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kürzlich schwer bestraft worden, nicht, Karsten? Mein verstorbener Sohn hatte auch einmal ein Zusammentreffen auf hoher See mit ihm. Das ist ein geriebener Fuchs, vor dem man auf der Hut sein muß."

Ja, der ist's. Vielleicht will er jetzt sein Diebshandwerk wieder an der deutschen Küste ausüben. Aber da kennt er den alten Karsten und die Skauderooger Männer schlecht, wenn er glaubt, sie lassen sich ihr Brot vor der Nase wegnehmen. Dem alten Schlingel wollen wir einmal zeigen, wo er daheim ist oder vielmehr, wo er hingehört."

Wenn es gilt, unser gutes altes Recht zu wahren, dürft Ihr auf mich zählen, Karsten."

(Fortsetzung folgt.)

Stuttgart, 10. Aug. Wer bisher noch daran zweifelte, daß die Schwaben die trinkbarsten Männer im weiten deutschen Reiche sind, der wird, wenn er eine soeben von dem württ. statistischen Landesamt herausgegebene Arbeit gelesen, reumütig sich zu dem Satze bekennen: auf dem Ge­biete der Trinkologie gebürt dem Schwaben die Palme. Es mag ja sein, daß in einem gewissen Stoffe andere deutsche Stämme leistungsfähiger sind, daß der Bayer mehr Bier und der Norddeutsche gewisser Gegen­den mehr Schnaps vertilgt. Solche eng­herzige Neigungen, wo es sich um die Stillung seines Durstes handelt, kennt der Schwabe nicht, er bekennt sich und das ist gewiß ein Zug schöner Unparteilich­keit, zweier gemischten Systeme und, alles in Allem gerechnet marschiert er an der Spitze der Consumtiousfähigkeit. Wir wollen das mit einigen Zahlen be­weisen. Der jährliche Verbrauch aus den Kopf der Bevölkerung, also Frauen und Kinder mitgerechnet, beziffert sich auf 158 Liter Bier, 22 Liter Wein, 55 Liter Obst­most und 5 Liter Branntwein. Das macht zusammen 4812804 Hektoliter Getränk, was einem Wert von 132 758000 ^ ent­spricht, d. h. auf den Kopf der Bevölker­ung kommt das artige Sümmchen von 67/L 05 Für die Männer, als die eigent­lichen Konsumenten, allein gerechnet, dürfte sich diese Ziffer für das einzelne Jndivi- dum gewiß auf das dreifache vermehren. Um den nötigen Obstmost herzustellen, mußten von 1884/88 3277893 Zentner fremdes Obst eingeführt werden, von Bier und Wein gar nicht zu reden. Leider hat sich auch der Branntweinkonsum bei uns gegen früher sehr vermehrt. Während in der Zeit von 18521864 nur eine Kopfquote von 3,4 Liter jährlich berechnet ward, hat der Verbrauch von Branntwein (40gradig) sich neuerdings auf 5 Liter jährlich gehoben.

Berlin. Der Hamburger Ringer Karl Abs hat kürzlich auch den Fran­zosen Leon Masson, der ihm dieMeister­schaft der Welt" im Ringen streitig machte, besiegt. Das ungemein zahlreich er­schienene Publikum folgte dem Kampfe zwischen Deutschen und Franzosen aus erklärlichen Gründen mit der größten Spannung. Masson, nicht ganz jo groß und schwer als Abs, war vor allem aus­

gezeichnet, durch eine breite und hochge­wölbte Brust, bekundete eine außerordent­liche Gewandtheit und ging mit großer Verve vor. Mehrere Male wußte er sich der eisernen Umklammerung des Gegners zu entziehen. Die Versuche, Abs durch Fialen beizukommen, scheiterten an der unerschütterlichen Ruhe des Hamburgers, der auch seinerseits vielmehr als bisher die Offensive ergriff. Nach 9 Minuten berührte Masson, der sich auch im Liegen noch energisch zur Wehr setzte, mit beiden Schultern den Boden. Abs wurde minuten­lang durch betäubenden Beifall gerufen. Auch dem tapferen Gegner, der mehrmals mit dem Sieger an der Rampe erschien, wurde die Anerkennung nicht versagt.

(Ein fliegender Hutmacher.) Zu den Leuten, welche es in Berlin verstehen, sich durch eine originelle Beschäftigung gute Einnahme-Quellen zu erschließen, gehört auch einfliegender Hutmacher". Seine Kundschaft sucht der Mann auf den Droschkenhalteplätzen, wo sein Erscheinen stets mit Freude begrüßt wird. Ausge­rüstet mit einem Kasten, in dem sich sein Handwerkszeug und allerlei Material wie Tressen, schwarzer Glanzlack u. s. w. be­finden , schlägt dieser Hutmacher in der Drotschke, deren Kutscher seinen Hut aus- besseru lassen will seine Werkstätte auf. Der Hut wird je nach Bedarf frisch lackiert, mit neuen Dressen versehen, etwaige Beulen werden entfernt, kleine Löcher und Sprünge zugenäht. Der Verschönerungs- Prozeß nimmt regelmäßig nur kurze Zeit in Anspruch und kostet, je nachdem es sich um einen mehr oder wenigerschweren Fall" handelt, eine bis anderthalb Mark. Nach Beendigung der Arbeit packt der Hutkünstler seine Sachen zusammen und verlegt seine Werkstatt in die nächste Droschke, und wenn er sich endlich von dem Halteplatz entfernt, hinterläßt er eine Anzahl liefbcfriedigter Droschkenkutscher, die mit Stolz auf ihre alten Hüte blicken, dieaussehen wie neu." Der Mann arbeitet nur während der Sommermonate und verdient in dieser Zeit genug, um während des Winters bequem von seinen Ersparnissen leben zu können.

Das größte R in dvieh Deutsch - lands zu sein beansprucht ein Ochse, welcher dieser Tage von dem Hofschlächter­meister Beck in Charlottenburg von einem Rittergute bei Writzen käuflich erworben worden und bis zum Sonntag für Geld zum Besten der Ferienkolonien zu sehen ist. Das Ungetüm hat einen Umfang von 3 Meter, eine Höhe von 2 Meter, eine Länge von 3'li Meter und wiegt 25 Zentner.

(Eine schnurrige Anzeige) über einen bei ihm passierten nächtlichen Einbruch machte ein wegen seiner Orginalitäten be­kannter Villcnbesitzer in Tegel. Am ge­nannten Morgen erhielten die Honoratioren des Ortes folgendes Schreiben:Obwohl ich selbst gestern Abend mein Haus wohl verschlossen und alles für nächtliche Sicherheit gethau halte, so hat doch eine Frauensperson sich ganz geräuschlos ein­zuschleichen und das ganze Haus zu

alarmieren gewußt. Weil mir das sch^ verraten worden war, so halte ich, um auf alle Fälle gefaßt zu sein, Leute be­stellt, die sie festnahmen und banden Th hat keinen Paß, auch sonst keine Legiii. mation, und da ihre Sprache ganz un­verständlich ist, so kan» man von ihr weder Namen noch Herkunft erfahren. Da ich nicht gesonnen bin. sie. trotz ihres unbefangenen Blickes gleich wieder lausen zu lassen, so ersuche ich die resp. Be­hörden. auf meiner Stube mit ihr ein Zeugenverhör anzustellen, und wer von meinen werten Freunden und Gönnern geneigt wäre, diese kecke Dirne zu schauen, der erscheine diesen Morgen um 10 Uhr, bis dahin ich die Deliquentin noch in be­sonderer Obacht halten werde. Ergeb. N. N." Alle diejenigen, denen die An­zeige zugegangen, begaben sich nunmehr nach der Wohnung des Denunzianten. Man kam, man sah und lachte, denn die Frau des Hauses war in der Nacht von einer Tochter entbunden worden, welche sogleich getauft werden sollte.

Aus der RubrikHeiteres" derNeuen Musik-Zeitung" (Grüuinger, Stuttgart): (Endlich.) Herr (zu einem Musiker, welcher die Noten des eben zu exekutieren­den Stückes an seinem Mundstücke befestigt hat):Bitte, was ist das für ein Stück?" Das? ein Mundstück!"Nein, ich meine, ! was Sie blasen?"Ach so, Fagott!" Aber nein, ich meine, wie die Piece heißt, t die Sie ausführe .1 ?"Ach so! Ouvertüre 1 Nr. 32!"Danke bestens!"Haben » Sie in Spanien spanisch . gesprochen?" n wurde Anton Rubinsteiu in Liver- st pool von einem neugierigen, weitgereisten k Herrn gefragt.Nein, ich verstehe I nicht spanisch."Dann haben Sie sich mit Französisch geholfen?" Nein, man spricht es dort nicht viel."Aber, mit was haben Sie sich dann geholfen!" Mit Klavier."

(Neues Gemüse.) Erster österreichischer Grenzbeamter: Als was verzollen wir diesen Lorbeerkranz? Zweiter Beamter: Nun, als frisches Gemifte. Erster Be­amter: Aber da ist ja noch eine Schleife dran. Zweiter Beamter: Also als Ge­müse mit Beilage. (Ulk.)

(Auf die Umstände kommts an.) Was hatten Sie für Wetter unterwegs? Das schönste Sommerwetlcr, das wir uns ! wünschen konnten. Trotz der Kälte? . Eben darum! Mein Mann ist Pelz- > Händler.

(Aus der Jnstruktionsstunde.) Unter­offizier: Was lhun Sie, wenn Sie vor dem Herrn Lieutenant stehen und ihm ein Gegenstand auf den Boden fällt? Re­krut: Ich hebe ihn auf. Unteroffizier: Warum thun Sie das? Rekrut: Weil sich der Herr Lieutenant nicht bücken kann, wegen die engen Hosen.

(Vorschlag zur Güte). Unteroffizier: Kerls, wenn Ihr nun doch ein marichieren wollt, als ob's zu einem Begräbnisse ginge, dann marschiert wenigstens so, als ob Ihr einen alten Erbonkel fortbrächtet!"

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.