Kemdenflanelle,
karriert und gestreift,
bekannte gute Fabrikate, in großer Auswahl
C. E. Kern, Ellmendingen.
P o st k a r t e n
mit Ansichten von Neuenbürg (neue Anfertigung) empfiehlt
C. Meeh.
Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
Pforzheim, 19. Aug. Ueber die Erbauung eines neuen Rathauses in hiesiger Stadt, an Stelle des abgebrannten, ist in der vorgestrigen Sitzung des Bürgerausschusses nun endgiltig beschlossen worden. Das Gebäude soll aus dem Platze des alten Hauses an der Marktstätte, wozu noch die Godenfläche eines benachbarten zum Abbruche angetansten Hauses kommt, erstellt werden. Der Bauplatz erreicht dadurch einen Flächeninhalt von 157 l Hjin. Das aus drei Stockwerken bestehende Haus soll in einer der Bedeutung der Stadt entsprechenden Weise ausgeführt werden; dasselbe wird durchweg unterkellert und soll im Kellergeschoß neben andern Räumen, Magazinen. Raum für eine Zentralheizung, auch Platz für einen „Ratskeller" enthalten. Behufs der Einreichung von Bauentwürfen wird ein Wettbewerb eröffnet und es sind hiesür drei Preise von 3000 „16, 2000 und 1000 bestimmt worden. Das gewählte Preisgericht besteht aus den Herren Oberbaudirektor Dr. Durm in Karlsruhe, Oberbaurat Dr. v. Leins in Stuttgart. Professor Fr. Thiersch in München, Oberbürgermeister Habermehl und Stadtvcrord- neten-Obmann Kayser von hier. (S.M.)
Nttmik.
Deutschland.
Der deutsche Kaiser hat sich nunmehr von seinem Unsall so weit erholt, daß er den Manövern in Oesterreich, Bayern und Thüringen sicher beiwohnen kann.
Der Kaiser wird am Vormittag des 22. d. M. über die Truppen des Gardekorps auf dem Tempelhofer Felde die große Herbstparade persönlich abhalten. Die Ankunft des Kaisers in München dürfte, der „Allg. Ztg." zufolge, am 7. September abends zu erwarten sein.
Kiel, 19. Aug. Bei der gestrigen Festtafel zur Feier des Geburtstages des Kaisers Franz Josef trank Kaiser Wilhelm auf das Wohl seines treuen Verbündeten, des Kaisers von Oesterreich.
Bad Klssingen 18. Ang, Fürst Bismarck ist mit Graf Herbert, Prof. Dr. Schweniger und Dr. Erysander heute Abend 8 Uhr abgereist. Das zahlreich anwesende Publikum rief „Hoch!" und „Auf Wiedersehen!" Auf dem Bahnsteige nahm der Fürst mehrere Tträuße aus Damenhänden entgegen. — Auf der Reise von Kissingen nach Varzin kam am Mittwoch Fürst Bismarck durch Berlin. Die am Anhalter Bahnhof Anwesenden begrüßten ihn ehrfurchtsvoll und begleiteten ihn bei der Abfahrt über die Verbindungsbahn nach dem Stettiner Bahnhofe mit
dreimaligem Hoch. Hier erschien der Fürst am offenen Fenster. Man drängte sich dicht an den bekannten Salonwagen heran. Eine Dame überreichte dem Fürsten ein Veilchensträußchen, das dieser dankend entgegennahm. Als der Zug die Halle verließ, erscholl ein brausendes anhaltendes Hoch auf den Fürsten. Derselbe sah ungemein wohl und kräftig aus, das Haupthaar und der Bart sind jetzt schneeweiß geworden, die Haltung aber ist stramm und energisch wie nur je in der gesündesten Zeit des ersten Kanzlers
Riesenburg (Westpreußen) 17. Aug. Bei einem Gewitter schlug gestern nachmittag der Blitz in einen Baum, unter welchem 5 Kinder standen. 3 blieben tot, 2 wurden schwer betäubt.
Klausen, 19. Aug. In Koll- mann zwischen Bozen und Waidbruck wurde letzte Nacht durch einen Wildbach die Eisenbahn unterbrochen. 16 Häuser sind zerstört, 39 Menschen sind getötet. Der Verkehr auf der Reichsstraße ist provisorisch hergestellt. (In Kollmann ergießt sich der Grödener Bach in den Eisack.)
Leipzig. Vier verschiedene Fachausstellungen werden zur Zeit der kommenden Michaelismesse in den neuen Räumen der dauern- Gewerbeausstellung abgehalten und zwar je eine vier Tage lang in jeder Messwoche. Diese Sonderausstellungen besteh en darin, daß andenbestimmt en Tagen die Hülfsmaschinen der verschiedenen Gewerbe im Betriebe vorgeführt werden und zwar elangen in der ersten Messwoche die Leder- earbeitungs- und Schuhmachermaschinen, in der zweiten die Metallbearbeitungsmaschinen, in der dritten die Holzbearbeitungsmaschinen und in der vierten Messwoche die Papierbear- beitungs- und Buchbindereimaschinen zur Vorführung. Den Ausstellern ist durch die Einrichtung sehr genützt, weil sich zur Zeit der Messe besonders viel kauflustige Interessenten in Leipzig aufhalten.
Die Wei n-Ern l eaussichten lassen in diesem Jahr am Rhein wieder viel zu wünschen übrig. Die Kälte des letzten Winters hat im Rheingau größeren Schaden zugefügt. Viele Tausende von Weinstöcken sind völlig zu Grunde gegangen oder werden infolge des Frostes in diesem oder im nächsten Jahr noch zu Grunde gehen. Hiervon sind fast alle Weinbergsbesitzer betroffen. In manchen Gemarkungen erreicht der Verlust drei Viertel der Lagereben und ein Viertel der sämtlichen Weinstöcke. Am stärksten haben die alten Stöcke gelitten. Selbst bei fortdauernder günstiger Witterung wird in diesem Jahr nur aus einen drittel bis einen halben Herbst zu rechnen sein.
Die heurigen Ob staussichten. Durch Anfrage bei über 450 Obstzüchtern aus allen Teilen Deutschlands über die Obsteruteaussichten für Aepfel, Birnen, Zwetschgen, Pflaumen, Walnüsse und über die Weintrauben hat der praktische Ratgeber in Obst- und Gartenbau eine sehr umfangreiche und zuverlässige Uebersichts« tabelle zusammengebrachl, der zu enlnehmen ist, daß sich die Obsternleaussichten, die im Anfang nach der Blütezeit sehr günstig waren, last überall vermindert haben. Halbentwickelie Früchte sind in Masse abgefallen, jedenfalls infolge des ungünstigen nassen Wetters. Doch ist immer noch ein guter Obstertrag zu erwarten Die Aepfel lassen in Württemberg kaum eine Mittelerntc erwarten. Auch in der Maingegend und manchen Gegenden von Hessen-
Nassau steht es nicht besser Dagegen lassen Baden und Elsaß-Lothringen eine gute Mittelernte, Bayern (mit Ausnahme der Maiiigcgend), die Pfalz und Hessen- Darmstadt eine gute Ernte erwarten. In der Rheinprovinz und Westphalen stehen die Aepfel ungleich, im Durchschnitt mittel. Ziemlich gut stehen sie in Thüringen, Schlesien. nahezu gut in Hannoüer, Schleswig-Holstein. Mecklenburg. Pommern ; West- und Ostpreußen melden gute und sehr gute Aussichten für Aepfel. Die Birnen stehen in ganz Süddeutschland gut mittel, in Mitteldeutschland ziemlich gut. Hannover, Oldenburg, Schleswig- Holstein und Mecklenburg dürfen sogar recht gute Birn-Erträge erwarten. In Pommern und Preußen stehen die Aussichten etwas geringer, aber immer noch gut. Pflaumen und Zwetschgen liefern Heuer den reichsten Ertrag. Die Hauptgegend für diese Obstsorte, Thüringen, Sachsen, Brandenburg melden guten und recht guten Stand, Baden, Pfalz, Elsaß und Hessen - Darmstadt melden gut und reichlich mittelgut. Hannover, Rheinprovinz und Westphalen stehen etwas geringer. Ungünstig dagegen lauten die Nachrichten über die Weintrauben. Die Reben haben von Frost vielfach gelitten; der Ansatz ist gering und bei dem nassen und kalten Wetter sielen die Beeren vielfach ab, so daß die Quantitäten fast überall geringe werden. Ueber die zu erwartende Güte des Weines läßt sich noch kein Urteil abgeben, doch sind bis jetzt die Aussichten auf gute Qualität gering.
Zur Brotsrage.
Wie wir bereits meldeten, hat sich das Staalsministerium nicht entschließen können, aus eine teilweise oder ganze Aufhebung der Gelreidezölle cinzugehen. Dem „Reichsanzeiger" zufolge sind für diesen Entschluß folgende Erwägungen maßgebend gewesen: Die an das ungünstige Wetter der letzten Wochen geknüpften Befürchtungen einer ungenügenden Versorgung des Landes mit Nahrungsstoffen entbehren der hinreichenden Begründung. Ebensowenig wie im Frühjahre liegt im gegenwärtigen Augenblicke, in welchem noch nicht einmal die Roggenernte überall beendet ist, ein Grund vor, die Hoffnung aufzugeben, daß der Gc- samternleertrag hinter dem Durchschnittsergebnis früherer Jahre nicht Zurückbleiben werde. Den lauten Klagen über die Behinderung der Erntearbeiten durch die Ungunst ddr Witterung stehen zahlreiche Meldungen über einen reichlichen Erdrusch des eiiigebrachten Korns gegenüber. Ein völlig zutreffendes Bild über den Ertrag der Ernte wird sich erst nach ihrer Beendigung gewinnen lassen, und für die Frage, ob ein Mangel an Nahrungsstoffen zu besorgen sei, wird insbesondere das thatsächliche Ergebnis der Kartoffelernte ins Gewicht fallen. Wenn auch die bisherige Entwicklung der Kartoffelfrucht in manchen Gegenden durchaus nicht befriedigt, so entbehrt doch zur Zeit die Annahme eines völlig ungenügenden Ertrages der Begründung. Auch das von der Kaiserlich russischen Regierung erlassene Verbot der Ausfuhr von Roggen vermag die Forderung einer Herabsetzung oder Aufhebung der Getreidezölle nicht zu unter-