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die Defraudanten nicht bezahlen, von minder be­mittelten Leuten aufgebracht werden müssen, in­dem ja der Staat zur Deckung seiner Bedürfnisse eine bestimmte Summe unter allen Umständen haben muß. Wenn schon bei der Kapitalsteuer so zahlreiche Hinterziehungen Vorkommen und zwar immer von reichen Leuten, so läßt sich ungefähr ermessen, wie zahlreich erst dann Pie Steuerhinterziehungen würden, wenn eine all­gemeine Reineinkommenssteuer auf Grund der Selbstfatierungspflicht der Steuerpflichtigen ein­geführt würde.

Auf der Weltausstellung in Chicago wird auch Ulm vertreten sein und zwar in der Hut­branche.

Um sich abzukühlen, hatte sich in Walters- ha usen ein junges Mädchen einen Topf kalten Wassers über den Kopf geschüttet. Es brach sofort lautlos zusammen und gelangte erst nach mehrfachen Belebungsversuchen zum Bewußtsein zurück, doch hat die Arme die Sprache verloren.

Anstand.

Paris, 16. Juni. Aus der Gegend von Nlmes werden heftige Gewitter und Regengüsse gemeldet, welche gestern den Verkehr während mehrerer Stunden hemmten. Der Blitz hat an verschiedenen Orten eingeschlagen und einen Mann, etwa 15 Schafe und andere Tiere getötet. Man ist sehr in Sorge um die Seidenwürmer, die noch nicht ausgekrochen sind und die unter den Gewittern schwer zu leiden pflegen.

New-Dort. 17. Juni. Ein Cyklon mit heftigen Regengüssen richtete gestern Nachmittag bedeutende Verheerungen im Süden von Minne­sota an. In Sherburne wurde das Schulgebäude zerstört und der Lehrer und 15 Schüler getötet. Verschiedene andere Häuser wurden umgerissen, eine Anzahl von Personen verwundet, und wie es heißt, 30 getötet.

Unterhaltender Heil.

Anstand auf Spießer.

Eine Jagdgeschichte von Richard Hanow.

Es war an einem herrlichen Abende zu Ende des Monats August, als der fürstlich B . . .'sche Oberförster in Begleitung eines Untcrförsters durch sein weites Waldrevier im Böhmcrwalde schritt, dessen herrliche Bestände zu den schönsten in Böhmen gehören. Durch das einsam stille Dunkel des Hochwaldes ge­langten sie an den Rand einer sich lang hin­dehnenden Wiese, aus deren anderem Ende üppiges Jungmais, der Lieblingsaufenthalt des Hochwildes, wucherte. Es galt den Anstand auf einen Spießer, der mit seinem spitzen Ge­hörne in der Brunstzeit selbst dem starken Hirsch ein gefährlicher Gegner ist.

Feierliche Stille und Ruhe rings umher, nur unterbrochen durch das geisterhafte Geflüster des Laubes, durch das der Abendwind strich. Jetzt ertönt der schrille Ruf eines Eichelhähers, der unstät in das Vorholz hinüberstreift. Nimmer rastend durchschlüpfen lautlos Rotkehlchen und Mönch den Schlehenbusch und Hagedorn im ununterbrochenen Kriege mit Raupen, Käfern und Insekten jeder Art. Vermutlich glauben sie jetzt kurz vor ihrer Abreise in die Winter­quartiere noch recht fleißig sein zu müssen. Ist der Kukuk schon längst auf der weiten Reise ihnen vorausgeeilt.

Der goldgelbe Pirol ist verstummt, nur der buntgefiederte Specht hämmert und klopft unablässig in den Stämmen der Bäume, aus deren Ritzen er mit seiner langen Zunge die Kerbthiere hervorholt.

Langsam geht der Tag zur Rast, in ihrem Abendgruße vergoldet die Sonne die Spitzen der Riesenbäume.

Der weithin tönende Pfiff der Schwarz­amsel schallt als letzter Abendgruß durch den üppigen Unterwuchs, ihr antworten die kurzen melodischen Weisen der Singdrossel.

Jetzt steigt der Vollmond über den Bergen am Horizont herauf und wirft seine silberklaren Strahlen weithin über die Wiese. Er erweckt die lichtscheue Schaar der nächtigen Räuber, die im geräuschlosen Fluge die Baumkronen um­

kreisen, gemeinsam mit den Fledermäusen, die im raschen Fluge den Nachtfaltern Nacheilen.

Freund Lampe verläßt sein weiches Lager im hohen Waldgrase, vorsichtig hüpft er auf die Wiese und spitzt die Löffel, als wollte er erlauschen, was es Neues giebt auf dem Rasen­teppich, in dessen Halmen Milliarden von Tau­tropfen gleich Perlen im Mondlicht erzittern.

Höher und mächtiger pocht das Herz in des Jägers fühlender Brust, lauschend kaum Athem holend, schwelgt er, in den Anblick der herrlichen Natur versunken.

Mit gespannter Aufmerksamkeit erwarten die beiden Waidmänner jetzt die ersten Töne der eben in die Brunst getretenen Hirsche. Endlich meldet sich in weiter Ferne ein Hirsch, und jetzt antwortet es auch drüben im Mais, wo kaum zweihundert Gänge entfernt der dem Tode ge­weihte Spießer sichtbar wird.

Empört über den vorwitzigen Eindringling, der als Nebenbuhler des alten Herrn aufzutretcn wagt, erschallt immer näher, immer drohender des Zwölfenders Röhren. Er eilt herbei, um den Frevler aus der Nähe einer schlanken Hindin zu verjagen. Jetzt rauscht cs drüben im Stangen­holze und mit majestätischen Schritte» betritt der stattliche Zwölfer den Plan, von Kampfes­lust und Eifersucht entbrannt.

Der Spießer läßt nicht lange auf sich warten. In jugendlichem Uebermut stürzt er sich auf seinen gefechtbereitcn Gegner, und nach wuchtigem Sprunge treffen die Geweihe dröhnend an einander. Die Vorderläufe fest in den Boden gestellt, will keiner von ihnen vom Flecke weichen.

Der Vollmond, der nun ganz am Firma­mente herauf gestiegen ist, gießt sein Silberlicht in vollem Glanze über das urwüchsige Bild des Naturlebens.

Jetzt entwickelt der Zwölfer die ganze Kraft seines Nackens und drängt den Spießer immer mehr von der Stelle, bis dieser sich end­lich zur Flucht entschließt. Aber bald stellt er sich wieder, seine spitzen Geweihe zu neuem er­bittertem Kampfe senkend. Majestätisch, des sicheren Sieges sich bewußt, naht der Zwölfer, der den Feind nach kurzem Strauße aus dem Felde schlägt.

Schmachbedeckt trollt der Spießer von dannen, um Anderswo sein Glück zu versuchen, und eilt geraden Weges auf die beiden mit vor­trefflichem Winde lauernden Jäger zu. Da blitzt es seitwärts auf, der Spießer zuckt zu­sammen. biegt sich zu Kreuze, bricht nach einem kurzen Satze in die Vorverkäufe und verendet so schnell, wie es nur nach einem Meisterschüsse möglich ist.

Wer aber war der Schütze, wer rhat den meisterhaften Schuß, da ohne Wissen des Ober­försters Niemand das streng gehegte Revier be­treten darf?

Behutsam nähert sich der Oberförster, eine imposante stämmige Woidmannserscheinung, der schon manche Kugel mit Wilderern gewechselt, so manches ernste Wort mit ihnen gesprochen hatte, seinem aufmerksam ausschauendcn Unter­gebenen.

Sie sind da!" flüstert er.Doch jetzt vor allem Ruhe und Vorsicht. Man kann nicht wissen, wie viele dieser ungebetenen Gäste aus den bayerischen Grenzdörfern herübergekommen sinv."

Ruhig harren sie auf ihrem Posten der Dinge, die da kommen werden. Nach langer Pause ertönt aus der Gegend ein leiser Pfiff, der gleich darauf von mehreren Stellen beantwortet wird.

Wir werden es mit mindestens sechs Raubschützen zu thun bekommen," meinte ruhig der Förster.

Endlich zeigten sich zwei der nächtigen Ge­sellen, gingen auf das erlegte Wild zu. und schleiften es bei den Hinterläufen gegen den Waldrand, wo sie sogleich den Spießer aufzu­brechen und auszuweiden begannen.

Jetzt vorwärts!" rief der Oberförster leise seinem Begleiter zu.

Die Büchse schußfertig, näherten sie sich der Stelle, wo beide Wilddiebe in größter Seelenruhe in ihrer Beschäftigung fortfuhren. Es gelang

den Beamten glücklich, der beiden an einem Baum gelehnten Gewehre habhaft zu werden und so wenigstens zwei der Strauchritter zu entwaffnen, die gewohnt sind, Leben für Leben einzusetzen, die es mit unwiderstehlicher Gewalt hinaustreibt in den Forst, ihrem gefährlichen Handwerk obzuliegen.

(Schluß folgt.)

(Unterbieten.) Wie unangenehm es für den Betreffenden unter Umständen werden kann, sich durch Unterbietungen Arbeiten verschaffen zu wollen, hat der Glasermeister R. in Leipzig er­fahren müssen. Er hatte die Glaserarbeiten an einer Volksschule für 13 500 ^ übernommen, obwohl sie von Sachverständigen auf 19 000 ^ veranschlagt worden waren. Nach Vollendung der Arbeiten wurde dem Meister klar, daß er mindestens 3000 ^ dabei eingebüßt hatte. Er bat deshalb die städtischen Kollegien um eine Nachbewilligung von 2000 Die Stadtver­ordneten lehnten jedoch jede Vergütung ab, da einer solchen Preisunterbietung gegenüber ein Exempel statuiert werden müsse.

(Ein ganzes Dorf zu verkaufen.) Wer in Aussig ein Paar schöne, blanke Sechser in der Tasche hat, kann dermalen ein ganz brillantes Geschäft machen. Wir lesen nämlich eben folgen­des Inserat: Ein ganzes Dorf im Saazer Kreis, an der Eger gelegen, 320 Strich Acker, l5 Strich Wiesen bester Qualität und 1000 Schock Hopfen, mehrere schöne feuerfeste Wohn- und Wirtschafts­gebäude und ein Gasthaus umfassend, mit reichem Obstbau und bedeutendem toten und lebenden Beilaß ausgestattet, wird um 90 000 fl. verkauft. Der Absatz aller Erzeugnisse gesichert. Näheres durch die Administration derTeplitzer Geschäsls- zeitung."

(Ein Vorschlag zur Güte.)Die Straßcn- schleppe", so schreibt uns ein Abonnent, dieschon sovielStaub aufgewirbelt hat" , läßt die Ge­müter inmer noch nicht zur Ruhe kommen. Ich habe die Absicht, weder für, noch gegen dieses überflüssige Anhängsel zu eifern, sondern möchte einen versöhnenden Vorschlag machen. Die Schleppe kann ruhig weiter sogar noch etwas länger getragen werden, jedoch müßten sich die Schleppenträgerinnen folgendem, vom hygie­nischen Standpunkte aus gewiß zu billigenden Vorschläge fügen: Der schleppende Teil des Kleides wird unterhalb mit starkem Gacefutter, oder bei sehr langen Schleppen mit ganz dünnem Drathgeflecht versehen. An dieser Unterlage lassen sich bequem einige Rollvorrichtungen, wie man sie unter den besseren Stubenmöbeln hat, befestigen. Auf diese Weise wird die Schleppe rollend nachgezogen und das Stauaufwirbeln würde, wenn auch nicht gänzlich beseitigt, so doch wesentlich vermindert werden.

(Vom Exerzierplatz in Deutschostafrika.) Komisch genau haben die schwarzen Unteroffiziere ihre Kommandos den deutschen Unteroffizieren abgelauscht. Ein Sudanese, der schreiben gelernt hat, zeichnete die Kommandos nach dem Gehör folgendermaßen auf:Eh Stillstann. Aougen lkß! Aougen gerade! Taßkiwihr üa! Kiwihr app! Reechts vmn! Links omn! Mit- sexounen rechtswek marsch! u. s. w." Um ihrem Aerger Luft zu machen, gebrauchen die Schwarzen auch die schönsten deutschen Schimpfwörter. Ein Zulu hat sich die Redensart angewöhnt:Aber etwas rasch, wenn ich bitten darf."

(Bedenklicher Vorzug.) Heiratsvermittler: Was haben Sie an der jungen Dame auszusetzen ? Ist sie nicht ein süßes Geschöpf? Ich sage ihnen der reine Zucker!" Junger Mann:Ja­wohl, mir aber zu raffinirt!"

(Gut aufgepaßt.) Hausfrau:Aber. Du dumme Gans, Hab' ich Dir nicht gesagt, Du sollst aufpassen, wenn die Milch überkocht!? Neue Dienstmagd (weinend): Ach, mein Gott! Ich Hab' ja aufgepaßt. Es war gerade neun Uhr!"

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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.