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Neuenbürg, 18. Febr. Am Sonntag den 21 ds. nachmittags '/,3 Uhr wird Herr Sonitätsrat Dr. Bilfinger aus Stuttgart im Homöop. Verein Hahnemannia zu Pforz­heim in derAlten Keppelei" einen Vortrag halten'über Diph th eritis , ihr Wesen, ihre Heilung und ihre Verhütung. Der Verein ladet hiezu seine Mitglieder mit Familien, sowie weitere Freunde der Sache ein. Eintritt frei.

Neuenbürg, 17. Febr. Fischer Bürkle hier hat heute wieder eine ca. 20 Psd. schwere Fischotter gefangen, die zweite seit 14 Tagen. Das Tier hatte eine Länge von 108 cm.

Eingesendet. Vor einiger Zeit wurde von einem Brüsseler Bankhaus in unserem Be­zirk (in Birkenseld) eine Agentur zum Verkauf von Anlehensloseu auf Monatsraten 3 vkL 3. errichtet. Es handelt sich dabei um Finnländifche (russische) 10-Thaler Lose und zwar um Serien lose, welche in der nächsten Ziehung unbedingt gezogen werden. Das Publikum, besonders aber kleine Leute werden dabei in ganz unverschämter Weise geprellt. Unter 3000 Gewinnen sind etwa 2025 höhere Gewinne, während 2880 mit dem kleinsten Gewinn von 39 ^ gezogen werden. Obenerwähnte Agentur verkauft nun solche Lose um den Preis von 27 und er­weckt bei den Leuten den Anschein, als ob sie unter allen Umständen gewinnen würden. Liest man aber die im ausgestellten Kaufsscheine ent haltenen Bedingungen durch, so steht dort aus­drücklich, daß man nur den 20. Teil an einem solchem Los erwirbt. Das Bankhaus läßt sich also für ein Los, welches 10 Thaler oder 30 ^ wert ist und von einem reellen Bankhaus viel­leicht um 5060 vlL zu kaufen ist, nicht weniger als 20 mal 27 Mark oder 540 Mark zahlen. Fällt nun auf ein solches Los ein Gewinn, so erhält der Loskäufer nur den 20. Teil von 39

Mark oder l 95 ausbezahlt und ist also geprellt. Möge sich also das Publikum vor diesen Losverkäufcrn hüten und ihnen, wenn sie ins Haus kommen, die Thüre weisen. O. L.

Das 6r3uä Hotel äu Uliin in Wies­baden ist für die Summe von 601 000 Mark samt Inventar an die HH. Gebr. Weiß (Paul und Moritz) aus Ottenhausen käuflich über gegangen und ist der Betrieb des Hotels den genannten Herren bereits übergeben worden.

Deutsches Weich.

Zu dem seit Mittwoch in Berlin tagenden deutschen Jnnungs- und allgemeinen deutschen Handwerkertage sind die Teil­nehmer aus allen Teilen des Reiches überaus zahlreich eingetroffen. Die Anhänger des Zunftwesens werden noch eine letzte Kraft­anstrengung machen, um die verbündeten Re­gierungen zu ihren Hauptforderungen, namentlich zu der Einführung des Befähigungsnachweises und der Zwangsinnungen, zu bekehren. Nach den entschiedenen Erklärungen des Staatssekretärs von Bötticher in der Reichstagssitzung vom 24. November v. I. ist die Regierung eine ausge­sprochene Gegnerin dieser Forderungen. Es ist aber ein Zeichen der Zeit, daß die Zünftler gleichwohl die Stellungnahme für keine endgiltige und unabänderliche halten, sondern durch eine erneute Massenkundgebung, sowie durch die Drohung einer Selbstauslösung der bestehenden freien Innungen einen Druck nach oben auszn- üben versuchen. Was die Einführung des ge­werblichen Befähigungsnachweises anlangt, so hat man mit dieser Maßregel in Oesterreich so ungünstige Erfahrungen gemacht, daß sich schon deshalb eine Nachahmung für uns ganz von selbst verbietet. Zwangsinnungen aber lassen sich im Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität überhaupt nicht wieder ins Leben zurückrufen. Sie sind Gebilde einer überholten Zeit und

passen schlechterdings nicht in die Gegenwart hinein. Weit wichtiger als diese beiden Punkte der Tagesordnung sind wohl diejenigen, die sich auf aussichtsvolle Fragen beziehen. Das ist namentlich die Ausbildung des Genossenschafts­wesens im deutschen Handwerkerstande. Den freien Innungen steht das Recht zu, zur För­derung des Gewerbebetriebes der Jnnungsmit- glieder einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb einzurichten. Bisher ist von diesem Recht fast gar kein Gebrauch gemacht worden. Unsere Hand­werker haben sich zu wenig die Vorteile des Großbetriebes durch gemeinsame Thätigkeit, na­mentlich durch gemeinsamen Bezug der Rohstoffe, gemeinsame Beschaffung und Benutzung kost­spieliger Maschinen und durch Errichtung gemein­samer Verkaufsstellen bisher zu Nutzen gemacht. Vielleicht gibt der jetzt tagende Handwerkertag in dieser Richtung befruchtende Anregungen.

Zu der Besprechung derSoldatenmißhaud- lungen" gab bekanntlich der Korpsbefehl des Prinzen Georg von Sachsen den äußeren An­laß. Während Engen Richter beantragte, es solle den Soldaten die Anzeige von Mißhand­lungen geradezu vorgeschrieben werden, ver­teidigte der Reichskanzler sür den erkrankten Kriegsminister die preußische Armee mit großem Geschick gegen den Borwurf, als seien die Soldatenmißhandlungen in der Zunahme be­griffen. Das Gegenteil sei wahr und man dürfe nicht vergessen, daß viele vorbestrafte Leute in die Armee kommen, daß die Roheilsverbrechen gerade außerhalb des Militärs in starker Zu­nahme begriffen seien. Die verbündeten Re­gierungen seien bereit, die Mililärstrafprozeß- ordnung einer Revision zu unterziehen, aber es fei sehr zu beklagen, daß die Presse so häufig die Disziplin in der Armee gefährde. Man kann die Ausführungen des Reichskanzlers ohne Einschränkung unterschreiben, aber auf der andern Seite bleibt die Thatsache bestehen, daß trotz des