand es mit Bestimmtheit behaupten, er sei aus der Stadt entflohen. Das ist also nicht wahr?"
Er trat einen Schritt näher an mich heran.
— Und ich anwortete:
„Nein, es ist nicht wahr. Er befindet sich noch hier in der Stadt, und es soll nicht mehr lange währen, bis er, wie gern er es auch möchte, nicht mehr von dannen kommen kann."
Etwas, das einem Seufzer glich, entfuhr Mr. Barker's Brust. Ec sank in einen Stuhl.
— Abermals herrschte tiefes Schweigen im Zimmer.
Mit welchen Gedanken mochte sich Percy Barker in diesem Augenblick beschäftigen? Hielt er sich nicht für vollkommen sicher? Empfand er ein Gefühl der Freude, daß sein schändliches Verbrechen mit so glänzendem Erfolg gekrönt wurde? — Ec hatte sich die Sache auch genau überlegt. Cr besaß keinen Mitschuldigen — an den armen Sam dachte ich schon längst nicht mehr — und wer sollte auch wohl auf den Gedanken kommen, daß er. Percy Barker, der Mörder sein könne? — Er hatte von Archibald Forster's Abreise gehört. Sein Mißtrauen war sofort wachgerusen. Ich hatte keine Zeit zu verlieren gehabt.
Percy Barker sieht mich an. Weßhalb zögere ich noch, mit der Wahrheit herauszurücken? Wenn er meine Gedanken hätte lesen können, würde er gewußt haben, daß ich Gesellschaft haben wollte. Jetzt begann ich:
„Sie erwähnten vorhin, Mr. Barker. daß Archibald Förster einem Gerücht zufolge die Stadt verlassen habe. Noch ein anderes Gerücht kursiert in der Stadt."
„Und zwar welches?"
„Ja, die Sache ist ziemlich umständlich, dafür aber auch außerordentlich interessant, und es verlohnt sich wohl der Mühe, die Geschichte anzuhören.
Vor kurzem gab es hier in der Stadt eine Firma — sie besteht dem Namen nach noch heute — und an der Spitze dieser Firma standen zwei Compagnons — —"
„Was?-" Er erhob sich zur Hälfte
von seinem Stuhl, setzte sich aber sogleich wieder nieder. „Es hat nichts zu bedeuten — fahren Sie fort, Mr. Moore!"
„Dann begann der Eine der Beiden sich ohne Wissen des Andern auf die abenteuerlichsten Spekulationen einzulassen. Ec betrieb die Sache aber so heimlich, daß niemand etwas davon ahnte. Doch die Stunde der Entdeckung nahte heran! Der bestohlene Kompagnon hatte kein Erbarmen. Und da, um seine Ehre, sein Alles zu retten, lockte der Dieb seinen Kompagnon unter einem schlau erfundenen Borwand in ein berüchtigtes Stadtviertel und wurde an ihm zum — Mörder!"
Der Mann am Schreibstuhl atmet schwer auf.
Sollte er reden oder nicht? Was konnte er nur thun? Noch hatte ich ja keinen Namen genannt.
„Das Gerücht scheut sich auch nicht, bestimmte Personen zu bezeichnen. Namen zu nennen! Und diese Namen sind: Benjamin Hood, Percy Barker!"
„Er zitterte, als schüttele ihn ein Fieberfrost — seine Hände griffen nach der Stuhllehne
— mit gewaltsamer Anstrengung erhob er sich
— seine Augen sprühten Feuer.
„Beweise!" kreischte er, „Beweise!"
„Im Union Club fand ich Mei blaue Seiden- fäden auf dem Rock, den Sie trugen, als der Mord begangen wurde. Den Schlüssel zu Hoods Privatschrank, den hatte er vergessen! Ja, natürlich! Sie werden gut zwischen seinen Papieren aufgeräumt haben! und das Notizbuch, das bei Ihnen auf der Visitenkartenschale lag! Hier Percy Barker. hier in meiner Tasche steckt das Blatt, das ich gestern aus dem Buch ausrieß! Hier steckt das Messer des Unglücklichen, das Ihnen zum Werkzeuge wurde! Sie wollten Dienstag Abend Bauplätze besichtigen — eine paffende Zeit, um einen Mord zu begehen, um Ihren Compagnon zu erdrosseln!"
Er stieß einen wahnsinnigen Schrei aus. schwankte einige Schritte an mich heran und versetzte mir mit der geballten Faust einen Schlag ins Gesicht, so daß ich seinen Arm, den ich ergriffen halte, freigeben mußte. Er stürzte sich über mich und versuchte, mich zu erdrosseln, wie
er Benjamin Hood erdrosselt hatte-Ich
hatte es mit dem ehemaligen Goldgräber zu thun.
Ich stieß einen Schrei aus. Morrison stürzte herein. Er ergriff Percy's einen Arm, ich bemächtigte mich des andern — Percy Barker ließ den Kopf mit dem langen grauen Bart auf die Brust sinken — ein unheimlich röchelnder Laut entstieg seiner Brust.
* -ft
Die Nacht ist bereits weit vorgeschritten. Die Uhr geht aus elf. In rasender Eile rollt der Wagen dahin. Er hält vor der Polizeistation. Ich und Morrison steigen aus. Im nächsten Augenblick wird eine dritte Person mit gebundenen Händen sichtbar. Dort sind viele Menschen versammelt. Im Nu fahren sie in die Höhe, drücken meine Hände, beglückwünschen mich. Morrison zieht sich bescheiden zurück. In wenigen Worten habe ich ihnen die Sachlage auseinandergesetzt.
Ich stehe auf der Schwelle zum Zimmer des Chefs. Ec sitzt wie gewöhnlich am Schreibtisch über seine Papiere gebeugt — es ist elf Uhr Nachts. — —
Diesmal unterbrach ich zuerst das Schweigen.
„Mein Chef!"
„Moore, John Moore! Sie hier! Ich hatte längst die Hoffnung anfgegeben-"
Ich ziehe die Uhr heraus und zeige auf das Zifferblatt.
Er lächelt. Er hat mich verstanden.
Ich trete einen Schritt vor und zeige auf die Thür, durch welche ich soeben eingetreten bin. Der Chef stößt einen Ruf der Ueberrasch- ung aus — Percy Barker —-
Und wie ich es soeben meinen Kameraden gegenüber gethan, so erkläre ich jetzt auch dem Chef Alles, was sich ereignet hat. Er aber drückt mir freundlich die Hand und sagt nur:
„Haben Sie Dank, John Moore, haben Dank für diese sieben Tage-—"
Und ich selber fügte hinzu: „Und sieben Nächte!"
Ende.
Das Laub der Bäume wird in diesem Jahre ungewöhnlich früh gelb, hält sich aber trotz des häufigen starken Windes ziemlich fest am Stamine. Man erklärt sich dies aus der ungewöhnlichen Wärme im Mai und aus dem darauf folgenden reichlichen Regen. Besonders dürr aber sind die Roßkastanien, deren welkes Laub massenhaft zu Boden sinkt und ihnen einen schon vollständig herbstlichen Charakter verleiht.
(O diese Fremdwörter.) Richter: „Zeuge Schmidt, wie sah der Angeklagte damals aus!"
Zeuge: „Er trug damals einen Bart." — Richter: „Was für einen?" — Zeuge: „Einen grau möblierten Bart, Herr Richter!« — (Auf der Alm.) Tourist: „Schönes Dirndel, sag' mal, wo ist hier eine Schänke?"—Dirne: „Da existiert keine." — Tourist: „Auch kein Gasthaus?" — Dirne: „Na, aber da unl' im Thol ist a Restaurant."
Auflösung des Akrostichons in Nr 125.
Kerker. Jda. Salm. Sahne. Ilias. Neger.
Groß. Ein. Nadel. — Kissingen.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.