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scheidenden Sieg der Kongreßparteien bei Valparaiso nun endlich das Handwerk gelegt. Die Sieger scheinen auch gerade keine Engel zu sein, denn sie lassen ohne Erbarmen alle ihre politischen Gegner über die Klinge springen, aber solche Spitzbuben, wie Balmaceda, der auf der Flucht von seinen Gegnern erschossen worden sein soll, sind sie nun doch nicht. Man kann wohl erwarten, daß unter dem neuen Regiment das reiche Chile wieder ausblüht. Nach der Schlacht von Valparaiso nun hat sich die Stadt, obwohl auch englische und französische Schiffe in ihrem Hafen lagen, doch dem deutschen Geschwader-Kommandanten ergeben, der natürlich sofort die weitere Uebergabe an die siegreiche Partei vermittelte. Das ist ein wichtiger politischer Erfolg, und daß er bemerkt wird, geht aus der rührenden Thatsache hervor, daß alle Pariser Zeitungen dies Faktum totschweigen. Deshalb bleibt es aber doch bestehen.
Weimar. 9. Sept. Heute vormittag hat hier die feierliche Beisetzung des verstorbenen Prinzen Alexander von Sa ch s en - W ei m a r in der Fürstengruft stattgefunden. Seine Majestät der König von Württemberg hatte Seinen Flügeladjutanten Frhrn. v. Walter als Vertreter entsandt.
Eine bedeutende Unterschlagung hat sich der in der Wilhelmsdorferstraße zu Charlottenburg wohnende Kaufmann Bock, welcher seit 8 Jahren in der Preußischen Hypotheken - Versicherungs- Aktiengesellschaft angestellt war, zuschulden kommen lassen. Derselbe hat es verstanden, Welprojekle im Gesamtbeträge von 378 000 Mark sich anzueignen und diese Summe zu Börsenspekulationen bezw. als Einlage bei einer Brauerei zu verwenden. Bock, welcher verheiratet ist. ist seit gestern flüchtig. Wann die Veruntreuungen begonnen haben, ist noch nicht festgestellt worden. Der Flüchtige ist erst 25 Jahre alt.
In Baden nähert sich der Wahlkampf anläßlich der Landtagswahlen seinem Höhepunkt, da jetzt alle Parteien mit ihren Wahlaufrufen Hervorgelreken sind. Einen harten Kampf haben die Natioualliberalen, welche sich gleichzeitig gegen die Freisinnigen , Demokraten, Sozialdemokraten und Ultramontanen. hie und da sogar auch noch gegen die Konservativen, ihrer Haut wehren müssen. Wenn sich darum die badischen Nationalliberalen nicht ganz stramm halten, werden sie wohl ihre bisherige absolute Mehrheit in der zweiten Kammer einbüßen.
Württemberg
Calw, 10. Sept. Heute früh marschierten die hier und in den benachbarten Orten einquartierten Truppen in der Richtung nach Althcngstett ab, um nach dem gestrigen Rasttag aufs neue an den Brigademanövern Teil zu nehmen.
Heute enden die Brigade-Uebungen der 51. und 52 Jnfanterie-Brig., morgen marschieren die Truppen in baS Gebiet für die Manöver der 26. Div., welche in der Zeit vom 14. bis 20. Septbr. unter Leitung des Gen.-Lieut. v. Lindequist, zwischen Calw-Böblingen stattfinden wer
den; am 21. Sept. ist Schlußmanöver der
26. Div. gegen markierten Feind unter Leitung des komm. Generals v. Wölckern und am 22. kehren die meisten Truppenteile in ihre Garnisonen zurück. Bei der
27. Div. begannen heute die 4tägigen Brigademanöver der 53. Jnf.-Brig. zwischen Ncresheim und Giengen a. Br.
H e i l b r o n n, 1 l. Sept. Nach einem Extrablatt der „Heiibr. Ztg." habe Oberbürgermeister Hegelmaier sein Gesuch zurückgezogen Er werde schon anfangs nächster Woche sein Amt wieder antrcten, die gegen seine Geschäftsführung in der letzten Zeit vom Gemeinderat erhobenen Bezichte aktenmäßig als grobe Unwahrheiten Nachweisen und seine Beleidiger zur Rechenschaft ziehen.
A u S l a » d.
Calais, 8. Sept. Ein entsetzliches Drama wird aus Deal gemeldet. Unweit der Küste wurde dort dieser Tage eine Barke des Schiffes G. L. Walers bemerkt auf welcher der Kapitän mit seinem Kinde saß, während zwei Matrosen das Fahrzeug der Küste zurudertcn. Plötzlich schwang einer der letzteren, ein hünenhafter Mensch, wahrscheinlich infolge Säuferwahns, ein großes Messer und stach damit auf seinen Genossen ein. Wenige Augenblicke später schlug die Barke um und versank mit ihren Insassen. Non den Verunglückten wurde noch keiner gelandet.
Die tiefgreifenden Umänderungen in der Zusammensetzung des türkischen Ministcriums erfahren nunmehr eine Aufklärung, welche gegennüber den hochpolitischen Erörterungen, die an dieses Ereignis geknüpft worden sind, des heitern Anstriches nicht entbehrt. Danach hatte vor ungefähr vierzehn Tagen, infolge wilder Regengüsse, welche die Gasleitung von Mdis Kiosk gründlich unterwaschen und beschädigt halten, die Beleuchtung des Palastes plötzlich versagt. Da man sich auf diese Beleuchtung sehr wesentlich für die Ueberwachung des Palastes verläßt, so wurde der Sultan sehr erregt und verfügte sofort die Absetzung des Großmeisters der Artillerie, dem die Gasfabrik und die Beleuchtung des Palastes untergeordnet ist. Gleichzeitig wurde Os- man Pascha, der Kriegsminister, beauftragt, eine Untersuchung über die wirklichen Ursachen der Unterbrechung in der Schloßbeleuchtung auzustellen. Ec berief zu diesem Zwecke verschiedene Male eine Anzahl von Beamten, und diese Zusammenkünfte werden dann dem Sultan als revolutionäre und vom Großvezir Kiamil begünstigte Versammlungen geheimnisvoll zur Anzeige gebracht. Unter
anderm hätten die Angeber dem Sultan hinterbracht, es sei ein Gesuch mit 40 Unterschriften an den Scheck ül Islam ergangen, in welchem die Absetzung des Sultans beantragt würde. Das Gerücht bezeichnet einen arabischen Scheck als den Hauptanstifter dieser zum Sturze Kiamil Paschas gelegten Mine. Kiamil. heißt cs. sei thatsächlich Gefangener, eine Untersuchung gegen ihn im Gange, der Zutritt zu ihm Niemanden gestattet, der Haupl- angeb-r aber zum Lohne mit dem Os'- manieh-Ordeu in Brillanten ausgezeichnet worden.
Aus Japan, 9. Septbr. Au der japanischen Küste ist ein schreckliches Schiffs- unglück vorgekommen, bei welchem mehr als 260 Leute ums Leben gekommen sein sollen. Das Unglück fand am 12. Juli um 3 Uhr morgens, in der Bai von Shirakami in der Nähe von Jezo, der nördlichen Insel derjapanischenJnjelgruppe, statt. Zwei miteinander in Wettbewerb befindlichen Gesellschaften gehörige Dampfer, der „Tamaye" und der „Miyoshi", kreuzten an dem ermähnten Morgen in der Bai und fuhren, um sich nicht überholen zu lassen, unter voller Dampfkraft. Aus unbekanntem Grunde schlug der „Miyoshi" den Kurs des „Tamaye" ein, welcher letztere die Gefahr merkte und seine Maschine zum Stehen brachte. Es war jedoch zu spät. Der „Tamaye" wurde bei dem Zusammenstoß mittschiffs in der Nähe der Maschinen getroffen und eine furchtbare Schlagentzündung folgte. Das Schiff ging in der Zeit von vier Minuten unter, nicht allein seine Mannschaft, sondern auch 320 an Bord befindliche Fischer mit in die Tiefe ziehend. Das Geschrei der unglücklichen Opfer war herzzerreißend. Nur i diejenigen, welche sich in dem Augenblicke I des Zusammenstoßes an Deck befanden, > zusammen 60 Leute, kamen nit dem Leben davon.
Homonyrn-Scherzaufgabe.
In nachstehenden Sätzen sind die Striche durch gleichlautende Wörter mit verschiedener Bedeutung lz. B. Knappe, knappe) zu ersetzen.
1. Das kommt vom —, daß sich die — des
Brunnens dreht und die — an der Garten- ! laube schwankt. i
2. Kein Vernünftiger wird es —, in diesem gebrechlichen — zu reisen.
3. -, sprach der —, mein Lager.
4. Daß ihr nicht wißt, wo — liegt, wird der Lehrer —.
5. Bei uns in England, sagte die liebliche — rechnet man nicht nach —.
Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Getreidegattungen nach dem Schrannen-Ergebniß vom 5. Septbr. 1891.
Quantum
Gattung
Gewicht per Simri
Preis per
Simri
höchstes
mittleres
niederstes
höchster
mittlerer
niederster
Pfd.
Pfd.
Pfd.
-4L
-4L
Simri
Kernen .
34
34
34
4
09
4
09
4
09
„
Dinkel .
2l
21
20
1
85
1
84
1
70
„
Haber
24
23
22
2
6
1
94
1
82
„
Roggen .
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Gerste .
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.