sozialdemokratischen Zukunftsstaat wissenschaftlich für unhaltbar erklärt. Ja, aber worauf hoffen denn die Sozialdemokraten noch, wenn sie ihr Ideal, das Paradies auf Erden, selbst aufgegeben haben? Auch darauf giedt Herr Bebel Antwort. Der „große Kladderadatsch," d. h. der allgemeine Umsturz, die gewaltsame Revolution ist die einzige Hoffnung der Sozialdemokratie, was sich ein jeder, der aus Unkenntnis der letzten Ziele, die Sozialdemokratie bei den Wahlen unterstützt hat, sagen mag. Nicht ein einziges positives Ziel kann die Sozialdemokratie ihr eigen nennen, nachdem Herr Bebel den zweiten Teil des neuen Programms, der einige Forderungen an den Staat enthält, verleugnet hat. Das einzige Ziel besteht in der Zertrümmerung des Bestehenden, „was dann geschehen wird." das weiß Herr Bebel selbst nicht zu sagen.
Aus Baye.rn, 23. Sept. Die bayerischen Vora'lpen waren heute bis tief herunter e i n g e s ch n e i t, sodaß mit dem Abtrieb des Viehs von der Alm hat begonnen werden müssen.
Württemberg
Zur Erinnerung an die vor 25 Jahren erfolgte Gründung der Deutschen Partei wird am Sonntag den II. Oktober eine Feier in der Liederhalle in Stuttgart stattfinden.
Stuttgart. Dem „Württemberg- ischen Verein für Handelsgeographie" sind durch Herrn Dr. Fritzgärtner (Sohn des Oberlehrers Fr. in Reutlingen), der z. Z. Generalinjpektor des Bergdau's in Honduras ist, Mitteilungen zugegangen, wonach der deutsche Handel in Spanisch- Amerika noch ein großes Feld finden könnte. Er sagt, „die deutschen Waren seien dort sehr beliebt, billiger und besser, als die amerikanischen und englischen." Der Präsident jener Republik, heißt es weiter in der Zuschrift Fritzgärtner's, fei bereit, alles zu thun, den deutschen Handel dorthin zu ziehen, zu welchem Zwecke er gern mit einer größeren deutschen Gesellschaft in Verbindung treten würde, da er sich hiervon eine Hebung des Handels, wie der Industrie des Landes, verspräche; er wäre auch geneigt, einer deutschen Gesellschaft Land abzutreten, und freie Einfuhr, oder doch wenigstens ermäßigte Zölle zu gestatten.
Lauffen a. N. 24. Sept. Seit Inbetriebsetzung der elektrischen Kraftübertragung von hier nach Frankfurt ist unser Neckarstädtchen ein wahrer Wallfahrtsort geworden für Besucher von der Nähe und weiter Ferne. Kaum vergeht ein Tag, daß nicht Einzelbesuche oder ganze Gesellschaften eintreffen, um von der epochemachenden Neuerung Einsicht zu nehmen. So brachte der heutige Tag den Besuch des Geheimrats Krupp aus Essen. Derselbe fuhr in seinem eigenen Salonwagen nnd war begleitet von seinen obersten Beamten und Technikern seines Werkes. Für die nächste Zeit ist der Besuch einer Deputation der rumänischen Regierung angesagt.
Ein frecher Betrug wurde inEblingen zum Schaden einer großen Eisenhandlung begangen. Durch einen Brief war der Prinzipal behufs Abschlusses eines größeren
Geschäfts nach Plochingen berufen worden^ In seiner Abwesenheit nun kam ein fremder, Mann und wünschte im Auftrag einer großen Eßlinger Blechwarenfabrik die „Zinnklötze abzuholen, wegen denen seine Herren Prinzipale ja mit dem Herrn N. N. schon Rücksprache genommen habe," und gab die Gewichtsmasse an, die bestell! sei. Nichts Böses ahnend, gab ein älterer Lehrling das Gewünschte ab, stellte die Rechnung mit 300 für die betreffende Firma ans und gab dem Schwindler auch noch einen eisernen Karren zum Wegführen der Last. Nach Znrückkunft des wegge- lvckten Prinzipals stellte sich der Betrug heraus. Alle Nachforschungen nach Dieb, Zinn und Karren blieben bis jetzt ohne Erfolg.
Ausland.
Paris, 23. Sept. Der gestern vom „Temps" angeschlagene warme Ton bei Beurteilung derAufhebung desPaß - zwang es findet in der heutigen Presse keinen Widerhall. Allerdings erkennt man an, daß die Aufhebung nur in friedlichem Sinne ausgelegt werden könne, was geeignet sei, viele in letzter Zeit aufgetauchten Befürchtungen zu zerstreuen. Aus vielen Ausführungen scheint, so unglaublich es klingt, hervorzügehen, daß die Franzosen infolge einer merkwürdigen Suggestion sich thatsächlich eingeredet haben, daß ihnen von Deutschland ein Ueberfall hätte drohen können, denn sie beglückwünschen sich anscheinend in allem Ernste dazu, daß die Gefahr jetzt gemindert sei. Biele Blätter benutzen die Gelegenheit, um den Elsäßern nicht nur Glückwünsche zur Befreiung von der lästigen Anordnung zuzurufen, sondern ihnen gleichzeitig die Versicherung zu geben, daß Frankreich unentwegt an den verlorenen Brüdern festhalte, wie diese an ihm- Deutschland habe nur eine Forderung der Gerechtigkeit und noch dazu in seinem Interesse erfüllt, sodaß Frankreich ihm keinen Dank schulde. Das bish rige Verhalten müsse audauern, da der zwischen beiden bestehende Graben unüberbrückbar sei. Unbegrcislicherweije führt man fast allgemein die Aufhebung des Paßzwangcs auf den Wunsch des Kaisers zurück, für die Rede in Erfurt um Verzeihung zu bitten, und knüpft daran merkwürdige politische Betrachtungen! Die Erfurter Rede, so meint man, habe überall und namentlich in England und Italien einen so schlechten Eindruck gemacht, daß ihre entschiedene Verleugnung notwendig geworden sei und als solche habe Deutschland die Aushebung des Paßzwanges als kräftige Formel gewählt. Nur Jules Fcrrys „Estafette" weist diese Auslegung als hirnverbrannt zurück. Im übrigen ergehen sich die Blätter in langatmigen Betrachtungen über die Wandelbarkeit der Entschlüsse des Kaisers, in der sie eine dauernde Gefahr für die ruhige Entwicklung sehen wollen. Der Ton ist dabei oft wenig freundlich. Der Gesamteiudruck ist, daß man die Aufhebung des Paßzwanges gern cntgegenimmt, teilweise auch gemisst unbestimmte Hoffnungen auf eine äußerliche Besserung der Beziehungen darauf gründet, ^ im übrigen aber an keine, auch nur moralische Gegenleistung denkt.
' (Str. P.)
Die fachmännischen Urteile über die Leistungen der französischen Armee bei den großen Kriegsmanövern lauten im Ganzen recht günstig. Es wird zugegeben, daß die französische Armee im Allgemeinen sehr ansehnliche, teilweise sogar überraschende Fortschritte gemacht habe. Ferner weist man von fachmännischer einheimischer Seite mit Befriedigung darauf hin, daß die Manöver von keinerlei bedenklichen demonstrative» Kundgebungen begleitet gewesen seien, trotz der durch die Manöver wie durch die Ereignisse in der auswärtigen Politik hervorgerufenen selbstbewußten Stimmung in der Bevölkerung.
Paris, 25. Sept. „Figaro" will wissen, cs werde beabsichtigt, eine unentgeltliche Vorstellung der Oper „Lohengrin" > zu geben, in der Hoffnung, daß nach einem Erfolge im großen Publikum alle Kundgebungen und Widersprüche aufhören würden.
Paris, 25. Sept. Das Zuchtpolizei- gecicht verurteilte in Sachen des Eisenbahnunglücks von Saint Mandä den llnterstationschef des Bahnhofes Vincennes, zu 4 Monat Gefängnis und 300 Franken Geldbuße; den Lokomotivführer des auf. fahrenden Zuges zu zweijährigem Gefängnis und 50o Frauken Geldbuße. Der Eisenbahnverwaltung wurde Schadloshaltung der Opfer des Unfalles auferlegt.
Ein Tunnel ist auf einer Privateisenbahnlinie bei Tri e st eingestürzt. 50 Menschen sind umgekommen.
Buchstaben-Rätsel.
Mit K ruht's in der Erde Schoß.
Mit F springt's lustig, läßt man's los. Mit S wird cs von uns getreten Und doch ein Jeder hat's vonnöten.
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Mit dem 1 . Oktober beginnt ein neues Quartal und damit auch ein neues vierteljähriges Abonnent auf den Enz- thäler. Wer daher im Juli nicht für das ganze Halbjahr abonnierte, wolle seine Bestellung sosort bei der bisherigen Bezugsquelle erneuern, wenn keine Unterbrechung in dem Versandt deS Blattes eintreten soll.
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A«W»n «. Hrrlsg ärr AnrtWttr.
Redaktion, Druck unk Berlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.
Mit einer Neikage.