letzten Bauarbeiter, betrieben wurden, er­möglichte es, daß von einem weiteren Aufschub des Termins der Eröffnung schwerlich wird die Rede sein können. Der dringende Wunsch und die sichere Hoffnung der Bewohner des oberen Nagoldthales ist, daß über die Weihnachtsfeiertage die Bahn bereits dem Bcrkehr übe, geben sein wird. Die vom Kirchengemeinderat an­geordnete HauskoUekte, von der auf die nächsten Jahre-die Kirchenheizung bestritten werden soll, ergab die schöne Summe von über 300 -Kl

Für den gesteigerten Postpäckereiverkehr vor Weinachten sind besondere Vorkehr ungen durch Vermehrung der Beförder- ungsgelegenheiten und der Arbeitskräfte rc. getroffen worden. Im Zusammenhang damit muß den Aufgebern von Poitpacketen, wenn sie auf die rechtzeitige und unver­sehrte Ankunft der letzteren rechnen wollen, dringend empfohlen werden, die Einliefer­ung zur Post nicht erst in den letzten Tagen vordem Christfest, sondern möglichst frühzeitig zu bewirken, auch die Sendungen fest und dauerhaft zu verpacken und mit einer deutlichen, vollständigen und halt­bar befestigen Aufschrift zu versehen. Stuttgart, den 4. Dezbr. 1891. K. General- direklion der Posten und Telegraphen.

Schweiz.

Dank einer überaus gehässigen Agi­tation ist der von den vernünftigsten Schweizer Staatsmännern warm befür­wortete Ankauf der Schweizer Zentralbahn durch den Staat in der allgemeinen Volks­abstimmung mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Der Bundespräsident Welti will deshalb von seinem Amte zurücktreten. Sowohl der Nationalrat als der Bundes­rat haben ihn einstimmig gebeten, sein Entlassungsgesuch zurückzunehmen. Er scheint aber auf seinem Entschlüsse beharren zu wollen.

Ausland.

Eine frohe Botschaft ist dem italie­nischen Volke soeben vom Schatzmeister Luzzati im Parlamente verkündigt worden, die Nachricht, daß das chronische Defizit aus den Staatsfinanzen Italiens demnächst schwinden werde. Luzzatti sagte den Ein­tritt dieses freudigen Ereignisses bereits für das Budget von 1892/93 voraus, ja er verhieß sogar einen erstmaligen Ueber- schuß von mehr als 9 Millionen Lire. Natürlich sind diese verheißungsvollen An­kündigungen des Schatzmeisters im ganzen Lande mit hoher Befriedigung ausgenom­men worden hoffentlich kommt der hinkende Bote nicht nach.

Petersburg, 9. Dezember. Aus Wladiwostok (Ostsibiren) wird gemeldet: Aus der Regierungskasse sind 350 000 Rubel gestohlen worden. Die Diebe sind durch einen unterirdischen Gang einge­drungen und nach der Thal eniflohen.

In Rußland ist man jetzt eifrig an der Arbeit, den notleidenden Bezirken Ge­treide und Nahrungsmittel wirklich zuzu­führen. Es ist auch höchste Zeit. Bereits haben die hungernden Bauern Gräber ge­öffnet, um Kostbarkeiten aus denselben zu rauben, und Kirchen ausgeplündert. Eine Lotterieanleihe im Betrage von 6 Millionen Rubel soll demnächst aufgelegt werden,

um auf diese Art einstweilen Geld zu be­schaffen, bis eine neue große Anleihe im Auslande untergebracht werden kann. Wenn nun aber die Franzosen sich weigern, den Russen nochmals zu pumpen.

Aus K o n st a n t i n o p el wird ge­meldet, es sei eine Verschwörung zum Zwecke der Entthronung des Sultans ent­deckt worden. Vor wenigen Monaten wurde ähnliches gemeldet, aber bald stellte sich die Unschuld der Verhafteten heraus. Vielleicht geht es diesmal wieder so.

In Ozieri auf Sardinien entführten sechs maskierte Uebelthäter den Unter nehmer der Rosazzo Eisenbahn, brachten ihn in die Berge und verlangen 300000 Lire Lösegeld. Es sind Truppen oufge- boten worden, um die Räuber zu fangen.

Newyork, 10. Dezbr. Ueber eine Feuersbrun st inLouisville, welche in einer Fabrik von Feuerwerkskörper» ausbrach, wird berichtet: In der brennen­den Fabrik befanden sich im 4. Stockwerk 40 Mädchen, von denen 5 in den Flammen umkamen, die übrigen retteten sich durch Springen aus den Fenstern, wobei viele Gliederbrüche erlitten. Es ist ein ganzer Häuserkomplex niedergebrannt.

In Sing sing (Nordamerika) fand am 7. Dez. nach der Köln. Ztg. wieder eine Hinrichtung unter Anwendung von Elektrizität statt Nach Mit­teilungen von Augenzeugen mußte der elektrische Strom 3mal geschlossen werden, ehe der Tod des Hinzurichtenden eintrat.

MilyMen.

Auf Höchsten Befehl.

Novelle«« von Karl Neumann-Strela.

lSchluß.1

Ist der Willert da?"

Er ist im Vorzimmer, Majestät."

Und die Life Berg?"

In der grünen Stube, wie Ew. Maje­stät besohlen."

Sag' mal, Robert, wie verhält sich das Frauenzimmer?"

Jetzt ist sie ruhiger, sie flennt llos. Aber die Gensdarmen haben mir erzählt, daß sie auf dem Acker, wo sie von ihnen angetroffen wurde, und auf dem Wege hierher einen Heidenlärm gemacht hat. Sie denkt nämlich, es soll ihr an den Kragen gehen. Unterwegs hat sie drei­mal ausreisten wollen und in Einem fort geschrieen: ich Hab' ja nichts verbrochen!"

Herein mit dem Frauenzimmer!"

Die Schürze vor den Augen und an allen Gliedern zittern, wurde Life Berg durch die rechte Seitenthür geschoben.

Schürze herunter! Flennen lassen!" rief der König.

Langsam sank die Schürze und Herrjemine! Sie sind ja ganz derselbige, von Ihnen Hab' ich ja den Zeirel gekriegt! Ach, mein guter Herr König, rühmen Sie's doch nicht übel, daß ich den Zettel nicht selber hingeiragen Hab'! Aber die Hacke, die ich vergessen hatte, ist ganz neu, und wenn der schlechte Kerl, der Kurt, die neue Hacke Ach Gott! Ich kann gar nicht sprechen, ich bin so durch und durch erschrocken, und die Beiden, die mich geholt haben, waren auch nicht die Feinsten!"

Das glaube ich gerne. Aber die Fortsetzung Deiner Geschichte kannst nach­her einem Andern erzählen. Robert!

Herein mit dem Willert!"

Gleich einem Eichbaum stand der Grenadier in der geöffneten linken Thür.

Naher kommen! Du auch, Frauen­zimmer! Na. mein Sohn, wie befindest Du Dich jetzt? Ah, wieder rote Backen und klare Augen! Ärmer Kerl, Du hast die Hölle schon auf Erden kennen gelernt!

Sag' mal, Grenadier Willert, wie ge­fällt Dir die hier?"

O, Majestät, die hier die die"

Na, heraus damit!"

Die gefällt mir gut."

Und sag' Du mal, Lise Berg, wie gefällt Dir der hier?"

Hi, hi, hi, Herr König er ne, ich bring's nicht heraus!"

Na wird's bald?"

Hi, hi, wenn ich's denn durchaus sagen soll er er gefällt mir gut"

Sieh einer an! Grenadier, willst Du die heiraten?,,

Ja, Majestät, die will ich!"

Und Du, Frauenzimmer, willst Du den heiraten?"

Ich ich-Ach ne, laut sagen

kann ich's nicht! Ich will's ihm aber draußen unter vier Augen sagen!"

Lon!" Und der König rieb sich die Hände.Am Sonntag nach der Kirche macht ihr Hochzeit, und am Montag nach der Parade holt ihr euch von mir das Hochzeitsgeschenk. Jetzt aber macht, daß ihr hinauskommt. Vorwärts!"

Wie der Wind flogen die Beiden hinaus.

Und am Abend desselben Tages zog eine kleine, buckelige, häßliche, fünfzigjährige, wut- und racheschnaubende Person wieder in das Dorf ihrer Väter ein: die geschiedene Willert, verwittwete Hensler, geborene Kattner.

Berlin, 5. Dez. Bis auf den letzten Ziehungstag der preuß. Lotterie hat die launische Glücksgöttin diesmal gewartet, ehe sie dasgroße Los" aus ihrem Füll­horn schüttelte. Daß dieses Los in der ersten Stunde einer 17 Tage währenden Ziehung herausgekommen, ist schon öfters dagewesen; daß es bis zur letzten Stunde nicht gezogen worden, gehört zu den aller­größten Seltenheiten. Mit fieberhafter Spannung harrten die'Spieler des heutigen Tages: er brachte endlich die Entscheidung, indem bei der heutigen Schlußziehung der von Vielen ersehnte Hauptgewinn von 300 000 Mark auf die No. 175 620 fiel. Für die Lvlteriekollekteure, welche bis zum letzten Augenblicke Anteilscheine auf Stunden und Viertelstunden vermieteten, ist eine der nutzbringendsten Ziehungen mit dem heurigen Tage beendet. Das große Los mit 600 000 -46, das diesmal nach Koblenz und zwar in die dortige Lorenz'iche Kollekte gefallen ist, wurde, wie nunmehr verlautet, in Achiellosen gespielt. Die Gewinner sind Mitglieder eines Kegelklubs, ferner ein Geldvriefträger, ein Zahlmeister (setzt in Saarbrücken), ein Schneider, zwei Musiker, sowie zwei Einwohner in Neuwied.

Redaktion, Druck und Vertag von Cbrn. Meeb IN Neuenbürg.