Berlin. Die Sektion Berlin des Vereins der Deutschen Roßschlächter ließ Einladungen ergehen zu dem am Mittwoch 25. November, abends halb 9 Uhr im großen Festsaale desGrand Hotel Alexanderplatz" stattfindendenersten Roßfleisch-Festessen." Die Speise­karte lautet: Deutsche Roßfleischkraftbrühe mit Gemüseeinlage Lachs mit Butter Roß Czrazy auf ungarische Art, ge­mischtes Compot Gemischtes feines Ge­müse mit kalter Beilage (Roßschinken) Verschiedene Salate Roßfilet in Sahne nach Schweizer Art. Mixed Pickles Speise-Eis Butter und Käse. Ge­segnete Mahlzeit.

Worbis im Eichsfelde, 20. Novbr. Eine ganz neue Art, sich durch ein Shmpathiemittel für das Leben zu finden, beweist nachstehendes Abenteuer eines jungen Baubeamten H. aus Hannover. Als er am letzten Montag im Walde des Jberges nach dem Kohnsteinfelsen zu spazieren gieng, begegnete er einer tiefver­schleierten jungen Dame, die, einen welken Zweig in der Hand, ängstlich auf ihn zu­kam. Plötzlich warf sie den Zweig hinter sich, lichtete den Schleier und küßte den jungen Mann herzhaft auf beide Wangen. Dem überraschten jungen Mann stammelte die errötende Jungfrau Entschuldigungen vor und zeigte ein Büchlein, in dem zu lesen:Mittel gegen Sommersprossen: Gehe in den Wald, promeniere möglichst einsam mit einem dürren Zweige in den Händen, sobald du dann einem jungen Manne begegnest, wirf rasch den Zweig hinter dich und küsse ihm auf beide Wangen." Das Mittel war probat, am Mittwoch hat sich der so plötzlich geküßte, hier zu Besuch weilende Herr mit der Dame, obschon die Sommersprossen nicht so rasch vergangen waren, verlobt.

(Für Feinschmecker.) Aus Zara wird das überaus häufige Auftreten der Wald­schnepfe in diesen Tagen gemeldet. Vor­gestern wurden mehr als 3000 Stück Schnepfen auf den Markt, gebracht und mit 50 kr. das Paar gehandelt. Daselbst hat sich auch eine Gesellschaft etabliert, welche den Ankauf des billigen Wildge­flügels im Großen besorgt und die Wild- pretmärkte von Frankfurt und Berlin ver­sieht, wo hohe Preise erzielt werden. Die Gesellschaft scheint vortreffliche Geschäfte zu wachen. Ueberhaupt ist Dalmatien dieses Jahr das Eldorado der Jünger des heil. Hubertus.

(Die Heimat der Influenza.) Die In­fluenza, jene heimtückische Krankheit, welche im Winter von 1889 auf 90 ihren un­heimlichen Siegeszug durch ganz Europa hielt und schließlich sogar nach der neuen Welt übersetzte, ist ein Kind des Ostens und zwar stammt sie aus Rußland. Ein französischer Gelehrter, Professor Tissier, welcher im Aufträge seiner Negierung den Ursachen der Influenza und der ursprüng­lichen Heimstätte der Krankheit nachforschte, hat in überzeugender Weise dargethan, daß die Influenza ein Ergebnis des russi­schen Bodens ist. Die Art, wie dort die Menschen im Winter zusammengedrängt in überheizten Wohnungen leben, dann

die mangelhafte Entwässerung des im allgemeinen flachen Erdbodens, der beim Beginn der Thauperiode sich in einen voll­ständigen Sumpf zu verwandeln pflegt, der Schmutz der Bauernhöfe, die Ver­unreinigung der Flüsse all' diese Um­stände wirken zusammen, um einen sehr günstigen Nährboden für die Jnfluenza- keime zu bilden. Im Schlamme Rußlands ist der Baccillus oder die Mikrobe der Influenza entstanden, um die gefährliche Krankheit mit erstaunlicher Schnelligkeit weiter nach Westen zu tragen, und so lange jene Zustände in Rußland bestehen bleiben, so lange sieht sich das übrige Europa von erneuten Einfällen der In­fluenza bedroht.

Die französische Postsparkasse hat in den ersten neun Jahren ihres Wirkens (1882 bis 90) einen Gesamtkapitalumsatz von über zwei Milliarden (2 157 814109) Franken vermitttelt, der in 14169 706 Operationen bewirkt wurde. Die Zahl der Kassenstellen war auf 6817 ange­wachsen, die Anzahl der umlaufenden Kassen- Bücher auf 1 514 688, das Guthaben der Ein­leger auf 413 439 048 Franken. Wie gerne die Post-Sparkasse von der ärmeren Klasse benutzt wird, geht daraus hervor, daß über die Hälfte der einzelnen Guthaben, in 816 102 Büchern, unter dem Betrage von 101 Fr. bleibt. Freilich wird diese nationale Sparkasse auch von den Wohlhabenderen gerne in Anspruch genommen, gleichwie es beiden sogenanntenfreien" Spar­kassen der Fall ist, wo die obere Grenze der Einzelneinlage mit 2000 Frks. ziemlich weit hin­aufgerückt ist. Unter den Städten spielt Paris als Gläubiger der Postsparkasse eine ganz über­wiegende Rolle, was durch die großen Bequem­lichkeiten des Kassenverkehrs zu erklären ist.

Auf die Frage: Wie transpor­tiert der Fuchs seinen Raub? giebl Jemand imSag. Wochenbl." folgende Antwort:Als ich mit meinem Bruder eines Morgens bei Glogau es war Anfang August vom Anstand zurück­kam, sahen wir einen Fuchs, welcher mit Raub, den wir nicht erkennen konnten, über einen Kleeschlag dem Walde, an dem unser Weg vorüberführte, gelassen zu- tchnürte. Schnell stellten wir uns an einer dicken Eiche an und wollten ihn näher kommen lassen. Doch plötzlich stutzte er und wurde flüchtig. Eine Kugel, welche ihm auf über 190 Schritte nach­gesandt wurde, fehlte ihn leider, veranlaßte ihn aber, seinen Raub fallen zu lassen. Dieser bestand, man denke sich unser Er­staunen , in einem Krähengerippe, in welches der Schlaumeier 8 junge Rebhühner künstlich verpackt hatte, um sie auf diese Weise besser tragen zu können." Die guten Saganer!

(Aus dem Leben eines Jungesellen.) Ein sehr interessantes Tagebuch Beethovens ist kürzlich von demBritischen Museum" zu London angekauft worden. Die weit verbreitete Meinung, daß Künstler am Besten thun, nicht zu heiraten', weil die Sorge für Weib und Kind den freien Schwung des Genius hemme, wird hierin durch kurze Anschauungen eigener Art widerlegt. Beethoven hat sich als Garyon redlich mit der häuslichen Plage vertraut machen müssen. Das beweisen die folgen­den lakonischen Daten: 31. Januar. De« Hausmeister entlassen. 15. Februar. Eine Köchin ausgenommen. 8. März. Die Köchin entlassen. 22. März. Einen Haus-

> meister ausgenommen. 1. April. Den Hausmeister entlassen. 17. April. Eine Köchin ausgenommen. 16. Mai. Die Köchin entlassen. 30. Mai. Eine Wirt­schafterin ausgenommen. 1. Juli. Eine Köchin ausgenommen. 28. Juli. Die Köchin davongelaufen. Bier böse Tage. Zn Lerchenfeld gegessen. 29. August. Erlöst von der Wirtschafterin. 6. September. Eine Mago ausgenommen. 3. Dezember. Die Magd ging. 13. Dezember. Die Köchin entlassen. 22. Dezember. Eine Magd ausgenommen.

(Geistesgegenwart.) (Am Stamm­tisch): Gewiß, meine Herren, ganz nett das, was Sie da von Ihrer Geistes­gegenwart erzählt haben, aber da müssen Sie erst meine kennen! Stehe ich da eines Abends, als es während eines Gewitters furchtbar regnet, unter einem Baum. Krach schlägt der Blitz in den Stamm ein jeder andere wäre betäubt gewesen

ich dachte nur daran, daß ich kein Zündhölzchen in der Tasche hatte und zündete rasch meine Zigarre an dem Blitze an!

(Abgeblitzt.)Ich bitte Dich, alter Junge, leih' mir zehn Mark!"Thut mir leid, Hab' gerade kein Geld bei mir!"

Und zu Haus?"Danke. Alles wohl und munter. Mahlzeit!"

Gemeinnütziges.

Uebelriechender Atem kann in mangeln­der Mundpflege, in schlechten Zähnen oder in einem Nasenübel den Grund haben. Weitaus in den meisten Fällen ist die Ursache in mangeln­der Thätigkeit der Verdauungsorgane zu suchen. Wo diese Funkionen geregelt werden und eine rationelle Mundpflege gehandhabt wird, da ist nur selten der übelriechende Atem zu finden, es sei denn, daß die Lunge krank und in schlimmer Beschaffenheit sei. Dies zu konstatieren ist Sache eines Arztes. Den übelriechenden Atem beseitigt momentan das Kauen von gut gerösteten Kaffee­bohnen oder Gewürznelken. Das Zerbeißen von Kaffeebohnen hebt auch sofort den vom Genüsse von alkoholhaltigen Getränken und vom Rauchen herrührenden unangenehmen Mundgeruch.

(Farbiges Spielzeug.) Eltern können wir es nicht dringend genug an's Herz legen, den Kleinen unter keiner Bedingung bemaltes, farbiges Spielzeug in die Hand zu geben. Nicht nur die grünen sind oft giftig, sondern auch die roten, gelben und weißen Farben meist blei­haltig. Man weiß oft nicht den Grund von Ab­magerung, Ausschlag u.s.w. und oft ist ein Atom dieses Giftes daran Schuld, ein zartes Menschen­leben zu knicken. Auch der Anstrich der Tapete der Stube, des Wagens, der Wiege sind in Be­tracht zu ziehen.

(Das beste Mittel, um den Hühnerstall von Ungeziefer frei zu halten) ist Kalk, und jedenfalls auch das billigste. Wände, Latten, Gitter wer­den zunächst mit einer dicken Kalkmilch einige Male angestrichen und dann der Erdboden mit möglichst fein gepulvertem, gebrannten Kalk be­streut.

Auflösung des Homonym in Nr. 184.

Kiel." (Federkiel, Schiffskiel, Kriegs­hafen Kiel u. der Komponist geistl. Lieder in Berlin.)

Scherz-Rebus.

Rappe, Schimmel, Bayern.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.