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„Majestät," sagte die Kreatur, von den Kerls sind noch ledig. Wenn nun diese Kerls eben solche lange und knochige Weibsbilder heiraten, so werden ihre Kinder als zukünftige Goliaths zur Welt kommen und einst die prächtigsten Gardisten abgeben."
Da ward der König wieder gesund. Die Kreatur wurde umarmt und bekam einen Orden.
Hurrah, die Jagd beginnt! Die Hetzjagd auf „lange und knochige Weibsbilder". Wer ein gutes Wild erlegt, bekommt einen Orden. Alle Schliche sind erlaubt, jedes Mittel heilig. Ob das Mädchen einen Liebsten hat — einerlei. Ob der Grenadier sein Herz bereits vergeben — einerlei. Nicht gemuckst! Der Büttel mit der Peitsche steht im Hintergrund, und zum Spieß- ruten-Laufen kommt man schneller als ins Himmelreich.
Alle sind sie auf diesen Jagden thätig. Selbst der König. Welche Freude hatte er über Life Berg! Während er weiter ritt, sah er nur sie, wie sic Hand in Hand mit Willert in der Stube des Kommandanten vor dem Garnisonsprediger stand.
Der Prediger, der Kommandant — Alles Maschinen! Sie haben Weib und Kinder, und beim leisesten Murren gegen den Höchsten Befehl wäre es um ihre Existenz geschehen.
Darum hatte sich auch der Prediger als der Oberst nach ihm sandte, schleunigst in den Ornat geworfen und den Weg gemacht. Als aber sein Blick auf die Braut fiel, blieb er wie eingewurzelt stehen und stotterte: „Herr Kommandant — das — ist —"
„Witwe Hensler, die Braut. Hier der Allerhöchste Befehl. Lesen Sie."
Die Hmslerin knixte, der Prediger las, dachte an den Grenadier, seufzte und sagte: „Alles in Ordnung. Ich bin bereit."
„Grenadier Willert draußen,
Philipp und riß die Thür auf.
„Eintreten," befahl der Oberst.
(Fortsetzung solgt.)
In
Weber die Influenza.
einem Vortrage des Geheimrats
Gerhardt über die augenblicklich in Berlin wieder stark grassierende Influenza- Epidemie heißt es, daß bereits früher mehrere Epidemieen der sogen. „Grippe" zu verzeichnen seien, so 1847 und 1876. Die „Voss. Ztg." hat in einer Nummer ihres Blattes vom 15. April 1800 eine Bekanntmachung des königlich preußischen Ober-Medizinalkollegiums vom 12. April 1800 entdeckt, in welcher es heißt: „Es herrscht jetzt" in Preußen eine aus Rußland gekommene epidemische Krankheit, Influenza oder französisch la, Oripo genannt. Wir finden nötig, das Publikum mit dieser Krankheit im allgemeinen bekannt zu machen, damit jeder in Zeiten gewarnt werde, sich nicht durch heftige Mittel in Gefahr zu stürzen. Die gegenwärtige Influenza ist, nach offiziellen Nachrichten aus Königsberg und Warschau, derjenigen, weiche 1782 herrschte, ganz ähnlich." Im weiteren folgt eine genaue
„viele!Beschreibung der Krankheitserscheinungen, ' unter welchen auch schleimiger und galliger Durchfall und Erbrechen, als zuweilen vorkommend, bezeichnet werden. Betont wird, daß die Krankheit allgemein angreife, und daß die Genesenden sich nur langsam erholen. „Alle starken Ausleerungsmittel, als Aderlaß, Brechmittel und starke Ab- führuugsmittel sind — so heißt im folgenden — schädlich; gelinde Schweißmittel sind hingegen im Anfänge der Krankheit immer zuträglich, und gegen das Ende derselben werden meist stärkende Arzneien erfordert." Das Kollegium giebt dann einige allgemiine diätische Vorschriften und empfiehlt einige Hausmittel. Im Anfänge der Krankheit soll eine Abkochung von Gerste, Hafer oder schwarzem Brot mit einem Zusatze von einem Achtel Essig und ebenso vielem Honig auf ein Berliner Quart der Abkochung genommen werden. Gegen die Nacht hin soll der Kranke „einige Tassen Fliederthee oder ordinären Thee mit zwei Eßlöffel voll Fliedermus" trinken. Der Kranke soll sich zwar mäßig warm halten, aber alle hitzigen Nahrungsmittel und Leidenschaften vermeiden. Für die Zeit der größten Schwäche, welche sich am dritten oder vierten Tage äußert, wird Bier- oder Weinsuppe mit säuerlichem Wein empfohlen. Im übrigen wird auf die Hilfe eines tüchtigen Arztes hingewiesen. Am Schluffe heißt es: „Alle Obrigkeiten und Prediger werden gebeten, diese Anzeige zu jedermanns Wissenschaft zu bringen."
Laut der „Tägl. Rundschau" hat Professor Gerhardt in seinem Vortrag über die Influenza-Epidemie sich dahin ausgesprochen: Die Symptome sind ungemein verschieden gestaltig. Wir können sie in drei Gruppen teilen: l) katarrhalische Erscheinungen, die fast nie fehlen; dahin gehören Schnupfen u.s.w. Hinzutreten können Pleuritis, Endocarditis, Pneumonie. 2) Unterleibserscheinungen; hinzutreten kann Peritonitis. 3) Nervenerscheinungen, wie Kopfschmerzen, Gesichtsschmerzen. Oft nimmt die Krankheit einen leichten Verlauf und ist im allgemeinen kräftigen Leuten wenig gefährlich. Sie setzt meistens mit hohem Fieber ein, das rasch wieder fällt. Bei der graphischen Darstellung des Fieberverlaufs scheint die steile und schmale eintägige Curve charakteristisch. Beobachtet ist eine Unsumme von Nachkcankheiten. Schon bestehendeErkrankungen, wieLungen- tuberkulose und Herzkrankheiten, nehmen oft unter dem Einfluß der Influenza einen ungemein raschen Verlauf und führen zu schnellem Ende. Die Influenza muß zu den akuten Infektionskrankheiten gerechnet werden und ihr contagiöser Charakter ist als feststehend zu betrachten. Die Verbreitung ist eine ungemein schnelle und die Zeit von der Uebertragung bis zum Ausbruch der Krankheit beträgt oft weniger als 24 Stunden, höchstens 2 oder 3 Tage. Die Frage, ob einmaliges Befallensein schützt, läßt sich mit Bestimmtheit nicht beantworten.
rief
(Auch eine Gesellschaft.) In Budapest fand im Industrie-Kasino eine Vorbesprechung betreffs der Gründung einer Aktien-Geseüschaft für die Arrangierung von Hochzeiten, Kindstaufen und anderen
Festlichkeiten statt, in welcher Gründerkonferenz auch schon von dem Anreger der Idee ein detailliertes Programm der zu gründenden Gesellschaft dargelegt wurde. Bis zur Konstituierung der Aktiengesellschaft wurde von der Versammlung eiu Vorbereitungskomite zur Durchführung der nötigen Vorarbeiten entsendet.
In Thüringen herrscht neben vielen andern auch die alte Sitte, daß am Andreas abends, dem letzten Abend im November, junge Mädchen, welche noch nichts „Genaues" wissen, aber gern wissen möchten, zum heiligen Andreas und zwar folgendermaßen beten:
„Me-us, De -us!
Mein lieber Sanct Andreus (Andreass!
Laß mir erscheinen den Herzliebsten meinen; Laß ihn mir erscheinen mit Maßen,
Wie er sich zeigt auf Gassen und Straßen. Soll ich mit ihm leiden Not,
So laß ihn mir erscheinen bei Wasser und Brol, Soll ich mit ihm fröhlich sein,
So laß ihn mir erscheinen bei Braten und Wein.'
Daß Kirsch- oder Fliederzweige am Andreasabend gebrochen und in's Wasser gestellt zum Weihnachtsfest blühen, dürfte ebenfalls bekannt sein.
Der Galgenhumor treibt in Börsenkreisen fort und fort die ungeheuer- lichsten Blüten, und so wurde auch wieder angesichts der Verhaftung Hugo Löwys in Berlin folgende „Scherzfrage" kolportiert: A.: Sie sind wohl ein Depot? B.: Weshalb? A.: Nun, Sie sehen so angegriffen aus.
(Der pfiffige Johann.) Lieutenant (zu seinem Burschen): „Johann, trage diesen Schmuck zu Fräulein von Edelmut . .. Sollte das Fräulein Dich fragen, von wem derselbe kommt, so sage nur, von einem Herrn, welcher dem Fräulein wohl- wollte!" — Wie Johann den Befehl ausführt: „Gnädiges Fräulein, ich soll Ihnen diesen Schmuck von meinen Herrn bringen, welcher das Fräulein wohlwollte."
(Ein Schnelldenker.) Lieutenant (seiner Tischdame beim Dessert einen Knallbonbon überreichend): „Für Ihr Brüderchen, bitte! — Dame: „Ich habe kein Brüderchen!,, — Lieutenant: „Dann bitte für Schwesterchen!" — Dame: „Habe auch kein Schwesterchen!" — Lieutenant (für sich): „Donnerwetter — tadellose Partie!"
Unteroffizier (zu einem Rekruten): - „Was sind Sie?" Rekrut: „Aeronaut!" (Luftschiffer). Unteroffizier: „Soso! Wohl so 'ne Art, höherer Luftikus!"
Gemeinnütziges.
(Teppiche und Möbelüberzüge zu ^ reinigen.) Man klopft und bürstet sie zuerst recht sorgfältig aus, um allen Staub zu entfernen ; dann macht man eine gute Seisenbrühe, am besten aus venetianischer Seife, und bürstet > damit die Gegenstände durch, wäscht dann die Seife mit reinem Wasser aus, löst reinen Alaun in heißem Wasser auf (für 3 Liter Wasser genügen 15 g Alaun) und wäscht mit der Flüssigkeit mittelst eines Schwammes die Gegenstände, deren Farben nach dem Trocknen meist wieder gut auf- gefrischt sein werden.
Auflösung des Scherz-Rebus in Nr. 187.
„Ein Pferd, ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd."
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.