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Täferroth OA. Gmünd, 17. Aug. Eine Frau kam in ihrer Küche dem Feuer so nahe, daß ihre Kleider alsbald Feuer fingen und sie bald in Hellen Flammen stand. Am ganzen Leibe mit Brand­wunden bedeckt, ist die Unglückliche trotz angewandter ärztlicher Hilfe nach einigen Tagen gestorben.

Radfahrer Braunbeck von Stutt­gart hat in Berlin die Meisterschaft für Europa gewonnen.

O e st e r r e i ch.

Die Zechen in Prag lassen mit ihren panjlavistischen Demonstrationen nicht nach und treffen alle Vorbereitungen, um die russischen Gäste, welche die Prager Aus­stellung besuchen wollen, großartig zu empfangen. Daß die in Kiew wohnenden Zechen von der russischen Polizeibehörde mit den grausamsten Chikanen gezwungen werden, zur russisch-orthodoxen Konfession überzutreten, verschlägt den böhmischen Jungzechen gar nichts.

Ausland.

Fürst Ferdinand von Bulgarien ist von seiner jüngsten Auslandsreise mit neugestärkter Zuversicht heimgekehrt. Dies leuchtet aus seiner Rustfchucker Rede klar hervor, in welcher Fürst Ferdinand ver­sicherte, daß sich im Auslande die Anschau­ungen über Bulgarien wesentlich zu Gunsten des Landes geändert hätten und daß man das Verhalten und die Entwickelung Bul­gariens mit Vertrauen verfolge. Mit be­sonderer Genugthuung gedachte der Bul­garenherrscher seines Empfanges durch den Kaiser von Oesterreich, dessen Wohlwollen für Bulgarien betonend. Recht sympathisch berührt der Schluß der Rede, welcher daraus hinweist, daß Bulgarien diese neuer­lichen Erfolge der Klugheit, mit der es seine Angelegeuheiten führe, und seinem Fernhalten von jeder abenteuerlichen Politik verdanke. Man kann in dieser Schluß- wendung wohl einen Protest des Fürsten gegen die Gerüchte erblicken, welche von Zeit zu Zeit mit der Versicherung auftauchen, Fürst Ferdinand strebe unter dem Einflüsse seines ersten politischen Beraters Stambuloff nach der völligen Unabhängigkeit Bul­gariens.

Die Engländer lassen sich den Aerger darüber nicht anmerken, daß die Pforte auf französisches Betreiben die egyptische Frage wieder auszurollen versucht hat, und empfangen die von Rußland zurück­kehrende französische Flotte in freundschaft­licher Weise. Ein für die französischen Gäste geplantes Festmahl im Londoner Rathause (Guildhall) wurde von letzteren übrigens abgelehnt.

Die russische Presse gefällt sich wieder einmal in heftigen Angriffen gegen Deutsch­land und namentlich gegen Oesterreich und das in Warschau erscheinende Organ des Generals Gurko schildert bereits die großartigen Siege, welche Gurko über die Oesterreicher und die Deutschen erfechten möchte. Sehr ärgerlich sind die Russen auch darüber, daß der serbische König auch dem Kaiser von Oesterreich einen Besuch abstatter und sich dankbar über das väter­liche Wohlwollen ausgesprochen hat, das ihm Kaiser Franz Joseph erwiesen habe.

Der Zar freilich hatte seine serbischen Gäste einfach in Petersburg zurückgelassen und einen Ausflug nach Finnland gemacht.

Como, 15. Aug. In dem Augen­blick, als heute der Dampfer im Begriff war, Passagiere zu crner Vergnügungs­fahrt auf dem See aufzunehmen, brach die Landungsbrücke und alle darauf Be­findlichen stürzren ins Wasser. Etwa 30 Personen wurden gerettet, zwei ertranken, das Schicksal mehrerer Anderer ist noch unbekannt. Es herrscht großer Schrecken über diesen Vorfall und spielen sich herz­zerreißende Szenen ab. Unter den Toden befindet sich ein Arbeiter, der sich an diesem Vormittag verheiratet hatte.

Wegen Trunkenheit wurden 250000 Personen, darunter 76600 Frauen im letzten Jahr in Großbritanien verur­teilt.

Was man wirklich von einem Lehrer verlangt, beweist G ö pp i n g e n, das einen Hauptlehrer für die höhere Mädchenschule sucht. Derselbe soll realistischerProfessorats- Kandidat der sprachlichhistorischen Richtung sein. Er hat zu geben: deutsche Sprache und Literatur, Kirchengeschichte, Natur­geschichte des Menschen, Geschichte. Geo­graphie, Englisch und Französisch, unter Umständen auch Rechnen. Dies ist doch genug.

Msenbahndeutschi. Eine unlängst ergangene amtliche Bekanntmachung lautet:Zur Erleich­terung der Benutzung der zusammenstellbaren Fahrscheinhefte bei Reisen von und nach solchen Stationen der preußischen Staatseisenbahnen, welche m dem Verzeichnisse der Fahrscheine für zusammenstellbare Fahrscheinhefte als Fahrschein- Anfangs- oder Endstationen nicht benannt sind oder an einer in das Verzeichnis überhaupt nicht aufgenommenen Eisenbahnstrecke liegen, werden für die Fahrt von der Reise-Antrittstation bis zur nächsten Fahrschemstation und von der dem Reiseziele Nächstliegenden Fahrscheinstation bis zur Reisziel-Station und zurück, sowie für etwaige Abstecher nach Stationen seitwärts gelegener Strecken seitens der Ausgabestellen der preußi­schen Staatseisenbahnen Ergänzungsfahrscheine den Heften eingesügt werden." Wer das bei einmaligem Durchlesen sofort kapiert, erhält eine Freifahrt-Karte für sämtliche König!, preußischen Eisenbahnen.

Jakob" , fährt der Herr Baron seinen Gärtner an,was habe ich von Euch hören müssen: während Ihr stets behauptet, es habe in diesem Jahre in meinen Gärten gar keine Spalierpfirsiche gegeben. verkauft Eure Frau täglich die schönsten Exemplare auf dem Markte! Wo habt Ihr sie her?"Mein' Frau?" erwiderte Jakob verlegen,die is vun Blieskastel, Herr Baron, zwee Stund' von Zweebricke!"

(Die jüngste Schwester.)Kann ich die Dame des Hauses sehen?" fragte ein Hausierer.Sie sehen sie, wenn Sie nicht blind sind," fuhr ihn die Frau an, die ihm geöffnet hatte.O. Verzeihung, Madame. Sie sind die Dame des Hauses?" Was denn sonst? Für was hielten Sie mich, für den Gärtner oder gar für die Köchin?"Keineswegs," erwiderte der Handelsmann,ich hielt Sie für die jüngste Tochter des Hauses!" Wirklich?

Wirklich?" Und der Hausierer durfte seine Waren auspacken; als er fortging, lächelte er pfiffig, denn er hatte ein gutes Geschäft gemacht.

Aus Rixdorf. In derRixdorfer Zeitung" lesen wir folgende Anzeige: Meine liebe treue Gattin ist mir abhanden gekommen. Der ehrliche Finder kann sie behalten. Achtungsvoll Otto Lienow, : Rixdorf."

(Ein Schlauberger.) Der Schöpfer hat fehr Unrecht daran gethan, meinte kürzlich ein Schlauberger, die Hitze für den Sommer und die Külte für den Winter zu bestimmen, statt umgekehrt. Denn welches Wohlbehagen würde uns die Wärme im Dezember verursachen, und was für eine Erfrischung würde die Kälte i im Juli sein!

(Angenehme Ueberraschung.) Banquier Löwenthal:Sie, Doktor, Sie haben doch bekommen 'ne Einladung zum Sonntag? Fracksache mit Dichter, Gelehrte. Künstler

lauter faine und geistreiche Leut', sollen Se mer raten zu 'ner rechten an- ! genehmen Ueberraschung fer de Leute?

Doktor:Lasten Sie absagen."

(Ein Irrtum.) Student (findet sich ' am Morgen nach der Kneipe verkehrt und fast angekleidet im Bette liegend, die Fiche s auf dem Kopfkissen).Donnerwetter! - Da habe ich mir die ganze Nacht eilige- bildet, ich hätte Zahnweh, und dabei drückt ( mich der Stiesel." )

(Ein strammer Bräutigam.) Wie, ^ Bärble, Du liegst im Bett? Ja, Rösle! Mei' neuer Schatz von den Kürassieren hat mir gestern beim Abschiedskuß zwei s Rippen ein'druckt. f

(Philosophisch.) Hausfrau: Ich möchte wissen, wann Sie mich zahlen." Studiosus: Lehen Sie, liebe Hausfrau, diese Frage erinnert mich wieder lebhatt daran, wie wenig eigentlich der Mensch weiß.

Gemeinnütziges.

(Wie reinigt man vergoldete Gegen- ! stände?) Um vergoldete Bildcrrahmen und ähnliche vergoldete Gegenstände von § Fliegenschmutz, festgetrocknetem Staub w. ^ zu reinigen, nehme man eine Zwiebel, schneide sie in dünne Scheiben, gieße etwas absoluten Alkohol darauf, tauche ein Läpp- > chen in den Extrakt und wasche hiermit behutsam den Schmutz ab.

Mathematisches Rätsel.

Jemand wird gefragt, wie viel Tauben j er habe? Jener giebt zur Antwort: Wenn i ich deren noch einmal soviel, '/r mal und , '/z mal soviel hätte und noch 5 dazu, so würde ich gerade 160 Stück haben. Wie viel Tauben hat er?

Sluttgart, 20. Aug. (Kartoffel- und i Krautmarkt.) Zufuhr: 100 Ztr. Kartoffeln, Preis pr. Ztr. 4 50 ^ bis 5 ^ 50 -

Zufuhr: 1200 St. Filderkraut, Preis pr. 100 St. 18 bis 20

Mit einer Deika-e.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.