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sind wahrscheinlich 18 Mann rettungslos verloren.
Dr. Franz Perrot. preußischer Artilleriehauptmann a. D., der bekannte Vorkämpfer des Zonentarifs der Eisenbahnen, ist am 11. November in Wiesbaden gestorben.
Staufen. 9. Nov. Der stellenlose Lehrer Bösch hat seinen Schwager, den Kaufmann Kiefer, und sich selbst erschossen. Die alte Dienstmagd des Kiefer wurde von Bösch ebenfalls angeschossen, sie dürfte jedoch mit dem Leben davonkommen. Bösch war in Rom und Paris Lehrer, seit etwa einem Jahre aber ohne Stelle und Gast bei seinem Schwager. Kiefer, Vater von vier Kindern (das älteste ist 9 Jahre alt), ein rechtschaffener braver Mann, war hier sehr beliebt.
Württemberg.
zWie aus Wiesbaden gemeldet wird, wird der russische Minister, Hr. v. Giers mit seinem Sohne, Legations-Sekretär v. Giers. zunächst in Stuttgart zum Besuch der Königin Olga und dann nach Paris sich begeben, wo er über Berlin nach Rußland zurückkehren wird.
Bekanntlich ist schon seit längerer Zeit das Projekt einer allgemeinen nationalen Ausstellung event. einer Weltausstellung, die in den nächsten Jahren in Berlin abgehalten werden soll, erörtert werden. Vor kurzem ist nun bei den württemb. Handelskammern angesragt worden, wie sie sich zu diesen Projekte stellen. Bis jetzt haben die Handelskammern von Stuttgart. Ulm, Heilbronn. Rottweil, Ravens- bürg eine zustimmende Antwort erteilt, wobei zu bemerken ist, daß die Handelskammern von Heilbronn und Ravensburg erklärt haben, daß sie einer Weltausstellung den Vorzug geben würden. Unter den 128 bis jetzt eingelaufenen Antworten haben sich 82 zustimmend geäußert, 27 zurückhaltend.
Stuttgart, 11. Novbr. Gestern nachmittag um 3 Uhr ist ein Zugsbediensteter, Bremser Diem aus Ulm, im Feuerbacher Tunnel so unglücklich vom Zuge gefallen, daß ihm die Räder der nachfolgenden Wagen beide Beine abfuhren. Er wurde mittels des Omnibuszuges Hierher überführt und alsbald in das Kathrinenhospital getragen, wo der Unglückliche heute früh seinen schweren Verletzungen erlegen ist.
Hall, 11. Nov. In der heutigen zahlreich besuchten Versammlung der deutschen Partei wurde beschlossen, da Stadtpfarrer Balz in Jlshofen aus Gesundheitsrücksichten eine Kandidatur für den 11 . Reichstagswahlkreis nicht annehmen konnte, daß die deutsche Partei in Hall als solche aus die Ausstellung eines Kandidaten für den 1l. Wahlkreis bei den gegebenen Verhältnissen verzichte. Den Mitgliedern der Partei, sowie allen nationalgesinnten Wählern soll eine dementsprechende Erklärung zugehen.
Ulm. 11. Nov. Von den mehreren hundert Prozessen. die infolge des ange- kündigten Gnadenerlasses S. Maj. des Königs Wilhelm II. vom hiesigen Land- und Amtsgericht als zur Niederschlagung geeignet dem kgl. Justizministerium vor
gelegt wurden, sind gutem Vernehmen nach nur zwei nicht niedergeschlagen worden, und zwar die Beleidigungsklage des Rechtsanwalts Schefold gegen Verleger und Redakteur der Ulmer Schnellpost; welche demselben Verletzung eines Eides als Bürgerausschußobmann vorgeworfen hatten und die Beleidigungsklage des Verlegers der Ulmer Schnellpost E. Rübling gegen den Rechtsanwalt Moos hier wegen eines von letzterem verfaßten israelitischen Artikels in der Ulmer Zeitung. Es wird dies interessante Prozeßverhandlungen geben.
Ulm, 11. Nov. Die hiesige Stadt- gemeinde hat den „Oberen Riedhof- an den Landarmenverband für 60000 verkauft. Letzterer errichtet daselbst eine Landarmenanstalt für 150 Halbinvaliden.
— Gestern wurde auch die Braut des Einbrechers Klein in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.
In der „Ulmer Schnellpost" veröffentlicht V. H. Welcker, Vorsitzender der deutsch-sozialen Partei Württembergs und des schwäbischen Bauernvereins folgendes: Die „Ulmer Schnellpost" ist von heute ab Organ der „deutsch-sozialen antisemitischen Partei" Württembergs und des schwäbischen Bauernvereins.
Rottweil, 12 Novbr. Die neue Telephonleitung von Stuttgart hierher ist nunmehr in der Hauptsache fertiggestellt.
— Von hier aus wird der doppellinige Telephonkupferdraht nach Schramberg gezogen. Die Eröffnung des Telephonbetriebs mit Schramberg und Oberndorf dürfte wahrscheinlich erst anfangs des kommenden Jahres erfolgen.
Bei Wolf egg wurde ein lljähriges Mädchen beim Moossammeln von einer Kreuzotter gebissen und starb unter unsäglichen Schmerzen.
Biberach, 10. Nov. Heute verunglückte das Dienstmädchen eines hiesigen Gasthauses beim Umgänge mit Benzin. Am ganzen Körper brennend kam die Unglückliche in die Wirtsstube. Der Dienstherr riß rasch die brennenden Kleider dem Mädchen herunter und erstickte mit Tüchern das Feuer. Die Arme wurde, mit Brandwunden bedeckt, in das Spital verbracht. Wie das Unglück entstand, ist noch nicht aufgeklärt.
Herrenberg, 9. Nov. Am Freitag wurde der frühere Polizeidiener I. G. Weiß von Altingen auf dem Wege von Rottenburg dorthin erfroren aufgefunden.
Ausland.
Die brasilianische Republik kracht in allen Fugen. Der Präsident Fonseca, welcher den Kaiser Dom Pedro vor zwei Jahren entthronte, hat seither eine derartige Mißwirtschaft geführt und sich selbst und seine Freunde so schamlos bereichert, daß sogar das Parlament, welches ebenfalls bei der Plünderung der öffentlichen Kassen sich rührig beteiligte, schließlich Front gegen ihn machte, worauf Fonseca seine Militärdiktatur wiederherstellte. Nun aber erklärt sich eine Provinz um die andere für unabhängig und das Ende von der famosen „unblutigen" Revolution wird zunächst ein Bürgerkrieg sein. dem möglicherweise die Wiederherstellung der Monarchie folgt.
N1ig)kllen.
Aus Staßfurt ist ein bedauernswerter Unfall zu melden: Zwei Jungen spielten „Aufhängen", der eine davon stieg auf einen Tisch, steckte den Kopf durch eine an der Decke sestgemachte Schlinge und hieß seinen jüngeren Bruder den Tisch wegrücken. Ehe Hilfe herbeikam, war der Aufgehängte eine Leiche.
Das 4jährige Kind eines Bahnarbeiters in Wasungen hat während der kurzen Abwesenheit der Eltern die auf dem Tisch stehende gefüllte Schnapsflasche vollständig geleert und ist an den Folgen davon wenige Stunden später gestorben.
Der Regierungsrat zu Aargau erläßt eine Verordnung, wonach der Unterricht in der Fortbildungsschule vor? Uhr abends vollendet sein muß und unter keinen Umständen auf die Zeit nach 7 Uhr angesetzt werden darf. Die bisherigen Erfahrungen erweisen zur Genüge, daß der Nachtunterricht den Zweck der Fortbildungsschulen nicht erreicht. Auf Grund des Tagesunterrichts soll die Einführung der obligatorischen Fortbildungsschule durch ein Gesetz geregelt werden.
InBelgien geht die V o l ksb ild- ung seit 1880 sichtlich rückwärts. Von den 180000 Einwohnern Brüssels (ohne die Vororte) sind 52000 des Lesens und Schreibens unkundig, in der Vorstadt, kgl. Residenzstadt Lacken, von 25 000 gar 11000! So siehts in Brüssel aus, wie nun erst auf dem Lande! Und dabei weigert sich die klerikale Regierung beharrlich, den obligatorischen Volksschulunterricht einzuführen.
(Nächstenliebe.) Hausfrau: Wie Du mit Deiner Herrschaft bei der Jnsanterie- kaserne noch wohntest, da liebtest Du einen Infanteristen. Kaum wohnt Ihr bei der Artilleriekaserne, da gehst Du mit einem Artilleristen. Sag, ist denn das Liebe?! — Köchin: Ja. Nächstenliebe.
(Studentenbrrief.) Lieber Vater! Ich freue mich, daß ich von meinem Entschluß, umzusatteln und Afrikareisender zu werden, abgekommen bin. Denn denke einmal, ich hätte dort notwendig 100 ^ gebraucht, wie gegenwärtig hier, da hättest Du (nach einer Bekanntmachung der Postverwaltung) die Postanweisung mit 50-Pfennigen frankieren müssen. Wenn Du mir die 100 aber jetzt umgehend schickst, kommst Du mit 20 Pfennigen davon. Mit bestem Gruß Dein Sohn.
(Richtig geschützt.) „Herr v. Lilienfeld, soll ich den Saldo von dem verhaftete» Papicrhändler auch übertragen?» — „Ja. übertragen Sie ihn als Saldo-Mortale!"
Homonym.
Wenn du mich fühlst, reibst du die Augen, Denn ich bi» lästig. kann nichts taugen. Und dennoch haucht ich Leben ein Als Künstler manchem kalten Stein.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn, Me eh in Neuenbürg.