Schon war er seinem Gehöfte nahe, als ihm ein Wagen von dorther entgegen kam.

Sind Sie es endlich, Herr Oberförster?" rief ihn der Hausarzt an.

Um Gottes willen, Doktor, was giebt es?"

Beruhigen Sie sich, das Kind ist jetzt außer aller Gefahr. Der Wildfang ist mit dem bloßen Schreck über das kalte Bad davonge­kommen und fiebert nur noch wenig. Aber eine verzweifelte Geschichte war es, und hätte sich jener brave Kerl nicht waghalsig in den Mühlen­teich gestürzt und den Knaben, der schon wieder­holt untergetaucht war, im letzten Augenblicke der dem Mühlenrade zutreibenden Strömung ent­rissen , so würden Sie jetzt eine verstümmelte Leiche finden. Ich habe es schon oft gesagt, der Waldmüller muß Vorsichtsmaßregeln"

Wer war der mutige Lebensretter?" unter­brach ihn in höchster Aufregung der Oberförster.

Ich habe den Vorgang von Weitem mit angesehen und kam auf meinem Wege zu des Waldmüllers kranker Frau grade zu rechter Zeit. Natürlich bemühte ich mich zuerst um das Kind, und als ich mich dann auch nach dem Menschen umsah, der sein Leben auf's Spiel gesetzt hatte und möglicher Weise auch meiner Hülfe bedurfte, war er mit einigen Begleitern verschwunden. Wir müssen den braven Kerl ermitteln und ihn der Behörde zu einer öffentlichen Anerkennung empfehlen. Aber eilen Sie jetzt zu ihrem Knaben! Er ruft fortwährend nach seinem Papa und wird nicht eher ruhig werden, als bis Sie bei ihm sind. Ihre Frau Gemahlin ist gleichfalls auf den Tod erschrocken und erwartet Sie voll banger Sehnsucht. Adieu, Herr Oberförster!"

Berlin. Was unsere schwarzen Lands­männer in Afrika von unserem Deutschland für einen Begriff haben, zeigte ein Kameruner, wel­cher nach Deutschland gekommen ist. Ucber den Eindruck befragt, den die neue Welt auf ihn mache, erklärte er:Alles arbeitet in diesem Lande. Mann arbeitet. Frau arbeitet, Kind arbeitet, Pferd arbeitet, Ochs und Esel arbeitet, Dampf arbeitet, Wasser arbeitet. Bloß Schwein arbeitet nicht. Schwein ist der einzige Edel­mann im Lande.

Ein interessanter Besuch steht der Stadt Berlin demnächst bevor. Der Sklaven­händler Mohamed Ben Mohamed, der unter dem Namen Tippu Tipp eine zweifelhafte Rolle in der afrikanischen Politik gespielt hat, wird im Laufe der beiden nächsten Monate dort er­wartet. Ein Bries, welcher von einem Beamten aus Dar-es-Salaam herrührt, teilt mit, daß Tippu Tipp die bestimmte Absicht hege, beim Kaiser und Reichskanzler um Audienzen nachzu­suchen. Den Zweck der Audienzen hat Tippu Tipp nicht kundgegeben. Er wird auf seiner Fahrt von einem Europäer begleitet sein.

(Die Herstellung der Eisenbahnfahrkarten) geschieht nach der Papierzeitung in folgender Weise: Eine Hauptbedingung ist, daß die Pappe möglichst gleichmäßig dick gerät, weil sonst der Aufdruck entweder zu fett wird, oder überhaupt mißrät. Die Pappe wird auf beiden Seiten mit satiniertem Papier überzogen, dann kommt bei gewissen Karten, so bei denen des Berliner Vor­ortverkehrs, das Bedrucken der einen Seite mit einem oder mehreren farbigen Streifen. Das geschieht mit Hilfe der Steindruckpresse. Es folgt das Zerschneiden der Pappe in lange Streifen und endlich in einzelne Fahrkarten, worauf die sehr empfindliche und genau ar­beitende Fahrkartendruckmaschine die einzelnen Karten mit dem schwarzen Aufdruck versieht, also mit deti Angaben über die Strecke, den Preis und die Giltigkeitsdauer. Der Aufdruck wechselt natürlich sehr oft, da ^ B. die preußi­sche Eisenbahnverwaltung sicherlich mehrere 100 000 verschiedene Karten vorrätig halten muß. Die ganze Herstellung geht indessen rascher vor sich, als man glauben möchte. Es ver­mögen nämlich 23 Arbeiter und 810 Mädchen jährlich 4050 Millionen Fahrkarten herzustellen.

(Das schöne Stahlroß.)Ihr Velociped ist eine sehr schöne Maschine; wie viel macht sie in einer Pedalumdrchuug?" So fragte ein ele­gant gekleideter Herr mit den Manieren eines Gentlemens den 15jährigen Sohn der Familie L. in Paris, welcher vor wenigen Tagen das bewunderte Zweirad im Preise von 800 Frks. von seiner Mutter erhalten hatte und es nun im Bois de Boulogne etwas spazieren führte. Fünf Meter dreißig", antwortete der junge, auf sein Stahlroß stolze Sportsmaun.Das ist doch kaum möglich", meinte der feine Herr. Uebrigens wäre der Zweifel gleich beseitigt, wenn Sie mir Ihre Maschine auf einen Augen­blick anvertrauen wollten. Ich werde 150 in weit fahren und Sie könnten mit Ihrer Uhr die Zeit fcststellen." Der junge Paul de L. ging bereitwilligst auf die Lösung des kleinen Sporlstreites ein. Der Unbekannte sprang mit Eleganz in den Sattel des neuen Beloeipeds und fuhr los. Aber als er die 150 in zurückgelegt hatte, kehrte er nicht um, sondern setzte seine Fahrt mit steigender Geschwindigkeit fort, um bald vollständig zu verschwinden. Dem verblüfften kleinen Paul blieb nichts übrig, als seine Hoff­nung auf Wiedererlangung seines Bicycles auf den Polizei-Kommissar zu setzen. Aber Paris ist groß und der Velocipeddiebstahl eine Knuts uouvenuts unter den Leuten, bei welchen über Mein und Dein noch große Begriffsverwirrung herrscht. In einer Woche allein wurden in Paris 25 Fahrräder aller Art und seit Beginn dieses Jahres schon 1 000 Stück gestohlen, nur nicht immer auf so fachkundige Weise, wie in diesem Falle.

(Ein Schüler, der seinen Lehrer beißt.) Das Landgericht zu Plauen i. V. hat in den letzten Tagen über einen Fortbildungsschüler aus Hasel­brunn, der wegen Nötigung und Körperverletz­ung seinem eigenen Lehrer gegenüber angeklagt war, eine Gefängnisstrafe von sechs Tagen ver­hängt. Der Verurteilte, welcher sofort in Haft genommen wurde, hatte seinem Lehrer nicht allein eine schmerzhafte Bißwunde am Finger beigebracht, sondern denselben auch noch in anderer Weise thätlich angegriffen.

(Entführung.) Dieser Tage erschien bei einer Hausbesorgerin in Wien ein Mann und eröffnete der erschrockenen Frau, er sei ein De­tektive, der ihre 14jährige Tochter verhaften müsse, da sie gestohlen habe. Er nahm auch wirklich das Mädchen, nachdem es auf sein Ge­heiß die besten Kleider angelegt hatte, trotz alles Weinens und Bittens mit sich. Als die Mutter anderen Tages auf der Polizei nach dem Schicksal ihres Kindes fragen wollte, stellte sich heraus, daß der Unbekannte kein Dektetive war. Ueber den Verbleib des Gauners und seines Opfers ist man vollständig im Ungewissen.

(Nachahmung verdient) das Vorgehen des Stadtrats von Prag gegen die Kleiderschleppen der Damen. Es wird darüber aus Prag berichtet: In der Sitzung des Stadtrats vom 29. v. M. bezeichnete Herr Rojta Näprstek das Schleppen­tragen als eine brutale Unsitte, welche der Ge­sundheit der Menschen schädlich sei, weil überall, wo eine Dame mit Schleppe erscheint, Staub aufgewirbelt wird, der die Lungen der Passanten belästigt. Er merkte, daß denjenigen Damen, welche Schleppen tragen, das Pomenieren in den Parkanlagen und auf den Trottoirs verboten werden sollte, oder daß die Trottoirs mehrmals täglich bespritzt werden sollten. Man möge die Damen durch eine öffentliche Kundmachung auf- nurksam machen, diese Made abzulegen. Der Stadtrat beschloß, die Angelegenheit der Gesund­heits-Kommission zuzuweisen.

Ein nettes Früchtchen muß der 19jährige Leopold Iankin Wien sein. Von seinem Dienst­herrn, dem Restaurateur Hopfner, wegen seiner Faulheit und Frechheit entlassen, schlich er sich in den Weinkeller Hopfner's und schlug dort aus allen Weinfässern den Spund, so daß über 1000 Hektoliter Wein ausliefen und ein Schaden von mehr als 25 000 fl. verursacht wurde. Der Bengel ist bereits verhaftet.

(Reklame-Stiefel.) Ein praktischer Ameri­kaner hat Stiefel erfunden, welche bei jedem Tritt des Trägers als Spuren seines Erdenwallens eine Anzeige zurücklassen. Unter den Sohlen dieser Stiefel ist ein Druckapparat mit Farbe angebracht. Drückt nun das Gewicht des Menschen auf die Sohle, so preßt es die Farbe durch die Schrift und auf dem Trottoir bleibt eine Geschäftsanzeige von mehreren Zeilen in klarer Schrift zurück. Der Erfinder empfiehlt diese Stiefel aber besonders Kandidaten zu Wahlzwecken. Will Smith seine Kandidatur bekannt machen, so legt er einfach seinen Namen und das Wörtchenwählt" unter die Sohlen macht einen Rundgang durch den Wahlbezirk der Stadt und auf Tausenden von Pflastersteinen und Sandsteinplatten wird dem Wahlberechtigten Bürger die Aufforderung entgegenleuchten: Wählt David!" Freilich muß dieser die Re­klamestiesel bei Zeilen aaziehen, sonst schreitet sein Gegenkandidat vor ihm her und druckt mit jedem Schritt auf jeden Pflasterstein:Schmilh ist ein Schurke!" Es steht mit Sicherheit zu erwarten, daß diese druckfähigen Stiefel in Chicago ausgestellt und massenhaft gekauft werden. (Alles amerikanisch!)

(Eine originelle Tragödie) spielte sich nach demH. Tagbl." neulich in Hof ab. Eine An­zahl Gäste saß vergnüglich beim Schlachtessen auf derLudwigshöhe" als plötzlich ein Bote aus der Küche mit der Hiobspost in den Saal stürzte:Mir san alle hi, die Sau hat Trichine!" Die hierauf folgende Szene soll ziemlich lebhaft an das bekannte BildDer Löwe kommt" erinnert haben. Die Gesellschaft gewann das Aussehen von Besessenen. Ver­schiedene wurden schon von dem Gedanken an das Genossene seekrank, Andere suchten dies durch Anwendung von allerlei Mittel zu werden, wieder andere rasten, tobten und schimpften, ein anwesender Doktor ging zu einem Kollegen und ließ sich den Magen auspumpen und nur Einer war jo geistesgegenwärtig einen Arzt herbeizu- rufcn, der mit Rat und That angriff. Ein Champagnergelage beschloß dieses tragische Schlachtessen.

(Kasernenhofblüthen.) Unteroffizier:Sie, Einjähriger, was studiren Sie denn eigentlich?" Einjähriger:Bodenkultur!" Unteroffizier: Sie wollen also Zimmerputzer werden?" Feldwebel:Nein, so dumme Kerls Hab' ich schon lange nicht mehr gehabt; es wäre eine Beleidigung sür die kgl. Fourage, wenn man Euch strohdumm nennen wollte!" (Fl. Bl.)

(Aus dem Geirchtssaal.) Richter (zum An­geklagten, der wegen wiederholten Einbruchdieb- stals zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde): Haben Sie noch was zu bemerken?" Ange­klagter:Der Herr Staatsanwalt und der Herr Verteitiger haben mich mit ihrem Hin- und Herstreiten so konfus gemacht, daß ich jetzt selber nicht mehr weiß, ob ich schuldig bin oder un­schuldig!"

(Sensationell.) Reisender: . . Ich ver- ichere Sie , meine Herrschaften, am Aequator ist es so heiß, daß die Eingeborenen ihre Hennen in Eiskästen setzen, damit sie keine hartgesottenen Eier legen!"

(Gutes Fischfutters kann man billig haben, wenn man im Teiche eine Stellage anbringt und abends eine brennende Laterne über der Wasser- läche daran aufhängt. Durch das Licht je zeller, je besser werden Mücken, Motten, Nachtschwärmer rc. angezogen, die das Licht umschwärmen, und dabei fallen Tausende davon ins Wasser, die den daselbst versammelten Fischen zur Nahrung dienen.

(Obst- und Weinfleckens lassen sich aus den Kleidern am leichtesten durch Einweichen und Ausreiben mit lauer Milch entfernen. Die Milch muß aber rein sein, ohne Zusatz von Wasser.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.