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in das Gefängnis geführt und eine strenge Unter­suchung angcordnet. Am folgenden Tage wurden noch zahlreiche Personen, hervorragende Männer des irischen Adels, verhaftet. Die meisten wurden nach längerer Haft wieder entlassen, darunter auch der Baronet Grimoit. Andere, die dem Protektor unbequem waren, wurden des Landesverrats angeklagt und hingerichtet.

Lucretia Grimoit aber verschwand, ihr Schicksal ist unbekannt.

Sechs Monate nach jenem ereignisreichen Morgen bewunderte man in Kopenhagen den Reichtum des Grafen Shirley und die Anmut, Liebenswürdigkeit und engelgleiche Sanftmut seiner Gemahlin. Diese reizende Frau von seltener Schönheit war Niemand ahnte es die Tochter des Scharfrichters von Dublin.

Der Kaiser hat, wie uns aus Stettin geschrieben wird, gleich nach den ersten Gängen bei dem von den Ständen der Provinz Pommern veranstalteten Diner Veranlassung genommen, seine vollste Anerkennung über das großarige und bis in die kleinsten Details gelungene Arran­gement der Tafel auszusprechen. Da es nicht möglich gewesen war, in Stettin Jemanden zu finden, der die Dekorativ« der Tafel zur Zu friedenhcit hätte ausführen können, hatte man sich an einen Berliner Hoflieferanten ge- wandt, der sich schon lange der Gunst des Kaiserlichen Hofes zu erfreuen hat. Dieser war mit seinem ganzen Personal nach Stettin gekom­men , um die Riesenarbeit zu bewältigen. Vor den Plätzen der Majestäten breitete sich ein mehrere Meter langes Rosenparterre aus, zu dem entzückende Marschall-Niel-Rosen verwandt waren. Mitten aus diesem Flor erhob sich eine kolossale Silberschale, ein Jubiläumsgeschenk an den Präsidenten von Koller, deren Inhalt mit dem zartesten Weiß der eigenartig duftenden Gardenien gefüllt war. Die Schale war von zwei hohen Rebstöcken flankirt, dessen kolossale Trauben allgemeine Bewunderung erregten. Als besonderer Schmuck der Kaiserlichen Plätze sind noch die aus Veilchen geflochtenen Initialen der Majestäten mit der dieselben überragenden Krone zu erwähnen. Die Zahl der Blumenstücke aus den gesummten Tafeln betrug 42.

Berlin. Am 15. ds. Abends hat die dreizehnjährige Tochter Klara des Malers Wer­necke ihren acht Jahre alten Stiefbruder von der Kottbuser Brücke kopfüber in den Kanal ge­worfen und der Knabe fand, da Hilfe nicht zur Stelle war, sofort feinen Tod. Die Leiche zeigte an der Stirn eine Wunde. Die Thäterin hat bei den Verhören zunächst behauptet, daß sie die That nicht vorsätzlich ausgeführt habe. Spä­tere Mitteilungen erbrachten indes das Gegenteil. Der Vater ist meist außerhalb seiner Häuslich­keit beschäftigt, die Mutter dagegen betreibt neben dem Hauswesen noch einen Handel. Ihren Stief­kindern sowohl, als auch den eigenen soll sie eine wenig liebevolle Mutter sein, so daß sie sehr ge­fürchtet wurde. Am Sonntag Nachmittag ent­fernten sich Klara Wernecke mit einer um drei Jahre jüngeren Schwester und dem Stiefbruder Hermann aus der Wohnung, holten eine zehn­jährige Freundin ab und begaben sich nach der Hasenhaide, wo sie zusammen vor Schaubuden bis abends neun Uhr sich aufhielten. Jetzt erst siel ihnen das Verbot ein. daß sie nie so spät fortbleiben sollten, und Furcht beschlich die Kin­der, da sie von der Mutter Züchtigungen zu erwarten hatten. Sie getrauten sich nicht nach Hause und die drei Geschwister beschlossen, wie die oben erwähnte Freundin aussagt, gemeinsam den Tod in den Wellen zu suchen. So waren sie bis in die Nähe der Kottbuser Brücke gelangt, wo der Plan zur Ausführung gebracht werden sollte. Als die Kinder nun vom Ufer aus in den Kanal hinabblickten, schreckten sie vor dem Wasser zurück und wurden schwankend. Klara Wernecke ermannte sich zuerst wieder, sing an, ihre Geschwister zu schelten, und äußerte:Na, Einer muß aber doch den Anfang machen!" Als die Jüngsten indes nicht Miene machten, voranzuspringen, erfaßte Klara ihren Stiefbruder und warf ihn in die Fluten. Der Knabe ist

nun anscheinend auf einen vor Anker liegenden Kahn aufgeschlagen und hat sich dadurch die an der Leiche festgestellten Verletzungen zugezogen. Als die zurückgebliebenen Kinder sahen wie der Knabe versank und nicht wieder zum Vorschein kam, erfaßte sie ein Grauen, sie überließen den Kleinen seinem Schicksal im Wasser und rannten eiligst davon. Es hat den Anschein, als ob die Aussage der Freundin, gegen welche die Klara Wernecke keinen Widerspruch erhebt, den richtigen Sachverhalt in dieser traurigen Affaire angiebt.

(Heuschrecken als Delikatesse.) Das Deutsche Kolonialdlatt schreibt: Nach einem Be­richt des Premierlieutenants Herold, Leiter der Station Misahöhe (Togo), haben am 9, 17. und 23. Januar mächtige Heuschrecken­schwärme ganz Agome in solchen Massen über­zogen, daß thatsächlich der Horizont davon be­deckt war und die Sonne verdunkelt wurde. Die Eingeborenen, welche glücklich die Reisernte beendet hatten, machten dorfweise Jagd auf diese seit 20 Jahren nicht gesehenen Insekten, so daß man unwillkürlich an das Maikäfersammeln zu Hause erinnert wurde. Jedoch leitete dieselben weniger der Gedanke, durch das Töten der Heu­schrecken ihre Felder vor Verwüstung zu schützen, als vielmehr der Trieb, ihrem Magen einen seltenen Leckerbissen zu bieten. Auf dem Markt in Kpandu wurden sogar getrocknete Heuschrecken zum Verkauf gebracht; dieselben sollen geröstet oder gebacken sehr wohlschmeckend sein. Der kluge King von Kuma teilte mit, daß er seinen Leuten verboten habe, Heuschrecken zu töten, demzufolge diese Insekten nun so rücksichtsvoll wären, sich in den Farmen der Kuma-Leute nicht niederzulassen. Der Häuptling von Jo erklärte überzeugungstreu, daß die Heuschrecken ihm keinen Schaden gethan, da er seinen Fetisch gebeten habe, allen sich in die Jo-Farmen setzenden Heu­schrecken die Zähne stumpf zu machen. Eigen­tümlich erklärte sich der Häuptling von Kusunta das plötzliche Auftreten; in diesem Jahre näm­lich wären überall in den Farmen viele Affen geschossen und getötet worden, deren Brüder sich an den lieben Gott mit der Bitte gewandt, doch die Agome-Leute zu bestrafen, welche nicht gestatten wollen, daß die Affen in den Farmen Nahrung suchen; der liebe Gott habe den Affen recht gegeben und daher die vielen Heuschrecken geschickt.

(Schlangen in Indien.) Obwohl Indien das gelobte Land der Schlangenbeschwörer ist, die behaupten, durch irgend ein Mittel für ihren Körper die tätliche Wirkung des Schlangengiftes aufheben zu können, so scheint doch hier bei der außerordentlich hohen Zahl der Todesfälle an Schlangenbiß der übrigen Bevölkerung von dieser Kenntnis Nichts zu gute zu kommen. Giftschlangen finden sich in verschiedenen Arten durch ganz Indien; die bekanntesten und giftigsten unter ihnen sind die Brillenschlangen und die Cobra. An Schlangenbissen gingen in den acht Jahren vor 1387 jährlich im Durchschnitt 19 880 Men­schenleben und 2100 St. Vieh zu Grunde. 1889 stieg diese Zahl sogar auf 23 480 Menschen und 3793 Stück Vieh. Trotzdem in diesem Jahre die ungeheure Zahl von 578 415 Schlangen ge­tötet wurde, wofür die Behörden 23 556 Rupien an Prämien gewährten, so starben doch 1890 noch 21 412 Menschen und 3948 Stück Vieh an Schlangenbiß. JmJahre 1890wurden 510659 Schlangen gegen einen Kostenaufwand von 19 004 Rupien getötet. Die Durchschnitts Sterblichkeit für alle Provinzen beläuft sich also auf etwa 20 000 Menschen jährlich.

(Tötung der Maikäfer, bezw. der Engerlinge.) Prof. Dr. Löffler hat, wie wiederholt in diesen Spalten berichtet wurde, den Vorschlag gemacht, die Feldmäuse dadurch zu vernichten, daß sie verseucht", also infiziert werden, und zwar mit einem nur den Mäusen schädlichen Mittel. Das übrige bleibt dann der gegenseitigen Anstrengung überlassen. Bekanntlich hat er im Auftrag der griechischen Regierung jüngst sein Mittel im großen in Thessalien angewendet. Wie die Südd. Apotheker-Zeitung berichtet, wollen nun

französische Forscher ein Mittel gefunden haben, um in ähnlicher Weise die Engerlinge und so­mit die Maikaferplage zu beseitigen. Sie fangen eine Anzahl dieser Engerlinge (ca. 100), stecken sie mit den Sporen von einem Pilz,LotrM8 tonolla,", an, indem sie die Larven in einer Schüssel mit nassem Sande mit den fraglichen Sporen bestreuen. Nach kurzer Zeit sind sämt­liche Maikäferlarven angeiteckt, welche ihrerseits, auf die Felder zerstreut, ihre Genossen an­stecken. Die Entdecker beabsichtigten den Pilz in Massen zu züchtigen und an die Landwirte zu verwerten.

Die Maibowle. Schon Rembertus Dodonäus, der berühmte Botaniker und spätere Leibarzt Maximilians II., erwähnte vor mehr als 300 Jahren der deutschen Sitte. Waldmeister in den Wein zu thun,um das Herz froh und und die Leber gesund zu machen". Auch der alte John Gerard erzählte dasselbe von deut­schen Gebräuchen, und daß man das liebliche Kraut deshalb Leberkräutlein undHertzfreydt" nenne. Freunden einer guten Maibowle sei ge­raten, das Kraut nie vor dem Gebrauch zu waschen, sondern etwas welk werden zu lassen und dann nur auf kurze Zeit in den Wein zu legen, kein Wasser zu der Bowle, wohl aber ein gutes Glas Sherry und einensupyon" Cognac und wenig Zucker zu nehmen, wie auch die Bowle nur kurze Zeit auf Eis zu stellen. Das Wort Waldmeister ist neueren Ursprungs. Mäsch oder Mösch wie noch in Mecklenburg hieß das Kraut, und das früher und vielleicht noch jetzt in Rheinsberg gefeierte anmutendeMösche- fest" hat seinen Namen hiervon. Allgemein war früher, und nicht nur in Deutschland, die Sitte, kleine Kränze von dem Kraut in den Kirchen aufzuhängen; auch das Rheinsberger Möschefest leitet wohl seinen Ursprung daher ab.

(Schlau!) Ein sonderbarer Geschäftsmann und Rechenmeister muß der Mann gewesen sein, der bei einer kürzlich in Germersheim stattge­habten Bau-Submission ein Angebot von Ivo Prozent (sage und schreibe hundert Prozent) auf Schlosserarbeiten machte! Warum hat der Mann nicht gleich noch was dazu geschenkt.

Eine Rede. Bei der Einführung des neuen Bürgermeisters von Amberg in sein Amt soll der Zentrumsabgeordnete Hilpert folgende meisterhafte Rede gehalten haben: Ihr Herren! Ich möchte Sie aus Anlaß des neuen Bürgermeisters durch seine Installierung auf den Prinzregentcn. nämlich Luitpold, auf­merksam. Ich fordere Sie daher auf, aus Seine Exzellenz, den Prinzregenten, nämlich Luitpold Durchlaucht von Bayern: Er lebe hoch!"

(Falsche Auffassung). Lieutenant Graf v. T. (zu seinem neuen Burschen):Aeh_Fried­

rich, was noch sagen wollte, Du sagst, wie be­merkt habe, stetsHerr Lieutenant,, zu mir; nenne mich lieberHerr Graf!" Verstanden?"

Bursche:Zu Befehl, lieber Herr Graf!"

(An den Unrechten gekommen). Fremder: Pardon, mein Herr, können Sie mir wohl sagen, wo ich die allgemeine Creditanstalt finde, ich habe sie schon eine Stunde vergebens gesucht."

Student:Herr, ich suche sie schon Jahre lang vergebens."

(Lehrerin):Wir wollen nun von den geflügelten Geschöpfen sprechen. Trudchen, nenne mir ein solches! Nun? Es kommt täglich an Euer Fenster. Deine ältere Schwester liebt es sehr das ist?" Trudchen (freudig):Das ist der Flügeladjutant."

Rätsel.

Fünf Zeichen, die vorder», stehn häufig aus Glas Als Maaß oa, zu fordern das Naß, was im Faß. Die letzten vier Zeichen, entlehnt vonNatur," Sie lehnen sich an und erleichtern die Spur Zur Lösung des Ganzen, das lehrreich erlöst. Vom Zweifel, auf welchen die Menschheit oft

stößt.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.