und Kaufmann E. Dreiß werden wieder gewählt. Für den zum Direktor gewählten Hrn. Wagner tritt Hr. Konditor Costenbader in den Aufsichtsrat. Hr. Kaufm.Oestellen dankt namens der Genossen dem Vorstand und dem Aufsichtsrat für die allerseits tüchtige Geschäftsführung, der insbesondere das Aufblühen der Bank zu verdanken sei. Vorsitzender Staudenmeyer betonte, daß das trene Zusammenhalten der Genossen zu diesem schönen Ergebnis geführt habe und wünscht, daß auch die heute beschlossenen Neuerungen der Genossenschaft zur Förderung dienen! Zum Schluffe der einmütig verlaufenen Versammlung wurden die Dividenden auf die Vollanteilscheine ausbezahlt.
— Die Bestellung des Tistriktsarztes vr. msä. Baader in Altensteig, OA. Nagold, zum Ortsarzt in Aichhalden und Oberweiler OA. Calw, ist von der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis am 15. Febr. d. I. bestätigt worden.
Stuttgart. In der Nacht vom Mittwoch aus Donnerstag wurde ein junger Postbeamter in der Friedrichsstraße von 2 Strolchen angefallen, die ihn zu berauben verskchten. Nachdem sie ihn mit Schlägen und Messerstichen traktiert hatten, ergriffen sie, da auf Hilferuf des Verletzten Polizei herbeikam, die Flucht, konnten aber ermittelt und in Haft genommen werden.
Berlin, 15. Febr. (Deutscher Reichstag.) Tritte Lesung des Nachtrags-Etats für China. Abg. Bebel (Soz.) wünscht von der Reichsregierung Aufklärung darüber, wie eigentlich die Dinge zur Zeit in China stehen. Alles warte auf den Abschluß des Friedens, am meisten aber wohl Graf Waldersee. Redner behauptet, das deutsche Reich habe seit 2000 Jahren keinen traurigeren und beschämenderen Krieg geführt, als den jetzigen in China. Er geht auf die Kriegführung der Mächte in China ausführlich ein, schildert die dort vorgekommenen Verwüstungen seitens der Europäer, verliest Soldatenbriefe, die in den letzten Wochen durch die Presse gingen und schließt, daß man hieraus den Beweis führen kann, in welchem außerordentlich moralischen Tiefstand die dortigen Soldaten sich teilweise befinden. Kriegsminister v. Goßler führt ans: Die Ermordung des deutschen Gesandten v. Ketteler sei doch hinreichend gewesen zu kriegerischem Einschreiten. Der Vorredner solle die verlesenen Hunnenbriefe dem Minister zustellen, damit die Regierung die Möglichkeit bekomme die Verbrechen zu bestrafen. Vergehen seitens deutscher Soldaten seien in China laut Mitteilung des Grafen Waldersee nur drei vorgekommen und diese seien sofort streng bestraft worden. Abg. Stöcker (wild) erklärt sich mit den Ausführungen des Ministers einverstanden und wendet sich dann gegen die gestrigen Ausführungen Bebels betreffend das Missionswesen in China. Abg. Bebel (Soz.) sagt, was die Hunnenbriefe anlange, so seien dies Briefe, welche die Soldaten an ihre Eltern geschrieben hätten. Die schlschte Orthographie in diesen Briefen sei ein Beweis der schlechten Schulbildung. Wenn aber der Minister den Briefen keinen Glauben schenke, weshalb ziehe er die Blätter, die solche Briefe veröffentlichen nicht zur Verantwortung? Minister v. Goßler erklärt, er habe die betreffenden Mitteilungen aus den Zeitungen
an das Oberkommando in China gesandt und warte nur den Bericht ab. Treffe dieser ein, so werde er, soweit möglich, unnachsichtlich gegen die Blätter Vorgehen. Nach einer kurzen Entgegnung wird die Debatte geschloffen und der Nachtragsetat gegen die Stimmen der Sozialdemokraten angenommen. Hierauf folgt die zweite Lesung des Postetats. Beim Gehaltstitel Staatssekretär bemängelt Abg. Müller-Sagan (freist Volksp.) die schlechte Postbestellung namentlich in Berlin und die unzureichende Neu-Einstellung von Beamten. Die Verhältnisse der Unterbeamten hätten sich verschlechtert. Staatssekretär PodbielSki entgegnet, es seien seit dem 1. April v. I. mehr Leute eingestellt worden als die Privatpost besessen habe. Es entspinnt sich noch eine längere Debatte über die Bestellung von Briefen mit polnischer Adresse, an der sich die Abgeordneten Graf Stolberg (cons.) Bassermann (natl.) Singer (Soz.) und Jasdzewski (Pole) beteiligen.
Berlin, 15. Febr. Die K. Strafkammer des Landgericht l verurteilte heute den ehemaligen Kriminalcommissar Thiel wegen Bestechung unter Ausschluß mildernder Umstände und wegen Verleitung zum Meineide zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust. ,
Laibach, 17. Febr.' Gestern Abend 9 Uhr 10 Min. erfolgte hier ein heftiger Erdstoß mit unterirdischem Rollen, worauf eine längere Wellenbewegung wahrnehmbar war. ES ist noch nicht bekannt, ob Schaden angerichtet worden ist.
Pest, 15. Febr. Mehrere tausend Arbeitslose durchzogen heute nachmittag die Hauptstraßen der Stadt unter Hochrufen äus die internationale Sozialdemokratie und Absingen der Arbeitermarseillaise. In dem Zuge wurden Tafeln mit der Aufschrift: „Brot, Arbeit und Recht!" getragen. Die Leute begannen alsbald die Spiegelscheiben von Restaurants, Kaffeehäusern und anderen'Geschäften einzuschlagen. Die Ladenbefitzer schlossen erschreckt die Läden. Die Polizei hatte große Mühe, die Ruhestörer auseinanderzutreiben, und verhaftete eine große Anzahl. — Bei den Demonstrationen wurden 3 schwer, über 15 leichter verletzt, 35 verhaftet.
London, 15. Febr. Nach einer Lloydmeldung aus Bombay stieß der deutsche Dampfer „Setos" bei der Einfahrt in den dortigen Hafen mit dem ausfahrenden englischen Dampfer „Daghestan" zusammen und sank. Die Wassertiefe beträgt an der Unfallstelle 25 Fuß. Der „Daghestan ist erheblich beschädigt.
London, 15. Febr. Das Kriegsamt veröffentlicht folgendes Telegramm Lord Kitcheners aus Pretoria vom 14. Febr. 1 Uhr 5 Min. nachmittags: Unsere Truppen befinden sich augenblicklich in einem Kampfe mit den Truppen DewetS nördlich von Philippstown, welches wir besetzt halten. Dewet hat den Oranjefluß bei Sanddrift überschritten und scheint sich in westlicher Richtung bewegen zu wollen. — General French berichtet von einer Ortschaft, die 25 Meilen südöstlich von Ermelo sich befindet, daß eine Abteilung Buren bei Piet Nettes zurückgeschlagen worden ist. Die Versuche der Kolonne, nach Norden zurückzukehren, sind bisher gescheitert. Das Regiment Inuiscilling griff den Feind an, welcher 5 Todte und Verwun
dete und 10 Gefangene verlor Die englischen Truppen bemächtigten sich außerdem einer Anzahl Wagen und Vieh und hatten nur einen Todten und 5 Verwundete.
London, 16. Febr. Ein Telegramm aus Hootkraal (Kapkolonie) an die „Daily Mail" berichtet, daß Dewet die Eisenbahnlinie zwischen Hootkraal und Pontfontein überschritten hat. Er zerstörte zwei Brücken und verfügt über 1200 Mann und 2 Geschütze. Präsident Stein begleitet ihn noch immer. Dieser soll erklärt haben, er garantiere für tadellose Disziplin unter den Mannschaften. General Plumer hatte ein Gefecht mit der Avantgarde der Buren, das wahrscheinlich heute noch fortdauert. Sämtliche Einwohner männlichen Geschlechts in Grasfontein sind unter der Beschuldigung, die Buren unterstützt zu haben, verhaftet worden.
Cradok (an der Bahn von Colchville nach Port Elizabeth), 16. Febr. Eine Abteilung von 50 Buren nahm gestern 10 Meilen von hier einen Transport von 70 Pferden, welche für englische Truppen bestimmt waren, weg.
Die Wirre« t« Chi«»
Berlin, 16. Febr. Die „Post" schreibt: Meldungen aus Peking zufolge trifft das deutsche Ober-Kommando Vorbereitungen für eine umfangreiche Expedition deutscher Truppen, lieber den Zweck und das Ziel dieser neuen Expedition läßt sich von hier aus nichts sagen, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Chinesen, denen durch die lange Dauer der Friedensverhandlungen wieder derart der Kamm geschwollen ist, durch ihr Verhalten eine solche Maßnahme des Oberkommandos herausgefordert haben. Jedenfalls wird die Ausführung dieser Expedition nichts schaden, sondern im Gegenteil den Chinesen zeigen, daß die Verbündeten nicht gewillt sind, sich von ihnen an der Nase herumführen zu lassen.
— Dem „Standard" wird aus Tientsin gemeldet, daß die Lage in Peking wieder verwickelt wird. Die Aussicht auf eine befriedigende Lösung sei weiter entfernt als je. Der englische Gesandte soll ein energisches Vorgehen befürworten und Graf Waldersee soll ein Ultimatum an den Hof geschickt haben. Allem Anschein nach mache China Schwierigkeiten, weil es sich inzwischen auf die Erneuerung der Feindseligkeiten im Frühjahr vorbereiten wolle. — Die „Morning Post" entwirft gleichfalls ein düsteres Bild von der Lage in China. Sechs Monate feien verflossen, seit die belagerten Gesandtschaften befreit wurden, und dennoch sei noch keine der Forderungen der ausländischen Regierungen erfüllt. Geld und Zeit der Ausländer werde vergeudet und nur teilweise sei ein Ersatz dafür zu erwarten. Das Prestige der ausländischen Regierungen sei gesunken und die Sicherheit der Ausländer werde nie wieder dieselbe werden, wie vorher. Die chinesische Regierung, beeinflußt durch Berichte ihrer Vertreter im Ausland, glaube, daß die Regierungen nachgiebig werden würden, weil sie sich fürchten, den Folgen einer ernsten Politik entgegen zu sehen. Rußland allein habe sich eine gute Position gesichert.
Mttert die hungernden Vögel!
„Wie geht's, Schilling?" begrüßte ich ihn. „Koch, Sie erlauben wohl, daß ich der Dame hier zeige, wo alle die schönen Gerichte Herkommen, an denen wir uns täglich ergötzen."
Der Bootsmann legte die Pfeife an den Aermel, während er gleichzeitig mit dem Daumen respektvoll nach seiner Mütze fuhr und sagte: „Freue mich. Sie einmal hier bei uns zu sehen, Mr. Seymour." Kaum hatte er aber das letzte Wort heraus, als er, Florence scheu ansehend und mit einer Grimasse, als hätte er sich in die Zunge gebissen, stotterte: „Egerton, mein' ich, der Satan spliße meine Gedanken, wo Hab' ich mein Gedächtnis, daß ich nicht mehr weiß daß Egerton der Name ist, und Egerton ist er."
Ich winkte ihm beruhigend zu und fuhr fort: „Wir möchten uns das Schiff einmal vom Vorderdeck aus ansehen."
„Das ist recht, Sir," sagte er in seiner biederen Weise, „aber wird die Dame unsere Treppe nicht zu unbequem finden?"
„O, ich denke, die wird so schlimm nicht sein," entgegnete ich. „Was meinen Sie, Miß Hawke," wandte ich mich vor diesen Leuten sehr förmlich an Florence, „wollen Sie es wagen, die Leiter dort hinauf zu steigen?"
Sie drehte sich um, vermochte aber der Weisung meines Fingers nicht zu folgen, da sich inzwischen eine Menge Zwischendeckpassagiere um uns versammelt hatten.
Schilling, welcher die Verlegenheit bemerkte, die das Gesicht meines Liebchens zeigte, trat jetzt vor, schob die vordersten beiseite und sagte uns vorausschreitend: „Na Leute, macht Platz, damit die Dame was sehen kann."
Als wir aus dem Knäuel heraus waren, wollte er uns durchaus begleiten, ich lehnte aber sein Anerbieten mit einem freundlichen Händedruck ab und stieg, dicht hinter meiner Kleinen, die Leiter hinauf.
Der Teil der Schiffes, in den wir nun gelangten, bot einen anderen Anblick als das Hinterdeck. Auf diesem, alles nett, sauber, glänzend und hier: Nässe, Schmutz, Tauwerk, Anker, Spaken, umher hängende Hemden, Hosen, Jacken der Matrosen, und ein Gewirr von Wanten, Stagen, Takeln und Segeln. Von den letzteren interessierten Florence besonders die Klüver auf dem mächtigen Bugspriet, worauf ich ihr erzählte, wie oft ich auf diesem, über die hochwallende See hinweg, hätte Hinausreiten müssen, um die Klüver ein- oder aufzuholen. Da schauderte sie und drückte meinen Arm mit einem leise geflüsterten: „Gott sei Dank, daß du das jetzt nicht mehr brauchst." Dann fragte sie plötzlich, mit der Hand nach einer Selle des Decks deutend: „Was ist das für ein Loch?"
„Das ist die Vorderluke, eine der Thüren, die in das Wohn- und gleichzeitig Schlafzimmer der Matrosen, dem sogenannten Volkslogis, führen." Wir traten an den Rand der Luke und blickten hinein. Es war ein Raum, in dem es so dunkel war wie in einer Tasche. Auf einmal fuhr sie zurück. Ein grimmiges Gesicht mit struppigem rotem Bart und ebensolchem Haar, tauchte aus der Tiefe. Ich ging auf der Stelle weiter, denn der Matrose liebt es nicht, wenn Leute kommen und ihn in seinem Seehause anstarren.
Ich führte sie nun noch in die äußerste Spitze des Schiffes. Der,Strath- more' flog dahin, als wenn er Flügel hätte. Trotzdem ich mein Liebchen fest am Arm hatte, griff es doch noch ängstlich in eine Wante. Der starke Luftzug und der hoch aufspritzende Gischt benahm ihr den Atem, dessen ungeachtet aber sagte sie fast keuchend: „Wie herrlich!" Eine ganze Weile hielt sie wacker stand und betrachtete die tiefen Furchen voll kochenden, brodelnden und schäumenden Wassers, welche der scharfe Bug in die Wellen schnitt, dann auf einmal aber hatte sie genug an dem Schauspiel. Eine starke Spritzsee war übergekommen und hatte uns tüchtig durchnäßt. (Fortsetzung folgt.)