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Baden, nämlich einen General, 20 Offiziere, sowie 24 Unteroffiziere und Soldaten; ferner 43 Pferde. Es handelt sich um Terrainauf­nahmen für das kommende Kaisermanöver.

Schramberg, 23. Mai. Anläßlich der Auflösung derkombinirten Stiftung Schram­berg" wurden heute Vormittag auf dem hiesigen Rathause die derselben gehörigen Wiesen und Waldungen, zum zweiten und letzten Mal ver­steigert. Der auf Hardter Markung gelegene sog. Nonnenberg oder Heiligenwald, 113 da 24 a 54 gm Nadelwald, Schätzungspreis 233 715-^, 18 da 74 a 17 gm Wiesen und Wechselfelder, Schätzungspreis 11 245 wurde von Sägwerksbesitzer u. Holzhändler Commerell in Höfen um zus. 216 000 ersteigert. (S.M.)

Zustand.

Zürich, 23. Mai Im oberen Züricher­see ertranken heute früh von 15 Töchtern aus dem Kloster Würmsbach welche überfahren wollten, sieben. In der Nähe des alten Dossen- horns sank Plötzlich das Schiff, in welches Wasser eingedrungen war. Mit größter Mühe wurden acht gerettet. Unter den Ertrunkenen befindet sich Paulina Vollmer von Waldsee (in Württ.), Philippine Huber von Erzingen in Baden.

Aus Wien kommt die Nachricht, den neuen italienischen Minister des Auswärtigen, Brin, hätten der deutsche Reichskanzler, Graf Eaprivi, sowie der österreichische Minister des Auswärtigen, Graf Kalnoky. zu seinem Amtsantritt auf tele­graphischem Wege freundlich begrüßt. Die Ernennung eines neuen italienischen Botschafters in Berlin an Stelle des Grafen Taverna, steht bevor.

Kopenhagen, 23. Mai. Die russische Kaiserfamilie ist heute Vorm. 11 Uhr auf dem Polarstern, 5 Stunden vor der festgesetzen Zeit, hier eingetroffen. Es fand großer Em­pfang statt.

Kalkutta. 23. Mai. Die Cholera ist im Kaschmtrthale stark epidemisch aufgetreten. JnSrinagar wurden gestern 296 Erkrankungen und 146 Todesfälle festgestellt.

New-Uork, 19. Mai. Einem Tel. aus Denison in Texas zufolge wurden in dieser Stadt während der vorigen Nacht von unbe­kannter Hand eine Anzahl Morde verübt, deren Opfer sämtlich Frauen sind. Das erste derselben war die junge Frau eines Arztes, Dr. Henry Haynes, die man in ihrer Wohnung, von Kugeln durchbohrt, tot auffand. 3 Stunden später wurde Miß Teen Hawley, die Tochter aus einer hochangesehenen Familie, in ihrem Heim erschossen. Die nächste Mordszene spielte sich in einem übelberüchtigten Hause eines andern Stadtteils ab. Dort feuerte der Mörder durch das Fenster und tötete ein Mädchen Namens Maud Kramer. Hierauf lief er in die nächste Straße und erschoß die in einem ähnlichen Hause am Fenster stehende Rose Stewart. Ueber die Person des Verbrechers ist man gänzlich im Dunkeln. Hunderte von bewaffneten Bürgern suchen nach ihm, auch hat man Bluthunde auf seine Spur gesetzt. Ein weiteres Telegramm aus Denison berichtet, daß heute morgen wieder­um auf eine Frau gefeuert wurde, welche jedoch mit einer leichten Verletzung davonkam. Die Aufregung in Denison ist ungeheuer. Soldaten­patrouillen durchziehn bei Tag und bei Nacht die Straßen der Stadt. Auf die Ergreifung des Mörders ist eine hohe Belohnung ausgesetzt.

WernrischLes.

(Wirtshäuser in Stuttgart.) Ein sehr heiteres Bild über die Geschichte der, Wirtshäuser und das Wirtshausleben in Stuttgart entwarf vor einiger Zeit Herr G. Aarth im Württ. Altertumsverein. Da Stuttgart selbst bedeuten­der Weinort ist, so spielte im Wirtshausleben unserer Vorfahren Gott Bacchus von jeher die erste Rolle. Meistens war der Wein auch nach damaligem Gelde ziemlich billig. 1386 kostete der Eimer 10 Kreuzer, und um seine Zeche mit einem Heller bezahlen zu können, mußte man zwei Abende durchkneipen. 1383 wuchs so viel Wein, daß man ihn beim Bau der Stiftskirche

zum Kalkablöschen benützte. Die erste Bier­brauerei (von Bardili) erstand 1630, wurde aber 1663 verboten, jedoch später wieder konzes­sioniert. Trotz des in allen Schichten der hies. Bevölkerung vielbeliebten Trinkens wurden die Wirtshausgesetze strenge gehandhabt. Nach einem herzoglichen Erlaß von 1673 sollte jeder Zecher, der nach 9 Uhr im Wirthaus betroffen wurde, von der Patrouille gefaßt und über Nacht auf der Wache behalten werden. Das älteste Gast­haus in Stuttgart und Jahrhunderte lang von bestem Ruf war derAdler" am Markt, wo sich stets die höchste, ebenso auch die fröhlichste Gesellschaft zusammenfand. Von seinen be­kanntesten Stammgästen, dem Dichter Schubart und dessen Freund, dem Schieferdecker Bauer, erzählt man sich heute noch die schnurrigsten Dinge. Die beiden soffen, wie Schubart sagte, daß die Haare rauchten. 1798 wohnte Göthe bei seiner Rückreise aus Italien imAdler". Auf der Herreise hatte er imRömischen Kaiser" logiert, dort aber, wie er an Schiller schrieb, unliebsame Bekanntschaft mit den Stuttgarter Wanzen machen müssen. Heute ist der Adler größtenteils zu Kanzleizwecken verwendet. Zu den ältesten hiesigen Gasthäusern zählt weiter dergoldene Becher," wo Kaiser Karl V. ge­wohnt haben soll und 1789 gar der Räuber­hauptmann Hannickel. In derSonne" hatte Nikodemus Frischlein seinen Stammtisch, bis er in dasgrüne Haus," dem früherenBären" übersiedelte, imSchalten" während seiner Ab­geordnetenzeit Ludwig Uhland. Schiller ver­kehrte meistens imOchsen". Als erstes Hotel galt noch in den drei ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts derKönig von England" (jetzt Kanzleigebäude); bedeutend war auch dasWald­horn" im jetzigen Gouvernementsgebäude. Den Petersburger Hof" hatte sich sogar Kaiser Joseph zum Absteigequartier gewählt. Jetzt nimmt den ersten Rang ein und erfreut sich eines europäischen Rufes das Hotel Marquardt. Der Gründer desselben wohnte anfänglich im jetzigen Rominger'scher Haus ans der Königs­straße.

(Des Pudels Kern.)Eine junge Frau wünscht die Bekanntschaft eines vermögenden Herrn zu Wachen", lautete eine Annonce in einem Berliner Blatte, auf die Herr B., ein wohlhabender und ganz unabhängiger Jung­geselle in der Mitte der 40er Jahre, einging. Nach wenigen Tagen erhielt er Antwort und hatte nach Verlauf einer Woche, nachdem einige Briefepostlagernd" gewechselt waren, das Glück, eine junge hübsche Frau kennen zu lernen, mit welcher der Verkehr sich bald so vertraut ge­staltete, daß die Dame ihm sogar in seiner Wohnung Besuche abstattete. Dabei hüllte sich dieselbe jedoch immer in Bezug auf ihren Namen und ihre Verhältnisse in ein so undurchdring­liches Dunkel, daß der neugierige Liebhaber trotz aller Bemühungen das Geheimnis nicht zu er­gründen vermochte. Eine notwendige Reise, die Herr B. vor einigen Tagen antrat, brachte eine kleine Unterbrechung in dieses zarte Verhältnis. Bei seiner Rückkehr machte er aber die betrübende Entdeckung, daß Diebe während seiner Abwesen­heit seine Wohnung ausgesucht und in ihr tüchtig aufgeräumt hatten. Die junge Frau aber ließ sich weder zu der verabredeten Zeit blicken, noch gab sie auf mehrere Inserate unter der verein­barten Chiffre ein Lebenszeichen von sich, und Herr B. glaubt sich nicht zu irren, wenn er an­nimmt, daß er es mit einer Hochstaplerin zu thun hatte, welche auf diesem nicht mehr unge­wöhnlichen Wege einer Diebesgesellschaft die Ge­legenheit zu einem Diebstahl ausbaldowerte.

(Zweiradtour Paris-Frankfurt.) In 3'/- Tagen von Paris nach Frankfurt a. M. fuhr Per Zweirad Herr Heinrich Oppel aus Rüssels­heim a. M. Derselbe verließ Paris Donners­tag den 12. Mai morgens und traf am 15. Mai nachmittags 3 Uhr in Frankfurt ein. Durch diese Leistung ist der Rekord für diese Strecke geschlagen, und zwar ist derselbe um I'i-Tage verbessert. Die Fahrt geschah ohne jeden Unfall und jeden Defekt an der Maschine.

(Theorie und Praxis!) Fast am nämlichen Tage, an welchem die Geschworenen des Militär- bezirksgerichts München den steinernen Maßkrug für kein gefährliches Werkzeug erklärten, hat das Schwurgericht in Bayreuth einen An­geklagten verurteilt, der bei einer Tanzmusik einen 17jährigen Burschen durch einen einzigen Schlag mit einem Maßkrug getötet hat!

(Schnelle Strafe.) Am Clover Fork in Louisville, Kentucky, wohnte der Landmann Harvell mit seiner jungen Gattin, die ihm vor wenigen Monaten das erste Kind geschenkt hatte. In den letzten Wochen gelang es einem Manne, Namens Brady, die Frau zu verführen, und das schuldige Paar verabredete einen Plan zur Flucht. Wie es scheint, kam Harvell hinter die Geschichte, und um ihn auf die Seite zu schaffen, goß das Weib zur Nachtzeit Petroleum auf das Bett, in dem ihr Gatte und ihr Kind schliefen, und setzte das Oel in Brand. Vater und Kind fanden einen schrecklichen Tod. Dann verließ das entartete Weib das Hans, um zu Brady zu eilen, der sie an einem bestimmten Punkte erwartete. Sie nahm den Weg quer über ein Feld und wurde hier von einem Farren ange- fallcn, der sie mit den Hörnern durchbohrte. Brady eilte ihr zu Hilfe und wurde von dem wütenden Stiere ebenfalls so schrecklich zuge­richtet, daß man an seinem Aufkommen zweifelt. Er hat ein Geständnis abgelegt.

(Aus der guten, alten Zeit.) Zur Zeit der alten Bürgerwehr stellt sich ein junger Mann, Namens Müller, der eben in das dienst­pflichtige Alter getreten war, am bestimmten Tage in seiner neuen eigenen Uniform zum Dienst.Warum haben Sie denn so ein seines Tuch genommen?" meint der Lieutenant das ist ja ganz unvorschristsmäßig und Unter­offizierstuch!"Der Herr Hauptmann hat die Uniform selbst gemacht!" erwidert Müller. (Der Herr Hauptmann war nämlich in seinem Zivilverhältnis Schneider.)Als Gemeiner dürfen Sie aber kein Unteroffizierstuch tragen," bemerkt der Lieutenant, der schließlich die schwierige Frage dem Kommandanten der Bürger­wehr, dem Herrn Major vorträgt. Lange geht dieser, seinen grauen Schnurrbart drehend, auf auf und ab; dann macht er Plötzlich Halt und spricht zu seinem Adjutanten:Der Gemeine Müller ist zum Unterossizier befördert!"

(Fl. Bl.)

(Der Druckfehler-Teufel) hat bei der Her­stellung der bayrischen Postkarten schon manchen bösen Streich gespielt. So sind z. B. Postkarten mit der AngabeRückantwort,, (stattRückant­wort,,) zur Ausgabe gelangt. Jetzt sind wieder Weltpostkarten im Umlauf, welche stattBaviere" mitBavivre bedruckt sind.

(Nutzanwendung.) Berliner Bankier (einige Tage nach Eröffnung derUrania") zu seiner Frau:Schon wieder einen Schmuck? Du wirst nächstens noch die Ringe des Saturn kaufen wollen."

(Am Pulverturm.) Militärposten:He, Sie, warum laufen Sie denn immerfort um den Pulverturm herum? Herr:,, Ich will mir das Rauchen abgewöhnen!"

(Konservierung von frischem Spargels wird auf verschiedene Art und Weise versucht und em­pfohlen. Bei der jetzigen Spargelzeit dürfte folgendes von E. Pfeifer in Braunschweig er­probtes Mittel unseren Hausfrauen willkommen sein: Frisch geschnittener Spargel wird mit der Schnittfläche an eine heiß gemachte Metallplatte (Ofenplatte) so lange gedrückt, bis die Schnitt­fläche oberflächlich verkohlt ist; die Kopfenden werden mit Seidenpapier umwickelt, die Stengel dann in pulverisirte Holzkohle verpackt und luft­dicht in Kisten von Holz oder Blech aufbewahrt.

Wegen des Himmelfahrtsfestes er scheint die nächste Nummer am Sams­tag vormittag.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.