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der Brennmaterialienhändler, Kürschner, Wollwarenhändler rc. wenig entsprechen dürfte, kommt dem Bauhandwerk sehr zu statten. An allen in diesem Jahre in An­griff genommenen und noch nicht vollendeten Neubauten wird fleißig gearbeitet. Der lohnende Verdienst, den Tausende zu einer Zeit finden, in welcher sonst derartige Arbeiten ruhten, wird sich sicher auch in der Verminderung der Ansprüche an die öffentliche Unterstützung geltend machen.

Im Stuttgarter Zuchthause ist der bekannte Raubmörder Hetzet nach kurzem Krankenlager gestorben. Hetze! wurde im Jahre 1876 vom Schwurgericht zu I5jähr. Zuchthausstrafe verurteilt, wozu später noch eine längere Zusatzstrafe kam, da er sich an Vorgesetzten thatlich vergriffen hatte.

Die Ergänzungswahl zum Gemeinderat ergab in Eßlingen, wo die Sozial­demokratie seither auf dem Rathaus stark vertreten war, das auffallende Resultat, daß der erste Kandidat der Sozialdemokratie nur 85 Stimmen erhielt.

Ludwigsburg, 30. Nov. Gestern Vormittag wurde die neuerbaute Train­kaserne an die 3. Kompagnie des Württ. Trainbataillons von dem Kommandeur, Major Justi, übergeben.

Bernhausen, 2. Dez. Eine recht unliebsame Unterbrechung erlitt die hiesige Champigny-Feier, welche im Gasthaus zum Bären stattsand, dadurch, daß bei Beginn des Essens der verheiratete Taglöhner Reichert sich plötzlich mit Messer und Gabel in Händen erhob, der Thüre zueilte und auf der Staffel vor dem Hause tot zusammenbrach. Man nimmt an, daß ein Herzschlag das rasche Ende herbeigeführt hat. Man kann sich den Schrecken denken, der auf die Versammlung einwirkte.

O e st e r r e i ch.

Oesterreich. In der allgemeinen Beratung der Delegationen über das Hecresordinarium erklärte der Kriegsmi nister, daß die Frage der zweijährigen Dienstzeit geprüft werde. Bei der Einzel- beralung hielt Professor Dr. Billroth über die Organisation der Verwundeten­pflege eine sehr bemerkenswerte Rede, in welcher er sagte: Er habe bei Weißen­burg und Wörth beobachtet, daß 80 pCt. der Verwundungen im Kriege durch das Gewehr erfolgten, 15 pCt. durch grobe Geschütze, 5 pCt. durch Hieb. Bei den modernen Waffen wird die Zahl der Ver­wundeten durch Schüsse noch mehr zu­nehmen als bisher; die Verbandplätze müssen wegen der Tragweite der Geschosse mehr zurückgelegt werden. Dadurch wird es unmöglich, die Verwundeten dorthin zurückzutragen, der Transport muß durch Wagen geschehen. Durch die somit not­wendige Beschaffung von Wagen wird dann der Train sehr vergrößert. Billroth besprach weiter die Veränderungen, die durch das rauchlose Pulver hervorgebracht würden. Bei Erstürmungen würden die Opfer jetzt zahllos sein. Auch im deutsch­französischen Krieg hätten die Erstürm­ungen furchtbare Opfer gekostet. Redner gedenkt der Heldenthaten der deutschen Armee bei der Erstürmung des Gaisberges bei Weißenburg. Er mahnt eindringlich, das Sanitätspersonal und den Wagenpark

zu vermehren. Luftschiffahrt und Elektrizität würden im nächsten Kriege eine Rolle spielen, dem gegenüber die Sanität und der Wagenpark unzulänglich seien.

Ausland.

Telegramm an den Enzthäler.

Aufgegeben in Stuttgart, 5. Dezbr. um 9 Uhr 11 Min. vorm.

Paris. Dom Pedro, der ehe­malige Kaiser von Brasilien, ist ge­storben.

Am 3. Dez. wurde inParis die neue Druckluft-Zentrale Pomp festlich eröffnet. Die Maschinen von 6000 Pferde­kraft arbeiten sehr gut.

In China hat die Revolution ihr Haupt erhoben. Die Aufständischen, ge­führt von Lamapriestern, machen schonungs­los chinesische Christen und alle Europäer nieder und marschieren auf die Hauptstadt los. Regierungstruppen sind ihnen ent­gegengesandt worden; es bleibt abzu­warten ob diese Herr über die Rebellen werden.

Wisu'llkn.

Auf Höchsten Befehl.

Novellette von Karl Nenmann-Strela. lS. Fortsetzung.)

In einem kleineren Saale des Schlosses stand eine lange Tafel aus Eichenholz. Zwei Lakaien traten in den Saal und stellten hölzerne Futterale, in denen kleine holländische Thonpfeisen lagen, ein Körb­chen mit leichten holländischen Blättern eine Pfanne mit glimmendem Torf zum Anzünden der Pfeifen, und etliche steinerne Krüge, mit Köpeniker Bier gefüllt, auf die Tafel. Zwei Nebentische wurden mit Butterbrod, Schinken. Kälberbraten und Brettspielen besetzt.

Mit dem Schlage Sieben erschienen sechs Generale, der Ober-Ceremonienmeister, Hofgelehrte und Hofnarr Freiherr von Gundling und der Kommandant Oberst Einsiedel. Zu beiden Seiten der Tafel nahmen die Herren Platz, den Blick be­ständig nach der rechten Thür gerichtet.

Da wurde die Thür geöffnet. Der König, heiteren Angesichts und mit ge­röteten Wangen, trat ein. Auf Höchsten Befehl durfte keiner der Herren bei seinem Eintritt sich erheben.

Guten Abend, Ihr Herren!" rief der König.

Guten Abend, Majestät!" erscholl es wie aus einem Munde.

Der König setzte sich oben an die Tafel, stopfte sich eine Pfeife und trank. Alle folgten sie seinem Beispiel, und das all­abendliche sogenannte Tabaks-Kollegium war eröffnet.

Ew. Majestät sehen heute besonders wohl aus," nahm Gundling das Wort.

Bin kein Säufer und Fresser wie Er. Daher kommt's. Hab den ganzen Tag zu Pferd gesessen und Luft geschnappt. Das macht gesund. Apropos, Einsiedel, hat heute der Garnisonsprediger seine Pflicht gethan?"

Alles in bester Ordnung, Majestät."

Freut mich. Ja, ja, zu der kann

Müsse Willert sich gratulieren. So eine findet man nicht alle Tage!"

Halten zu Gnaden, Majestät, be­sonders erfreut schien mir der Willert nicht zu sein."

Ist der Kerl verrückt?" brauste der König auf.Das properste Weibsbild, achtzehn Jahre? Was will denn der Kerl?

Eine Prinzessin freien? Mag ihm wohl etwas über Hals und Kopf gekommen sein. Werde morgen auf der Parade ein Wort mit ihm reden."

Der Oberst klotzte den Monarchen an.

Das properste Weibsbild, achtzehn Jahre?

In seinen Gedanken erlaubte er sich das mildeste Urteil über den König: er muß total blind gewesen sein! Da dieser aber schwieg, mußte der Oberst jedes zweifelnde Wörtchen unterdrücken; ein einziges un­liebsames Wort konnte den König in den größten Zorn versetzen.

Gundling, was steht in den Zeitungen?" fragte nun der König.

Nichts als Lügen, Majestät. In der Hölländischen Courant" wird mitgeteilt,

daß in Potsdam ein großer Grenadier i

gestorben sei, bei dessen Leichenöffnung man zwei Magen aber kein Herz gefunden ,

hätte." ^

Der Monarch lachte.Die Holländer be­neiden mich um meine Kerls. Hör' Er, Gundling, lasse Er in die Courant rücken, die Nachricht wäre buchstäblich wahr, aber unten an muß er setzen: Der verstorbene war ein Holländer."

General Flanß ließ die Pfeife sinken und gähnte.

Hat Er Sehnsucht nach Seiner Nacht­mütze? Komm Er, wir wollen eine Partie Toccadilla spielen. Aber umsonst, wie's die Schneider machen, spiele ich nicht wieder mit Ihm. Jede Partie um einen Groschen."

Am anderen Tage auf der Parade als sich der König so recht am Anblick der lieben blauen Kinder geweidet hatte, be­fahl er den Grenadier Willert. Der General befahl dem Offizier, und der Offizier dem Unteroffizier, den Willert zu rufen.

Bleich, mit umränderten Augen, ein s

Bild des Jammers, trat der Westfale vor seinen König.

Mensch," schrie dieser im höchsten Er­staunen,bist Du des Satans? Sieht der Kerl doch aus, als ob ihn des Teufels Großmutter neunundneunzigmal beim Zopf gepackt hätte! Ich denke, hab's gut mit s

Dir gemeint, und Du stehst da, als wenn .

Du zum Frühstück Schlehensäure aus Eimern j

gesoffen hättest! Daraus werde ein Anderer !

klug! Was sind das für Flausen? z

Punkt zwölf Uhr bist Du mit Deiner !

jungen Frau bei mir; Ihr sollt Euch das Hochzeitsgeschenk holen. Vorwärts!"

(Fortsetzung folgt.)

(Ein alter Hebräer) liegt im Sterben; Freunde und Glaubensgenosse» umstehen sein Lager. Jammernd beginnt Einer der- selben:Du, der Du nun bald von uns scheiden wirst, Du, der Du Dich bald Deiner irdischen Hülle entkleiden wirst, Du. der Du bald-" Da unter­

bricht ihn der Sterbende mit den Worten: Pscht! Sterben werde ich, aber drängen laß' ich mer nischt!"

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.