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Amts- und AnzeigeökaiL für dm Wezirk KüLw. _ 76 . Iahrgrm-.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezir? und in nächster Umgebung 9 Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg.
Dienstag, dm 15. Januar 1901.
Vierteljährlicher AbonnementSpreis in der Stabt ML. 1.10 ^ ins HouS gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; l außer Bezirk Mk. 1. 35.
Amtliche AekaTNtmachurrgu e».
Die Gem. AemLee
werden beauftragt, die Wahl der aus der Schulgemeinde zu tväükeuste« Mitglieder der Ortsschulbehörde gemäß Art. 2 des Gesetzes vom 13. Juni 1891 (Reg. Bl. S. 116) und ß 4 der Vollz.-Verfügung hiezu vom 13. Nov. 1891 (Reg. Bl. S. 275) in Bälde vorzunehmen.
Die neue Wahlperiode erstreckt sich auf die Kalenderjahre 1901, 1902 und 1903. Eine Voll- zugsanzcige ist nicht erforderlich.
Calw, 12. Jan. 1901.
K. Gem. Oberamt. Voelter. Schmid.
Die Wahl der Amtsdrputierlen brtr.
Die Wahl der Amtsdeputierten der Gemeinden ist in Gemäßheit des Art. 29 des Ges. v. 21. Mai 1891 auf die 3 Kalenderjahre 1901, 1902 und 1903 von dem vereinigten Gcmeinderat und Bürgerausschuß unter Leitung des Ortsvorstehers mittelst geheimer Abstimmung nach der verhältnismäßigen Mehrheit der abgegebenen Stimmen vorzunehmen, bei Stimmengleichheit entscheidet das Los.
Der Ortsoorsteher ist hiebei vom Stimmrech t ansgeschlossen, der Bürgerausschußobmann dagegen nicht.
Zu wählen sind in Calw 7, in Althengstett, Deckenpfronn, Gechingen, Hirsau, Liebenzell und Stammheim je 2 Deputierte, in den übrigen Amtsorten je 1 Deputierter.
Das Wahlprotokoll ist spätestens biS 1. Aebv. d. I. dem Oberamt vorzulegen und muß darin die Anzahl der Stimmen, die auf die Gewählten gefallen sind, sowie die unterschriftliche Annahme- Erklärung der Gewählten enthalten sein.
Die Zahl der Deputierten, welche bei den
! Amtsversammlungen zu erscheinen haben, wird jeweils bekannt gegeben werden.
Calw, 10. Jan. 1901.
K. Oberamt. Voelter.
Bekan«Lmachrrng.
Heute ist der neugewählte Ortsvorsteher Joh-run ISeorg Mast in Neuwetler in sein Amt eingesetzt und beeidigt worden.
Calw, 11. Jan. 1901.
K. Oberamt. Voelter.
An die OrLsvorstehjU
Maßregel« gegen die Zigeuner betreffend.
Da in letzter Zeit mehrfach erhebliche Belästigungen des Publikums durch umherziehende Zigeuner stattgefunden haben, so wird zur Bekämpfung dieses Mißstandes Nachstehendes verfügt:
1) Die an der Grenze gegen das Großherzogtum Baden gelegenen Gemeinden haben darüber zu Wachen, daß keine Zigeunerbandcn ohne vollständig geordnete Legitimationspapiere von der Landesgrenze in's Land hereinkommen.
Diese Banden sind, wenn sie nicht freiwillig über die Grenze zurückkehren, fcftzuhalten, und ist sodann durch Extraboten oberamtliche Entscheidung darüber einzuholen, was mit denselben geschehen soll.
2) Den Zigeunerbanden sollte — dringende Notfälle ausgenommen — nicht gestattet werden, auf Straßen und öffentlichen Plätzen und sonstigem Eigentum der Gemeinde sich zu lagern.
3) Da die gewöhnlichen Polizeiorgane in der Regel zu schwach sind um den Zigeunern in wirksamer Weise entgegenzutreten, so ist in jeder Gemeinde, in welcher nicht mindestens 3 Polizeibedienstete stets zur Verfügung des Ortsvorstchers stehen, eine PstizeihilfSurannschaft aufzustellen,
welche sofort beim Eintreffen einer Zigeunerbande sich zur Verfügung des Schultheißenamts zu stellen hat.
Hicfür empfiehlt sich namentlich die Sreiger- abteilnna der Feuerwehr, von welcher mindestens 6 Mann zu diesem Dienste bestimmt werden sollten. Diese hätten stets in voller Ausrüstung zu erscheinen, die Zigeuner zu überwachen, sie auf ihren Gängen zu bereiten und dafür zu sorgen, daß die Zigeuner nicht unbefugt in Privathäuser ein- dringen, nicht herumbetteln, alle Bedürfnisse nur gegen bar Geld einkaufen und Belästigungen und Diebstähle vermieden werden, auch der Ort nach kurzer Rast wieder verlassen wird.
Die hiedurch entstehenden Kosten können gegenüber den üblichen Brandschatzungen durch die Zigeuner nicht in Betracht kommen.
4) Sollten sich einzelne Zigeuner Gesetzesübertretungen zu Schulden kommen lassen, so wären dieselben festzunehmen und der zuständigen Behörde (Amtsgericht oder Oberamt) vorsnhren zu lassen.
Die Polizeibediensteten sind hienach zu in- struiren. - -
Calw, 12. Jan. 1901.
K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntninchnng der K. Zentralstelle für die Lavdw irisch oft. betreffend die Abhaltnng von Unterrichttzkmfen über Obstbanwzncht.
Im kommenden Frühjahr wird wieder ein Unterrichtskurs über Obstbaumzucht am K. landwirtschaftlichen Institut in Hohenheim und an der K. Weinbauschule in WeinSberg, sowie erforderlichen Falles noch an anderen geeigneten Orten abgehalten.
Hiebei erhalten die Teilnehmer nicht nur einen leicht faßlichen, dem Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht, sondern auch eine geeignete praktische Unterweisung für die Zucht und Pflege der Obft-
6 1t k k kO E o H- NahdruL v.rbütrn.
Iack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Ich erwachte um sieben Uhr, und stand sogleich auf. Die Sonne schien hell auf das Master und sandte von da ihren glänzenden, zitternden Wiederschein durch unser Fenster. Ich trat zu dem Kranken und war entsetzt bei seinem Anblick, denn ich hielt ihn für tot. Sein Gesicht war eingefallen und aschfahl, und die Lider seiner geschloffenen Augen hatten ein grünliches, wächsernes Aussehen Ich dengle mich über ihn, um zu horchen. Gott sei Dank! er atmete. Sehr erleichtert schlich ich leise an den Waschtisch und erfrischte mich durch eine große Waschung. Dann ging ich auf Deck.
Der Himmel war blau und klar. Das Schiff befand sich unter allen einfachen Segeln, scharf aufgebraßt, auf dem Steuerbordgang, machte aber gute Fahrt in der frischen Morgenbrise. Rauch blies aus dem Küchenschornstein, Hähne krähten in den Hühnerkäfigen, Zwischendeckpaffagiere kamen und gingen, und Kindergeschrei drang von unten durch die Luken herauf. Ich promenierte auf dem Hüttendeck und atmete den frischen Nordwind ein, der mir, nach acht oder neun Stunden in der engen Kabine, ein Hochgenuß dünkte. Auch um More- combes willen freute ich mich von Herzen, daß das Wetter gut war. Ich kam am Lotsen vorüber, der auf der Wetterseite des Hauptdecks an eine Pardune gelehnt stand, und sagte ihm: »Guten Morgen." — Er erwiderte meinen Gruß nur mit einem mürrischen Nicken, und schrie mir, als ich auf Thompson zuschritt,
der am Kompaßhaus stand, nach: „Seihn Sei blot nich wedder up de Kompaß, sünst swären Sei, wi Hollen ünsen Kurs nich in." Die Ungeschliffenheit dieses rauhen Seebären konnte mich natürlich nur amüsieren, und das erste, was ich that, nachdem ich^Thompson die Hand geschüttelt hatte, war, daß ich in das Kompaßhaus blickte. Da sah ich, daß wir einen Kurs steuerten, der uns so nahe in Sicht der Insel Wight bringen mußte, daß wir ein Boot von dort signalisieren konnten. Daniel fragte sogleich nach Mr. Morecombe, und ich erstattete ihm Bericht.
„Auf mein Wort," sagte er, „du bist ja ein wahrer Samariter. Welcher Edelmut! welche Menschlichkeit! Statt den Rivalen zu erwürgen, sitzest du die ganze Nacht bei ihm, pflegst ihn und päppelst ihn mit Branntwein. — Wird der Kerl denn mit dem Lotsen an Land gehen?"
„Ich hoffe es. Er steht schrecklich elend aus, und ich habe mein bestes gethan, ihm Angst zu machen, aber er entschließt sich vielleicht doch noch anders, wenn er den Sonnenschein sieht."
„Na, dem mußt du auf alle Fälle Vorbeugen. Du kannst doch nicht wünschen, daß er bleibt."
„Gewiß nicht. Ich würde ihn mit Vergnügen über Bord werfen, wenn ich wüßte, daß er an den Strand schwimmen kann."
„Dann stecke dich nur hinter den Doktor."
Wir plauderten dann noch eine Weile an der Reeling, dann gingen wir zum Frühstück. Als ich, an der Thür des Salons stand, pochte mir das Herz doch ein bischen, denn ich fürchtete der Helle Sonnenschein und das sanfte Wiegen des Schiffes könnten Tante Damaris am Ende wieder auf die Beine gebracht haben, doch war nichts von ihr zu sehen. Florence kam allein)' und sogleich schritt ich ihr entgegen, begrüßte sie, und nahm meinen Platz neben ihr ein. Wie